„Das Foulardkleid”.

Von Freiherrn von Schlicht.
veröffentlicht unter den Titeln:

„Frauen, die überlegen”.

in: Radioprogramm Sender Breslau am 20.1.1928,
in: Die Frau und meine Frau., 1910

„Das Foulardkleid”

in: Meine Kabarettgeschichten, 1924
in: Programm der „Funk-Stunde Berlin” vom 31.1.1925, 08:30 abends „Heiterer Abend”
in: Radioprogramm Sender Köln-Langenberg am 9.11.1927
in: Radioprogramm Sender Köln-Langenberg am 19.6.1929

„Das Foulardkleid”

in: Das lustige Salzer-Buch Band 1, 1915

(Nicht identisch mit der Erzählung „Das Foulardkleid” aus: „Treulose Frauen”
und aus „Schöne Frauen. Bibliothek pikanter Erzählungen und Gedichte.” Band 3.)


Meine Frau wollte sich ein neues Kleid machen lassen.

Es gibt keine Frau, die das nicht will, und es gibt keine Frau, die das nicht jeden Tag will, so wunderte es mich denn auch gar nicht, als sie mir ihren Entschluß mitteilte.

Ich habe es auch schon lange aufgegeben, bei dem Empfang einer solchen Botschaft zu schelten, das hat ja doch keinen Zweck, sondern veranlaßt die Frau höchstens, weil der Mann so unliebenswürdig war, sich nicht nur ein, sondern zwei neue Kleider machen zu lassen, die „er” dann natürlich zur Strafe bezahlen darf. Wie gesagt, ich schelte in solchem Falle nie, trotzdem erklärte mir meine Frau aber ausdrücklich, ich dürfe dieses Mal gar nicht schelten, denn das neue Kleid würde so gut wie nichts kosten.

Wenn man den Frauen glauben darf, kosten neue Keider nie etwas. An Hüten hat jede Frau so wenig, daß es sich gar nicht lohnt, darüber zu sprechen, die paar Mark für Schuhe, Handschuhe, Strümpfe und Schleier spielen erst recht keine Rolle, so daß es wirklich ein Wunder ist, wie eine Frau es trotzdem fertig bringt, jähtlich Hunderte, wenn nicht Tausende und Zehntausende für ihre Toilette auszugeben.

Die Frauen sind ja so bescheiden! Sie brauchen für sich selbst gar nichts, selbst wenn sie sich elegant anziehen, tun sie das nur für ihren Mann, nur — aber wenn der Mann sagt: „Der Hut steht die nicht” und die Frau sagt: „Ich finde aber gerade, daß er mir ausgezeichnet steht”, dann kauft sie natürlich den Hut, der ihr gefällt oder aber sie kauft beide. Den, der ihm gefällt, will sie dann tragen, wenn sie mit „ihm” ausgeht, um ihm eine Freude zu machen, um ihm zu zeigen, daß sie ihn so liebhat, daß sie sich seinetwegen sogar entstellt. Sie kauft den Hut, aber sie trägt ihn nie, sie erfindet immer einen neuen Vorwand, unter dem sie ihn nicht aufsetzt.

Die Frauen sind ja so erfinderisch, viel erfinderischer als die Männer — trotzdem aber hat noch nie eine Frau etwas wirklich Bedeutendes erfunden.

Meine Frau wollte sich ein neues Kleid machen lassen.

Es gibt keine Frau, die das nicht will, und es gibt keine Frau, die das nicht jeden Tag will, so wunderte es mich denn auch gar nicht, als sie mir ihren Entschluß mitteilte.

Also meine Frau wollte sich ein neues Kleid machen lassen, das nichts kosten sollte, und das sich deshalb so billig stellen würde, weil sie den Stoff schon besaß.

Hat eine Frau keinen Stoff, dann ist der das Billigste am Kleid, dann sind die Kosten für die Fasson und Zutaten das Teuerste — hat sie aber den Stoff, dann ist es gerade umgekehrt, dann ist der das Teuerste und die anderen Ausgaben spielen keine Rolle.

Meine Frau besaß einen roten Foulardstoff, den sie sich vor vielen Jahren gekauft und den sie immer liegengelassen hatte, denn rot stand ihr nicht und hatte ihr nie gestanden, aber sie hatte ihn doch gekauft, weil das Rot so hübsch und weil der Stoff so billig war.

