"Rumpelstilzchen"

"Mecker' nich!"
(Jahrgangsband 1925/26)

Brunnen-Verlag / Karl Winckler / Berlin, 1926

Glossen 28 - 30
25. März bis 8. April 1926


28

Tell und die Quitzows - Heinis Berufswechsel - Bangbüxen und Denunzianten unter den Lehrern - Das Antikriegsmuseum - Ausstellung Mattschaß - Klaus Manns erotisches Drama - Strandfest im Sportpalast - Neues von Hindenburg

Keine Bühne der Reichshauptstadt wagt es, Schillers "Wilhelm Tell" auszuführen, denn das ist ein ganz unzeitgemäßes, völkerbundfeindliches Stück und predigt sogar aktiven Widerstand der Unterdrückten. Um unserer schier verdurstenden Jugend wenigstens etwas Erhebendes zu bieten, hat nun ein Berliner Zeitungsverlag für seine Leser Wildenbruchs "Quitzows" einige Male im Lessingtheater erklirren lassen. Der Junker Konrad von Quitzow bekennt sich im Sterben zu dem Sieger, breitet die Arme nach ihm aus und sinkt glückselig mit dem letzten Hauch zusammen: "Hohenzollern! Hohenzollern!"

Der Regisseur ist wohl kreideweiß geworden, als er das vor den Proben las. Den Rotstift her, schnell, schnell! Und nun endet Wildenbruchs Schauspiel zum Glück ungefährlich. Der letzte Quitzow, dem das Geschütz des volksfreundlichen Markgrafen von Brandenburg die Raubburg zerschlägt, breitet nach wie vor die Arme nach dem im Torbogen verschwindenden Friedrich aus, ruft aber: "Mein Land! Mein Land! Während der Vorhang sich senkt, sehen die jungen Zuschauer entgeistert sich an. Was hat er gesagt ? Mein Land, mein Land ? Was ist das für ein Unsinn ? Das paßt ja gar nicht! Beruhigt euch, meine Freunde, es paßt ausgezeichnet in unsere heutige Zeit, denn so, nur so, kann die deutsche Republik vor drohender Lebensgefahr bewahrt bleiben.

Unsere Angstrepublikaner kommen aus dem Schwitzen überhaupt nicht mehr heraus.

Da steht in der Zimmermannschen Hamburger Fibel die Geschichte vom Turner. "Heini soll später auch ein Turner werden, sein Vater ist auch Turner gewesen, und davon ist er so stark und ein tüchtiger Soldat geworden, und Heini will ja auch ein Soldat werden, sonst kann er kein Hauptmann oder General werden."

Mit schlotternden Knien hat der Berliner Lehrerverein das umgearbeitet, und nun liest man in der neuesten Auflage: "Sein Vater ist auch Turner gewesen, und davon ist er so stark geworden, und Heini will ja auch stark werden, sonst kann er kein Möbelkutscher werden."

Möbelkutscher ist sehr gut.

Gott sei Dank, nun ist auch der Pazifismus gerettet. In ihrer Gesamtheit ist unsere Lehrerschaft noch gesund national; unsd sie ist auch geschichtlich zu gebildet, um etwa dem verflossenen Kultusminister Adolf Hoffmann zuzustimmen, für den die Menschheit sozusagen erst mit dem November 1918 beginnt. Aber in sehr vielen Lehrerkollegien gibt es schon den oder jenen Streber und Angeber, dessen Notizbuch man fürchtet. Das ewige Denunzieren mit seinen Folgen erschüttert Moral und Mannesmut, also muß man schon mit den Wölfen heulen und auf bessere Zeiten warten, sagt sich mancher Familienvater. Um des lieben Fortkommens willen bequemen sich dann auch manche Schüler zur Heuchelei und verbergen ihre wahre Meinung in haßerfülltem Herzen. Wer sie offen äußert, der macht schlechte Geschäfte. Da sitzt eben ein junger Abiturient aus einem Nachbarstädtchen an unserem Tisch, der in seinem Prüfungsaufsatz das Wort "Das Unglück ist der Boden, wo das Edle reift" aus der preußischen Geschichte belegen sollte. Bis dahin waren seine Aufsätze immer "gut" gewesen. Dieser wurde als "ungenügend" zensiert. Warum ? Er habe das Thema verfehlt, wurde ihm eröfnnet, er habe vom Großen Kurfürsten und Friedrich dem Großen und anderen Fürsten erzählt statt vom Volke! Und von lauter Kriegen statt von freiheitlicher Gesetzgebung. Wenn er schlau gewesen wäre, hätte er am Ende schreiben sollen, im Unglück unserer Kaiserzeit reifte der edle Scheidemann; das wäre eine glatte 3 geworden.

Wir haben noch unsere helle Freude an unseren beiden nunmehrigen Oberprimanern, denn ihre Lehrerschaft ist vom roten Spaltpilz anscheinend noch nicht verwüstet. Und doch drückt einem der Anblick unserer Jugend das Herz ab, so verbüffelt sitzt sie zuweilen mit rauchendem Schädel da. Der alte brave Fritz Reuter lobte unser Schulwesen sehr, weil es die Kinder zu Urteil erziehe; wenn solch ein Junge dann "nich düsig in'n Kopp" werde, könne er später "auf jedes Seil rumtanzen, was die Wissenschaften aufgespannt haben". Das ist richtig, ist auch heute noch richtig. Nur scheint mir, daß gerade in Berlin, wo sowieso schon eine Überproduktion an Blaßgesichtern sich bemerkbar macht, des Guten ein wenig zu viel getan wird. Es werden ungeheure Massen von Lesestoff statt einer sorgsamen Auswahl in die Gymnasien heineingestopft, man läßt sie Aufsätze wie etwa "Theorie des Absolutismus nach Hobbes" schreiben und zwängt sie dabei in das eiserne Gerüst der sogenannten Disposition selbst in den Fällen, wo das freie Fabulieren besser ihr Ureigenes aufzeigte: die Aufsätze sind nicht gewachsen, sondern konstruiert, sie sind nicht lebendig aus nach der Sonne tastender Weltanschauung gesprossen, sondern ein totes Gerippe, das mit Fleischfetzen ausgefüllt wird.

Und dann schlendern die Kinder die Straße entlang, und giftiger Odem weht von Anschlagsäulen und aus Schaufenstern her. Alljährlich werden im Reichstage dieselben Reden zum "Schutz der Jugend vor Schmutz und Schund" gehalten, wobei man in erster Linie schlüpfrige Romane und schlechte Filme im Auge hat. Es liegt ja aber noch viel näher. Überall sind kommunistische Blättchen offen plakatiert, die alles Hohe in den Dreck ziehen und allen Dreck an die Oberfläche kehren. Im Zentrum der Stadt, in der Parochialstraße, drängen sich die Hosenmätze vor einem Fenster, in dem schweinische Geschichten ekelhaft breitgedruckt sind. Das ist im Reiche Severings erlaubt, denn es ist von Schweinereien eines Geistlichen die Rede.

