Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführung im Stadttheater von Budweis

am

17.2., 23.2. und 4.3.1903


„Budweiser Kreisblatt” vom 12.2.1903:

Aus der Theaterkanzlei. .   .   . Die Sensations-Novität „Im bunten Rock” kommt nächste Woche Dienstag, den 17. d. M., zur erstmaligen Aufführung und werden Vormerkungen auf Logen und Sitze bereits entgegen genommen. Die Aufführung dieser Novität findet zu Gunsten des Direktions-Sekretärs Herrn Anton Albrecht statt.

„Budweiser Kreisblatt” vom 12.2.1903:

„Im bunten Rock”. Schönthan's Sensations-Novität „Im bunten Rock”, welches Stück am deutschen Volkstheater und am neuen deutschen Theater in Prag seit zwei Monaten das Repertoire beherrscht, gelangt Dienstag, den 17. d. M., als Benefize-Vorstellung für den Direktions-Sekretär Herrn Albrecht zur Aufführung. Wer in das komplizierte Theatergetriebe einigermaßen einen Einblick hat, weiß, welche Last auf den Schultern eines Theatersekretärs ruht und deshalb sei auch der Apell an die Theaterbesucher gestattet, es möge auch diesem „Vielgeplagten”, gleich den Solisten, einen mit Freuden verbundenen Ehrenabend bereiten.


„Budweiser Zeitung” vom 13.2.1903:

Benefize-Vorstellung. Ein genußreicher Abend steht dem Theaterpublikum durch die Dienstag, den 17. d. M., stattfindende Erstaufführung der Novität „Im bunten Rock” bevor. — Dieses Stück hat sich zum Schlager der heutigen Saison am deutschen Volkstheater in Wien emporgerungen, wo es, ebenso wie in Prag seit Monaten unausgesetzt das Repertoire beherrscht. Die spannenden Situationen, die sonnige Heiterkeit, die dieses lustige Stück ausstrahlt, verbürgen auch in Budweis einen großen Erfolg. Die Hauptrollen befinden sich in den Händen unserer bewährten ersten Kräfte, des Frl. v. Beauval, der Herren Gregor, Gerhardt, Günther, Lichten und Friedmeyer, der zugleich die Regie leiten wird. Die Novität geht zum Vorteile des Herrn A. Albrecht in Szene, der als Mitglied des Ensembles als Helfer, Chorführer und in vielen sonstigen Eigenschaften sein Möglichstes tut, der aber auch als Administrationsbeamter in der Theaterkanzlei seines Amtes waltet. Ein treuer Diener seiner Herrin, der er durch acht Jahre zur Seite steht, verdient wohl ebenso seine Anerkennung, die ihm gewiß an dem Benefizabende zuteil werden wird.


„Budweiser Kreisblatt” vom 15.2.1903:

Aus der Theaterkanzlei. .   .   . Am Dienstag findet abermals die Erstaufführung einer Novität statt; wie schon erwähnt, kommt das Preislustspiel von Schönthan und Freiherrn v. Schlicht „Im bunten Rock”, von Herrn Regisseur Friedmayer in Szene gesetzt, zur Darstellung. Der Benefiziant, zu dessen Vorteile diese Erstaufführung stattfindet, ist Herr Anton Albrecht, ein langjähriges treues Mitglied des Ensembles der Direktion Frinke. Fräulein Erika v. Beauval spielt die Rolle der Miß Clarkson welche in Wien von der Odilon kreirt wurde.

Benefize Albrecht. Dienstag, den 17. d. M., kommt zum Vorteile des Direktions-Sekretärs Anton Albrecht, wie bereits gemeldet, die Lustspiel-Novität „Im bunten Rock” von v. Schönthan und Freiherrn von Schlicht zur erstmaligen Aufführung. „Im bunten Rock” wurde von allen erstklassigen Theatern des In- und Auslandes mit durchschlagendem Erfolg aufgeführt, darunter am neuen deutschen Theater in Prag und am deutschen Volkstheater in Wien, wo es das Repertoire seit längerer Zeit beherrscht. Das Lustspiel bewegt sich im Fahrwasser der bekannten militärischen Humoresken. Es schildert vornehmlich die Verdrießlichkeiten, welche die Einjährig-Freiwilligen, die „Intelligenz-Hochstapler”, wie der Kasernen-Witz sie nennt, durchzumachen haben und enthält eine Reihe spannender Situationen, die die Zuhörer auf das köstlichste amüsieren dürften. Es ist zu wünschen, daß dem Benefizianten, gleich den Lieblingen des Publikums, ein volles Haus am Dienstag beschieden wäre.


„Budweiser Zeitung” vom 17.2.1903:

Aus der Theaterkanzlei. Auf die heute Abends stattfindende Novität „Im bunten Rock” wurde schon wiederholt aufmerksam gemacht, und steht auch in Folge dessen ein volles Haus in Aussicht.


