„Das Gewehr.”

Von Freiherr von Schlicht.

aus: „An die Gewehre!” (1924)

aus:

„Exzellenz ist wütend.” (1909)

und aus

„Das lustige Salzer-Buch”, Band 3
Heitere Lektüre- und Vortragsstücke
gesammelt und herausgegeben von
Marcell Salzer
Band 3 (1916)

Fassung Schlicht
Das Gewehr.
aus: „Exzellenz ist wütend.”

Von Freiherrn von Schlicht

Fassung Schlicht
Das Gewehr.
aus: „An die Gewehre!”

Von Freiherrn von Schlicht

Fassung Salzer
Das Gewehr.

(In Vortragsfassung gebracht vom Herausgeber)

Die neu eingestellten Rekruten sollen morgen zum ersten Mal das wirkliche Infanteriegewehr in die Hand bekommen, während sie bis dahin nur mit dem Bajonettierfechtgewehr gearbeitet hatten und dieses große Ereignis veranlaßt den Sergeanten Krause, seinen Leuten in der Putz- und Flickstunde eine Rede zu halten:

Die neu eingestellten Rekruten sollten morgen zum ersten Mal das wirkliche Infanteriegewehr in die Hand bekommen, während sie bis dahin nur mit dem Bajonettiergewehr gearbeitet hatten, und dieses große Ereignis veranlaßt den Sergeanten Krause, seinen Leuten in der Putz- und Flickstunde eine Rede zu halten:

Die neu eingestellten Rekruten sollten morgen zum ersten Mal das wirkliche Infanteriegewehr in die Hand bekommen, während sie bis dahin nur mit dem Bajonettierfechtgewehr gearbeitet hatten und dieses große Ereignis veranlaßt den Sergeanten Krause, seinen Leuten in der Putz- und Flickstunde folgende Rede zu halten:

„Das Gewehr ist, wie man so zu sagen pflegt, die Braut des Soldaten, der er ewige Treue schwört, die Ihr ja aber doch nicht haltet, schon deshalb nicht, weil Ihr gar nicht wißt, was Treue ist und weil auch schließlich die im Fahneneid gelobte Treue die Hauptsache bleibt. In diesem Sinne halte auch ich persönlich das Gewehr nicht so sehr für die Braut des Soldaten, als vielmehr für das ihm anvertraute Nationaleigentum, das er in der Stunde der Gefahr mit seinem Leben, seinem Blut und seinem Gewehr zu verteidigen hat.

„Das Gewehr ist, wie man so zu sagen pflegt, die Braut des Soldaten, der er ewige Treue schwört, die Ihr ja aber doch nicht haltet, schon deshalb nicht, weil Ihr gar nicht wißt, was Treue ist und weil auch schließlich die im Fahneneid gelobte Treue die Hauptsache bleibt. In diesem Sinne halte auch ich persönlich das Gewehr nicht so sehr für die Braut des Soldaten, als vielmehr für das ihm anvertraute Nationaleigentum, das er in der Stunde der Gefahr mit seinem Leben, seinem Blut und seinem Gewehr zu verteidigen hat.

„Das Gewehr ist, wie man so zu sagen pflegt, die Braut des Soldaten, der er ewige Treue schwört. Außerdem ist das Gewehr das ihm anvertraute Nationaleigentum, welches Gewehr er in der Stunde der Gefahr mit seinem Leben, seinem Blut und eben mit seinem Gewehr zu verteidigen hat.

Was nun die Konstruktion des Gewehres betrifft, so besteht es nicht nur aus Holz und Eisen, sondern in Bezug auf den Gewehrriemen, auch aus Leder. Außerdem aber hat das Gewehr einen sichtbaren und einen unsichtbaren Teil, den man eben so, wie bei einem Menschen, nicht ohne weiteres sieht. Den nennt man „die Seele”, wohingegen bei Euch aber nicht alles Seele ist, was man nicht sieht.

Was nun die Konstruktion des Gewehres betrifft, so besteht es nicht nur aus Holz und Eisen, sondern in bezug auf den Gewehrriemen, auch aus Leder. Außerdem aber hat das Gewehr einen sichtbaren und einen unsichtbaren Teil, den man eben so, wie bei einem Menschen, nicht ohne weiteres sieht. Den nennt man „die Seele”, wohingegen bei Euch aber nicht alles Seele ist, was man nicht sieht.