Dahinter in dem kleinen Zimmer , zu dem ein paar ausgetretene Stufen hinunterführen, befindet sich das "Antikriegsmuseum". Eintritt 20 Pfennig, für Kinder die Hälfte, Soldaten frei. Den Kern der Sammlung bilden Photographien von zerrissenen Gefallenen auf dem Schlachtfelde und von gräßlich entstellten Gesichtern geheilter Schwerverwundeter. Schwachnervigen kann es beim Anblick übel werden. Dasselbe Entsetzen würde man aber auch auf andere Weise erzielen können. Wer von einem Lastauto überfahren oder von einer Transmission erfaßt und herumgewirbelt wird, der sieht nicht anders aus als ein von Granaten Zerfetzter; und das Antlitz eines an Lues Erkrankten im letzten Stadium weist oft noch schrecklichere Verwüstungen auf. Mit teuflischem Behagen aber wird im Antikriegsmuseum alles zusammengetragen, was zur völligen Entmutigung eines Volkes nach schwerem Kampfe beitragen und die Überlebenden gegeneinander verhetzen kann. Wie gewöhnlich wird auch hier der Kronprinz verhöhnt, jeder Offizier als Sybarit hingestellt, der französische Triumph aber in knechtischer Selbstverständlichkeit hingenommen. Es fehlt nicht das Bild des Poilu, den die französische Landsmännin in heißer Dankbarkeit küßt, während im Hintergrunde Wilhelm II. mit der weißen Flagge der Ergebung erscheint. Es fehlt auch nicht das bekannte Bild mit der französischen Unterschrift: "Nun haben wir sie!" Vor irgendeinem Dank für das Unerhörte, das vom deutschen Heere geleistet worden ist, keine Spur; da wird alles in den Kot getreten. Ich weiß nicht, ob solche Unternehmungen, die der heranwachsenden deutschen Generation Jauche in die Adern pumpen, aus gewissen internationalen Fonds bezahlt werden, doch das weiß ich, daß auch nur zehn weitere Jahre des Gehen- und Geschehenlassens unter der sozialdemokratischen Regierung Preußens uns so verdorben haben müssen, daß eine Befreiung Deutschlands aus den Klauen des fremden Kapitalismus und Militarismus nicht mehr möglich sein wird.

Draußen in Berlin-Zehlendorf in der Stubenrauchstraße aber wohnt ein nunmehr Sechzigjähriger, der seine Kunst bewußt in den Dienst unverzerrter deutscher Heldengeschichte stellt: Erich Mattschaß, der Mler. Es ist nicht die Kunst des Verekelns, wie sie Dix in seinem Schützengrabenbild übt, das eine gekleckste Anatomie ist, sondern es ist - Geschichte. Und zwar die Geschichte des deutschen Soldaten im Weltkriege. Es ist auch nicht jene Historiographie, wie sie sich noch im Gemälde der Schlacht von St. Privat von Anton von Werners Hand findet, wo der Hauptwert darauf gelegt wurde, daß die getreuen Porträts des Obersten und des Lieutenants und des Tambours mit Schlachtstaffage gebracht werden. Nein, Mattschaß schildert das schlichte graue Heldentum, das Drama des Volkes in Waffen, er gibt Handlung und Landschaft, und so werden seine Bilder zu Urkunden, die auch vom Reichsarchiv als unbestechliche Wahrheit anerkannt sind. Über hundert Gemälde und Zeichnungen von ihm sind augenblicklich in dem Kunstsalon in der Schwertfegerstraße in Potsdam zu einer Ausstellung vereinigt, die ich in geradezu frommer Erhebung gestern auf mich habe wirken lassen.

Man kann sich kaum losreißen. "Tank": das Ungetüm, wie der zermalmende Wagen des Gottes Dschaggernaut, wälzt sich aus Rauchschwáden und Feuerblitzen sich heran, übermenschlich, grauenhaft, davor aber - Mensch gegen Maschine - drei Feldgraue, von denen einer, ungebrochen, die Handgranate gegen das Ungeheuer schleudert. "Haumont nach dem Kampf": geisterhaft das tote Dorf im Mondschein, gespenstisch flitzt eine Reiterpatrouille um die Ecke. "Trichterbesatzung im Sommegebiet": ja, das ist unser millionenfaches Erleben, da kauern - übernächtig, naß, frierend, in die Zeltbahn gehüllt - die elf Mann in zähem Ausharren in dem Wasserloch, der zwölfte beim Ausguck am Maschinengewehr. "Ablösung": so sind wir im Gänsemarsch beim ersten Morgengrauen in die Stellung am Toten Mann eingerückt. "Russischer Verkehrsweg zur Front": diesen breiigen Lehm, diese trostlos unendliche Weite kennen wir alle. "Maschinengewehrabteilung": wie sie da, rot überloht, durch das brennende Dorf rast, das ist die technisch vielleicht hinreißendste Arbeit. "Nachtpatrouille": den eigenen Graben hinter sich, den feindlichen Drahtverhau vor sich, kriechen drei Männer mit Herzen von Stahl dem Ungewissen entgegen, der Pflicht getreu, für die Lieben, für das Volk daheim, auf Befehl vielleicht, aber doch in tausend und aber tausend Fällen freiwillig, aus schlichtem innerem Heldentum heraus. Man möchte sich in jedes Bild versenken. Am Yserkanal. Am Schratzmännle. Am Hartmannsweilerkopf. Bei Souain. An der Côte Lorraine. In der Champagneschlacht. Vor Warschau. Bei Malancourt. Nirgends Pose, nirgends ein Feldherrnhügel mit Gruppen berühmter Leute, aber überall echteste Landshaft und Volk. Volk in Waffen, deutsches Volk auf dem Höhepunkt seiner stillen Erhebung zu einem so ungeheuren Kraftbeweis, daß selbst nach dem Zusammenbruch der Feind vor dem völligen Zerschlagen des Reiches zurückbebte.

Mattschaß läßt seine hundert besten Sachen, leicht getönt, in einem Lichtbildvortrag zeigen, den sich also auch kleine Gemeinden kommen lassen können, für die eine Ausstellung zu teuer wäre. Die Bilder wirken fabelhaft lebendig. Sie sind Zeitgeschichte in bestem Sinne. Noch eines fällt mir dabei ein. Es gibt so viele Städte und Städtchen, die heute wegen eines der üblichen Kriegerdenkmäler verhandeln. O weh, der kleine sterbende Löwe mit der abgebrochenen Lanze im Leibe soll 12 785 Mark kosten ? Oder könnte man den Stahlhelm aus Muschelkalk nebst Friedenspalme auf Postament nicht für weniger als 8900 Mark erhalten ? Also da hätte ich einen Vorschlag: wer nicht so viel hergeben kann, der hänge doch ein Bild ins Rathaus; ein durch das Reichsarchiv als historisch getreu beglaubigtes Bild aus einer der Schlachten oder Stellungen, in der das Reserveregiment Nummer Soundsoviel, das sich aus den Söhnen des Ortes rekrutierte, für Deutschland kämpfte und litt. Dann können noch die Kindeskinder davor in Andacht verweilen.

