Sonnabend, 2. Oktober 1909:
Nach Weimar übergesiedelt ist der bekannte Verfasser heiterer Militärskizzen und Romane Freiherr von Schlicht (Graf Baudissin).
Sonntag, 20. Februar 1910:
Von Freiherrn v. Schlicht.
Sonntag, 6. März 1910:
Lustiger Abend des Frhrn. v. Schlicht. Der lustige Abend des beliebten, in Weimar ansässigen Schriftstellers Frhrn. v. Schlicht findet am Mittwoch, den 16. März, im Erholungssaal [am Karlsplatz – d.Hrsgb.] statt. Es bedarf sicherlich, bei der großen Popularität des Frhrn. v. Schlicht, dessen Romane und Humoresken von allen Kreisen so gerne gelesen werden, nur dieses Hinweises, um ein volles Haus zu sichern. Frhr. v. Schlicht hat mit seinen Vorlesungen überall großen Beifall gefunden. Für den hiesigen Abend ist ein ganz besonders interessantes und reichhaltiges Programm aufgestellt.
Sonntag, 13. März 1910:
Lustiger Abend des Freiherrn v.
Schlicht. Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin), der am
16. d.M., wie schon verschiedentlich mitgeteilt, im großen
Saale der „Erholung” einen lustigen Abend veranstaltet,
hat bei seinen Vorlesungen, die er fast in allen großen Städten
abgehalten hat, stets den großen Beifall des Publikums und der
Presse gefunden. So schreibt der „Generalanzeiger für
Halle”: „Es war wirklich ein lustiger Abend, den seine
Zuhörer und Zuhörerinnen ihm gestern abend zu verdanken
hatten. Graf Baudissin hat hier viel Verständnis gefunden und
erzielte sehr lebhaften Beifall, er wird daher wissen, daß er
hier gern wieder willkommen geheißen wird, wenn sein Weg ihn
künftig einmal wieder hierher führt.”
In der
„Wiener Mittagszeitung” heißt es: „Der
Verfasser liest einige seiner schneidigen Militärskizzen, daß,
nach Wippchen, kein Zwerchfell tränenleer bleibt und so
messerscharf, daß es oft gehörig ins Fleisch geht. Die von
eigenartigem Humor erfüllten Dichtungen des trefflichen Poeten
versetzten die Zuhörer in fröhlichste Laune und übermütige
Stimmung. Sein Vortrag ist bärbeißig trocken und listig,
mit Resten soldatischen Jargons und er gewinnt seine Zuhörer
schnell und sicher.”
Und in dem „Hamburger
Fremdenblatt” heißt es: „Die fast alle frei aus dem
Kopfe vorgetragenen Humoresken riefen Stürme der Heiterkeit
hervor, die am Schlusse des Vortrages von lebhaften
Beifallskundgebungen für den sympathischen Dichter abgelöst
wurden.”
Mittwoch, 16. März 1910:
Lustiger Abend des Freiherrn v. Schlicht. Freiherr von Schlicht wird an seinem lustigen Abend am 16. d.M. in der „Erholung” u.a. auch seine köstliche Humoreske „Raps” vortragen, die Marzell Salzer am 12. November v.J. im neuen Palais zu Darmstadt vor dem Großherzog und vielen anderen Fürstlichkeiten vorgelesen hat. Marzell Salzer schreibt darüber an den Verfasser: Die Herrschaften waren entzückt und namentlich Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder unseres Kaisers, „tirilierte” vor Lachen. Freiherr von Schlicht bittet uns noch besonders mitzuteilen, daß sein Vortrag nichts bringen wird, was nicht auch alle Weimarer Mädchenpensionate ruhig und getrost mit anhören können.
Freitag, 18. März 1910:
Im Erholungssaale gab gestern der
bekannte humoristische Schriftsteller Freiherr von Schlicht (Wolf
Graf von Baudissin), der seit kuzem in Weimar lebt, vor einem äußerst
zahlreichen Publikum einen Lustigen Abend. Der Erfolg war ein ganz
bedeutender. Schon mit der entzückenden kleinen Humoreske
„Verrückt”
hatte Freiherr von Schlicht das Publikum gewonnen. Man lächelte
zuerst, dann lachte man leise, hierauf lachte man laut und
schließlich kam man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Freiherr
v. Schlicht ist kein Rezitator, der die Pointen besonders dick
unterstreicht. Er liest seine Arbeiten schlicht und einfach, und
gerade dadurch wirken sie äußerst originell und
ursprünglich. Die Geschichten des Freiherrn v. Schlicht atmen
einen herzerquickenden Humor. Mit liebenswürdiger und nie
verletzender Satire weiß er über die kleinen Schwächen
der Offiziere herzuziehen und mit drastischem Witz erzählt er
Erlebnisse aus der Kaserne. Die Geschichten von dem Soldaten, der
sich nicht wäscht, und von den Hosen
des Musketiers Meier lösten unbändige Heiterkeit aus. Auch
„Der Herr Baron”,
„Raps”, „Die leutselige Exzellenz” und „Die
Staubwolke” fanden großen Beifall. Die lustige
Erzählung von dem roten Foulardkleid,
die demnächst in dem Buche „Die
Frau und meine Frau”, aus dem wir bereits ein Stück
abgedruckt haben, erscheinen wird, zeigte, daß Frhrn. v.
Schlichts graziöser und treffsicherer Humor nicht nur in
militärischen Schnurren zum Ausdruck kommt. Einige drastische
Anekdoten beschlossen die genußreiche Vorlesung, mit der
Freiherr v. Schlicht seiner fröhlichen Kunst sicherlich
zahlreiche neue begeisterte Anhänger geschaffen hat.
H. I.
Sonntag, 8.Mai 1910:
„Die Frau und meine Frau.” Lustige Ehegeschichten von Freiherrn von Schlicht. (Verlagsbuchhandlung Max Seyfert in Dresden.)
Das neuste Buch von Freiherrn von Schlicht, die lustige Geschichtensammlung „Die Frau und meine Frau.”, gehört zu dem Besten, was der erfolgreiche Schriftsteller geschrieben hat. Mit unnachahmlichem Humor geißelt Freiherr von Schlicht die kleinen Schwächen der modernen Frau. Bei jeder Geschichte merkt man, daß es ihm fern liegt, die Frau in ihren heiligsten Gefühlen zu verletzen. Er ist vielmehr
ein begeisterter Verehrer und Freund des schwachen Geschlechtes. Der Verfasser erklärt in der Vorrede u.a.: „Die Fehler und Schwächen eines Menschen sind seine Vorzüge, gibt es etwas Reizenderes und Anmutigeres als eine schöne Frau, die nicht weiß, was sie will?” Und er hat recht! Man braucht nur die 12 espritvollen Geschichten in dem Bande „Die Frau und meine Frau” zu lesen, um ihm vollkommen zuzustimmen. Die eine Geschichte: „Wenn Frauen nichts haben” ist den Lesern unserer Zeitung bereits bekannt. Auch in den anderen Teilen des neuen Buches plaudert Freiherr von Schlicht so geistreich und amüsant, weiß er so graziös von den oft unbegreiflichen Einfällen der Frauen zu erzählen, daß man im hohen Grade gefesselt ist. Das Buch wird sicher bei Herren und Damen vielen Beifall finden. Freiherr von Schlicht hat mit „Die Frau und meine Frau” gezeigt, daß er nicht nur ein trefflicher Schilderer des Soldatenlebens ist, sondern daß er auch als guter Beobachter und ein feiner Menschenkenner gelten darf.
H.L.