Sie hatte ihn gekauft, nicht, um ihn zu gebrauchen, sondern nur, um ihn zu haben, und um ihn vielleicht gelegentlich einmal zu verschenken.

Aber verschenkt hatte sie ihn natürlich trotzdem nicht. Eine Frau verschenkt nie etwas, denn man kann nicht wissen, vielleicht kann man es später doch noch einmal selbst gebrauchen.

Aber sie gebraucht es nicht und sie verschenkt es nicht, sie läßt es liegen, bis eines Tages die Schränke so voll sind, daß nichts mehr hineingeht. Aber auch dann gibt sie nichts fort, sondern kauft sich neue Schränke und wenn die nicht mehr in die alte Wohnung hineingehen, dann zieht sie unbedingt in eine größere Wohnung.

Aber meine Frau wollte sich ein neues Kleid machen lassen, das nichts kosten sollte, und das sich deshalb so billig stellen würde, weil sie den Stoff schon besaß.

Hat eine Frau keinen Stoff, dann ist der das Billigste am Kleid, dann sind die Kosten für die Fasson und Zutaten das Teuerste — hat sie aber den Stoff, dann ist es gerade umgekehrt, dann ist der das Teuerste und die anderen Ausgaben spielen keine Rolle.

Meine Frau besaß einen roten Foulardstoff, den sie sich vor vielen Jahren gekauft und den sie immer liegengelassen hatte, denn rot stand ihr nicht und hatte ihr nie gestanden, aber sie hatte ihn doch gekauft, weil das Rot so hübsch und weil der Stoff so billig war.

Sie hatte ihn gekauft, nicht, um ihn zu gebrauchen, sondern nur, um ihn zu haben, und um ihn vielleicht gelegentlich einmal zu verschenken.

Aber verschenkt hatte sie ihn natürlich trotzdem nicht. Eine Frau verschenkt nie etwas, denn man kann nicht wissen, vielleicht kann man es später doch noch einmal selbst gebrauchen.

Aber sie gebraucht es nicht und sie verschenkt es nicht, sie läßt es liegen, bis eines Tages die Schränke so voll sind, daß nichts mehr in die hineingeht. Aber auch dann gibt sie nichts fort, sondern dann kauft sich neue Schränke und wenn die nicht mehr in die alte Wohnung hinein gehen, dann zieht sie unbedingt in eine größere Wohnung, denn man muß sich zu helfen wissen.

Also meine Frau wollte sich ein neues Kleid machen lassen, das nichts kosten sollte, und das sich deshalb so billig stellen würde, weil sie den Stoff schon besaß.

Hat eine Frau keinen Stoff, dann ist der das Billigste am Kleid, dann sind die Kosten für die Fasson und Zutaten das Teuerste — hat sie aber den Stoff, dann ist es gerade umgekehrt, dann ist der das Teuerste und die anderen Ausgaben spielen keine Rolle.

Meine Frau besaß einen roten Foulardstoff, den sie sich vor vielen Jahren gekauft und den sie immer liegen gelassen hatte, denn rot stand ihr nicht und hatte ihr nie gestanden, aber sie hatte ihn doch gekauft, weil das Rot so hübsch und weil der Stoff so billig war.

Sie hatte ihn gekauft, nicht, um ihn zu gebrauchen, sondern nur, um ihn zu haben, und um ihn vielleicht gelegentlich einmal zu verschenken.

Aber verschenkt hatte sie ihn natürlich trotzdem nicht. Eine Frau verschenkt nie etwas, denn man kann nicht wissen, vielleicht kann man es später doch noch einmal gebrauchen.

Aber sie gebraucht es nicht und sie verschenkt es nicht, sie läßt es liegen, bis eines Tages die Schränke so voll sind, daß nichts mehr hineingeht. Aber auch dann gibt sie nichts fort, sondern kauft sich neue Schränke, und wenn die nicht mehr in die alte Wohnung hineingehen, dann zieht sie eben in eine größere Wohnung.

Wie meine Frau auf den Gedanken kam, das rote Foulardkleid nun doch noch verwerten zu wollen, weiß ich nicht — sie sagte es nicht und ich fragte erst recht nicht.

Wie meine Frau auf den Gedanken kam, das rote Foulardkleid nun doch noch verwerten zu wollen, weiß ich nicht — sie sagte es nicht und ich fragte erst recht nicht.