In dem brausenden Leben in Berlin hat man zu Andacht vielleicht am wenigsten Zeit. Immer wieder Neues stürmt auf einen ein. Natürlich "muß" man des jungen Klaus Mann "Anja und Esther" gesehen haben, besonders wo die rührende Toni van Eyck die Hauptrolle spielt. Dieses Schauspiel des neunzehnjährigen Dichtersohnes handelt von allerlei "erotischen Komplikationen". Was ich dazu sage ? Nur einen Satz: Solche Jungens bekommen zu viel Taschengeld! Würden ihre Väter sie knapper halten, so schrieben die Neunzehnjährigen auch heute noch das traditionelle Hohenstaufendrama des Primaners und reiften allmählich zur Männlichkeit, statt, wie jetzt, in nächtlichen Kaffeehausdebatten hysterisch zu werden. Nicht die "Jugend von heute" ist an dem Unheil schuld, sondern die jämmerliche Schwäche und die elende Eitelkeit der Väter.

Auch sonst ist von der Passionszeit in der Großstadt nicht viel zu merken, es sei denn das eine, daß die gute christliche Gesellschaft die großen Bälle meidet, die es immer noch gibt. Selbst wenn sie, wie der letzte im Sportpalast, vom Gesamtverbande der deutschen Kapellmeister veranstaltet werden und man gleichzeitg Holländer, Lincke, Kollo, Dickstein, Einödshofer, Becker und andere dirigieren sehen kann. Gleichzeitig! Die Riesenhalle des Sportpalastes wird durch 10 Tanzkapellen zu einem Rummelplatz gemacht, auch der Leierkasten vom Karussell quäkt richtig dazwischen, und das ganze nennt sich "Strandfest an der Ostsee". Die meisten männlichen Ballbesucher sehen allerdings nach Heringsdorf aus, die weiblichen aber großenteils nach Freibad Wannsee. Erlaubt ist, was gefällt. Sehr viele Besucherinnen erlauben sich daher als Ballkostüm einfach Badeanzug mit Monokel; mit den fast durchweg viel dezenter kostümierten Herren sitzt es sich dann so schön zu zweit in den Strandkörben, die den ganzen Saal umsäumen. Eigentlich ist es erfreulich leer, wenigstens hätten noch Tausende Platz. Nach Mitternacht bekommt eine Dame das heulende Elend. Die Vorüberwandelnden bemerken trocken und sachlich: "Wahrscheinlich hat ihr Herr sie mit der Zeche sitzen lassen."Ein noch stimmungsloseres Ballokal als diese gigantische Scheune Sportpalst läßt sich in Berlin nicht finden. Zauberhaft wirkt sie nur "unter Eis", wenn auf der glitzernden Fläche buntes Leben dahergleitet, und drohend imposant nur bei Boxkämpfen, wenn aus dem Dunkel die fünftausendköpfige Masse Mensch ihre aufgepeitschte Leidenschaft gegen die Kalklichtszene in der Mitte branden läßt.

Diese Masse Mensch, das Unvolk, lebt in den Tag hinein und sagt, wie schon in den Jahren von Versailles: "Ob wir Franzosen oder Engländer werden, ist egal, aber fressen muß man!" Die Masse Mensch weiß nicht, daß man versklaven und trotzdem auch verhungern kann. Sie tobt gegen alles, was Schwarz-Weiß-Rot ist, gegen alles, was groß an uns und unter uns war. Man kann dieser Masse Mensch Treue nicht mehr predigen, denn das Wort erreicht sie nicht mehr, sondern nur noch symbolich vorleben. In Bonn steht ein Denkmal des alten Kaisers, das die fremden Besatzungstruppen zuerst verstümmelt, die deutschen Kommunisten dann rot angestrichen hatten. Zu diesem doppelt geschändeten Denkmal ging am 22. März, dem Geburtstage Wilhelms des Einzigen, der zur Befreiungsfeier ins Rheinland gereiste Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg, der unter ihm in zwei großen Kriegen das einige Deutschland mit errichten half, und legte ihm einen frischen Gedenkstrauß zu Füßen.
25. März 1926 (Donnerstag)


29

Ostern im Krankenhaus - Die braune Wahrsagerin - Eierrollen - Auf dem Wochenmarkt - Der Hungerkünstler und die heiratslustigen Mädchen - Vom Schlankwerden - Phrenologen - Das Diagnoskop System Bißky - Mein entlarvtes Gehirn - Die enthüllte Frau Minister

Die gehobene Festtagsprosa der Zeitungen, die sich über die Göttin Ostara und die Auferstehung in der Natur zu verbreiten pflegen, führe ich mir diesmal nicht zu Gemüte. Sintemal und alldieweil man am ersten Ostertage noch kein Lesebedürfnis hat, wenn man am Gründonnerstag im Berliner Lazaruskrankenhause operiert worden ist. Ich muß immer wieder schmunzeln, wenn ich daran denke, wie ich meine Leser hinters Licht geführt habe: keiner von ihnen hat es irgendwie merken können, daß ich seit Jahr und Tag buchstäblich keine schmerzfreie Minute gehabt habe. "Wie haben Sie überhaupt arbeiten können ?" fragte der Professor mich neulich nach der ersten rektoskopischen Untersuchung. Aber der Gedanke an Nichtarbeiten ist mir überhaupt nicht gekommen, ich bin nach wie vor sehr vergnügt dabei und hoffe, auch nach acht Tagen pünktlich wie immer von Berlin erzählen zu können, auch wenn es einem in dem etwas lädierten und zurechtgeflickten Zustande nicht ganz leicht fallen sollte. Noch ein paar Stunden trennen mich soeben von dem Augenblick, in dem ich mich dem Schnitzmesser stellen muß, aber ich gehe jede Wette ein, daß mein Puls auch nicht um einen Schlag in der Minute schneller gehen wird, wenn ich mich auf den Tisch des Hauses lege. Den Besorgten daheim aber erzähle ich, was mir einmal eine braune fette Wahrsagerin aus dem ägyptischen Sudan, nachdem sie mit schmutzigem Zeigefingernagel meine Handlinien entlanggefahren war, für fünf Piaster verkündet hat. Also ich würde über sechzig Jahre alt werden und bis zuletzt mit meiner Frau an demselben Strange ziehen. Den Strang kenne ich. Ein kleiner Leiterwagen ist daran, in dem ein Haufen Kinder sitzt, und je erwachsener die Kinder sind, desto schwerer hat man zu ziehen.