Donnerstag, 25.August 1910:
Weimar.Landesztg. v. 25.8.1910 Weimar.Landesztg. v. 27.8.1910 Weimar.Landesztg. v. 31.8.1910 |
Weimar.Landesztg. v. 3.9.1910 Weimar.Landesztg. v. 7.9.1910 Weimar.Landesztg. v. 13.9.1910 |
„Im bunten Rock”, das bekannte Militär-Lustspiel, das am Donnerstag im hiesigen Residenztheater zur Aufführung gelangt, ist vom Freiherrn v. Schlicht, wie dieser uns auf unsere Anfrage hin mitteilt, im Sommer 1902 in gemeinsamer Arbeit mit Franz von Schönthan in Wien geschrieben worden und erlebte seine Uraufführung am 4. Oktober desselben Jahres am Kgl. Schauspielhaus in Berlin und zwar mit einem so durchschlagenden Erfolg, daß das Lustspiel dort alles in allem mehr als 80 mal gespielt werden konnte. Der Kaiser hat sich das Stück achtmal angesehen, die Kaiserin mit den Prinzen sogar noch öfter. Im Winter 1905 kam der „Bunte Rock” an das Berliner Theater, von dort an das Theater des Westens und auf dem Umweg über die beiden Schiller-Theater an das Friedrich-Wilhelmstädtische Schauspielhaus, wo es im letzten Winter 40 Aufführungen erlebte und wo es in der bevorstehenden Saison von neuem auf dem Spielplan erscheinen wird. Alles in allem ist der „Bunte Rock” allein in Berlin weit über 500 mal gegeben worden und ist nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland eins der zugkräftigsten Stücke gewesen. In Wien im Deutschen Volkstheater spielte Helene Odilon mehr als 70 mal die Hauptrolle und im Kaiserlichen Theater in Petersburg feierte Jenny Groß in der Hauptrolle die größten Triumphe in Gegenwart des Zaren und der ganzen kaiserlichen Familie. In Amerika sind drei Gesellschaften mit dem Stück gereist und soviel Frhrn. v. Schlicht bekannt ist, gibt es von allen Städten, in denen Deutsche wohnen und in denen deutsche Theaterstücke aufgeführt werden, auf der ganzen Welt nur eine einzige, in der der „Bunte Rock” noch nicht gespielt wurde, und das ist Weimar. Nunmehr wird auch das Weimarer Theaterpublikum das amüsante Lustspiel kennen lernen. |
„Im bunten Rock”Aufführungen im Residenz-Theater zu Weimar |
25., 28., 31.Aug., 3.,7. und 13. Sept. 1910 |
Besetzungsliste: | ||
Fabrikant Wiedebrecht.
|
Herr Dir. Victor Horwitz |
Sonnabend, 27.August 1910:
Residenztheater. Aus dem Bureau des Residenztheaters [im Brühl – d.Hrsgb.] wird uns geschrieben: Sonntag geht das hier mit so großem Erfolg ausgezeichnete Lustspiel „Im bunten Rock” zum zweiten Mal in Szene.
„Im bunten Rock”, Lustspiel in 3 Akten von Franz v. Schönthan und Freiherrn v. Schlicht.
Das Militärlustpiel „Im bunten Rock” von Schönthan und Freiherrn von Schlicht, das zu den besten Werken seines Genres gehört, kam gestern endlich auch in Weimar zur Aufführung und fand hier, wie allerwärts, vor einem beinahe ausverkauften Hause stürmischen Beifall. Freiherr von Schlicht wohnte selbst der Aufführung bei. Nach dem zweiten Akte wurden ihm lebhafte Ovationen dargebracht. Das Publikum amüsierte sich aufs beste über die schneidigen Liebesattacken des feschen Husarenleutnants Viktor von Hohenegg, über das muntere Geplauder der amerikanischen Millionenerbin Anny Clarkson, über den täppischen Einjährigen Hans Wiedebrecht, der konsequent das falsche tut, über den gutmütigen, mit einer Affenliebe an seinem Sohn hängenden Fabrikanten Wiedebrecht, über das Soldatenkind Betty von Hohenegg, das das ganze Exerzierreglement auswendig kann, und über die sonstigen gut beobachteten und mit Humor gezeichneten Gestalten aus dem militärischen und dem Zivilistenkreise. Der drastische Humor, der in allen Arbeiten des Freiherrn von Schlicht zum Ausdruck kommt und die bewährte Bühnentechnik Franz von Schönthans zeigen sich auch im Bunten Rock, der nicht unverdient heute noch zu den zugkräftigsten Theaterstücken gehört, trotzdem er bereits im Jahre 1902 erschien. Herr Direktor Horwitz hatte das Stück mit viel Sorgfalt einstudiert, so daß alles ausgezeichnet klappte. Fräulein Fels bewährte sich in der Rolle der Anny Clarkson wieder als gewandte und liebnswürdige Darstellerin von hohen Qualitäten. Mehrere Blumenspenden wurden ihr als Lohn für ihre hoch zu bewertende Leistung. Fräulein Richter war als Betty von Hohenegg ausgezeichnet. Sie stellte ein frisches Soldatentöchterchen auf die Bretter, dem man gut sein mußte. Herr Diedrich ging als Husarenleutnant Viktor von Hohenegg mit vielem Temperament ins Zeug, so daß man an seiner trefflichen Darbietung viel Freude haben konnte. An Stelle des erkrankten Herrn Ebert spielte Herr Warncke vom Fürstlichen Theater in Sondershausen den Einjährigen Wiedebrecht mit bestem Gelingen. Direktor Horwitz hatte als Fabrikant Wiedebrecht sehr rasch wieder die Lacher auf seiner Seite. Den verkrachten Assessor Gollwitz gab Herr Erlecke mit dem nötigen Zynismus, während Herr Walther den Sergeanten Krause mit charakteristischen Strichen zeichnete. Die zahlreichen kleinen Rollen waren ebenfalls gut besetzt. Es war ein Erfolg auf der ganzen Linie.
H.I.
Freitag, 2.September 1910
In der gestrigen dritten Aufführung des Militär-Lustspiels „Im bunten Rock” im Residenztheater, die wieder vor einem ausverkauften Haus in Szene ging und vielen Beifall fand, vertrat Fräulein Anna Lotter die Betty von Hohenegg mit bestem Erfolg. Die junge Weimarer Künstlerin traf den richtigen Ton für das schneidige Soldatenkind und spielte mit frischer Laune und bestem Humor. Das amüsante Stück hatte auch gestern wieder einen derartig starken Erfolg, daß bereits am Sonnabend eine Wiederholung stattfinden muß. –
Herrn Direktor Horwitz ist nach der Erstaufführung folgendes Anerkennungsschreiben des Freiherrn v. Schlicht zugegangen:
„Mein sehr verehrter Herr Direktor! Nachdem der „Bunte Rock” nunmehr gestern abend unter Ihrer ausgezeichneten Regie und unter Ihrer Anführung auch in Weimar einen durchschlagenden Lacherfolg erzielt hat, möchte ich doch nicht unterlassen, Ihnen für alle aufgewandte Mühe meinen allerherzlichsten Dank auszusprechen. Gleichzeitig bitte ich Sie aber auch, meinen Dank allen Damen und Herren übermitteln zu wollen, die gestern mitspielten, und von denen eine jede und ein jeder sein Bestes tat und die, ein jeder an seinem Platze, dazu verholfen haben, den „Bunten Rock” zu einem großen Siege zu führen. Mit besten Grüßen und Empfehlungen Ihr dankbar ergebener Freiherr v. Schlicht.”
[Diese Nachricht erschien auch am 3.Sept.1910 in der „Jenaischen Zeitung”. - D.Hrsgb.]
Dienstag, 13.September 1910:
Residenztheater. Aus dem Bureau des Residenztheaters wird uns geschrieben: Morgen gelangt der Schlager der Saison, das unterhaltende Lustspiel „Im bunten Rock” zur Aufführung. Die Spielzeit dauert nur noch bis zum 18.September.
Sonntag, 25.Dezember 1910:
Eine Weihnachtsgeschichte von Freiherrn von Schlicht-Weimar.