Was nun die Konstruktion des Gewehres betrifft, so hat das Gewehr einen sichtbaren und einen unsichtbaren Teil, den man eben so, wie bei einem Menschen, nicht ohne weiteres sieht. Den nennt man „die Seele”, wohingegen bei euch aber nicht alles Seele ist, was man bei euch nicht sieht, — ihr Lorbasse!

Die Seele ist der leere Raum im Flintenlauf, in dem die Züge eingeschnitten sind, damit sich in ihnen das Geschoß dreht und eine größere Wirkung hat, wenn es auf das Kommando „Feuer” den Lauf verläßt, um den tot zu schießen, den tot zu schießen Euch von Euren Vorgesetzten befohlen ist resp. im kritischen Augenblich der Kritik befohlen wird.

Die Seele ist der leere Raum im Flintenlauf, in dem die Züge eingeschnitten sind, damit sich in ihnen das Geschoß dreht und eine größere Wirkung hat, wenn es auf das Kommando „Feuer” den Lauf verläßt, um den tot zu schießen, den tot zu schießen Euch von Euren Vorgesetzten befohlen ist resp. im kritischen Augenblich der Kritik befohlen wird.

Die Seele ist der leere Raum im Flintenlauf, in dem die sogenannten ,Züge’ eingeschnitten sind, — ,die Züge’ verstanden! damit sich in ihnen das Geschoß dreht und eine größere Wirkung hat, wenn es auf das Kommando ,Feuer’ den Lauf verläßt, um den dotzuschießen, den dotzuschießen euch befohlen worden ist. —

Bei jedem lebenden Wesen verkörpern die Züge gewissermaßen die Seele, in dem sich in den Zügen die Seele widerspiegelt. Wird eine Frau schlecht behandelt, hat sie Kummer und Sorgen, dann drückt sich das zuerst in ihren Zügen aus, ebenso bei dem Gewehr. Geht Ihr mit dessen Seele nicht zart und vorsichtig um, schmeißt Ihr eine Hand voll Dreck hinein oder reinigt Ihr die Seele nach dem Schießen und nach dem Dienst nicht ordentlich mit Wischstrick und fettet Ihr sie nicht gehörig ein, dann bekommt sie genau wie eine Frau zu scharfe Züge und dann fliegt Ihr drei Tage lang in den Kasten und wenn Ihr Glück habt, auch noch länger, denn dann könnt Ihr mit Eurem Gewehr nichts treffen und schießt noch miserabler, als Ihr es ohnehin wohl schon tun werdet, denn bei dem Schießen kommt es nicht nur darauf an, daß man schießt, sondern, daß man auch was trifft.

Bei jedem lebenden Wesen verkörpern die Züge gewissermaßen die Seele, in dem sich in den Zügen die Seele widerspiegelt. Wird eine Frau schlecht behandelt, hat sie Kummer und Sorgen, dann drückt sich das zuerst in ihren Zügen aus, ebenso bei dem Gewehr. Geht Ihr mit dessen Seele nicht zart und vorsichtig um, schmeißt Ihr eine Hand voll Dreck hinein oder reinigt Ihr die Seele nach dem Schießen und nach dem Dienst nicht ordentlich mit Wischstrick und fettet Ihr sie nicht gehörig ein, dann bekommt sie genau wie eine Frau zu scharfe Züge und dann fliegt Ihr drei Tage lang in den Kasten und wenn Ihr Glück habt, auch noch länger, denn dann könnt Ihr mit Eurem Gewehr nichts treffen und schießt noch miserabler, als Ihr es ohnehin wohl schon tun werdet, denn bei dem Schießen kommt es nicht nur darauf an, daß man schießt, sondern, daß man auch was trifft.