Wie meine Frau auf den Gedanken kam, den roten Foulardstoff nun doch noch verwerten zu wollen, weiß ich nicht — sie sagte es nicht und ich fragte erst recht nicht.

Es würde in der Welt nur glückliche Ehen geben, wenn alle Männer sich das Fragen abgewöhnen würden. Jede Frage, die man an seine Frau richtet, ist ein Schritt, der sie dem Treubruch näher bringt, weil sie von ihrem Ehemann nicht verstanden wird.

Die dümmste aller Fragen aber ist und bleibt: „Wo warst du?”

Eine Frau war nie da, wo sie nach ihrer Behauptung gewesen ist. War sie nur bei der Schneiderin, dann war sie hinterher wenigstens noch in zehn anderen Geschäften, die sie verschweigt, oder war sie nur bei der Manicure, dann war sie sicher noch bei einem Juwelier und suchte sich schöne Ringe für ihre noch schöneren Hände aus.

Es würde in der Welt viel mehr glückliche Ehen geben, wenn die Männer sich das Fragen abgewöhnen würden. Jede Frage, die man an seine Frau richtet, ist ein Schritt, der sie dem Treubruch näher bringt, weil sie von ihrem Ehemann nicht verstanden wird.

Die dümmste aller Fragen, die man an seine Frau richten kann, lautet: Wo warst du? Denn eine Frau war nie da, wo sie gewesen ist, nie.

Es würde in der Welt nur glückliche Ehen geben, wenn alle Männer sich das Fragen abgewöhnen würden.

Womit aber nicht gesagt sein soll, daß wir Männer immer da waren, wo wir waren, Wir waren auch oft ganz wo anders, aber ein Unerschied besteht trotzdem.

Wenn die Frau sagte: da und da war ich, dann flunkert sie so entzückend, daß der Mann ihr glaubt, daß er rot wird und sich schämt, seiner Frau im stillen unrecht getan zu haben.

Wenn der Mann aber erzählt, wo er gewesen ist, dann lügt er so plump und so ungeschickt, daß die Frau für ihn rot wird und sich seinetwegen schämt, weil er es immer noch nicht gelernt hat, besser zu lügen — obgleich er nun doch schon so lange mit ihr verheiratet ist.

Die zweitdümmste Frage, die ein Mann an seine Frau richten kann, lautet: Aber Kindchen, was hast du denn nur? Etwas Angenehmes hat das Kindchen ganz gewiß nicht und das Unangenehme erfährt der Mann, auch ohne daß er fragt — nein,

Man soll nie fragen, und so blieb es mir auch ein Geheimnis, warum meine Frau den roten Foulardstoff nun doch noch verwerten wollte. Genug, sie wollte es, aber rot stand ihr nicht, hatte ihr nie gestanden und würde ihr auch nie stehen. So blieb auf Anraten ihrer Schneiderin nur eins, der Stoff mußte gefärbt werden, entweder grau oder schwarz.

man soll nie fragen, und so blieb es mir auch ein Geheimnis, warum meine Frau den roten Foulardstoff nun doch noch verwerten wollte. Genug, sie wollte es, aber rot stand ihr nicht, hatte ihr nie gestanden und würde ihr auch nie stehen. So blieb auf Anraten ihrer Schneiderin nur eins, der Stoff mußte gefärbt werden, entweder grau oder schwarz.

Aber rot stand ihr nicht, hat ihr nie gestanden und wird ihr nie stehen. So blieb auf Anraten ihrer Schneiderin nur eins, der Stoff mußte gefärbt werden, entweder grau oder schwarz.

Und meine Frau entschloß sich, den Stoff grau färben zu lassen, nein, schwarz, nein, doch grau oder vielleicht doch lieber schwarz, denn sie hatte schon so viele graue Kleider, aber schwarz trug sie nicht gerne und grau stand ihr besser, es sah auch heller und freundlicher aus, aber trotzdem war schwarz vornehmer, feiner, für große Gesellschaften besser geeignet. Allerdings, im Theater zog sie lieber grau an — sie hatte auch noch den großen grauen Hut mit den wundervollen Straußenfedern — zu dem schwarzen Kleid konnte sie allerdings den großen, schwarzen Hut mit den schwarzen Federn aufsetzen oder auch den grauen, das sah sogar sehr hübsch aus, eigentlich sogar noch hübscher als der schwarze, der war zu trist, zu einförmig, aber zu dem grauen Kleid konnte sie auch den Rosenhut aufsetzen oder den mit Flieder und dem rosaroten Band.