Sonntag, 8.Januar 1911:
Von Freiherrn v. Schlicht-Weimar
- - - - - - - -
Weimar. Landesztg. v. 18.8.1911 Weimar. Landesztg. v. 21.8.1911 Weimar. Landesztg. v. 23.8.1911 |
Weimar. Landesztg. v. 27.8.1911 Weimar. Landesztg. v. 31.8.1911 Weimar. Landesztg. v. 2.9.1911 |
Freitag, 18.August 1911: Residenztheater. Am Freitag findet im Residenztheater eine Premierenaufführung für Weimar statt. Frhrn. v. Schlichts, des bekannten Lustspieldichters und hiesigen Mitbürgers, und seines Mitarbeiter Kraatz entzückendes 3aktiges Lustspiel „Liebesmanöver” wird unter sorgfältiger Einstudierung und zielbewußter Leitung des Direktors Herrn Arnim zum erstenmal am hiesigen Platze in Szene gehen. Der Verfasser ist für das hiesige Publikum ja kein Fremder mehr. Erlebte doch im Vorjahre seine Lustspiel „Im bunten Rock” eine ganze Reihe von Aufführungen und einen stürmischen Erfolg. Man darf jedoch mit Recht behaupten, daß alle Vorzüge des glänzenden Lustspieldichters in diesem neuen Stück doppelt hervortreten. Welch eine Fülle herzerwärmender, von sprudelndem Humor durchtränkter Personen führt uns der Verfasser vor Augen. Mit welchem Liebreiz bewegt sich die ganze Handlung und wie fein sind all die tollen Verwechslungen, daraus die komischsten Situationen entstehen, erfunden. Die Direktion des Residenztheaters hätte ihr Lustspielrepertoire nicht glücklicher bereichern können als mit der Erstaufführung von „Liebesmanöver”. Sonntag, 20.August 1911: Residenztheater. Montag, den 21. d.M., findet im Residenztheater die erste Wiederholung des mit ungeheurem Erfolg aufgenommenen Lustspiels „Liebesmanöver” von Freiherrn v. Schlicht und Kurt Kraatz statt. Das Stück ist von solch überzeugendem Humor und so entzückender Handlung, daß ihm von seiten des Publikums wahrhaft enthusiastischer Beifall zuteil wurde. Da das Stück trotz aller Komik äußerst dezent gehalten ist, dürfte dasselbe auch der Damenwelt empfohlen sein. |
„Liebesmanöver”Aufführungen im Residenz-Theater zu Weimar |
18., 21., 23., 25., 27., 31.Aug., und 2.Sept. 1911 |
Besetzungsliste: | |
von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
|
Siegmund Kraus |
Sonntag, 20.August 1911:
Residenztheater. Im Residenztheater fand am Freitagabend vor einem gut besuchten Haus die Erstaufführung des amüsanten Lustspiels „Liebesmanöver”, das unser einheimischer Dichter, Freiherr von Schlicht, gemeinsam mit dem bekannten Schwnkautor Kurt Kraatz verfaßt hat, statt. Schon lange wurde in dem Theater am Brühl nicht mehr so gelacht, wie gestern über die lustigen Vorgänge in dem unterhaltenden und geistreichen Lustspiel. Die Liebesmanöver, die da von den Offizieren veranstaltet werden, schließen alle mit dem vollständigen Sieg beider Teile, denn am Ende empfehlen sich zwei Paare als Verlobte. Die Personen in dem Lustspiel sind alle äußerst humorvoll gezeichnet. Die Handlung ist stets interessant. Die Situationskomik ist recht ergötzlich und auch an guten Witzen ist kein Mangel, so daß das Lustspiel alle Bedingungen, die man stellen kann, aufs beste erfüllt, Die Mitglieder des Residenztheaters gaben alle unter der geschickten Spielleitung des Herrn Direktor Arnim ihr Bestes, um der Novität zu einem vollen Erfolg zu verhelfen. Die Damen Krag, Schubert, Heinz, Lindemann und Jagemann, sowie die Herren Kraus, Stoffregen, von Sohlern und Erlecke leisteten in den Hauptrollen Anerkennenswertes. Das Publikum amüsierte sich aufs beste und spendete lebhaften Beifall. Die Liebesmanöver werden sicher in der nächsten Zeit oft im Residenztheater vorgeführt werden und finden sicherlich viele begeisterte Zuschauer.
Mittwoch, 23.August 1911:
Residenztheater. Am Mittwoch, den 23. August, gelangt im Residenztheater das mit ungeheurem Erfolg hier aufgeführte Lustspiel „Liebesmanöver” von Freiherrn von Schlicht und Kurt Kraatz wiederum zur Aufführung. Der nicht endenwollende Beifall des Publikums ist wohl die sicherste Gewähr für die Qualitäten des von gesundem Humor erfüllten Stückes.
Freitag, 25.August 1911:
Residenztheater. Am Freitag geht im Residenztheater nochmals das hier mit unbestrittenem Erfolg aufgenommene dreiaktige Lustspiel „Liebesmanöver” in Szene. Freiherr v. Schlicht, der Verfasser des Stückes, schickt aus Berchtesgaden folgendes Telegramm: „Lese in spät erhaltener Deutschland erst heute in Berchtesgaden von dem großen Erfolg des „Liebesmanöver”. Ihnen und allen Mitwirkenden herzlichen Dank für die auf die Vorstellung verwandte Mühe, hoffe nach Rückkehr Anfang September noch einer Vorstellung beiwohnen zu können. Gruß und nochmals Dank. Freiherr von Schlicht.” (Orignal siehe bei Grimm, Wielandstraße.)
Sonntag, 27.August 1911:
Residenztheater. Am Sonntag, den 27. August, geht zum letzten Male das anmutige, hier mit großem Beifall aufgenommene dreiaktige Lustspiel „Liebesmanöver” von Freiherrn v. Schlicht und Kurt Kraatz in Szene. Das Stück wurde von der hiesigen Presse, sowie auch von einer Anzahl auswärtiger Zeitungen so glänzend rezensiert, daß es sich von selbst empfiehlt. Das herzliche Lachen im Zuschauerraum, sowie der stürmische Beifall des Publikums zeugten bei den bisherigen Aufführungen von den Qualitäten des reizenden Lustspiels.
Donnerstag, 31.August 1911:
Residenztheater. Direktor Arnim teilt uns mit, daß am Donnerstag, um einer Reihe an ihn ergangener Wünsche gerecht zu werden, Freiherr v. Schlichts hier mit großem Lacherfolg bereits fünfmal gegebenes Lustspiel „Liebesmanöver” noch ein letztes Mal aufgeführt wird. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Freiherr v. Schlicht, der heute von der Reise zurückkehren wollte, dieser unwiderruflich letzten Aufführung seines reizenden Lustspiels beiwohnen wird.
Sonnabend, 2.September 1911:
Residenztheater. Als 4. Volksvorstellung geht am Sonnabend Frhrn. v. Schlichts, unseres einheimischen Dichters, reizendes Lustspiel „Liebesmanöver” in Szene. Das Stück hatte hier einen so unbestrittenen Erfolg, daß es sich von selbst empfiehlt. Es wird ratsam sein, sich beizeiten mit Eintrittskarten zu versehen.