Auch das macht aber Freude. Man muß es mir wohl ansehen. Gestern auf der Straße mustert mich ein Berliner Dreikäsehoch und sagt: "Sie, wat jrienen Sie denn so ? Ihre Schwiejamutta macht woll Hochzeit ?" Nein, mein Jungchen, die ist schon lange tot, war aber ein so fröhlicher Kamerad, daß ich sie nur ungern wegverheiratet hätte. Was konnte sie sich zu Ostern immer mit der jüngsten Jugend über das Eierrollen freuen! Diesmal bin ich nicht dabei, aber "der alte Brauch wird nicht gebrochen", Eier werden gerollt, und wenn in possierlicher Kurve eins das andere trifft, hat man es gewonnen. Manchmal liegt auch fast ein ganzes Schock noch nicht getroffener bunter Eier in allen Ecken. Irgendwo in Schwaben soll noch vom Dorfhügel herunter gerollt werden, im jungen weichen Frühlingsgrase. Wir in der Großstadt haben dazu unser kleines schräges Holzgestell mit Hohlkehle im Zimmer und den Teppich davor. Unsere Eier aber sind nach übereinstimmendem Urteil in jedem Jahre "am aller-, allerschönsten, so wie noch nie", weil sie mit Zwiebelschalen und bunten Läppchen und Liebe gefärbt sind, - kein Traummaler könnte es so schön. Man umwickelt die vorher bereits hartgekochten Eier regellos damit, umschnürt sie noch einmal mit weißen Leinwandfetzen und Zwirn ganz fest, tut sie für 10 Minuten wieder in kochendes Wasser und erlebt nachher bei der Enthüllung Wunder über Wunder. Beim Eierrollen hat man nichts dagegen, wenn ein gewöhnliches rotes oder grünes oder violettes oder gelbes oder blaues sich überkollert und einen Knacks bekommt, aber diese impressionistischen hütet man wie einen Schatz, die sind allenfalls der letzte Einsatz, wenn jemand alle anderen verspielt haben sollte; zum Schluß werden übrigens durch eine Vermögenssteuer die übermäßigen Gewinne wieder rationiert, so daß es bei den Jüngsten keine Tränen gibt, und vor allem wird die Affäre so geschoben, daß liebe Gäste aus Kinderland (bis zu 20 Jahren) nicht etwa lauter angeknackste Eier bekommen. Die meisten übrigen Berliner vergnügen sich nicht so, die machen aus Ostern einfach ein zweites Weihnachten mit lauter Schenkerei. Es ist schon so, daß jedes Mädel eine Schnut zieht, wenn zu diesem Fest ihr Liebster nicht tief in den Geldbeutel greift, auch wenn er noch so schmal ist - und wenn auch ein neuer Sommerpaletot für den jungen Mann selbst viel dringender wäre. Die Süßigkeiten werden immer luxuriöser aufgemacht, der hohle großstädtische Osterhase trägr womöglich ein Monokel und bekommt einen winzigen seidenen Selbstbinder, kleine Hähne aus echter Bronze umstehen eine geradezu lasterhafte Torte, und die vielen Pralinen in fabelhaften Kästen aus Moiréseide sichern den Zahnärzten eine gute Praxis für die nächsten Monate. Alle Kaufleute rechnen mit der Osterernte. Da gibt es Kostbarkeiten vom Juwelier in eiförmigem Samtfutteral. Da gibt es im Möbelladen ein ganzes Lotterbett in riesigem Stoff-Ei.

Also wir bleiben bei den Hühnereiern. Die unserigen habe ich schon eingekauft, nur färben kann ich diesmal nicht. An den Eierkisten mit dem Aufdruck "Ruswatorg" gehe ich aber vorüber; ich will nichts aus Sowjetrußland, für uns sollen deutsche Hühner legen, an uns sollen deutsche Bauerfrauen verdienen. Auf dem Markt am Wittenbergplatz sehe ich eine offenbar sehr jungverheiratete Dame mit ihrem Dienstmädchen. Was die Eier kosteten, fragt sie an einem Stand. Zehn Pfennig das Stück. "Was, so teuer sind sie und dabei so klein ?" Man soll die Ware von Berliner Marktfrauen nie kritisieren, man zieht doch den Kürzeren. Schon hat die dicke Alte ihre Arme in die Hüfte gestemmt und trompetet:

"Ick wer' Ihn wat saa'n, junge Frau, de Eia missense acht Dage in de Sonne lejen un orntlich jießen, denn wachsen se noch!"

In den Ländern, in denen eine nach unseren Begriffen primitive Bevölkerung lebt, ist Ostern das Fest der Völlerei, selbst wenn man das ganze Jahr über sonst hat "krummliegen" müssen. Dann erst recht. Auf den Straßen in Korfu ist selbst im Armenviertel an diesem Tage alles schlüpfrig von Hammelblut. Die Berliner Russen bauen zu Ostern eine Festtafel auf, die unter der Last der großen Pasteten schier zusammenbricht. Sogar unser Hungerkünstler Jolly hat die 44 Fasttage so geschickt gelegt, daß die Festtage ihn nun in Freiheit sehen. Er kann, wie der kultivierte Engländer es tut, sich ein zart gebratenes Lämmchen, mit jungen Gemüsen umlegt, gönnen und dabei den Kontoauszug seiner Bank als stimmungsvolle Lektüre genießen. Er hat es geschafft. Er ist nun ein wohlhabender Mann, denn rund 130 000 Mark sind sein Anteil an den Eintrittsgeldern der fast 300 000 Gaffer, die ihn in diesen anderthalb Monaten durch den versiegelten Glaskasten anstarrten. Zuletzt fast nur noch junge Mädchen, besonders "berufstätige" und "dienende". Mein Gott, welch' eine Partie! Die schriftlichen Heiratsanträge füllen einen stattlichen Band. Ein kleines Tippfräulein verfiel, um in der Konkurrenz aufzufallen, auf die Idee, sich statt mit Lotte Schulze mit Evelyn Rockefeller zu unterzeichnen. Darauf biß Jolly an und war bereit, auf den Rekord zu verzichten und schon vor Ablauf der 44 Tage aus dem Glaskasten auszubrechen und zum Standesamt zu pilgern, denn er witterte - irrtümlich - eine amerikanische Milliardärin. Mit Mühe gelang es dem Impresario, die Sache einzurenken, aber so, daß keine tiefe "seelische Depression" bei dem Hungerkünstler die Folge wäre. Die sogenannte Evelyn Rockefeller mußte ihn hinhalten. Sie mußte ihm täglich einen Brief schreiben. Sie bekam von dem Impresario täglich 10 Mark dafür. Nun reist Jolly unverheiratet zu seiner Erholung nach Italien, von dort im Sommer zu einem Wetthungern nach Newyork. Daß er auch weiterhin unverheiratet bleibt, das gehört zum Geschäft, denn die Weiblichkeit, die aus Mitleid und Heldenverehrung ihm zuströmt, würde kaum etwas Derartiges empfinden, wenn er Ehemann wäre. Wenn ein Ehemann hungert, damit die Frau ein seidenes Capekleid bekommen kann, erfüllt er nur seinen vorherbestimmten Beruf. Bestenfalls ist er eine komische Figur; aber kein Held mehr.

Von 125 auf 94 deutsche Pfund hat Jolly sich heruntergehungert. Nun hat er eine ganz schlanke Tangofigur. Mit 44 Tagen mache ich es ihm nicht nach, aber 5 Tage lang, wird mir gesagt, kriege ich nach der Operation im Lazaruskrankenhaus auch nichts zu essen und zu trinken. Nur mit einem nassen Läppchen den Mund ausgewischt: Rumpelstilzchen auf dem Wege zu Kraft und Schönheit. Das soll sehr gesund sein. Unsere Berliner Damen hungern ja alle, wenn sie "mondän" sein wollen. Ich finde nur: nachher sind sie schlank wie Achtzehnjährige, haben aber ein Gesicht wie Achtundsechzigjährige. Der immer mehr überhandnehmende Gebrauch von Pasten und Schminken rührt zum Teil daher. Das graue gefurchte Antlitz soll wieder verschwinden, - und man kann es doch nur kleistern und tünchen.