Grau oder schwarz?

Die Beantwortung war sehr schwer, meine Frau konnte sich nicht einig werden — sie überlegte.

Wenn ein Mann über ein schwieriges Problem nachdenkt, setzt er sich in seinen bequemsten Stuhl, zündet sich von seinen guten Zigarren die beste an und zermartert sein Gehirn, bis er die richtige Lösung gefunden hat — eine Frau überlegt fortwährend, vom frühen Morgen bis zum späten Abend.

Wenn ein Mann überlegt, läßt er unterdessen jede andere Tätigkeit ruhen, um seine Gedanken scharf auf einen Punkt konzentrieren zu können. Eien Frau überlegt, während sie mit der Köchin das Mittagessen für den nächsten Tag bespricht, während sie die Wäsche aufräumt und selbst, während sie das Zimmermädchen ausschilt, weil sie am Abend vergessen hat, das elektrische Licht auf dem Korridor auszudrehen.

Und meine Frau entschloß sich, den Stoff grau färben zu lassen, nein, schwarz, nein, doch grau oder vielleicht doch lieber schwarz, denn sie hatte schon so viele graue Kleider, aber schwarz trug sie nicht gerne und grau stand ihr besser, es sah auch heller und freundlicher aus, aber trotzdem, schwarz war vornehmer, feiner, für große Gesellschaften besser geeignet. Allerdings, im Theater zog sie lieber grau an — sie hatte auch noch den großen grauen Hut mit den wundervollen Straußenfedern — zu dem schwarzen Kleid konnte sie allerdings den großen, schwarzen Hut mit den schwarzen Federn aufsetzen oder auch den grauen, das sah sogar sehr hübsch aus, eigentlich sogar noch hübscher als der schwarze, der war zu trist, zu einförmig, aber zu dem grauen Kleid konnte sie auch den roten Hut aufsetzen oder den mit Flieder und dem rosaroten Band.

Grau oder schwarz?

Die Beantwortung war sehr schwer, meine Frau konnte sich nicht einig werden — sie überlegte.

Und meine Frau entschloß sich, den Stoff grau färben zu lassen, nein, schwarz, nein, doch grau oder vielleicht doch lieber schwarz, denn sie hatte schon so viele graue Kleider, aber schwarz trug sie nicht gerne und grau stand ihr besser, es sah auch heller und freundlicher aus, aber trotzdem war schwarz vornehmer, feiner, für große Gesellschaften besser geeignet. Allerdings im Theater zog sie lieber grau an — sie hatte ja auch noch den großen grauen Hut mit den wundervollen Straußenfedern — zu dem schwarzen Kleid konnte sie allerdings den großen schwarzen Hut mit den schwarzen Federn aufsetzen — oder auch den grauen, das sah sogar sehr hübsch aus, eigentlich sogar noch hübscher als der schwarze, der war zu trist, zu einförmig, — aber zu dem grauen Kleid konnte sie auch den Rosenhut aufsetzen oder den mit Flieder und dem rosaroten Band . . .

Also! Grau oder schwarz? —

Ach Gott! Man hat's nicht leicht! Meine Frau überlegte.

Wenn ein Mann überlegt, setzt er sich in seinen bequemsten Stuhl, zündet sich von seinen guten Zigarren die beste an und denkt nach, bis er die richtige Lösung gefunden hat — eine Frau überlegt immer vom Morgen bis zum späten Abend.

Ein Mann überlegt, um zu einem Entschluß zu kommen — eine Frau will zu gar keinem Resultat gelangen, sie will es wenigstens solange wie möglich hinausschieben, sich schlüssig zu werden und deshalb geht sie zu ihren Freundinnen und holt sich Rat. Zu jeder sagt sie: „Ich habe das und das beschlossen, findest du nicht auch, daß es das Beste ist?” Natürlich hofft sie im stillen, daß die andere ihr widerspricht, denn wenn die ihre Ansicht teilt, hätte es ja gar keinen Zweck, sie erst um Rat zu fragen. Was man selbst weiß, braucht man sich nicht erst von andern sagen zu lassen.