Bei jedem lebenden Wesen verkörpern die Züge gewissermaßen die Seele, in dem sich in den Zügen die Seele widerspiegelt. Wird meinswegen eine Frau schlecht behandelt, hat sie Kummer und Sorgen, na dann drückt sich das zuerst in ihren Zügen aus, ebenso bei dem Gewehr. Geht ihr also mit seiner Seele nicht zart und vorsichtig um, schmeißt ihr in die Seele eine Hand voll Dreck hinein oder reinigt ihr die Seele nicht ordentlich mit Wischstrick und fettet ihr die Seele nicht gehörig ein, dann bekommt sie genau wie eine Frau zu scharfe Züge und dann fliegt Ihr drei Tage lang in den Kasten und wenn ihr Glück habt, auch noch länger!

Frauen haben es so an sich, daß sie immer schöner erscheinen wollen, als sie es von haus aus sind. Das gilt nicht nur von den verheirateten Frauen, sondern auch von den jungen Mädchen und vor allen Dingen auch von den Bräuten und wenn das Gewehr also meinetwegen gewissermaßen doch Eure Braut sein soll, dann geht schon daraus hervor, daß auch die geschmückt sein will. Viele Frauen legen sich rot oder weiß auf, um stets einen frischen jugendlichen Teint zu haben und auch Eure Gewehrbraut hat den Wunsch, immer jung und begehrenswert zu erscheinen. Die Gabe, sich selbst zu schmücken, ist ihr als einem leblosen Wesen natürlich nicht gegeben, da müßt Ihr sie verjüngen, indem Ihr Euch von dem „Firniß” ein gehöriges Quantum auf die Hand schüttet und das Eurer Braut auf die Kolbenbacken reibt, bis die Hand wieder ganz trocken ist. Den Lauf des Gewehres aber, den ich die Haare der Braut nennen möchte, müßt Ihr schwarz halten und das auf dem Lauf angebrachte Visir, das Ihr bei dem Zielen gebraucht und das ich deshalb das Auge der Braut nennen möchte, müßt Ihr von Zeit zu Zeit mit einem brennenden Streichholz färben, damit der Glanz nicht erlischt, wobei ich an ein altes Wort denke, das Ihr Euch aber nicht zu merken braucht: „Wie köstlich glänzt die Trän' im Aug' der Braut, wenn Ihr der Bräutigam hat in's Gesicht gehaut.”

Der Soldat aber hat sein Gewehr nicht nur, um es zu putzen und um damit zu schießen, sondern vor allen Dingen, um damit Griffe zu üben und selbst auf die Gefahr hin, daß Ihr mich nicht versteht, was ja eigentlich ganz selbstverständlich ist, sage ich: „Ohne unsere Griffe sähe es im deutschen Vaterland sehr traurig aus.” Niemand kann es leugnen, daß die Erfindung des lenkbaren Luftballons durch den Grafen Zeppelin eine geniale Tat ist, die mit Recht die Bewunderung der ganzen Welt hervorruft, aber tausendmal größer ist die Erfindung der Gewehrgriffe. Deutschland ist auch ohne den Zeppelin das geworden, was es heute ist, aber ohne unsere Griffe wäre es das nie geworden.

Frauen haben es so an sich, daß sie immer schöner erscheinen wollen, als sie es von haus aus sind. Das gilt nicht nur von den verheirateten Frauen, sondern auch von den jungen Mädchen und vor allen Dingen auch von den Bräuten, und wenn das Gewehr also meinetwegen gewissermaßen doch Eure Braut sein soll, dann geht schon daraus hervor, daß auch die geschmückt sein will. Viele Frauen legen sich rot oder weiß auf, um stets einen frischen jugendlichen Teint zu haben, und auch Eure Gewehrbraut hat den Wunsch, immer jung und begehrenswert zu erscheinen. Die Gabe, sich selbst zu schmücken, ist ihr als einem leblosen Wesen natürlich nicht gegeben, da müßt Ihr sie verjüngen, indem Ihr Euch von dem „Firniß” ein gehöriges Quantum auf die Hand schüttet und das Eurer Braut auf die Kolbenbacken reibt, bis die Hand wieder ganz trocken ist. Den Lauf des Gewehres aber, den ich die Haare der Braut nennen möchte, müßt Ihr schwarz halten und das auf dem Lauf angebrachte Visier, das Ihr bei dem Zielen gebraucht und das ich deshalb das Auge der Braut nennen möchte, müßt Ihr von Zeit zu Zeit mit einem brennenden Streichholz färben, damit der Glanz nicht erlischt, wobei ich an ein altes Wort denke, das Ihr Euch aber nicht zu merken braucht: „Wie köstlich glänzt die Trän' im Aug' der Braut, wenn Ihr der Bräutigam hat in's Gesicht gehaut.”