Als Ergänzung zur äußerlichen Bepinselung gibt es jetzt - das ist das Allerneueste in Berlin - auch Seelengemälde zum Preise von 30 Mark, unterstempelt von dem Bios-Institut, unterzeichnet von wahrhaftigen Ärzten. Ein "ukrainischer" Kollege, Sachar Bißky, ist der Erfinder der Sache. Physiker und Physiologen und Philosophen stehen im Banne der großen Mode und melden sich als Laboranten; nach wenigen Jahren wird vielleicht jeder gebildete Mitteleuropäer neben Paß und Steuerquittung auch solch ein Psychogramm von sich ständig in der Brusttasche haben. Ich muß dazu ein bißchen weiter ausholen. Von Lavaters physiognomischen Studien haben wir wohl mit unseren Großvätern mal gesprochen, die das vierbändige Werk noch ihrerseits vom Großvater her im Bücherschragen hatten. Das ist aber nun schon 150 Jahre alt. Seither haben sogenannte Phrenologen die Deutung von Gesichtern und Stirnen und Schädeln weiter betrieben, am ernstesten der Berliner Professor Gall, an dessen Hörsaaltür der junge Virchow einst - er war immer Skeptiker - schrieb: "Hier lehrt ein leerer Schädel Schädellehre." Auch ein Fatzke wie der Italiener Lombroso hat sich damit beschäftigt und den "Verbrechertyp" mit gezackter Ohrmuschel und breiten Kinnladen destilliert; notabene sind, soviel ich weiß, die meisten Giftmörderinnen engelschöne Wesen gewesen. In neuerer Zeit hat der Deutsche Huter, nun auch schon lange tot, grundlegende Arbeiten über Psychophysiognomik geschrieben und die Menschen danach in drei große Gruppen rubriziert: Ernährungstyp, Bewegungstyp, Empfindungstyp. Oder gemeinverständlich in unserer Sprache ausgedrückt: der Materialist, dessen Bauch sein Gott ist, der Mensch ohne höhere Interessen; der Tätigkeitsmensch voll drängender Energien; und schließlich "die Seele von Mensch", der Höchstorganisierte. Die einzelnen Anlagen und Eigenschaften liest Huter aus der Architektur hauptsächlich der Stirn heraus. Soweit ist alles ganz gut und eine hübsche Liebhaberkunst. Es gibt Menschenkenner, denen genügt die Augendiagnose. Minderbegabte mögen nach Huter orten. Manch einer träumt auch davon, daß nun jedermann an den richtigen Platz im Leben gestellt werden könnte, weil er so gut rubriziert werden kann, und jugendliche Huterschwärmer behaupten, es komme demnächst die Zeit, wo nur erzieherisch Hochbefähigte als Offizier oder Lehrer oder Pfarrer eingestellt würden und sogar unsere Politik durch Staatsmänner "mit Eignungsprüfung" zu einer ungeahnten Glanzzeit käme, um von den kleinen praktischen Berufen nicht erst zu sprechen, für die heute vielfach die psychotechnische Methode, mit Apparaten, benutzt wird, mit denen man die Reaktionsfähigkeit etwa eines Straßenbahnfahrers auf plötzlich aufleuchtende Signale und dergleichen feststellt. Auch das Träumen wollte ich denen um Huter noch durchgehen lassen. Das törichte ist nur, daß bei uns in Deutschland alle Leute, die eine kleine Teilwahrheit gefunden haben oder eine gefundene ausbauen, gleich - eine neue Religion daraus machen. Es geht nicht ohne Sekte. Es geht nicht ohne Fanatismus. So ist es schon bei manchen Vegetariern, die mich für eine Beute des Teufels halten, wenn ich ein Beefsteak esse. Und Huter hat in seinen Büchern sich natürlich auch als Weltreformator gegeben und - das ist bei allen diesen Leuten einschließlich der Mazdaznanisten für mein Gefühl das Abstoßende - auf ein Publikum von Halbgebildeten und Dienstmädchen besonders dadurch Eindruck gemacht, daß er den geschlechtlichen Nöten breit nachgeht und dabei sogar zur Empfehlung der - Ein-Monats-Ehe kommt. Sie alle, einschließlich des Propheten Häußer, haben hier ihren Generalnenner. Nun aber kommt Sachar Bißky als stärkste Konkurrenz aller bisherigen Phrenologen und erledigt das, was sie am Menschen sehen oder ertasten, einfach durch "untrügliche" Messung mit seinem Diagnoskop, einer elektrischen Maschine, die von außen her die stärkere oder schwächere Leitfähigkeit aller "Reizstellen" unserer Großhirnrinde feststellt und damit die Stärke oder Schwäche aller unserer Anlagen und Eigenschaften, die er genau lokalisiert haben will. Damit wäre Huter, soweit er Psychophysiognomiker und nicht Religionsstifter ist, erledigt; überall weicht die Pferdedroschke dem Automobil.

Eine Aula im Berliner Norden. Da tagt eine "Gesellschaft für Forschung und Aufklärung", in der es kaum Forscher und Aufgeklärte - soweit ich von Physiognomien etwas verstehe - gibt, sondern nur die üblichen Bildungsphilister und Sektierer der Halbbildung, fast durchweg Kleinbürger und einsame ältliche Jungfrauen mit dem unstillbaren Drange nach dem Wunderbaren; ich wette, daß die meisten Mitglieder der Gesellschaft auch in Okkultismus und Sexualreform machen. Kurz: das bekannte Publikum aus allen diesen Eine-Mark-Vorträgen. Nur gelegentlich ein Versprengter mit geschultem Denken dazwischen. Ein Herr, anscheinend ehemaliger Oberlehrer der Physik, spricht über die Diagnoskopie. Sehr weitschweifig und unter Umschmeichelung der Philistermasse und des Autodidaktentums. An einem Tisch im Saale wird Fruchtkaffee und Stuhlverstopfungstee verkauft. An einem anderen gibt es Bücher: Handlesekunst; der praktische Hypnotiseur; das Liebesleben der Nervösen; Kalte Füße; Handbuch der Graphologie; Wie gewinne ich die Liebe eines Mannes; Praxis der Redekunst; Konzentration und Wille; Nymphomanie; Heilmagnetismus vom okkulten Standpunkt aus. Alles das ist typisch. Der Vortrag selbst, für diese Zuhörerschaft gut berechnet, mußte den Gebildeten anwidern.