Ein Mann überlegt, um zu einem Entschluß zu kommen — eine Frau will zu gar keinem Resultat gelangen, und deshalb geht sie zunächst mal zu ihren Freundinnen und holt sich Rat. Zu jeder sagt sie: „Ich habe das und das beschlossen, findest du nicht auch, daß es das Beste ist?” Natürlich hofft sie im stillen, daß die andere ihr widerspricht, denn wenn die ihre Ansicht teilt, hätte es ja gar keinen Zweck, sie erst um Rat zu fragen. Was man selbst weiß, braucht man sich nicht erst von andern sagen zu lassen.

Um sich endlich darüber einig zu werden, ob der Stoff grau oder schwarz gefärbt werden solle, unternahm meine Frau eine mehrtägige Rundreise durch Berlin. Müde und abgespannt kam sie des Abends zurück, aber der Erfolg der gemeinsamen Überlegungen blieb nicht aus, eines Tages war es beschlossen: Das Kleid sollte weder grau noch schwarz gefärbt werden, sondern lila. Lila war entückend!

Um sich endlich darüber einig zu werden, ob der Stoff grau oder schwarz gefärbt werden solle, unternahm meine Frau eine mehrtägige Rundreise bei ihren Freundinnen. Müde und abgespannt kam sie des Abends zurück, aber der Erfolg der gemeinsamen Überlegungen blieb nicht aus, eines Tages war es beschlossen: Das Kleid sollte weder grau noch schwarz gefärbt werden, sondern lila. Lila war entückend!

An dem Abend, an dem lila fest beschlossen war, gab es auf der ganzen Welt nur zwei wirklich glückliche Menschen, meine Frau und mich.

Aber mitten in der Nacht rief mich aus meinem Schlafzimmer ein elektrisches Klingelzeichen in das Schlafzimmer meiner Frau. Ich dachte, es wäre ein Unglück passiert, aber als ich bei meiner Frau eintrat, sagte sie zu mir: „Sei nicht böse, daß ich dich weckte, aber ich kann nicht einschlafen, ohne dich gefragt zu haben. Ich werde den Gedanken nicht los: Glaubst du nicht auch, daß vielleicht grau doch besser wäre?”

An dem Abend, an dem lila fest beschlossen war, gab es auf der ganzen Welt nur zwei wirklich glückliche Menschen, meine Frau und mich.

Aber mitten in der Nacht rief mich aus meinem Schlafzimmer ein elektrisches Klingelzeichen in das Schlafzimmer meiner Frau. Ich dachte, es wäre ein Unglück passiert, aber als ich bei meiner Frau eintrat, sagte sie zu mir: „Sei nicht böse, daß ich dich weckte, aber ich kann nicht einschlafen, ohne dich gefragt zu haben. Ich werde den Gedanken nicht los: Glaubst du nicht auch, daß vielleicht grau doch besser wäre?”

An dem Abend, an dem lila fest beschlossen wurde, gab es auf der ganzen Welt zwei wahrhaft glückliche Menschen, meine Frau und mich.

Aber mitten in der Nacht rief mich aus meinem Schlafzimmer ein elektrisches Klingelzeichen aus tiefstem Schlaf. — Meine Frau ruft! — Um Gottes willen, was ist denn los? Ich stürze zu Tode erschrocken in ihr Schlafzimmer: „Du, Papi!” sagt sie, „sei nicht böse, daß ich dich weckte, aber ich kann nicht einschlafen, ohne dich gefragt zu haben. Glaubst du nicht auch, daß vielleicht grau doch besser wäre?” „Nein,” sagte ich, „du Engel meiner schlaflosen Nächte.

Wer in einem solchen Fall seine Frau ermordet, verdiente von den Richtern freigesprochen zu werden.

Ich aber mordete nicht, sondern erklärte nur: „Lila ist beschlossen und dabei bleibt es.”

Dann legte ich mich wieder zu Bette, aber vorsichtshalber schnitt ich vorher noch die Schnur der elektrischen Glocke durch.

Wer in einem solchen Fall seine Frau ermordet, verdiente von den Richtern freigesprochen zu werden.

Ich aber mordete nicht, sondern erklärte nur: „Lila ist beschlossen und dabei bleibt es.”

Dann legte ich mich wieder zu Bette, aber vorsichtshalber schnitt ich vorher noch die Schnur der elektrischen Glocke durch.