Der Soldat aber hat sein Gewehr nicht nur, um es zu putzen und um damit zu schießen, sondern vor allen Dingen, um damit Griffe zu üben und selbst auf die Gefahr hin, daß Ihr mich nicht versteht, was ja eigentlich ganz selbstverständlich ist, sage ich: Ohne unsere Griffe sähe es im deutschen Vaterland sehr traurig aus.Niemand kann es leugnen, daß die Erfindung des lenkbaren Luftballons durch den Grafen Zeppelin eine geniale Tat ist, die mit Recht die Bewunderung der ganzen Welt hervorrief, aber tausendmal größer ist die Erfindung der Gewehrgriffe. Deutschland ist auch ohne den Zeppelin das geworden, was es heute ist, aber ohne unsere Griffe wäre es das nie geworden.

Frauen haben es so an sich, daß sie immer schöner erscheinen wollen, als sie es von Haus aus sind. Und wenn das Gewehr also meinetwegen gewissermaßen doch eure Braut sein soll, dann geht schon daraus hervor, daß auch die geschmückt sein will. Na, da müßt ihr sie eben verjüngen und verschönern, indem Ihr Euch von dem ,Firniß’ ein gehöriges Quantum auf die Hand schüttet und das eurer Braut so lange auf die Kolbenbacken reibt, bis die Hand wieder ganz trocken ist. Den Lauf des Gewehres aber, den ich meinswegen die Haare der Braut nennen möchte, müßt ihr schwarz halten und das auf dem Lauf angebrachte Visir, das ihr bei dem Zielen gebraucht und das ich deshalb meinswegen das Auge der Braut nennen möchte, müßt Ihr von Zeit zu Zeit mit einem brennenden Streichholz färben, damit der Glanz nicht erlischt, wobei ich an ein altes Wort denke, das Ihr Euch aber nicht zu merken braucht: Wie köstlich glänzt die Trän' im Aug' der Braut, wenn Ihr der Bräutigam hat in's Gesicht gehaut. Nun aber aufgepaßt, — ihr Himmelhunde! Der Soldat aber hat sein Gewehr nicht bloß zum Putzen, sondern vor allen Dingen, um damit Griffe zu üben und selbst auf die Gefahr hin, daß Ihr mich nicht versteht, was ja eigentlich ganz selbstverständlich ist, sage ich: ,Ohne unsere Griffe sähe es im deutschen Vaterland traurig aus.’ Niemand kann es leugnen, daß die Erfindung des lenkbaren Luftballons durch den Grafen Zeppelin eine geniale Tat ist, die mit Recht die Bewunderung der ganzen Welt hervorruft, aber tausendmal größer als der janze Zeppelin ist die Erfindung der Gewehrgriffe. Deutschland ist auch ohne den Zeppelin das geworden, was es heute ist, aber — frage ich, wäre es das ohne unsere Griffe geworden?! — — Nie! —

Und deswegen muß jedesmal ein heiliger Schauer tiefster Ehrfurcht Euch in Eure krummen Knochen hineinfahren, wenn das Kommando erfolgt: „Das Gewehr über!” Den Griff kann man nie genug machen und schon deshalb ist es ein Jammer, daß es keine dreijährige Dienstzeit mehr gibt, sondern daß man Euch schon nach zwei Jahren wieder nach Hause schickt. Ich habe mir gestern abend, als ich mich auf einem Blatt Papier geistig auf diese Instruktionsstunde vorbereitete, ausgerechnet: daß Ihr den Griff „Das Gewehr über!” im Laufe Eurer Dienstzeit nicht viel öfter als 30 000 Mal machen werdet und das ist viel zu wenig, um auch nur annähernd eine Ahnung von seiner Schönheit zu bekommen.