- - - - - - - -
Sonntag, 24.September 1911:
Sonntag, 22.Oktober 1911:
Freiherr von Schlicht, der am Freitag den 27. d.M., in der „Erholung” seine lustigen Militär- und Ehestandsgeschichten vorlesen wird, hat bei seinen bisherigen zahlreichen Vortragsabenden, die ihn fast durch alle großen Städte Deutschlands führten, überall den Beifall des Publikums und der Presse gefunden. So heißt es in der „Halleschen Allgem. Ztg.”: „Freiherrn von Schlichts heitere Muse bereitete gestern abend einem großen Kreis Zuhörern eine köstliche Freude. Selbst den größten Misanthropen müssen diese lustigen Soldatengeschichten zum Lachen bringen, müssen ihn den Weltschmerz vergessen lassen, wenn er eben nicht ganz gefühllos geworden ist. Die Zuhörer spendeten ihm lebhaften Beifall, dankbar dafür, eine Stunde köstlich unterhalten zu sein und in der Hoffnung, bald wieder etwas von Freiherrn von Schlicht selbst hören zu können.” —
In der „Stettiner Ostsee-Zeitung” heißt es: „Sein Spott verbittert nicht und seine Satire verletzt nie. So fehlt es nicht an vergnügten Minuten und an zwerchfellerschütternden Momenten, und als Freiherr von Schlicht den Abend schloß, nachdem er noch einige Anekdoten zum Besten gegeben hatte, dankte ihm wärmster Beifall.” —
Und in der „Posener Zeitung” lesen wir: „Mit wenigen Sätzen baut er die Situation auf und versteht es treffsicher, zu pointieren. Geschichten aus dem Alltag sind es, die sein stark ausgeprägter Sinn für Humor irgendwo aufgespürt haben mag. Sie können heute und alle Tage hier und da passieren, und wir selbst erleben wohl viele ähnliche Sachen, nur wir gehen mit Ernst und Würde daran vorüber an den tausend kleinen grotesken Zügen des Lebens, die nicht mit Tiefgründigkeit zu begreifen sind, sondern indem man sich über sie lustig macht. Schlicht zeigt sie uns auf, und wir sollten davon lernen und ihm dafür dankbar sein.”
Donnerstag, 26.Oktober 1911:
Vortragsabend Freiherrn v. Schlichts. Freiherr von Schlicht bittet uns, mitzuteilen, daß der Vortragsabend in der „Erholung” am 27. d.M. präzise um 8 Uhr beginnt und daß die Saaltüren während der einzelnen Vorträge geschlossen bleiben, so daß Späterkommende nur in den Zwischenpausen Eintritt erhalten können. Ferner werden wir gebeten, mitzuteilen, daß der Freiherr v. Schlicht-Abend nun doch nur ein Schlicht-Abend wird, da Herr Hofschauspieler Wettag durch seine Berufspflichten im letzten Augenblick verhindert worden ist, die Gedichte des hiesigen Dichters Eekbo zum Vortrag zu bringen.
Freitag, 27.Oktober 1911:
Schlicht-Abend. Wir wollen nicht unterlassen, noch einmal daran zu erinnern, daß am Freitagabend Frhr. v. Schlicht im großen Erholungssaal lustige Militär- und Ehestandsgeschichten vorliest. Alle Feinde des Griesgrams werden sich an diesem Abend des beliebten Schriftstellers, der bekanntlich hier in Weimar lebt, ein Stelldichein geben.
Sonntag, 29.Oktober 1911:
Kunst und Wissenschaft
Im dicht besetzten großen Erholungssaal las am Freitagabend unser einheimischer Dichter Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf Baudissin) vor einem gewählten Auditorium eigene Werke vor. Der Humor des Grafen Baudissin ist in ganz Deutschland bekannt. Die Arbeiten des stets amüsanten Schriftstellers finden immer reißenden Absatz. Freiherr v. Schlicht kann noch so viel schreiben, seine Werke weren stets von neuem interessieren, denn seine liebenswürdige und originelle Art, sich über die Schwächen seiner Mitmenschen lustig zu machen, amüsiert immer aufs neue, In diesen Tagen ist erst wieder ein Humoreskenband „Achtung, Richtung, Vordermann” und ein neuer Roman von ihm, „Fräulein Fähnrich”, erschienen, auf die wir an dieser Stelle noch zurückkommen werden.
Freiherr v. Schlicht begann gestern mit seiner gemütvollen Weihnachtserzählung „Meiers Urlaub”, die im vorigen Jahre auch in der Weimarischen Landeszeitung „Deutschland” erschienen ist. Es folgte die prächtige Humoreske „Leutnant Ritters Badereise”, die viel belacht wurde. Die drastische Skizze „Auf Dienstbotensuche” ist den Lesern unseres Blattes ebenfalls bekannt. Recht ergötzlich waren „Der Gedanke Seiner Hoheit” und „Leutnant Bennwitz”. Nach der Pause gab Freiherr v. Schlicht zwei außerordentlich geistreiche Ehegeschichten „Warum immer gleich so” und „Ich meine doch nur” zum besten. Den Schluß des genußreichen Abends bildete die zwerchfellerschütternde Geschichte „Von Meiers Hosen”, bei der das Publikum nicht aus dem Lachen kam.
Freiherr v. Schlicht ist kein Berufsrezitator. Aber gerade die einfache, natürliche und ungekünstelte Art, mit der er seine Werke vorträgt, wirkt sympathisch und unmittelbar. Die Pointen werden nicht dick unterstrichen, sondern mit einer selbstverständlichen Nonchalance gebracht und trotzdem verpufft nicht das Geringste unbemerkt. Das Publikum amüsierte sich ausgezeichnet und gab seinen Dank durch reichen Beifall zu erkennen. Die Wasmundsche Kunsthandlung konnte ihren Vortragszyklus nicht besser beginnen, als mit dem gestrigen Schlicht-Abend.
Donnerstag, 14.Dezember 1911:
Was ist Humor? Wohl jeder liebt ihn, doch keiner kennt ihn gründlich. Das stellt sich gleich heraus, wenn man versucht, den Humor zu definieren, wie es bisher schon viele vergeblich versucht haben. Die französische Monatsschrift „La Revue” hat nun, um der Beantwortung dieser Frage näher zu kommen, die Rundfrage „Was ist Humor?” einer Reihe deutscher, französischer und englischer Schriftsteller vorgelegt, und wenn dabei auch keine Definition des Humors herausgekommen ist, finden sich unter den Antworten doch recht viele gute Bemerkungen über das Wesen des Humors.
Thomas Mann glaubt von dem Humor, daß er unter den romanischen Völkern nicht besonders gut gedeihen kann, weil zum romanischen Geiste die die strenge Beobachtung der Form gehört. Daher wandelt er sich im Lande Voltaires und Anatole Frances in Ironie um.
Wolf Graf Baudissin, bekannt unter dem Decknamen Freiherr v. Schlicht in Weimar, der Verfasser vieler Militärhumoresken, bekennt, daß er den Humor nicht zu definieren imstande ist, und fügt von dem seinen hinzu, daß er meistens mit Satire gepfeffert sei, und daß Humor ohne Satire geistreich-harmlos sei, während Satire ohne Humor nichts ist, als Karikatur. Im übrigen erklärt er Wilhelm Busch für den unter unseren Humoristen, der ewig leben wird.
[Es folgen noch die Aussagen einiger französischer und englischer Autoren.]
Mittwoch, 24.Januar 1912:
Sonnabend, 10.Febr. 1912:
„Unverstandene Frauen”, Verlag Max Seyfert, Dresden, Preis 2Mk., eleg. geb. 3 Mk., von Freiherrn von Schlicht.
Seinen beiden bekannten Büchern „Die Frau und meine Frau” und „Die süßen kleinen Mädchen” hat Freiherr v. Schlicht im Verlage von Max Seyfert, Dresden, soeben unter dem Titel „Unverstandene Frauen” das letzte Buch dieser Art nachfolgen lassen, das ebenso wie die beiden vorhergegangenen des Beifalls zahlreicher Leser sicher sein darf. Auch in diesem Buch zeigt sich der vortreffliche Kenner der Frauen, und der Stoff gibt ihm Veranlassung, über die Schwächen der Frauen seine satirische Geißel zu schwingen. Das Motto der drei Geschichten lautet: „Je weniger eine Frau ihren Mann versteht, um so unverstandener fühlt sie sich.” Und eine jede der drei Erzählungen schließt mit den Worten: „Wenn ein Frau liebt, glaubt sie alles und eine unverstandene Frau glaubt am allerleichtesten, denn wenn sie nicht so leichtgläubig wäre, wie könnte sie da in Wahrheit glauben, unverstanden zu sein.” Das weiß nur eine Frau — wenn sie es weiß. Aber selbst wenn eine Frau es nicht weiß, glaubt sie es dennoch zu wissen und gerade deshalb oder trotzdem fühlt sie sich „unverstanden” und es ist ja auch für viele Frauen so „wahnsinnig” interessant, sich und anderen einreden zu können: „Mein Mann versteht mich nicht.”