„Budweiser Kreisblatt” vom 19.2.1903:

Die Benefizvorstellung zugunsten des Herrn Theatersekretärs Anton Albrecht wies einen sehr hübschen Besuch auf. Gegeben wurde die Lustspielnovität „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht. Das Lustspiel ist eine bunte Mischung von bekannten Theaterfiguren, so z.B. ein siegesbewußter preußischer Leutnant, eine ditto amerikanische Millionenerbin, ein in seinen Sohn verliebter Vater, ein vorwitziges Backfischchen, welches als Soldatenkind das ganze Reglement im kleinen Finger hat — „Alles schon dagewesen,” sagte der alte Rabi. Aber der Titel des Stückes bezieht sich nicht auf diese bunte Gesellschaft, sondern mit demselben ist der Offiziersrock gemeint, den der schneidige Leutnat fast gezwungen worden wäre, abzulegen, weil er die Kühnheit hatte, sich die amerikanische Millionenerbin, in die der General verbrannt ist, zu seiner Braut zu machen. Doch ein preußischer Leutnant hilft sich überall — das scheint wohl der Grundton des Stückes zu sein — er hilft sich auch mit Forschheit aus der Klemme, behält seine Braut und wird noch dazu auf die erste Sprosse für sein beschleunigtes Avanzement vom General selbst erhoben. Mit einem Liebespaar kann es noch nicht genug sein; es ist auch richtig noch ein zweites da, das sich auch „kriegt”. Das im Exerzierreglement so sichere Blitzmädel liebt natürlich auch, u. zw. einen Einjährig-Freiwilligen, der zwar als Zivilist ein ganz annehmbarer Junge ist, als Soldat aber nur durch die Hilfe eben dieses Blitzmädels aus heiklen Situationen herausgebracht werden kann. Die Aufführung des Stückes war im allgemeinen recht gut. Frl. v. Beauval versuchte zwar so gut als es ging mit dem deutschamerikanischen Jargon zurecht zu kommen, doch ging es mit dem Jargon nicht so gut, als mit den in die Rolle zur Parade eingestreuten englischen Sätzen. Ihr Spiel war aber lebhaft und sicher, so daß man mit der Durchführung dieser Rolle sonst recht zufrieden sein konnte. Die übrigen Rollen wurden sicher und zutreffend gegeben und verdienen die Herren Friedmeyer, Gregor, Günther, Gerhardt, Lichten und Kunst, sowie Frl. Walmié und Hanusch besondere Anerkennung für die Durchführung derselben.


„Budweiser Zeitung” vom 20.2.1903:

Vom Theater.

Franz von Schönthan hat das alte Bibelwort umgeändert; er dachte, daß es nicht gut sei, daß der Mensch allein dichte und so legte er sich einen Genossen bei, diesmal einen Offizier, den Freiherrn von Schlicht, und sie zimmerten gemeinsam die Militärhumoreske in 3 Aufzügen „Im bunten Rock”, die Dienstag, den 17. d. M., ihre Erstaufführung auf unserer Bühne erlebte. Es kann dem Stücke nicht viel Übles nachgesagt werden, schon deshalb nicht, weil es in dem Zuschauer angenehme Reminiszenzen an Längst- und Halbvergangenes weckt, an die schönen Zeiten des „Veilchenfresser”, an die Kasernenszenen vom „Krieg im Frieden”, an die militärfromme Köchin in „Ihr Korporal”, an das ärarische Prachtmädel in der „Dritten Eskadron” — die Liste kann nach Belieben fortgesetzt werden. Und da man sich schon bei jedem einzelnen der vorgenannten Stücke prächtig unterhielt, so sollte man glauben, daß die Unterhaltung bei dem neuen militärischen Schwanke, der übrigens starke Possenzutaten enthält, eine umso behaglichere und vergnügtere sei. Im Mittelpunkte der Handlung stehen ein Einjähriger, der alle Chikanen des Standes zu kosten bekommt, der bekannte schneidige Leutnant, und eine steinreiche, junge amerikanische Witwe, die in der alten Welt bloß zwei Dinge kennen lernen will: das Kolosseum in Rom und den preußischen Leutnant, der so mutig den Hof zu machen versteht. Dazu kommt ein Assessor a. D., der Pferdekäufe besorgt, Ehen schließt und sonst noch allerhand dubiose Geschäfte vermittelt, eine reglementskundige Tochter einer bloß aus Offizieren bestehenden Familie — die Mutter ist der einzige Zivilist in derselben — ein militärfreundlicher Kaufmann, ein verliebter General, ein Sergeant sammt Köchin. Daß diese Personen so bunt und toll durcheinander gewürfelt werden, daß schließlich zwei Brautpaare aus der dramatischen Retorte der Herren Autoren herausdestilliert werden, wird niemand wunder nehmen, der mit der Genesis des deutschen Normallustspieles nur einigermaßen vertraut ist. Nach dem zweiten Akte könnte eigentlich die Sache zu Ende sein, denn die Liebenden haben sich bereits glücklich gefunden; allein es ist erst ¼10 Uhr und man will doch sein Geld rechtschaffen im Theater absitzen; es kommt nun noch ein dritter Akt mit hübschen Manöverbildern und vielen Buntröcken; allerdings gehören zu dieser militärischen Machtentfaltung andere szenischen und sonstige Behelfe als sie unsere Bühne besitzt. Gespielt wurde recht flott; das Militär war durch die Herren Gregor, Günther, Kunst und Lichten, das Zivil durch die Herren Friedmeyer und Gerhardt, sowie durch die Damen Arnim, Palmié, Perlinger und Hanusch aufs Beste vertreten. Zwischen Zivil und Militär pendelte die radebrechende Amerikanerin von Frl. v. Beauval, die mit viel Liebreiz unter dem Sternenbanner der Union siegte. Die Spielleitung lag in den kundigen und bewährten Händen Friedmeyers, der immer noch in jeder Hinsicht seinen Mann stellt. Die Vorstellung fand zum Vorteil des verdienstvollen Direktions-Sekretärs Herrn A. Albrecht statt, der sich erfreut und dankend dem gut besuchten Hause zeigte, das ihn freundlichst bewillkommnete.



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© Karlheinz Everts