Und deswegen muß jedesmal ein heiliger Schauer tiefster Ehrfurcht Euch in Eure krummen Knochen hineinfahren, wenn das Kommando erfolgt: „Das Gewehr über!” Den Griff kann man nie genug machen und schon deshalb ist es ein Jammer, daß es keine dreijährige Dienstzeit mehr gibt, sondern daß man Euch schon nach zwei Jahren wieder nach Hause schickt. Ich habe mir gestern abend, als ich mich auf einem Blatt Papier geistig auf diese Instruktionsstunde vorbereitete, ausgerechnet, daß Ihr den Griff „Das Gewehr über!” im Laufe Eurer Dienstzeit nicht viel öfter als 30 000 Mal machen werdet und das ist viel zu wenig, um auch nur annähernd eine Ahnung von seiner Schönheit zu bekommen.

Und deswegen muß jedesmal ein heiliger Schauer tiefster Ehrfurcht euch in eure krummen Knochen hineinfahren, wenn das Kommando erfolgt: ,Das Gewehr über!’ Den Griff kann man nie genug machen. Ich habe mir gestern abend, als ich mir auf einem Blatt Papier geistig auf diese Instruktionsstunde vorbereitete, ausgerechnet: daß Ihr den Griff ,das Gewehr über!’ im Laufe Eurer Dienstzeit nicht viel öfter als 30 000 Mal machen werdet und das ist viel zu wenig, um auch nur annähernd eine Ahnung von seiner Schönheit zu bekommen.

Zu dem Griff „Das Gewehr über!” gehört der Griff: „Das Gewehr ab!” wie die Amme zum Kind oder wie die Nacht zu dem Wächter, denn das eine ist ohne das andere undenkbar. Und im Gegensatz zu dem Till Eulenspiegel, den Ihr ja natürlich nicht kennt, worauf der aber nur stolz sein kann, der jedesmal traurig war, wenn es bergab ging, weil er dann stets an das bergauf dachte, müßt Ihr bei dem „Gewehr ab” frohlocken, weil Ihr wißt, daß dann gleich wieder: „Das Gewehr über!” erfolgt.

Zu dem Griff „Das Gewehr über!” gehört der Griff: „Das Gewehr ab!” wie die Amme zum Kind oder wie die Nacht zu dem Wächter, denn das eine ist ohne das andere undenkbar. Und im Gegensatz zu dem Till Eulenspiegel, den Ihr ja natürlich nicht kennt, worauf der aber nur stolz sein kann, der jedesmal traurig war, wenn es bergab ging, weil er dann stets an das bergauf dachte, müßt Ihr bei dem „Gewehr ab” frohlocken, weil Ihr wißt, daß dann gleich wieder: „Das Gewehr über!” erfolgt.

Zu dem Griff ,das Gewehr über!’ gehört der Griff: ,das Gewehr ab!’ wie die Amme zum Kind, wie die Nacht zu dem Wächter, wie Loeser zu Wolff — und darum müßt ihr bei dem ,Gewehr ab’ frohlocken, weil ihr wißt, daß dann gleich der Griff ,das Gewehr über!’ erfolgt.

Die höchste Ehre aber, die einem Soldaten überhaupt widerfahrenkann, ist die, wenn er das Gewehr präsentieren darf. Das ist so ungefähr dasselbe, als wenn ein junges Mädchen einen Heiratsantrag erhält oder wenn eine junge Frau fühlt, daß sie zum ersten Male Mutter wird. Ich habe mir sagen lassen, das wäre das höchste und reinste Glück, das einer Frau widerfahren kann und dieses Glück ist für uns da, wenn es heißt „Präsentiert das Gewehr!” Dann müssen Eure Augen im stolzesten Stolz leuchten und wenn es dann mit dem Präsentieren vorbei ist, wenn es wieder heißt: „Das Gewehr über!” dann dürft Ihr ruhig voll Trauer eine Träne vergießen, meinetwegen auch zwei, aber natürlich nur innerlich, denn äußerlich weinen nur alte Weiber in Unterröcken, die noch dazu unmodern sind, wobei ich natürlich die Unterröcke und nicht die Weiber meine. Und die Weiber heulen ja auch schon vor Angst, wenn ein anderes Euch noch unbekanntes Kommando erfolgt, nämlich der Befehl, das Gewehr zu laden. Auch diesen Griff werdet Ihr oft üben, wenngleich auch leider nicht annähernd oft genug und wenn Ihr die Exerzierpatronen in das Gewehr hineinlegt, dann hol Euch der Deubel, der sich aber schönstens für Euch Jammergestalten bedanken wird, wenn dann nicht jedesmal eine kriegerische Begeisterung über Euch kommt. Ihr wißt, daß es Euch in Eurem eigenen Interesse zwar nicht durch geschriebene, aber doch durch ungeschriebene Gesetze verboten ist, während Eurer militärischen Dienstzeit eigene Gedanken zu haben. Ihr habt überhaupt nicht zu denken, dafür sind Eure Vorgesetzten da, die das für Euch viel besser besorgen und die dadurch schon darauf aufpassen, daß Ihr auf keine dummen Gedanken kommt, die unter Umständen mit Arrest und Gefängnissen nicht unter 6 Monaten bis zu zwei Jahren bestraft werden könnten. Aber trotz alledem, wenn Ihr unter geladenem Gewehr dasteht, da dürft Ihr nicht nur denken, da müßt Ihr's sogar, wenn Ihr es wert sein wollt, daß der Staat Euch nicht nur ernährt, sondern Euch auch noch pro Tag 22 Pfg. Löhnung zahlt.