Freiherr v. Schlicht schildert in dem vorliegenden Band drei verschiedene Typen dieser unverstandenen Frauen, und der Stoff bringt es mit sich, daß dabei auch das Erotische gestreift wird, aber schon der Name des Verfassers bürgt dafür, daß das in durchaus diskreter, niemals verletzender Weise geschieht, so daß niemand daran Anstoß nehmen kann.
Auch äußerlich ist der Band sehr hübsch ausgestattet, und die äußerst wirksame Umschlagszeichnung ist diesmal von Louis Usabal, dem bekannten Zeichner der „Lustigen Blätter”, ausgeführt worden.
Mittwoch, 25.Dezember 1912:
Mittwoch, 25.Juni 1913:
Freiherr von Schlicht. Der Vortänzer bei Hofe. Roman. (Verlag von B. Elischer Nachf., Leipzig.)
Mit dem wahren Denken und Fühlen. dem geheimsten „Dichten und Trachten” hoher und höchster Herrschaften vertraut, läßt der Autor in seinem neusten Werke einen ebenso köstlichen wie erbittert geführten Kleinkrieg „bei und um Herzogs herum” entbrennen, einen Krieg, der zwar in einer gestrengen Frau Oberhofmeisterin ein „hervorragendes” Opfer fordert, dafür aber bei Friedensschluß so erfreuliche Früchte zeitigt, daß man um dieser Früchte willen der enragierteste Kriegsfreund werden könnte! Und man darf hier wirklich einmal von „atemloser Spannung” reden, wenn man das rege Interesse bezeichnen will, das einen die schneidigen Feldzugsoperationen dieses kleinen Rackers, der entzückenden Prinzessin Rena, und ihres nicht nur getreuen, sondern auch höchst erfinderischen Generalstabschefs, des flotten Vortänzers Hans Joachim v. Köttendorf, geradezu abzwingen. Und wenn auch die Fülle der Nebenfiguren, der lustige Leutnant von Scharfenberg mit seiner unsicher, sicher erbenden Christiane, der regierende Herzog mit den vielen niedlichen Liaisons, die bildhübsche Hofdame Ursula v. Rengwitz, die am Ende eine richtige Durchlaucht wird, der kammerherrliche Ober-Protz und all die anderen, ungemein lebendig wirkt, die „triumphierende Karte” (natürlich Coeur-Trumpf) bleibt doch die süße Prinzeß und ihre originelle Liebeserklärung, die eine allerglücklichste Mesalliance ahnen läßt!
Mittwoch, 15.Oktober 1913:
Freiherr von Schlicht, Kaisermanöver! Militärische Humoresken. (Verlag B. Elischer Nachfolger, Leipzig.)
Vor diesem Schlicht ist kein Gedanke sicher, kein Gedanke, der geboren ward hinter frechen Leutnants- und erhab'nen Exzellenzstirnen, in hohen Unteroffiziers- und ganz gemeinen Mannschaftsschädeln! So stehen denn auch im vorliegenden Bande gar viele Sünder in betrübender Nacktheit vor uns. Aber selbst sanfte Herzen können fehlen. Wie könnte sonst ein hundefreundlicher Offizier eine richtige Exzellenz durch die sich mit unheimlicher Geschwindigkeit bis zur heiligen Siebenzahl vervielfältigende „Wally” beinahe zum Mörder werden lassen? Und wie könnte der „selten befähigte” Leutnant v. Berghaus, der sich „zuweilen” v. Müller nennt und trotzdem in wohldurchdachter Rede den Beweis erbringt, daß er sich bei diesem zuweilen ganz logischerweise v. Schulze nennen muß, seinen ahnungsvollen Kommandeur so schanderös belügen?! Aber wiederum, warum sollte er nicht, wo doch selbst das schwächere Geschlecht mit unerhörter Dreistigkeit einem gestrengen Oberst ein Schnippchen schlägt und den alten Herrn und Vater glatt überrumpelt!!
Mittwoch, 18. bis 21.Febr. 1914:
Anzeige in der „Weimarer Landeszeitung Deutschland” wegen des Verkauf eines großen Büfetts.
Sonntag, 22.Febr. 1914:
Donnerstag, 21.Mai 1914:
. . . . .
. . . . .
Im gleichen Sinne, nur umfangreicher, in Form eines fesselnden, personenreichen Romans, zeigt sich als ein doch stets vornehm unterhaltendes Buch der neuste humoristische Roman des Frhrn. v. Schlicht: „Leutnant Mucki”. Der Verfasser bedeutet für die Gegenwart, was einem vorangegangenen Geschlecht v. Winterfeldt war. (Wie der Nachfolger heißen wird, wer weiß es heute schon?) Die leicht flüssige, prachtvoll unterhaltende Schreibweise des Verfassers ist zu bekannt, als sie noch besonders empfehlender Worte bedürfte. Von den Werken des Frhrn. von Schlicht, der die Grenzen seiner schönen Begabung niemals überspringt, wurden bisher rund über 100,000 Exemplare nicht bloß gelesen, aus Leihbibliotheken entliehen, sondern wirklich verkauft. Das genügt wohl. Man schöpft daraus das tröstliche Bewußtsein, daß auch die Schreibarbeit eines zeitgenössischen Schriftstellers, wenn er sich eben auf seine Kunst und auch auf die Neigungen seiner Leser versteht, noch immer einen „goldenen Boden” hat. . . .
Dienstag, 1.Dez. 1914:
Scherffs Lichtspielhaus. Mit dem vom Dienstag, den 1., bis Freitag, den 4.Dezember, angesetzten Spielplan werden wir diesmal durch eine Premiere überrascht werden, der man in den weitesten Kreisen Weimars mit Erwartungen und Interesse entgegensieht. Es handelt sich in diesem Falle um ein Werk unseres sehr geschätzten Weimarer Schriftstellers und Humoristen Frhrn. v. Schlicht. „Leutnantsstreiche” betitelt sich die lustige zweiaktige Komödie, die uns da im Film vorgeführt wird und dank ihres humorvollen Inhalts dazu beiträgt, den Besuchern eine höchst anregende Unterhaltung zu bieten, um ihnen für einige Zeit den Ernst der Gegenwart vergessen zu machen.
Der Autor führt uns in seiner dramatischen Novelle in die Regionen eines kleinen Hofstaates hinein, aus dessen würdevollem Rahmen der Held des Ganzen, ein junger, flotter Offizier, in seiner herzensfrischen Naivität, gleich einem lustigen Kobold, hervortritt. Beim Herzog mag es der mimende Marsjünger um etwas versehen haben, denn nach dessen Willen soll ihm die Gunst, die Hofluft zu atmen, versagt bleiben, allein in ihrem Banne lebt und webt ja gerade jener Magnet, durch den der junge Offizier sich angezogen fühlt. Voll schlauer List weiß es der Hofverbannte geschickt anzustellen, den Herzog wiederholt zu täuschen, und so in die Nähe des geliebten Gegenstandes zu kommen, bis eines Tages die Entdeckung naht und reuevolle Beichte vor dem Herzog stattzufinden hat, der in seiner alles vergebenden Huld zwei liebende Herzen glücklich macht.
Der reizende Film ist bereits in Berlin, Hamburg und Leipzig mit den größten Erfolgen aufgeführt worden und wird sicherlich auch hier Beifall finden.
Donerstag, 3.Dez. 1914:
Scherffs Lichtspielhaus. Bei vollbesetztem Hause fand gestern die Erstaufführung von Freiherrn v.Schlichts Film „Leutnantsstreiche” statt, und erzielte großen Beifall. Dasselbe gelangt noch nebst dem anderen hochinteressanten Spielplan bis inklusive Freitag zur Vorführung.
Donnerstag, 11.Febr. 1915:
„Unsere Feldgrauen”, von Freiherr von Schlicht. (Verlag von O. Janke, Berlin.) Preis 1 Mk., Umschlagzeichnung von Ernst Heilemann.