 

„Lila ist beschlossen und dabei bleibt es.”

Dann legte ich mich wieder zu Bette, aber vorher schnitt ich die Schnur der elektrischen Glocke durch. — So! —

Als Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig, von Erschöpfung übermüdet, von seinen getreuen Garden bewacht, achtundvierzig Stunden schlief, konnte er nicht fester geschlafen haben, als ich es jetzt tat, nachdem endlich die Frage „grau oder schwarz” mit „lila” beantwortet war. Ich schlief auch noch, als meine Frau am nächsten Morgen von der Schneiderin zurückkam.

Als Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig, von Erschöpfung übermüdet, von seinen getreuen Garden bewacht, achtundvierzig Stunden schlief, konnte er nicht fester geschlafen haben, als ich es jetzt tat, nachdem endlich die Frage „grau oder schwarz” mit „lila” beantwortet war. Ich schlief auch noch, als meine Frau am nächsten Morgen von der Schneiderin zurückkam.

An dem Tage wünschte ich mir zum ersten Male, daß es für mich kein Erwachen mehr gegeben hätte, denn ich mußte erfahren, daß „lila” nicht ging. Der Stoff nahm die Farbe nicht an, allenfalls ginge ein schönes Braun, was ich dazu meinte?

An dem Tage wünschte ich mir zum ersten Male, daß es für mich kein Erwachen mehr gegeben hätte, denn ich mußte erfahren, daß „lila” nicht ging. Der Stoff, das Luder, nahm die Farbe nicht an, allenfalls ginge ein schönes Braun, was ich dazu meinte?

Am nächsten Morgen wünschte ich mir zum erstenmal, daß es für mich kein Erwachen mehr gegeben hätte, denn ich mußte erfahren, daß „lila” nicht ging! Der Stoff nahm die Farbe nicht an, allenfalls ging ein schönes Braun, was ich dazu meinte? . . .

Ich überlegte und das Resultat meiner Überlegung war, daß ich heimlich meinen Verleger in Leipzig antelephonierte und ihn bat, er möchte mich sofort telegraphisch zu einer wichtigen Besprechung, möglichst für mehrere Tage, nach Leipzig beordern.

„Braun — oder nicht braun! Ja! — Das ist nicht so leicht!” sagte ich! — So was muß überlegt sein! — Dann ging ich in mein Zimmer und setzte eine Depesche auf, an meinen Freund in Leipzig, mit der Bitte, er möchte mich sofort telegraphisch zu einer wichtigen Besprechung, möglichst für mehrere Tage, nach Leipzig beordern. — So! Braun! Eben wollte ich das Telegramm absenden,

Das Telegramm kam unglücklicherweise, während ich gerade beim Friseur war und als ich zurückkam, hatte meine Frau die Depesche geöffnet und war damit beschäftigt, nicht nur meinen, sondern auch ihren Handkoffer zu packen, denn selbstverständlich würde sie mich nicht allein nach Leipzig fahren lassen, wenn mich dort vielleicht Unannehmlichkeiten erwarteten — sie hatte mich doch geheiratet, um nicht nur Freud, sondern auch jedes Leid mit mir zu teilen.

Selbst die besten Ehemänner verdienen zuweilen ihre Frauen gar nicht.

Um meiner Frau nicht die Wahrheit gestehen zu müssen und sie dadurch nicht zu betrüben, fuhren wir am Nachmittag nach Leipzig. Am nächsten Morgen hatte ich mit meinem Verleger eine dreistündige Konferenz, aber nicht in seinem Bureau, sondern in einer Weinstube und am nächsten Tag fuhren wir nach Berlin zurück — meine Frau glückstrahlend, daß mir der von ihr befürchtete Ärger erspart geblieben war.

Als wir zu Haus ankamen, fand meine Frau einen Brief vor. Eine Freundin schrieb, eine Freundin von ihr hätte eine Freundin, die sich einen Stoff einmal hätte „hellgrün” färben lassen — ob das allerdings auch bei Foulard ginge, wisse sie nicht, aber meine Frau könne das ja sehr leicht erfahren.

Ich meinte gar nichts, aber meine Frau erhielt einen Brief von einer Freundin und diese schrieb, sie hätte mal eine Freundin gehabt, die von einer Freundin gehört hätte, daß deren Freundin sich einmal einen Stoff hätte hellgrün färben lassen — ob das allerdings auch bei Foulard ginge, wisse sie nicht, aber meine Frau könne das ja sehr leicht erfahren.

als meine Frau mir freudestrahlend einen Brief brachte: Eine Freundin schriebe ihr, eine Freundin von ihr hätte eine Freundin, die sich einen Stoff einmal hätte „hellgrün” färben lassen — ob das allerdings auch bei Foulard ginge, wisse sie nicht, aber das sei ja sehr leicht zu erfahren.

Und meine Frau erfuhr, daß es nicht ging.

Und meine Frau erfuhr, daß es nicht ging.

Und meine Frau erfuhr, daß es nicht ging. —

Also blieb es bei lila, bei grau oder schwarz oder vielleicht braun.

Drei Tage später hatte der Himmel ein Einsehen. Eine nicht von mir bestellte Depesche rief mich nach Wien und als ich von dort zurückkam, eilte mir meine Frau freudestrahlend entgegen. Endlich war sie bei ihrem Überlegen zu einem definitiven Entschluß gelangt und das Kleid war schon in Arbeit gegeben. Ach, sie war ja so froh und ich würde es sicher doch auch sein.

Also blieb es bei lila, nein, bei grau oder schwarz oder vielleicht bei braun.

Drei Tage später hatte der Himmel mit mir ein Einsehen. Eine Depesche rief mich nach Wien, und als ich von dort zurückkam, eilte mir meine Frau freudestrahlend entgegen. Endlich war sie bei ihrem Überlegen zu einem definitiven Entschluß gelangt, und das Kleid war schon in Arbeit gegeben. Ach, sie war ja so froh und ich würde es sicher auch sein.

Also blieb es bei lila, grau, schwarz — braun — schwarz — grau — lila! — — — —

Drei Tage später hatte der Himmel ein Einsehen. Eine nicht von mir bestellte Depesche rief mich nach Wien und als ich von dort zurückkam, eilte mir meine Frau jauchzend entgegen, das Kleid war schon in Arbeit gegeben,

Und ob ich es war!

Aber von meiner Frau zu erfahren, für welche Farbe sie sich nun entschieden habe, gelang mir nicht — ich fragte nicht und sie sagte nichts, sie wollte mich überraschen

Und die Überraschung gelang ihr wirklich, denn als ich das hellblau gefärbte Foulardkleid endlich bewundern durfte, da bewunderte ich nicht nur die Schönheit des Kleides, sondern auch die Art, wie der Stoff gefärbt worden war, so schön, daß niemand auf den Gedanken kommen konnte, dieses zarte Blau wäre jemals dunkelrot gewesen.

Aber das Wunderbarste war, daß sich bei dem Färben nicht nur die Farbe des Stoffes, sondern auch der Stoff selbst verändert hatte: Früher war es Foulard gewesen und jetzt war es Crepe de chine.

Und ob ich es war!

Aber von meiner Frau zu erfahren, für welche Farbe sie sich nun entschieden habe, gelang mir nicht — ich fragte nicht und sie sagte es nicht, sie wollte mich überraschen

Und die Überraschung gelang ihr wirklich, denn als ich das hellblau gefärbte Foulardkleid endlich bewundern durfte, da bewunderte ich nicht nur die Schönheit des Kleides, sondern auch die Art, wie der Stoff gefärbt worden war, so schön, daß niemand auf den Gedanken kommen konnte, dieses zarte Blau wäre jemals dunkelrot gewesen.

Aber das Wunderbarste war, daß sich bei dem Färben nicht nur die Farbe des Stoffes, sondern auch der Stoff selbst verändert hatte: Früher war es Foulard gewesen und jetzt war es Crepe de chine.

 



sie wollte mich überraschen.

Und die Überraschung gelang ihr wirklich, denn als ich das hellblau gefärbte Foulardkleid endlich bewundern durfte, da bewunderte ich nicht nur die Schönheit des Kleides, sondern auch die Art, wie der Stoff gefärbt worden war, so schön, daß nicht einmal Sherlock Holmes darauf gekommen wäre, dieses zarte Blau wäre jemals dunkelrot gewesen.

Aber das Wunderbarste war, daß sich bei dem Färben nicht nur die Farbe des Stoffes, sondern auch der Stoff selbst verändert hatte: Früher war es Foulard gewesen und jetzt war es Crepe de chine.


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