Und dieser Gedanke, den Ihr haben müßt, lautet: „Krieg, Krieg, Krieg!”

Die höchste Ehre aber, die einem Soldaten überhaupt widerfahrenkann, ist die, wenn er das Gewehr präsentieren darf. Das ist so ungefähr dasselbe, als wenn ein junges Mädchen einen Heiratsantrag erhält oder wenn eine junge Frau fühlt, daß sie zum ersten Male Mutter wird. Ich habe mir sagen lassen, das wäre das höchste und reinste Glück, das einer Frau widerfahren kann und dieses Glück ist für uns da, wenn es heißt „Präsentiert das Gewehr!” Dann müssen Eure Augen im stolzesten Stolz leuchten und wenn es dann mit dem Präsentieren vorbei ist, wenn es wieder heißt: „Das Gewehr über!” dann dürft Ihr ruhig voll Trauer eine Träne vergießen, meinetwegen auch zwei, aber natürlich nur innerlich, denn äußerlich weinen nur alte Weiber in Unterröcken, die noch dazu unmodern sind, wobei ich natürlich die Unterröcke und nicht die Weiber meine. Und die Weiber heulen ja auch schon vor Angst, wenn ein anderes Euch noch unbekanntes Kommando erfolgt, nämlich der Befehl, das Gewehr zu laden. Auch diesen Griff werdet Ihr oft üben, wenngleich auch leider nicht annähernd oft genug und wenn Ihr die Exerzierpatronen in das Gewehr hineinlegt, dann hol Euch der Deubel, der sich aber schönstens für Euch Jammergestalten bedanken wird, wenn dann nicht jedesmal eine kriegerische Begeisterung über Euch kommt. Ihr wißt, daß es Euch in Eurem eigenen Interesse zwar nicht durch geschriebene, aber doch durch ungeschriebene Gesetze verboten ist, während Eurer militärischen Dienstzeit eigene Gedanken zu haben. Ihr habt überhaupt nicht zu denken, dafür sind Eure Vorgesetzten da, die das für Euch viel besser besorgen und die dadurch schon darauf aufpassen, daß Ihr auf keine dummen Gedanken kommt, die unter Umständen mit Arrest und Gefängnissen nicht unter 6 Monaten bis zu zwei Jahren bestraft werden könnten. Aber trotz alledem, wenn Ihr unter geladenem Gewehr dasteht, da dürft Ihr nicht nur denken, da müßt Ihr's sogar, wenn Ihr es wert sein wollt, daß der Staat Euch nicht nur ernährt, sondern Euch auch Löhnung zahlt.

Und dieser Gedanke, den Ihr haben müßt, lautet: „Krieg, Krieg, Krieg!”