Unter dem Titel „Unsere Feldgrauen” hat der in den weitesten Kreisen bekannte Freiherr v. Schlicht einen Band Kriegsnovellen in dem Verlag von O. Janke, Berlin, zu dem außerordentlich billigen Preise von nur 1 Mk. erscheinen lassen, die in geradezu hervorragender Weise geeignet sind, unseren Verwundeten in den Lazaretten, oder unseren braven Kriegern an die Front gegeben und gesandt zu werden. Aber auch jeder, der einen Angehörigen draußen vor dem Feinde stehen hat, wird diese Novellen mit aufrichtiger Freude lesen, denn sie sind mit dem Herzen geschrieben und werden deshalb auch sicher den Weg zu den Herzen finden. Welchen Anklang der mit einer sehr hübschen Umschlagzeichnung von Ernst Heilemann ausgestattete Band überall gefunden hat, geht zur Genüge wohl daraus hervor, daß schon jetzt von den Novellen die dritte Auflage erschienen ist, obgleich der Band erst vor wenigen Wochen zur Ausgabe gelangte. Wir behalten uns vor, demnächst mit gütiger Erlaubnis des Verfassers eine der Novellen in unserem Blatte zum Abdruck zu bringen. Auf jeden Fall sei heute wärmstens auf diese außerordentlich spannend geschriebenen Novellen hingewiesen.
Dienstag, 30.Jan. 1917:
Zum 50. Geburtstage Frhrn. von Schlichts.
Am 30.Januar feiert der unter dem Namen Frhr. v. Schlicht bekannte Humorist Wolf Graf v. Baudissin seinen 50. Geburtstag. Graf Baudissin, in Schleswig geboren, besuchte das Gymnasium zu Schleswig-Altona, um dann Offizier zu werden. Schon während dieser Zeit verfaßte er kleine Arbeiten humoristischen Inhalts, durch die er bald bekannt wurde. 1898 nahm er den Abschied und widmete sich ganz der Schriftstellerei. In einer großen Anzahl Arbeiten wurde er seitdem bekannt und beliebt. Die Militärhumoresken, sowie lustige Romane aus dem Militärleben sind seine Spezialität, doch erwies er sich auch in satirischen Schriften über die Frauen als Kenner des weiblichen Geschlechts. Von seinen Humoresken und Romanen sind besonders zu nennen: „Sie will nicht heiraten”, „Das Manöverpferd”, „Meine kleine Frau”, „Der grobe Untergebene”, „Die Fürstengondel”, „Der geplagte Rittmeister”, „Unsere Feldgrauen”, „Der kleine Gerd”, „Der Schrecken des Regiments”, „Im Kreuzfeuer”, „Weit vom Schuß”, „Der Walzerkönig” u.a.m.
Zu seinem 50. Geburtstag gab er einen Erinnerungsband heraus unter dem Titel „Was ich so erlebte” (Verlag O.Janke, Berlin, Preis 2 Mk.), in dem er humorvoll sein Leben schildert. Rein menschliche, militärische und literarische Erlebnisse enthält der Band, der noch besonders dadurch fesselnd wird, daß man in ihm vielen Männern begegnet, die teils schon zu der Zeit, in der Schlicht mit ihnen in Berührung kam, bekannt waren, oder es aber später wurden. Es seien nur Namen genannt wie Moltke, Linsingen, Falkenhayn, Graf Alfred v. Waldersee. Die zahlreichen Freunde der Schlichtschen Muse werden dieses Bändchen mit großer Freude begrüßen.
Es sei Frhrn. v. Schlicht zum 50. Geburtstage alles Beste gewünscht und gehofft, daß er noch oft durch seine lustigen Sachen erfreue!
Sonntag, 19.Juni 1921:
Sonntag, 25.Sep. 1921:
Sonntag, 16.Okt. 1921:
Sonntag, 6.Nov. 1921:
Sonnabend, 12.Nov. 1921:
Marcell Salzer war am Donnerstag wieder einmal nach Weimar gekommen, und sein Ruf, sowie das Bedürfnis, einmal wieder richtig zu lachen, hatten den Saal der „Erholung” dicht gefüllt. Darüber freute man sich besonders, denn Marcell Salzer hatte versprochen, einen namhaften Teil der Einnahmen dem Marie Seebach-Stift zukommen zu lassen. 1000 Mk. konnten dem Altersheim überwiesen werden. Salzer ist und bleibt der beste Humorist am Vortragstisch. Immer weiß er sofort eine behagliche, lustige Stimmung zu erzeugen, und selbst gewagte Sachen (die er übrigens nur ganz selten bringt) verlieren durch Salzers Vortragskunst jede Anrüchigkeit. Wie brachte Salzer wieder seine prosaischen Sachen heraus, z.B. Urbans „Windhund” oder die Thomasche Lausbubengschichte! Auch die „Gründung von Leipzig” weckte stürmische Heiterkeit, und Buschverse weiß keiner so zu gestalten wie Salzer. Und doch macht man an derartigen Vortragsabenden immer wieder die Wahrnehmung, daß wir recht wenig humoristische Dichter haben. Ein Künstler wie Salzer muß schon förmlich suchen, um sein Repertoire mit neuen oder sagen wir weniger bekannten Sachen zu ergänzen. Aber zuletzt bleibt doch immer wieder Busch und Thoma, die allerdings noch lange vorhalten. Wir brauchen deshalb noch nicht ins Ausland zu gehen, haben wir doch auch noch Vischer, Haas, Glasbrenner, Presber, Rosegger, Bormann, Trojan, Reuter, Klaus Grooth, Raabe, Stolle, v.Schlicht, Lichtenberg, Jean Paul, Seidel, Stinde u.a.m. Jedenfalls freut man sich jedes Jahr aufs neue, wenn es wieder heißt: „Salzer kommt!”
Sonntag, 25.Dez. 1921:
Sonntag, 5.Feb. 1922:
Sonntag, 26.März 1922:
Sonntag, 21.Mai 1922:
Sonntag, 18.Juni 1922:
Sonntag, 9.Juli 1922:
(Harmlose Plaudereien.)
Sonntag, 9.Juli 1922:
(Harmlose Plaudereien.)
Sonntag, 23. 1922:
Sonntag, 6.Aug. 1922:
Sonntag, 6.Aug. 1922:
(Harmlose Plaudereien.)
Sonntag, 1.Okt. 1922:
Sonntag, 1.Okt. 1922:
(Harmlose Plaudereien.)
Sonntag, 20.Mai 1923:
Sonntag, 27.Mai 1923:
(Harmlose Plaudereien.)
Sonntag, 1.Juli 1923:
Sonntag, 12.Aug. 1923:
Sonntag, 26..Aug. 1923:
(Harmlose Plaudereien.)
Sonntag, 20.Juli 1924:
Sonntag, 24.August 1924:
Sonntag, 31.August 1924:
Sonntag, 7.September 1924:
Dienstag, 9.September 1924:
Sonntag, 14.September 1924:
Sonntag, 21.September 1924:
Sonntag, 7.Juni 1925:
Sonntag, 14.Juni 1925:
Donnerstag, 6.August 1925:
(Harmlose Plaudereien.)
Von Freiherr v. Schlicht.
(Text dazu.)
Freitag, 11.September 1925:
Manöverplauderei von Freiherr v. Schlicht.
(Text dazu.)
Sonntag, 13.September 1925:
(Harmlose Plaudereien über Zeit- und Unzeitgemäßes)
Von Freiherr v. Schlicht.
(Text dazu.)
Sonntag, 4.Oktober 1925:
Humoristische Plauderei von Frhr. v. Schlicht
(Text dazu.)
Sonntag, 10.Januar 1926:
Humoreske von Freiherr v. Schlicht
(Text dazu.)
Sonntag, 17.Januar 1926:
Humoreske von Freiherr v. Schlicht
1.Fortsetzung
(Text dazu.)
Sonntag, 24.Januar 1926:
Humoreske von Freiherr v. Schlicht
2.Fortsetzung
(Text dazu.)