Trotzdem bin ich, mit den Reklamezetteln vom Vortrag in der Tasche, gestern zum Bios-Institut in der Kantstraße gegangen und habe mir vorn und hinten den Kopf elektrisch abtasten lassen. Der Arzt - einer der Ärzte, die im Dienste des Unternehmens stehen - piekt mich überall ein bißchen mit seinem Metallstift, während der Wechselstrom durch die Maschine - eine Art Radioapparat - surrt, und diktiert einer Sekretärin eintönig die Ergebnisse. Die Skala geht von 1 bis 6. Noch hat man kein Genie gefunden, bei dem irgendeine Hirnpartie mit Stärke 6 brummt, aber so etwas über den Durchschnitt 3 erreichen wohl die meisten. Die jedem Menschen angeborene Ängstlichkeit ist bei mir fast gleich Null. Mit 3⅓ notiert die Beobachtungsgabe. Triumphierend kann ich ferner zu Hause verkünden, es sei nunmehr elektrisch bewiesen, daß ich nicht zu Verschwendung neige! Im allgemeinen sind die Urteile vorsichtig abgefaßt, daher schwer zu widerlegen, auch wenn man sich innerlich in seiner Wahrhaftigkeit dagegen sträubt. Bestimmt falsch ist die Behauptung, daß ich lyrische Gedichte liebe. Ich liebe nur lyrische Erlebnisse. Aber solche kleinen Fehlgriffe brauchen natürlich noch nichts gegen den Wert der neuen Menschenkunde zu bedeuten. Auch sonst steht in der schriftlichen Auswertung meines Persönlichkeitsprofils noch allerlei sehr Nettes und Schmeichelhaftes. Ich kann es schwarz auf weiß getrost nach Hause tragen. Von dem Bösen in mir, von dem "inneren Schweinehund", ist kein Wort gesagt, obwohl auch der, wenn die Sache stimmt, vom Diagnoskop enthüllt sein muß. Und das ist wohl auch die Grundlage des geradezu riesenhaften - Geschäfts, das hier winkt. Die beste Sache für den Eitelkeitsmarkt! Schon ist das Bios-Institut in der Kantstraße sieben Arbeitsstunden hindurch von Klienten besetzt, schon wird eine Filiale in der Budapester Straße eröffnet, bald werden 50, 60 solcher Stellen für Entlarvung des Gehirns in Deutschland unbeschäftigten Ärzten Arbeit geben, und in Newyork wird ein Jahr darauf wohl an jeder Straßenecke die Kunst handwerksmäßig ausgeübt. Ich bin einer der ersten Untersuchten, natürlich abgesehen von der langen Reihe derer, die in vielen Jahren Bißky gebraucht hat, um seine Lehre zu begründen. Während meiner Anwesenheit wurden zwei Gymnasiasten angemeldet, deren Vater wissen will, ob er sie Stinnes oder Bismarck werden lassen will, und gleichzeitig kamen Anfragen von schier zahllosen - Damen. Für die kann das in wenigen Wochen der große Sport, die große Mode sein, das Tagesgespräch am Teetisch. Vergleichsmoment und Angriffswaffe, Köder für den Mann und allerlei sonst noch. Keine Frau mehr ohne Seelenphotographie! Und lauter - allerliebste Enthüllungen.

Bisher enthüllten sich die Frauen anders. Eine dieser Damen, die Gattin eines vielgenannten Ministers, kommt neulich zu einer Soirée in einem Kleide, dessen Ausschnitt hinten vom Nacken bis fast zur Taille reicht. Ein Freund des Hauses, der sich solch einen Scherz schon gestatten darf, neigt sich über sie und flüstert ihr zu: "Ach, gnädigste Frau, wenn Ihr Herr Gemahl doch nur einmal so viel Rückgrat zeigte wie Sie!"
31. März 1926 (Mittwoch)


30

Aus der Matratzenperspektive - Tante Malchen saust her - Was Trab ist - Die vergnügte Narkose - Er raucht wieder - Unsere Schwestern - Das Hohe Lied auf den Chirurgen - Die Dankbaren und die Pöbelhaften - Der vielbeschäftigte Haarkräusler

Aus der Vogelschau und noch darüber hinaus, bis zu mehreren tausend Meter Höhe, habe ich mir die Reichshauptstadt häufig genug angesehen. Ebenso natürlich zu ebener Erde. Nur noch nie aus der Matratzenperspektive eines Krankenhauses heraus; das ist etwas Neues, das muß man erlebt haben. Ich habe nur außerhalb Deutschlands das Liegen im Lazarett kennengelernt. Also nun auf nach Berlin N zum Lazarus-Krankenhaus. "Viel Spaß und auf Wiedersehn!" ruft mir die Zeitungsfrau nach, als sie mich mit meinem Köfferchen in die Osterferien verreisen sieht.

Inzwischen saust, ganz außer der Tour, Tante Malchen aus Ostpreußen her. Sie ist immer da, wo Not am Mann ist. Zwar hat sie viel zu vergeben und zu vergessen, wenn sie an mich denkt. "Abber jetzt, wo är in de Bredulje is, muß ech der Freau doch halfen!" Tante Malchen gehört noch zu jenen allmählich aussterbenden richtigen Tanten, die stets rüstig zur Stelle sind, wenn was Kleines kommt oder wenn Diphterie da ist. Sie rauscht dann nicht etwa mit hoheitsvoll und gottergeben ineinander gelegten Händen über der baumelnden Goldkette an der Seidenbluse herein und fragt: "Was kann ich helfen ?", denn sie weiß, daß solche Fragen das aufreizendste in einem unruhig und ratlos gewordenen Hause sind. Nein, sie nimmt wortlos die Schürze aus dem Koffer, klappt die Ärmel am Handgelenk um und geht wortlos an den Flickkorb oder in die Küche. Bei uns gibt es ja nie Unruhe oder Ratlosigkeit, es klappt alles auch im Mobilmachungsfall. Na, aber wenigstens den selbstgebackenen großen Safrankuchen und die Flasche selbstgemachten Portweins hätte Tante Malchen mir gern persönlich ins Krankenhaus mitgegeben. Man kann ja nie wissen, was die da in der Großstadt zu essen haben, nicht wahr ? Daher Tante Malchens eilige Nachtfahrt nach Berlin. Der Zug trifft schon mit Verspätung ein, so daß Tante Malchen sich entschließt, eine Droschke zu nehmen, aber beileibe kein Auto, nein, so verworfen ist sie nicht, sondern eine Pferdedroschke, die sie endlich auch auftreibt, nur, wie das so eben ist, eine Pferdedroschke in Berlin bedeutet glatte Verjährung. Nach einigen Minuten tippt Tante Malchen dem Kutscher empört auf die Schulter; er solle seinen Gaul doch Trab laufen lassen, ruft sie. Der Kutscher aber dreht sich um und sagt nur: "Wat wollnse, Trab is, wenn er mit de Vorderbeene nuckelt, un det sehn Se ja, er nuckelt!"

So kommt Tante Malchen also zu spät. Rechtzeitig ist dagegen unser lieber Pfarrer aus dem Berliner Vorort erschienen, um mich zu trösten. Ich kann nur sagen, daß es mir sehr schnell gelungen ist, ihn aufzuheitern. Noch ganz unter diesem angenehmen Eindruck lande ich im Krankenhaus, arbeite tagsüber am Schreibtisch und erhalte um die Zeit, wo man sonst den Apfelkuchen zum Mokka nimmt, den vierten und fünften Eßlöffel Rhizinus dieses Tages. Dann werde ich, wie üblich, auf dem Körper in der Operationsgegend sauber rasiert, von einem Pfleger, der 1914 als Sechzehnjähriger freiwillig mitgegangen ist. Eigentlich müßte er bei mir noch ein Schild quer überpappen: "Wegen Inventur bleibt das Geschäft einige Tage geschlossen." Am Abend dieses Mittwochs in der Karwoche gehe ich wohlvorbereitet ins nunmehr horizontale Dasein über.

Es gibt auf der ganzen Welt kaum etwas so Blitzsauberes, Anheimelndes, Appetitliches, als ein deutsches Krankenhaus. Trifft man außerhalb eins, dann hat der Leiter sicher in Deutschland studiert. Man kriegt richtig einen Stolz darauf, wenn man morgens auf die Bahre mit Gummirädern gelegt und dann durch die hellen Korridore und Säle gefahren wird. Schon bin ich im Narkosezimmer. Für diesen Moment ist bei uns alles schon längst testamentarisch festgelegt, einfach festgelegt, durch nichts mehr umzuwerfen, auch wenn es sich, wie diesmal, aller Voraussicht nach, nicht um eine lebensgefährliche Sache handelt, sondern nur um eine schmerzhafte Generalprobe dazu. Also bevor mir das Bewußtsein schwindet, denke ich zunächst an mich, an das sehr läuterungsbedürftige Ich, das ich jederzeit dem lieben Gott zu übergeben bereit bin, wenn er es in diesem Zustande annehmen will. Zweitens wird natürlich an die Lieben gedacht, auch das haben sie schriftlich. Drittens aber, das lasse ich mir nicht nehmen, drittens gilt der letzte Gedanke dem Kaiser, und da ist alles inbegriffen, was ich auch an Wunsch und Wille für Reich und Volk auf dem Herzen habe. Nur diese drei Dinge. Also da habe ich ja Zeit. Als mir die grüne Gazemaske übers Gesicht gehalten wird und die Mischung Chloroform und Äther langsam darauf tropft, denke ich leider nicht an Punkt 1, sondern bin schon wieder im Beruf, "zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt", bin wieder nur der Beobachter. Mich dünkt, das ist genau so, wie in dem Restaurant der Madame Blanche-Roblin hinter der Madeleine in Paris nach einem guten Dejeuner, wenn man sich dann zum Kaffee grünen Absynth langsam übers Eis ins Glas tropfen läßt. Nein, doch nicht. Dieser Likör hier riecht anders. Ob es wohl wahr ist, daß man seine eigene Stimme beim Zählen "immer ferner und ferner hört" ? Ich merke nichts davon, überhaupt nichts Unangenehmes. Acht-zehn, neun-zehn, zwan-zig. Jetzt parlamentiere ich mit dem Tropfen-Fräulein. Ich solle doch tief und ruhig atmen, und das könnte ich doch viel besser, wenn ich nicht laut zählte, sondern still für mich; ich würde aber jede Zahl durch Schnippen mit der Hand am erhobenen rechten Unterarm markieren. Bitte sehr. Danke sehr. Das ist großartig, nun wird man durch das eigene Lautsprechen nicht mehr gestört, kann also still beobachten. Ich habe ja noch Zeit für die drei letzten Dinge, ich bin noch gar nicht "weit weg". Ein-und-vierzig, zwei-und-vierzig, drei-und-vierzig. Zu komisch, an meinem 43. Geburtstag, da war ich nachmittags draußen in einem Vorort im Osten Berlins, und da packten wir einen Haufen Kinder in eine Pferdedroschke, oh, war das ein Ulk, aber alle gingen nicht hinein, abwechselnd mußte immer ein Junge eine Zeitlang nebenher laufen, und . . .

Und inzwischen ist mein Fahrgestell lautlos in den Operationssaal gerollt. In fast einer Stunde schneller, angestrengter, sorgsamer Arbeit hat der Professor mich Träumenden zurechtgeschnitten. Den Seinen gibt's der Herr im Schlafe.

Am Spätnachmittag dieses Gründonnerstags wache ich mit der erneut beschämenden Erkenntnis auf, daß es im Leben nie so melodramatisch zugeht, wie man es sich vorgenommen hat, und daß nicht einmal testamentarische Festlegung etwas nützt. Es kommt alles immer anders und meist prosaischer. Am Karfreitag früh bin ich noch etwas benommen, ohne mich aber übel zu fühlen, ich blinzle durch ein mühsam geöffnetes Augenlid und erkenne ein weibliches Wesen, das mich fragt, ob es mir etwas vorlesen dürfe. Mein erster Gedanke: fabelhafte Organisation, für alles gesorgt. Mein zweiter: nun bin ich wehrlos, nun überfallen sie mich mit der Courths-Mahler. Ich sage also freundlich und bestimmt: "Nein, Schwester, besten Dank!" Mit der gleichen marmornen Güte und Demut, mit der die Schwester gefragt hat, wendet sie sich nun langsam zum Gehen; da sehe ich durch das andere halbgeöffnete Auge, daß es zwei Bücher in Goldschnitt sind, die einen sakralen Eindruck machen. Oh, wie konnte ich nur! Ich kläre die Schwester über mein Versehen auf, ich bitte nun um die Andacht. Schon bei der Textverlesung bleibe ich an dem Worte "Es ist vollbracht" in meiner Müdigkeit hängen und martere mein Gedächtnis nach dem griechischen Ausdruck hierfür. Nun wird alles wieder schemenhaft. Noch ein Gedanke durchzuckt mich, bevor ich wieder einnicke. Ich glaube, die arme Schwester schielt. Warum hat man sie nicht durch einfache Operation hier im Krankenhaus davon befreit ? Wenn sie nun links und rechts verschiedene Texte aufschlägt und gleichzeitig Evangelium und Epistel vorliest ?

Zu Mittag bin ich ganz munter. Vierundzwanzig Stunden nach der Operation rauche ich eine dicke Zigarre; den geräumigen Aschenbecher hat meine Frau mir selbstverständlich in den Koffer gepackt, sie weiß schon, was ich brauche. Aber, ehrlich gestanden, geschmeckt hat mir die Zigarre nicht. Die erste Zigarre meines Lebens, die ich für andere geraucht habe. Denn das weiß ich natürlich genau, was danach sofort in die Runde geht: "Es ist alles gut, er raucht schon!" Ich habe aber auch alle Ursache, Zufriedenheit zu markieren, denn es ist ja alles glatt und glänzend gegangen, ohne jede Komplikation, ich habe also die Aussicht, lange ständige Schmerzen zu verlieren und außerdem vor wirklich schwerer Lebensgefahr, die eines Tages an den kranken Stellen hätte eintreten können, durch die rechtzeitige Operation bewahrt zu sein. Kein Reporter kann also in diesen Tagen in dem üblichen schauerlichen Deutsch erzählen, ich sei an den Folgen "eines im Felde sich zugezogenen Leidens" zur Genugtuung der gesitteten demokratischen Welt nunmehr endlich verstorben. Natürlich ist die Wundbehandlung in den Tagen nachher, an denen man kein Morphium mehr bekommt, nicht gerade erheiternd. Da ist man doch nur ein armselig Stück gepeinigter Kreatur. Wahrhaftig, man stöhnt. Man ist also doch noch kein richtiger Gentleman. Aber zwei Minuten nachher ist man wieder fidel und dankbar und freut sich an seiner ganzen Umgebung, angefangen bei Seiner Majestät dem leitenden Chirurgen, endend beim letzten jungen Handlanger; und dazwischen an der Fülle der weiblichen Engel dieses Hauses, der grauhaarigen Mütterlichkeit der gütigen Alten und der rosigen Frische der aufopfernden Jungen. Das Zusammenarbeiten zwischen sozuagen dem geistlichen und weltlichen Schwert in den Diakonissenanstalten erfordert von beiden Seiten viel Takt, aber die Zusammenarbeit ist gut, und sie wäre bei den Schwestern ohne die religiöse Hingabe wirklich nicht denkbar. An der fernen asiatischen Front gab es nur katholische Schwestern. In guter Erinnerung habe ich da noch die lichten freundlichen Benediktinerinnen, während die Nonnen mancher anderen Orden so grämlich einhergingen, als stünden sie unter einem besonderen Fluche Gottes und nicht als seine Boten der Liebe da. Von den evangelischen Schwestern ist nicht jede, die wir vielleicht dafür halten, eine Gräfin, und nicht jede, die wir vielleicht dafür halten. eine Kuhmagd. Im allgeméinen mag freilich nach ihrer Herkunft der Schwesternberuf für sie eine gehobene Lebensstellung bedeuten. Materiell ist die Stellung jämmerlich. Kein Dienstmädchen würde bei dem winzigen Taschengeld so arbeiten; und kein Mädchen, das nicht religiös dazu prädestiniert ist, sich dieser Anstaltsordnung fügen, wo schon die Frage, ob Briefeschreiben eine Arbeit und daher am Sonntag verboten sei, die Gemüter erregen kann. Aber mein Hohes Lied gelte diesmal doch nicht den Schwestern, sondern den Königen im Operationssaal.

Man spricht viel zu viel von "Künstlern in ihrem Fach", als wenn nur das Künstlerische die Berufstätigkeit adelte. Vielfach ist es doch das Männliche schlechthin, das solche Wunder wirkt. Gewiß, den Berliner Spezialisten für Nasenumformung, Dr. Joseph, mag man einen Künstler nennen; unter seiner Hand wird der Kurfürstendamm zu einem arischen Paradiesgärtlein voll kecker Stupsnäschen. Aber die leitenden Ärzte unserer mächtigen Krankenhäuser sind eben viel Wuchtigeres als nur Künstler. Jetzt sind sie gerade aus ganz Deutschland wieder beieinander zu ihrem alljährlichen Osterkongreß in Berlin. Auch unser lieber Geheimrat von einer norddeutschen Universität hat am Tage vor der Eröffnung wieder einmal bei uns daheim am Familientisch gesessen und mich nachher hier im Krankenhaus besucht. Ich solle mich, meint er, nun mal recht ordentlich auf die bösen Chirurgen ausschimpfen. Ich denke nicht daran. Ich habe mich im Gegenteil so in Begeisterung geredet, daß unser alter Freund meint, nun sei es aber genug. Der rechte Chirurg, sage ich, braucht nichts vom Künstler zu haben, aber er hat etwas vom führenden Seeoffizier und etwas vom Sportsmann großen Stils. Er beherrscht geistig die ganze verästelte Maschinerie des menschlichen Körpers, wie der Kommandant des Schlachtschiffes dessen elektrische Muskelstränge und Nervenfasern. Wenn der Professor knapp, klar und bestimmt seine halblauten Befehle gibt, während er selbst das Messer führt, strafft sich die ganze Besatzung vom ältesten Assistenten bis zur jüngsten Operationsschwester, denn die Autorität des Mannes, der da mit einem Menschenleben hantiert, ist grenzenlos. Innerlich jubeln die Mitarbeiter ihm zu, wie die sachverständige Klubtribüne bei einem weltbedeutenden Autorennen dem kühnen Ersten, der in der letzten Kurve, in momentanem Entschluß, seinen Wagen vorgeworfen und den Gegner überrundet hat. Es ist der Tod, mit dem der Chirurg um die Wette rast; auf den Bruchteil einer Sekunde, auf den Bruchteil eines Millimeters, auf den Blitz einer Erkenntnis kommt es zuweilen an, wenn man dem grinsenden Konkurrenten die Siegesbeute noch einmal entreißen und einen schaffenden Menschen dem Leben zurückgeben will.

Ein wahrer Segen, daß ich nicht Chirurg geworden bin. Wenn so etwas möglich wäre, und man soll ja von nichts sagen, daß es stets unmöglich bleiben wird, so würde ich es dann sicher zu meiner Spezialität machen, die Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksnerven ein bißchen durcheinander zu koppeln. So kann natürlich nur ein blutiger Laie, Satiriker und Hallodri sprechen. Aber ich denke es mir zu schön, wenn man dadurch folgendes erreichte, daß beispielsweise jemand, wenn er den Duft aufgelösten langen Frauenhaares einatmet, sofort gesättigt ist wie durch ein gutes Diner. Oder den Sonnenaufgang als mächtigen Donnerschlag hört, der ihn aus dem Bett wirft. Oder zwei Eßlöffel Rhizinus einnimmt und dabei nur Beethovens Eroica empfindet. Scherz beiseite. Die Medizin ist der ernsthaften deutschen Wunder voll. Nicht nur dort, wo "chir." auf dem Täfelchen am Krankenzimmer steht, sondern auch, wo "med." die stillere Tätigkeit des Internisten anzeigt, des gelehrten Admiralstäblers und Strategen, um in unserem Vergleiche zu bleiben. Auch hier mancher schier unfaßbare Sieg.

Leider erkennt die Masse das nur noch nicht genügend. In der zweiten Klasse des Krankenhauses, in der ich mich meinem Stande entsprechend befinde, gibt es wohl noch die zufriedensten Leute. In der ersten, in der heutzutage Ledebour und andere Revolutionsgewinnler sich unterbringen zu lassen pflegen, wird vielfach gemäkelt. Ebenso in der dritten Klasse, wo das unausrottbare Mißtrauen herrscht, man werde als Armer nicht so sorgsam behandelt. Am schlimmsten hat es das Personal unter den hämischen Bemerkungen wirklicher Proleten. Unsere männlichen Krankenpfleger, die es berufsmäßig sind, stammen doch aus denselben Kreisen des unteren Volkes, wie hier die Kranken, müssen aber eine himmlische Geduld aufbringen, um nicht dreinzufahren, wenn sie immer wieder beleidigt werden. Nie ist das Essen recht. "Das Beste freßt Ihr wohl selber oder Ihr gebt's den Reichen ?" Jeder Anordnung wird widersprochen. Und wenn der Pfleger noch in Hörweite ist, wird ihm nachgerufen: "Det is een so anschläjijer Kopp, det er, wenner de Treppe runnerfällt, denn schlächt er an jede Stufe!"

Mein Krankenhaus hier hat eine höchste Belegungsfähigkeit von 220 Betten. Nicht alle Kranken sind schwerkrank. Es gibt auch viel Genesende. In den Frauenabteilungen kündigt sich die erste Spur der kommenden Genesung durch den sofortigen Ruf nach einem Friseur an. Es hat hier einer den ganzen Tag bis zu 14 Stunden zu tun. Heute früh habe ich mich, um nicht gar zu wild auszuschauen, wenn ich diese Plauderei aus der Matratzenperspektive diktiere, von ihm rasieren lassen. Er kam gerade von zwei Damen, denen er die Bubifrisur neu gelockt hatte.
8. April 1926 (Donnerstag)



Glossen 25 - 27

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Glossen 31 - 33

© Karlheinz Everts