Die höchste Ehre aber, die einem Soldaten überhaupt widerfahrenkann, ist die, wenn er das Gewehr präsentieren darf. Das ist so ungefähr dasselbe, als wenn ein junges Mädchen einen Heiratsantrag erhält oder wenn eine junge Frau fühlt, daß sie zum ersten Male Mutter wird. Ich habe mir sagen lassen, das wäre das höchste und reinste Glück, das einer Frau widerfahren kann und dieses Glück ist für euch da, wenn es heißt ,präsentiert das Gewehr!’ Dann müssen Eure Augen im stolzesten Stolz leuchten! Ihr Lümmels! Das Allerscheenste aber, wo wir hier beis Militär haben ist der Befehl, das Gewehr zu laden! Himmelherrgottschockschwerenot! Wenn ihr die Patronen in das Gewehr hineinlegt, dann hol Euch der lebendige Deubel, wenn dann nicht jedesmal eine kriegerische Begeisterung über Euch kommt. Denn jibts nur einen Gedanken, den ihr haben müßt: Krieg, Krieg, Krieg!

Es gibt im militärischen Leben zwei Festtage, die höchsten, die ein Soldat, von Kaisers Geburtstag abgesehen, erleben kann. Der eine ist der, an dem er im Krieg oder im Frieden auf Befehl seiner Vorgesetzten einen anderen Menschen totschießt, der andere ist der, an dem man selbst totgeschossen wird.

Es gibt im militärischen Leben zwei Festtage, die höchsten, die ein Soldat erleben kann. Der eine ist der, an dem er im Krieg oder im Frieden auf Befehl seiner Vorgesetzten einen anderen Menschen totschießt, der andere ist der, an dem man selbst totgeschossen wird.

Es gibt im militärischen Leben zwei Festtage, die höchsten, die ein Soldat, natürlich abgesehen von Kaisers Geburtstag, erleben kann. Der eine ist der, an dem er auf Befehl seiner Vorgesetzten einen Feind totschießt, der andere ist der, an dem man selbst persönlich totgeschossen wird.

Und danach zu streben ist die schönste und heiligste Pflicht des Soldaten.

Und danach zu streben ist die schönste und heiligste Pflicht des Soldaten.

Und danach zu streben ist die schönste und heiligste Soldatenpflicht1 —

Gewiß ist der Frieden im Interesse des Vaterlandes aus vielen Gründen wünschenswert, aber von unserem Standpunkte aus ist er aus ebensovielen Gründen verwerflich, schon deshalb, weil er uns die Gelegenheit raubt, in jungen Jahren für das Vaterland zu sterben. Und je eher Ihr sterbt, desto besser ist es, nicht nur im Interesse der Gesundheit Eurer Vorgesetzten, die sich dann nicht mehr über Euch totzuärgern brauchen, sondern auch für Euch, die Ihr dann in Eurem späteren Leben vor zahlreichen Torheiten und Krankheiten bewahrt bleibt. Sterben muß man ja doch und je eher daran, desto eher davon. Dann ist man damit fertig. Und was man heute tun kann, soll man nicht auf morgen verschieben.

Gewiß ist der Frieden im Interesse des Vaterlandes aus vielen Gründen wünschenswert, aber von unserem Standpunkt aus ist er aus ebensovielen Gründen verwerflich, schon deshalb, weil er uns die Gelegenheit raubt, in jungen Jahren für das Vaterland zu sterben. Und je eher Ihr sterbt, desto besser ist es, nicht nur im Interesse der Gesundheit Eurer Vorgesetzten, die sich dann nicht mehr über Euch totzuärgern brauchen, sondern auch für Euch, die Ihr dann in Eurem späteren Leben vor zahlreichen Torheiten und Krankheiten bewahrt bleibt. Sterben muß man ja doch und je eher daran, desto eher davon. Dann ist man damit fertig. Und was man heute tun kann, soll man nicht auf morgen verschieben.

Aber ein heiliges Donnerwetter soll Euch in die Knochen fahren, wenn auf Grund meiner Worte einer von Euch einen Selbstmord begeht, um tot zu sein. Ganz abgesehen davon, daß der Selbstmörder, wenn er doch noch mit dem Leben davon kommt, mit Zuchthaus und mit der Ausstoßung aus dem Heere bestraft wird, macht er sich auch noch der Munitionsverschwendung schuldig, denn die Patronen sind dazu da, um andere, aber nicht, um sich selbst tot zu schießen.”

Sergeant Krause schweigt, er ist mit seiner Rede fertig. Wenn die Kerls nun nicht wissen, was sie an ihrem Gewehr haben, dann kann er es nicht ändern. Er sieht seine Leute an, die ihm, ein jeder nach Maßgabe seines geistigen Begriffsvermögens, aufmerksam zugehört haben und pltzlich kann er der Versuchung nicht widerstehen, zu erfahren, was von seinen Worten in die Schädel der Leute hineingegangen ist. So wendet er sich denn an den Musketier Scholz, den er bisher als den intelligentesten seiner Mannschaften kennen gelernt hat: „Nun, Scholz, wiederholen Sie mal in ganz kurzen Worten, was ich Ihnen ausführlich über das Gewehr gesagt habe?”

Aber ein heiliges Donnerwetter soll Euch in die Knochen fahren, wenn auf Grund meiner Worte einer von Euch einen Selbstmord begeht, um tot zu sein. Ganz abgesehen davon, daß der Selbstmörder, wenn er doch noch mit dem Leben davon kommt, mit Zuchthaus und mit der Ausstoßung aus dem Heere bestraft wird, macht er sich auch noch der Munitionsverschwendung schuldig, denn die Patronen sind dazu da, um andere, aber nicht, um sich selbst tot zu schießen.”

Sergeant Krause schweigt, er ist mit seiner Rede fertig. Wenn die Kerls nun nicht wissen, was sie an ihrem Gewehr haben, dann kann er es nicht ändern. Er sieht seine Leute an, die ihm, ein jeder nach Maßgabe seines geistigen Begriffsvermögens, aufmerksam zugehört haben und pltzlich kann er der Versuchung nicht widerstehen, zu erfahren, was von seinen Worten in die Schädel der Leute hineingegangen ist. So wendet er sich denn an den Musketier Scholz, den er bisher als den intelligentesten seiner Mannschaften kennen gelernt hat: „Nun, Scholz, wiederholen Sie mal in ganz kurzen Worten, was ich Ihnen ausführlich über das Gewehr gesagt habe.”

Aber ein ganz ausgesucht heiliges Donnerwetter soll Euch in die Knochen fahren, wenn auf Grund meiner Worte einer von Euch so mißverständlich und ausverschämt sein sollte, einen Selbstmord zu begehen, um tot zu sind. So ist det nicht gemeint. Ganz abgesehen davon, daß der Junge, wenn er doch noch mit dem Leben davon kommt, mit Zuchthaus, meinswegen nicht unter zwei Jahren und Ausstoßung aus dem Heere bestraft wird, macht er sich auch noch der Munitionsverschwendung schuldig, die ihm von der Löhnung jlatt abgezogen wird! — so! — Punktum! — Schluß! — Alle verstanden? — Ja! — . . . . . . Na, denn meinswegen, Scholz! — Scholz! — Wiederholen Sie mal in kurzen Sätzen, was ich Ihnen heute ausführlich über das Gewehr gesagt habe!”

Und nach kurzem Besinnen antwortet der Musketier Scholz: „Das Gewehr ist uns von Nationaleigentum als Braut übergeben, damit wir sie putzen, da wir sonst kein deutsches Vaterland hätten und denn auch keine Griffe machen können und wenn wir uns mit ihr totschießen, werden wir selbst noch nach unserem Tode mit Zuchthaus bestraft.”

Und nach kurzem Besinnen antwortet der Musketier Scholz: „Das Gewehr ist uns von Nationaleigentum als Braut übergeben, damit wir sie putzen, da wir sonst kein deutsches Vaterland hätten und denn auch keine Griffe machen können und wenn wir uns mit ihr totschießen, werden wir selbst noch nach unserem Tode mit Zuchthaus bestraft.”

Und Musketier Scholz spricht ohne Besinnen die tiefen Worte:

„Das Gewehr ist uns vom National-Eigentum als Braut übergeben worden, — damit wir ihre Seele putzen und Griffe machen können, — sonst haben wir kein deutsches Vaterland nicht, — und wenn eener sich mit ihr tot schießt, so wird er nach zwei Jahren meinswegen mit Zuchthaus bestraft. — Das Allerscheenste aber ist, wenn ick ,präsentiert das Gewehr’ machen darf, dann fühl ik mir — Mutter. —”


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