Sonntag, 31.Januar 1926:
Humoreske von Freiherr v. Schlicht
Schluß
(Text dazu.)
Sonntag, 14.März 1926:
Plauderei von Freiherr v. Schlicht
(Text dazu.)
Allg.Thür.Landesztg. v. 14. u. 16.März 1926 |
Freitag, 19.März 1926: Freiherr v. Schlicht im Kaiser-Kaffee [Parkstraße 1 – d.Hrsgb.] — diese Ankündigung hatte genügt, um am Mittwoch die oberen schönen Räume des Kaffees bis auf den letzten, nein bis auf den allerletzten Platz mit einem Publikum zu füllen, das sich aus den besten Gesellschaftskreisen zusammensetzte. Und alle die vielen, die gekommen waren, haben sich, wie das anhaltende frohe Lachen und die oft laut schallende Heiterkeit bewiesen, über die vielen Humoresken, Plaudereien und Anekdoten, die Schlicht meist frei aus dem Gedächtnis in seiner zwanglosen Weise erzählte, herrlich amüsiert, so daß ein allgemeiner Ruf des Bedauerns erklang, als der beliebte Autor die letzte Nummer seines Programms ankündigte. Zu Beginn des Abends und in der Pause konzertierte die vortreffliche Hauskapelle und auch die aufmerksame, völlig geräuschlose, die Vorträge in keiner Weise störende Bedienung trug dazu bei, den Abend in jeder Weise zu einem genußreichen zu gestalten. Fährt Frau Kämpf fort, ihren Gästen an den Mittwochabenden weiter solche künstlerische Darbietungen zu bringen, dann werden ihre Mittwochabende sehr bald zu jenen Veranstaltungen gehören, die man, einerlei ob als Einheimischer ode als Fremder, hier besucht haben muß. Der Freiherr v. Schlicht–Abend war jedenfalls für den Autor wie für das Kaiser-Kaffee ein ganz großer künstlerischer und gesellschaftlicher Erfolg. |
Allg.Thür.Landesztg. v. 28. u. 30.März 1926 |
Montag, 29.März: Freiherr v. Schlicht zum zweitenmal im Kaiser-Kaffee. Viele, die an dem ersten Abend des Freiherrn v. Schlicht im Kaiser-Kaffee keinen Platz mehr fanden, sondern wieder umkehren mußten, aber auch viele von denen, die bei dem Vortrag zugegen waren und sich köstlich amüsierten, haben den hier ja besonders bekannten und beliebten Freiherrn so dringend gebeten, dem ersten Abend baldmöglichst einen zweiten folgen zu lassen, daß Freiherr v. Schlicht am Mittwoch, den 31. d.M., abends 8½, diese Wünsche in den oberen Räumen des Kaiser-Kaffees erfüllen wird. Trotzdem der Vortrag an derselben Stätte stattfindet, sei ganz besonders darauf hingewiesen, daß Schlicht keine Wiederholung des letzten, sonden ein neues Programm bringt. Nur seine Plauderei über die Ehe wird er auf viele Bitten hin nochmals erzählen. Auch dieser zweite, und wie ausdrücklich betont wird, auch vorläufig letzte Schlicht–Abend wird sicher die größte Anziehungskraft ausüben, so daß allen, die Schlicht noch nicht hörten oder ihn noch einmal hören wollen, nur geraten werden kann, sich beizeiten Karten und Plätze im Kaiser-Kaffee zu sichern. |
Mittwoch, 4.August 1926: Zeit- und UnzeitgemäßesMenschen.Von Freiherr v. Schlicht | |
Allg.Thür.Landesztg. v. 21.Sept. 1926 Allg.Thür.Landesztg. v. 22.Sept. 1926 |
Donnerstag, 23.September: Frhr. v. Schlicht im Kaffeehaus Sperling. [Schillerstraße 18 – d.Hrsgb] Der gestrige Sonderkonzertabend im Kaffee Sperling war sehr stark besucht. Man hatte Schwierigkeiten, allen Interessenten ein Plätzchen zu verschaffen. Die Kapelle brachte ein gut zusammengestelltes Programm zu Gehör und Frhr. v. Schlicht erfreute das Publikum mit einer Reihe seiner humoristisch-satyrischen Plaudereien. Aus dem enormen Vorrat seiner Humoresken hatte er einige herausgesucht, die aus der vergangenen Militärherrschaft stammen. Das ist das Gebiet, auf dem Frhr. v. Schlicht auch heute noch unerreicht ist. Immer wieder erwecken diese lustigen Sachen, die in so schmerzlos-satyrischer Art allerlei Vorgänge und Traditionen des Soldatenlebens vor dem Krieg verulken, Verständnis und Heiterkeit. Man hat oft die Empfindung, als sei die Zeit nicht mehr fern, daß gerade diese „Erinnerungen” wieder mit Begeisterung und Freude gelesen werden. Die Satyren, die aus dem Gebiet des Ewig-Weiblichen stammen, fanden ebenfalls starke Zustimmung. Alles in allem ein unterhaltsamer, netter Abend. |
Allg.
Thür.Landeszeitung v. 5.Okt.1926
Montag, 4. Oktober 1926:
Plötzlich und unerwartet ist der in Weimar wohnende und hier außerordentlich bekannte und beliebte Dichter und Schriftsteller Wolf Graf v. Baudissin (Freiherr v. Schlicht) im Alter von nahezu 60 Jahren aus dem Leben geschieden. Noch vor wenigen Tagen sah man ihn frisch und gesund in den Straßen Weimars herumgehen und auch als Vortragenden seiner Humoresken in einem Weimarer Lokal.
Die Familie der Grafen v. Baudissin ist in Schleswig-Holstein alteingesessen und hat eine Reihe hervorragender Militärs, Schriftsteller und Theologen hervorgebracht. Adalbert Graf v. Baudissin, der Vater des unter dem Pseudonym Frhr. v. Schlicht bekannten Erzählers, war Deichgraf in Schleswig und hatte sich als Verfasser von historischen Romanen und einer Geschichte des schleswig-holsteinischen Krieges von 1849 einiges literarisches Ansehen erworben. Er war verheiratet mit Luise d'el Strother und starb im Jahre 1871.
Der verstorbene Graf wurde am 30. Januar 1867 in Schleswig geboren, besuchte zunächst das Gymnasium seiner Vaterstadt und kam als Obersekundaner auf das Altonaer Gymnasium. Dort blieb er zwei Jahre und verließ als Unterprimaner die Schule, um die Offizierslaufbahn zu ergreifen. Am 16. Mai 1886 als Avantageur beim Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg (Breisgau) eingetreten, besuchte er im Anschluß daran die Kriegsschule in Hannover und wurde auf seinen Wunsch in das 2. Hanseatische Infanterie-Regiment Nr 76, das in Hamburg und Lübeck, dem Wohnorte seiner Mutter, in Garnison lag, versetzt. Als Leutnant heiratete er 1891 Eva Türk, die Tochter eines Physikus in Lübeck und seiner Gattin Emma, einer unter dem Pseusonym E. Eschricht viel gelesenen Schriftstellerin. Nach seiner Verheiratung wurde Graf v. Baudissin von Lübeck nach Hamburg versetzt, und hier begannen die beiden Eheleute ihre schriftstellerische Tätigkeit. Zuerst erschienen von ihm einige kleine Humoresken unter dem Namen Graf Günther Rosenhagen, die aber ohne nennenswerten Erfolg blieben. Nach dreijährigem Dienst in Hamburg erfolgte seine Versetzung nach seinem Geburtsort Schleswig zum Infanterie-Regiment Nr. 84, und in seiner neuen Garnisonstadt fing er damit an, sich der Militärsatire zuzuwenden. Seine Arbeiten erschienen gewöhnlich Montags im Berliner Kleinen Journal unter seinem nun für immer gewählten Pseudonym Freiherr v. Schlicht. Der starke Erfolg, den seine satirische Feder erzielte, bewog ihn nach zwei weiteren Jahren, zunächst Urlaub auf ein Jahr zu nehmen, um durch Rußland, Norwegen und Frankreich ausgedehnte Reisen zu machen, und nach seiner Rückkehr im Jahre 1899 als Oberleutnant seinen Abschied zu nehmen.
Dieser Schritt leitete ein noch regeres schriftstellerisches Schaffen ein. Während Graf Baudissin bisher wenig umfangreiche, meist für das Zeitungsfeuilleton berechnete Arbeiten geschrieben hatte, wandte er sich nun auf den Rat seines Verlegers Otto Janke dem humoristischen Militärroman zu. Er siedelte nach Dresden über, und in rascher Folge erschienen: „Das Manöverpferd”, „Alarm”, „Parademarsch”, „Leutnant Krafft”, „Das goldene Buch der Sitte”, „Exzellenz lassen bitten”, „Exzellenz Seyffert”, „Pensionopolis”, „Der grobe Untergebene”, „Vielliebchen”, „Einquartierung” usw. Daran reihte sich das Lustspiel „Im bunten Rock”, das er gemeinsam mit Franz v. Schönthan verfaßte, weiter „Liebes-Manöver”, das im Verein mit Kurt Kraatz entstand.
Nicht selten wurde den Militärsatiren des Grafen Baudissin der Vorwurf gemacht, tendenziös gefärbt zu sein und mit einer gewissen Absicht dem Wunsche ihres Publikums, die militärischen Einrichtungen in einem lächerlichen Licht dargestellt zu sehen, entgegenzukommen. So erregte der Roman „Erstklassige Menschen” (1904) auf der einen Seite Befremden, auf der anderen begeisterte Zustimmung.
Frhrn. v. Schlichts Ehe mit Eva Türk wurde 1905 geschieden, worauf er [8.9.1908 - d. Hrsgb.] eine neue Ehe mit der früheren Wiener Sängerin Liesel Flößl [sic!], einer Angehörigen der bekannten Wiener Künstlerfamilie, einging. Aber auch diese Ehe wurde wieder geschieden, worauf Schlicht eine dritte Ehe mit Helene Berger schloß.
In den letzten Jahren betätigte sich Frhr. v. Schlicht als Vortragsmeister im Kabarett, wo er seine zugkräftigsten Militärhumoresken usw. vorlas und überall, fast in sämtlichen Großstädten Deutschlands und Oesterreichs, großen Beifall erntete. Die Allgem. Thüringische Landesztg. Deutschland rechnete ihn zu ihren Mitarbeitern und hat manchen launigen Beitrag von ihm gebracht.
Persönlich war Schlicht ein stets angenehmer und unterhaltender Mensch, eine Persönlichkeit, von der viel Sonne und Daseinsfreude ausstrahlte. Mit Betrübnis werden daher alle die Kunde von seinem jetzt erfolgten Ableben vernehmen.
Dienstag, 5. Oktober 1926:
Frhr. v. Schlichts Tod ist nicht so unerwartet gekommen, wie auswärtige Blätter zu melden wissen. Seit längerer Zeit merkte man es ihm an, daß er nur noch mit gebrochenem Herzen durch das Leben ging und am liebsten so schnell wie möglich aus dem Leben geschieden wäre. Allen seinen Bekannten, die dies wußten, kommt sein Tod daher nicht unerwartet. Der starke Gebrauch von Schlafmitteln * hat das seinige dazu getan, um Schlichts ohnehin schwaches Herz zum Stillstehen zu bringen. Daß Frhr. v. Schlicht in zerrütteten Vermögensverhältnissen gelebt hat, stimmt nicht. Seine Pension und seine literarischen Einnahmen sicherten ihm immerhin soviel, daß er der Sorge für das tägliche Brot überhoben war. Niederdrückend sind natürlich für ihn, der ein frohes und sorgloses Leben gewöhnt war, die Verhältnisse gewesen, unter denen er gegenwärtig existieren mußte. Das alles hat letzten Endes mit dazu beigetragen, daß er lebensüberdrüssig wurde und danach trachtete, aus dem irdischen Jammertal herauszukommen.
* Schon 1918 schreibt Schlicht in „Die Liebesprobe” (Seite 24) über den Gebrauch von Schlafmitteln, u.a. Veronal. (zurück)
Donnerstag, 7. Oktober 1926:
Die Einäscherung des Freiherrn v. Schlicht. Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung seiner Freunde und Verehrer wurden am Mittwochnachmittag die sterblichen Überreste des weitbekannten deutschen Militärschriftstellers Wolf Graf v. Baudissin (Freiherr v. Schlicht) im hiesigen Krematorium feuerbestattet. Vorher fand in der Friedhofskapelle, wo der Sarg unter Kränzen und Blumenschmuck aufgebahrt war, eine schlichte Trauerfeier statt, die durch ein Cellospiel des in Weimar als ausgezeichnet bekannten Cellisten Winkler eingeleitet wurde. Hierauf hielt Schriftsteller Wilhelm Hegeler als Kollege und Freund des Verblichenen die Gedächtnisrede. Er verstand es, ein charaktervolles Lebensbild des Freiherrn v. Schlicht zu geben. Freiherr v. Schlicht war in seinem Schriftstellerberufe ein Künstler, und für den Künstler ist die Welt das größte Buch der Bilder. Das tragische Geschick dieses Mannes bestand darin, daß die Welt, in der er lebte und webte, in seiner Phantasie zu Ende ging. Das große Buch der Bilder klappte eines Tages krachend zu. Mit seiner äußeren ging auch seine innere Welt zugrunde. Das war sein Schicksal. Er verlor die Schau seiner eigenen Bilder. Wolf Graf v. Baudissin war, als Freiherr v. Schlicht, durch seine Erziehung zum Militär und seine Begabung zum Schriftsteller für seinen Beruf bestimmt. Auch nach seinem Abschied vom Militär war er mit diesem immer verbunden. Seine schriftstellerische Begabung brachte es mit sich, alle Vorkommnisse im Militärleben humorvoll und lustig zu schildern, wodurch er unzähligen seiner Leser viel Freude bereitet hat. Alle seine Bücher erlebten große Auflagen und seine Theaterstücke viele Aufführungen an deutschen Bühnen. Auch schwere Schicksalsschläge blieben ihm nicht erspart. Aber immer wieder hat er das deutsche Heer mit seinen unvergänglichen Leistungen, insonderheit den deutschen Leutnant in seinen Büchern verkörpert. Gerade dieser deutsche Leutnant hat nie einen liebenswürdigeren Interpreten gefunden als den Verstorbenen. Anschließend intonierte Kammermusiker Michel auf dem Harmonium das „Allerseelen” von Schubert, unter dessen Klängen der Sarg in die Tiefe sank. An der Bahre des Verstorbenen hatten das Literarische Institut Weimar, seine Freunde und Gönner, sowie der Verlag Otto Janke, Berlin, der die ersten Militärromane Schlichts verlegte, prachtvolle Kränze mit Schleifen niedergelegt. Freiherr v. Schlicht ist nicht mehr, aber seine Militärhumoresken, seine Romane und Skizzen werden der Nachwelt noch lange erhalten bleiben.
Die zweite Frau Maria Elisabeth Gräfin Baudissin legt Wert auf die Feststellung, daß sie nie Sängerin in Wien gewesen ist, wie in dem Nachrufe für Freiherrn v. Schlicht in der Allg. Thür. Landesztg. Deutschland behauptet worden war. Sie schreibt, daß sie aus der schlesischen Offiziersfamilie Flössel stamme, ihre Eltern seien nie beim Theater gewesen. Mit 18 [! – nach meinen Erkenntnissen: mit 28! D.Hrsgb.] Jahren habe sie sich mit Ewald Hammer in Breslau verheiratet, der bald gestorben sei. Nach langer Witwenzeit habe sie dann den nun verstorbenen Grafen Baudissin geheiratet. Bekanntlich wurde diese Ehe geschieden.
Sonntag, 10.Oktober 1926: