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Tante Malchens Kapotthut - " 'n Jroschen bitte!" - Am Alex startet "Taxi" - Die Ecke beim Rechtsanwalt - Vom Speiseeis zum Kartoffelpuffer - Artisten in der Bahn - Gitta Alpar sagt aus.
Schade, daß wir vor ein paar Jahren, als Tante Malchen in Ostpreußen gestorben war, ihre Kapotthütchen alle in den Müllkasten geworfen haben. Heute sind sie nämlich auf einmal wieder letzter Schrei. Vielleicht wird sogar - Gott behüte - die Wespentaille wieder Mode; dann könnte ich ein Brautkleid aus eigener Ehe verschenken, das heute unsere schlanksten Mädel nicht ankriegen; übrigens schon deshalb nicht, weil sie so furchtbar lachen müssen, wenn sie das Kleid sehen, was, in aller geziemender Ehrfurcht sei es gesagt, auch im Rosenhag des Berliner Tiergartens geschieht, wenn man dort die marmorne Schnürgestalt der verstorbenen Kaiserin sieht.
Aber Lachen hin, Lachen her: drücken die Putzgeschäfte das Kapotthütchen, bitte, mit Bandschleife ums Gesicht, durch, so leistet keine Frau Widerstand, sondern beeilt sich, daß sie den Anschluß nicht versäumt. Natürlich braucht es nicht ein Tantenhut zu sein. Mehr so ein bißchen Schäferhütchen aus galanter Zeit. "Ihren Liebsten zu erwarten", sitzt Phyllis dann wieder im Garten, - Verzeihung: ich meine, steht sie an der Ecke Uhlandstraße im brandenden Gewühl und freut sich, daß sie schon so weit ist, das Wangenrund durch die Bandschleife zu entstellen, während so viele andere Damen noch nicht das Allerletzte haben.
Ein paar Kapotthütchen bin ich in Berlin W schon begegnet; die Trägerinnen platzten fast vor Stolz. Ich behaupte aber, daß diesmal vielleicht "die Provinz" nicht mitgeht (vielleicht!), und dann ist die großstädtische Wiederbelebung des alten Kopfmöbels umsonst gewesen.
Wir sind gar nicht so erfinderisch, als wir denken; wir leben von Wiederholungen in der Mode und im Vergnügen.
Als wir ganz jung waren, gab es noch nicht an jeder Ecke eine Tanzdiele, sondern nur wenige Lokale, in denen "geschwooft" wurde, ein- oder zweimal in der Woche, draußen in Halensee oder anderswo. Da ging man also in Zivil hin, tanzte mit irgendeiner Traute, dann brach die Musik nach einer Weile mitten im Tanze unvermittelt ab, die Paare blieben erstarrt stehen, und der Maitre de danse, ein Angestellter des Wirtes, ging reihum und bekam von jedem Herrn zehn Pfennige.
Davon ist mir folgende Geschichte in Erinnerung. Nach einem langen Wirbelwalzer noch ein Galopp, die Musik hört auf, der Tanzmeister sammelt ein. Er steht gerade vor einem jungen Herrn.
" 'n Jroschen bitte!"
"Ich habe nicht getanzt."
"Aber Sie schwitzen ja!"
"Ich schwitze immer."
"Sie Schwein!"
Und damit zieht der Tanzmeister weiter, denn er hat keine Zeit, sich in lange Zeugenvernehmungen einzulassen. Also das war damals der übliche Groschentanz. Und siehe da: er lebt wieder auf! Die Leute, die noch vor wenigen Jahren ihrer Tischdame oder Eintänzerin, abgesehen von dem Wein und den Zigaretten, die das auf Prozente und Verdienst angewiesene Mädchen konsumierte, zum Schluß verstohlen einen Zehnmarkschein in die Hand drückten, gibt es in Berlin nicht mehr. Das tun auch die fremden Hotelgäste nicht mehr, die unbeweibt zu geschäftlichen Konferenzen nach der Hauptstadt kommen und sich abends entspannen wollen. Am wenigsten wird in Berlin O das Geld so vertan, aber tanzen will man auch in Arbeitervierteln, selbst wenn man dazu keine Freundin hat oder sie verhindert oder durchgebrannt ist. Und so ersteht denn der Groschentanz von neuem.
Der Besitzer der "Bajadere", einer Tanzdiele im Westen, hat vor acht Tagen dicht am Alexanderplatz, in der Neuen Königstraße, das "Taxi" aufgemacht, in dem nach den Reklamenotizen der Berliner Zeitungen, die alles Berlinerische als phänomenal der Provinz verzapfen, angeblich 50 Tanzmädchen für die Taxe von je einem Groschen dem p.t. Publikum zur Verfügung stehen.
In Wahrheit waren es schon am Eröffnungstage nur 30, und jetzt, eine Woche später, sind es noch 14, fast alle sozusagen in Uniform, nämlich in genau dem gleichen billigen Tanzkleidchen mit Puffärmeln, lachsfarben oder blaßgrün.
Es lohnt nicht recht für diese anscheinend wahllos zusammengetrommelten, nichts weniger als verführerischen jungen Tanzdamen aus der Alex-Gegend. Die Bruttoeinnahme für die 10-Pfennig-Tanzrosetten mit Ticket und Kontrollabschnitt, die von Angestellten in Chauffeurkleidung an den Eingängen zum umfriedeten mächtigen Tanzraum verkauft werden, hat in der ganzen ersten Woche 154 Mark ergeben. Davon kann man nicht einmal die gute Kapelle der Roseland-Hot-Players, die früher im "Delphi" und im "Café Berlin" gespielt hat, unterhalten. Auf deutsch: nicht einmal die Groschen sitzen den Männern heute noch lose, das Ganze ist Krampf und wahrscheinlich Fehlspekulation, und schon heute verkündet der Ansager immer häufiger vor dem Einsetzen der Musik:
"Der nächste Tanz völlig taxifrei! Die Damen engagieren die Herren, die Herren die Damen!"
Stimmung, Stimmung! Ein Königreich für Stimmung.
Ach was. In der Hauptsache kommt eben nur alles von rund um den Alex. Mancher junge Kaufmannsgehilfe mag darunter sein. Aber es langt nicht. Etliche "ungefragte" Taxis tanzen daher miteinander, ohne Herren. Wer aber sein Mädel mithat, der tanzt nach dem Prinzip: "Lehn' deine Wang' an meine Wang'". Es ist alles absolut Vorstadt. Dazwischen dreht sich ein Kerl, der hat riesige Pranken mit Mistbeetfüllung und mag im Sommer wohl Rausschmeißer auf einem Rummelplatz gewesen sein. Stimmung, Stimmung!
Die Stubenmaler haben das Nötige dafür getan. Schon im Hausflur - der Garderobe - locken Strichzeichnungen mit Versen an der Wand, etwa:
"Hier geben sie die Mäntel ab - Er kokettiert schon nicht zu knapp".
Er ist der Herr Tobias (man könnte auch Müller oder Schulze sagen) und sie sind seine Tanten oder sonstwas von Hause, die angeblich sofort in der Konkurrenz mit den Taxi-Girls unterliegen. So wie es auf einer Skizze im Saal gezeigt wird:
"Er pfeift auf sie und die Verwandtschaft - Und ist entzückt von der Bekanntschaft."
Na, na. Ganz so arg ist es nicht, sondern viel spießbürgerlicher. Nur hinten auf dem erhöhten "Parkplatz" traf ich einige wie ich zufällig Hereingeschneite, einen Rechtsanwalt, der mich mit "Heil Deutschland!" begrüßte und am Rockzipfel festhielt, und zwei Polizeikommissare, von denen der eine im Kriege auch Fliegeroffizier gewesen war, und die hatten sich ein wenig ins Dionysische hineingesteigert und machten Betrieb.
Schon hält der Rechtsanwalt eine begeisterte politische Rede. Um Gottes willen! Ich bin nicht für solche Vermischung, sondern für Einheitlichkeit des Stils. Also tanze ich derweil mit Fräulein Saalpost (sie hat kaum etwas zu bestellen) eine halben Tanz zwischen den Stühlen und Tischen, die der Kellner bereitwillig auseinanderschiebt, zahle also nicht einmal den Groschen für den Tanzraum unten. So, nun kann ich mich wieder setzen. Der Rechtsanwalt ist am Ende seiner beschwingten Ausführungen:
"Und so wollen wir denn mit der Wasserwaage der Vernunft und der Grubenlampe des Glaubens uns hinaufzwitschern in höhere Sphären . . ."
Es zwitschert keiner mehr mit. Lange vor der Polizeistunde ist das Lokal schon fast geleert.
Es ist herbstlich, noch nicht winterlich; die nasse Übergangszeit. Da haben es alle Gaststätten schwer, da jedermann es sich dreimal überlegt, ehe er das schützende Heim verläßt. Am schwersten haben es in dieser Zeit die Eisdielen, die im Sommer in jedem leeren Laden emporwuchern und von den Konditoreien als giftiger Fliegenpilz des Gewerbes bezeichnet werden. Wer kauft heute für einen Groschen Eis? Kein Mensch! Einige Eisdielen haben die seit etwa zwei Jahren übliche Novemberumstellung schon vorgenommen. Es gibt nicht mehr kaltes Eis, sondern warme Kartoffelpuffer; manchmal stinkt das nicht immer sorgfältig gereinigte Fett drei Häuser weit. Aber schaun's, gehn's, man will doch was verdienen!
Wer nicht anders etwas verdienen kann, der hausiert als Artist in der Stadtbahn oder Untergrundbahn. Mitten in der festgekeilten Menge. Mit den Muskelmenschen, die Bizeps und entblößten Rücken arbeiten ließen, ist es schon nichts mehr, dafür fällt kein Sechser ab. Aber plötzlich entfaltet einer einen unbespannten Regenschirm, ein Drahtgerippe, und daran turnt ein winziges Stoffäffchen und klettert automatisch. Oder es macht einer allerhand Zauberkunststücke, greift Zweimarkstücke aus der Luft oder zieht sie den Nachbarn aus der Nase, macht verblüffende Kartentricks vor oder auch nur - Musik. Unermüdlich, ohne jede Rücksicht auf Geldgeschenke oder auch nur Teilnahme der Umstehenden, mit genau der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der in London arme Maler den ganzen Tag lang auf den Bürgersteig oder eine unbefahrene Uferstraße ihre bunten Bilder hinzaubern, handwerksmäßig, mit kleinem Repertoire, immer dieselben.
"Was sind Sie von Beruf?", frage ich einen jungen Mann, der in der Stadtbahn auf einer mächtigen Mundharmonika akkordgeschwellt das Integer vitae bläst, und er antwortet: "Arbeitsloser".
Ich hatte ihm zwei Groschen und eine Zigarre gegeben, aber das Gespräch war beendet; es ist merkwürdig, daß diese Leute fast nie sagen wollen, was sie gewesen sind oder wofür sie sich vorbereitet haben.
Wir leben in jeder Beziehung in einer Übergangszeit. Auch die Art, in der den darstellenden Künstlern Beschäftigung vermittelt wird, ist erneut einer Änderung unterworfen. Die Vermittlung wurde sozialisiert, wurde verstaatlicht, genau so wie die für Dienstmädchen. Der Mißerfolg - auch finanziell - führt nun dazu, daß wieder die alten Agenturen und damit die Privatwirtschaft ihre Rechte zurückerhalten.
Beiläufig bemerkt: finanziell haben die Regierungen von Scheidemann bis Brüning die Steuerzahler immer unnütz erpreßt; so ergibt z.B. die Sektsteuer 4½ Millionen Mark jährlich, aber die Banderolle- und Beamtenkosten betragen 5 Millionen Mark.
Schon heute sprechen die Gerichte jeden Agenten, jeden Vermittler, jeden Impresario frei, der - entgegen dem Gesetz - Künstlern gegen Provision Stellungen besorgt. Die Künstler selbst treten warm und mit Überzeugung für die Reprivatisierung dieses Berufszweiges ein. So tat es auch die Sängerin Gitta Alpar in diesen Tagen und erklärte, ohne solchen auf sie geeichten Vertreter komme sie nicht aus. Da sagte der Staatsanwalt:
"Aber warum gehen Sie nicht einfach aufs Arbeitsamt?"
Selten ist wohl ein deutscher Gerichtssaal von so brüllendem Gelächter aller Anwesenden erschüttert worden, wie es in diesem Augenblick hier geschah.
3. November 1932 (Donnerstag)
11
Der Wahlsonntag - Nach dem Verkehrsstreik - Unsere Putzfrau am Radio - Das Haus in der Masurenallee - Man muß "funkisch" sprechen - Straßenhandel - Im Tary-Bary - Der neueste Schlachtruf.
Da soll einer noch sagen, es gebe keine Wunder! Der vorige Sonntag, der Wahlsonntag, ist in Berlin ganz friedlich verlaufen. Kein Toter, kein eingehauenes Nasenbein, nichts. Nur den Ausflug am Sonntag nachmittag haben sich Hunderttausende von Reichshauptstädtern verkneifen müssen. Weil zwei Tage zuvor ein Verkehrsstreik für Straßenbahn, Untergrundbahn, Autobus inszeniert worden war.
Das halte ich für einen Fehler.
Der wilde Streik, von den Gewerkschaften nicht genehmigt, von dem Schlichter durch verbindlichen Schiedsspruch ausgeschlossen, hat ein paar Tage gedauert. Sein einziger Erfolg ist, daß rund 2000 Arbeiter, der zehnte Teil der Belegschaft, darunter viele Familienväter, entlassen und einige Landfriedensbrecher zu 2 und 2½ Jahren Zuchthaus vom Schnellgericht verurteilt worden sind. Es war ein rein politischer Ausstand, der nach dem Willen der Kommunisten zu einem Aufstand führen sollte.
Soll ich von der Wahl selbst sprechen? Etwa von dem Erfolge gegen das Zentrum?
Nein, lassen wir das. Keine Debatten mehr. Sondern zur Entspannung der Finger auf den Druckknopf des Radioapparates: Lala, lala, Tsching bumm. Es ist ein wahrer Segen, daß wenigstens die Musik keine Parteien kennt, allenfalls verschiedenes Rasseempfinden aufweist. Außerdem wirkt sie auch auf die Sinne des Analphabeten. Unsere alte Putzfrau, der wir das Gnadenbrot geben, obwohl sie nicht einmal mehr auf die Fensterleiter steigen kann, war vor 50 Jahren Milchmädchen, hatte natürlich die Volksschule besucht, kann aber heute nicht mehr lesen und schreiben. Sogar das Kreuzchen hinter - leider - Liste 2 macht bei den Wahlen für sie ihr Sohn, der Chauffeur.
Musik ist jedoch etwas für sie. Wenn sie sonntags zu uns heraufkommt und im roten Zimmer, die gekrümmte Gestalt im bequemen Sessel, Jazzrhythmen hört, aus dem Lautsprecher heraus, dann rieselt es ihr noch wohlig durch die müden Knochen. Manchmal denkt man: wenn es doch immer Musik gäbe! Der Politik sind viele überdrüssig, ganz gleich, ob unter rotrötlich-schwarzem oder schwarzweißrotem Vorzeichen, die Hörspiele sind samt und sonders armseliger Ersatz für wirkliches Theater, und die lehrhaften Vorträge sind fast durchweg zum Sterben langweilig. Leben, Leben! Am 22. Oktober trat es uns zum ersten Male in den "Ketzereien am Wochenende" entgegen, aber der Ketzer wurde, weil es der heutigen Regierung an der letzten Pferdelänge Zivilcourage fehlt, nach dem einmaligen Gastspiel, da die Presse der Linken so keifte, wieder abgemustert. Wann kommt er wieder?
Diese Frage müßte vielhunderttausendfach an Herrn v.Gayl gestellt werden. Die Presse der Linken keift immer, wenn auf der Rechten ein Mensch von Geist auftritt. Für diesen Geist, aber nur, wenn er zersetzend ist, hat sie das Monopol; Eingang, bitte,, nur links. Die Rundfunkgewaltigen sollten sich doch beglückwünschen, daß endlich einmal . . .
Unser Rundfunk ist für uns immer noch ein Wunderwerk. Man möchte auch als Nichtbastler dahinter kommen wie ein kleines Kind, das nicht ruht, ehe es die Sägespäne aus der Weihnachtspuppe herausgepuhlt hat. Und hat man das da innen endlich begriffen, so möchte man sehen, wo und wie das gemacht wird, was bei uns ertönt. Weit draußen, in der Masurenallee, dicht am Reichskanzlerplatz, steht das gewaltige dunkelrote Funkhaus. Es hat für uns gewöhnliche Sterbliche fast etwas so Mystisches wie die Ufa-Ateliers in Neubabelsberg.
Es ist das Haus der tausend Türen, in dem alles, was deutsche Kultur und Zivilisation heißt, auf Welle 419 geschaukelt wird. Wer das Pech hat, ein Anliegen hinter der Tür Nr.432 vorbringen zu müssen, der tut gut daran, ein Kommißbrot mitzunehmen, um in der Wartezeit nicht zu verhungern. Lange Gänge in diesem Häuserblock verlieren sich in die Unendlichkeit. Hie und da leuchtet ein Rotlicht auf: "Ruhe!" Man schleicht auf Zehenspitzen vorüber, denn hier wird gerade gesendet. Auf der Ostseite Richard Wagner, auf der Westseite ein Walzer von Waldteufel, irgendwo singt ein Chor, quäkt ein Saxophon hinter einer Polstertür. Hier haust aber auch St. Bureaukratius von der Reichsrundfunkgesellschaft in zahlreichen kostbaren Privatkontors, zwischen denen sich feine Fäden, kaum sichtbare Stolperdrähte, spinnen. Die sogenannte Neuregelung des Rundfunks ist auf halbem Wege stecken geblieben. Ein paar Leute, darunter der rote Heilmann, der sich schon vor Jahren am reichen Rundfunk gesund gemacht hat, sind in die Wüste geschickt worden, die neuen Männer haben die "bessere" Gesinnung und vielleicht auch Kultur, aber nicht die Erlaubnis, es zu beweisen. Sie zucken zusammen, wenn von links und von rechts die Flammenwerfer heranrücken, und haben doch gebundene Hände. So wird durch Kompromißpolitik alles verärgert.
Kürzlich traf ich einen routinierten Rundfunksprecher und frug ihn nach seinen Erfahrungen vor dem Mikrophon.
"Man muß funkisch sprechen!", antwortete er.
Funkisch? Was ist das?
Ein Blitz der Verachtung traf mich, weil ich so dumm frug. Aber dann ließ sich der Mann doch zu einer Erklärung herab. Also: "Funkisch ist die Art und Weise, den Hörer in jeder Phase des Vortrages zu fesseln. Schon das Manuskript muß in Wort und Satzbild farbig sein, das Publikum aus der Lethargie reißen. Man kann nicht die Geste zu Hilfe nehmen. Man kann mit keinem Lächeln, keinem Stirnrunzeln, keiner Handbewegung etwas unterstreichen. Vor dem Mikrophon nützt das gar nichts. Da sitzt man mutterseelenallein in einem schalldicht abgesperrten Zimmer und quasselt zu Unsichtbaren durch den Äther."
"Na, da gibt es wenigstens kein Lampenfieber, wenn kein Publikum einen anstarrt."
"Ganz im Gegenteil. Es ist einem unserer größten alten Schauspieler passiert, daß er Zustände kriegte, als er das kleine viereckige Dings vor sich sah, das man Mikrophon nennt. Ihn packte der unheimliche Gedanke, von ganz Europa gehört zu werden, mit solcher Gewalt, daß er unfähig war, auch nur ein Wort herauszubringen. Da fiel die Sache also aus, und die abgehärteteren Schallplatten waren als Ersatz notwendig. Der funkische Sprecher muß sich viel intensiver in seinen Vortrag hineinknien als ein Saalredner. Es gehört Autosuggestion dazu. Das Thema muß aus ihm reden, denn sobald man den Eindruck hat, daß er über ein Thema spricht, ist der Zauber weg. Der funkische Sprecher muß ein magischer Mensch sein."
So habe ich erfahren, was funkisch ist. Und habe die Antenne geerdet.
Ich selbst bin nur Schreibtischmensch, brauche also nicht funkisch zu werden. Während ich schreibe, vertrage ich sehr gut das Tschingtara aus dem Lautsprecher im Nebenzimmer. Ich schlage auch kaum mehr nach, was es ist. Es fragt sich nur, was aus der ganzen Geschichte wird, die fast 14 Jahre lang uns geistig, kulturell, politisch bastardiert hat, so daß man, wenn man die Bilder der Funkblätter sah, sich sagen mußte: von Galizien bis zum Sudan sitzen unsere Vormünder. Soll der Rundfunk jetzt autoritär oder demokratisch sich geben? In Wien hat man eine Abstimmung gemacht; und die Mehrheit des "Volkes" war nur für Kabarett und Jazz.
Jetzt verdient der Straßen-Zeitungshändler, bei dem ich sonst irgendein Funkblatt erstand, auch sonnabends nichts mehr an mir. Er tut mir leid, der Mann an der Ecke. Manchmal lege ich ihm wortlos einen Groschen hin, ohne etwas zu entnehmen. Aber ich kann mir nicht helfen: ich sehne mich nach den Zeiten zurück, wo das Straßenbild überhaupt noch nicht durch Kioske und Hausierer entstellt war. Der Laden, in dem ich bisher regelmäßig meine Kragen, Schlipse, Hosenträger kaufte, ist eingegangen. Warum? Weil dicht dabei so viele Straßenhändler billigen Pofel feilboten. Leben soll ja jedermann. Aber ich finde es etwas reichlich, daß wir in Berlin insgesamt 10 341 legitimierte und dazu noch eine Unzahl "wilder" Straßenhändler haben.
Diese letzteren handeln hauptsächlich mit Selbstbindern zu 60 Pfennigen das Stück, aber auch mit anderen Sachen, die man - schnell und leicht einpacken kann. Sie reden und reden, jeder Satz eine Berliner Stilblüte, sehen aber an ihren Kunden vorbei und halten Ausschau, ob ein Schutzmann naht. Sehen sie von ferne einen Tschako, so verschwinden - eins, fix, drei, sagt man beim Militär - die Schlipse im Koffer, und der Mann ist Publikum und schlendert um die Ecke. Obst, Gemüse, Blumen, Zigaretten, Seife, Kurzwaren kann man überall bei Leuten bekommen, die schweratmend ihre Ladenmiete bezahlen, und denen gönne ich am ehesten unser Geld, aber, wie gesagt, die anderen treibt auch nur die Not auf die Straße. Ich weiß noch, wie es war, als es so gut wie gar keinen Straßenhandel bei uns gab, - außerdem keine politischen Demonstrationen auf den Straßen; damals war Berlin, möchte ich meinen, viel sonntäglicher als heute. Heute sieht es nach polnischer Wirtschaft aus.
Wir lesen zu unserer Befriedigung, daß wir 1 Million Arbeitsloser weniger als im Frühling dieses Jahres haben. Also werden die wilden Händler vielleicht auch abnehmen. Aber wie eine Schwalbe keinen Sommer macht, macht die 1 Million Neubeschäftigter auch noch nicht den großen Konjunkturumschwung. Es geht alles langsamer vorwärts als unsere Wünsche.
Wir sehen das vor allem an den öden Gaststätten. Da ist beispielsweise das "Tary-Bary" in der Nürnberger Straße, einst ständig gestopft voll, eine Goldgrube für die deutschrussischen Unternehmer, eine Freude für die Ehepaare oder jungen Leute, bis zur Bohème herunter, bis zu dem "Tunnel unter der Spree", die hier verkehrten. Und nun? Nun muß schon draußen eine "Billig! Billig!"-Anzeige schreien. Von 6 bis 9 Uhr abends Stammessen für 1,20 Mark, etwa Borschtsch und Boeuf à la Stroganow und Nachspeise. Ich komme dieser Tage um 8 Uhr abends hin und finde in dem ganzen Lokal nur 4 Gäste, für die die 6 Balalaikaspieler - abwechselnd elegisch und feurig wie immer - zirpen. Nachher füllt es sich ein bißchen mehr. Aber wer früher eine Flasche Schaumwein trank, der nimmt heute ein kleines Helles. Jetzt endlich sind wir auch in unseren Ansprüchen (nicht nur in unserem Besitz und Einkommen) um etwa 5 Jahrzehnte zurückgeworfen. Nur eine ganz dünne Schicht nimmt noch mit und "macht Betrieb". Und man kann es nicht verlangen, daß eine Regierung in 5 Monaten 5 Jahrzehnte aufholt.
Unter diesen Umständen ist eine neue Parole in Berlin aufgekommen, wieder eine Buchstabenparole. Einst sagte man hier, wenn man jemand ärgern wollte: "D.b.d., d.h.k.P.", das heißt: Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen! Der modernste Schlachtruf aber lautet: "I.d.H., l.d.D.", das heißt: Iß die Hälfte, lauf das Doppelte! Man ärgert den Nächsten also nicht mehr, denn Sorgen hat schon jeder genug, sondern man gibt ihm launig einen guten Rat. Wer diesen Rat befolgt, der erzielt jedenfalls die schlanke Linie.
Nur hat Berlin heute freilich schon mehr hagere als schlanke Menschen. Und die Hageren haben mehr Fältchen als zuvor. Aber das Lachen steht ihnen dann mindestens so gut als den Fettglänzenden.
10. November 1932 (Donnerstag)
12
Wo ist Barmat ? - Aus Film- und Theaterkreisen - Die Medau-Schule - Irmela Doebner - Old Inn - Sport und Familie - Wir sterben aus.
In Brüssel fährt Herr Judko Barmat, wieder Bankbesitzer und mehrfacher Millionär, stolz in seinem fabelhaften Minerva-Wagen, dem teuersten der Welt, umher, nachdem er Deutschland um rund 30 Millionen Mark erleichtert hat. Warum tut sich nicht eine nationale Opposition zur Bestrafung derer zusammen, die Barmat trotz Verurteilung ohne Gefängnis und Geldbuße laufen ließen? Müssen wir nicht in allen Ämtern und auch in der "gefesselten Justiz" gründlich ausmisten, ehe wir uns gegenseitig die Schädel einschlagen?
Soll nun tatsächlich, falls es überhaupt zu einer deutschen Reform kommt, das korrupte Zentrum der einzige Nutznießer sein? An den Namen und die Person Papen klammern wir uns gar nicht, wir wollen nur nicht den Parlamentarismus wiederhaben, der der Querschnitt der Dummheit oder Feigheit eines Volkes ist.
Mich interessiert mehr als der Reichskanzler seine Nichte, Isabella v.Papen; die spielt in dem nächsten Ufa-Film eine führende Rolle. Überhaupt fangen jetzt die vom Film, von der Bühne, vom Brettl wieder an, persönliche Teilnahme zu erwecken. Bis zur Saison sind sie fanatische Berufsarbeiter. Dann besinnen sie sich auf den Privatmenschen in sich - und gegen Weihnachten wird geheiratet oder geschieden. Den Schlagerkomponisten Will Meisel, der jetzt übrigens wieder zu seinem ärztlichen Beruf zurückkehrt, den Komponisten von
"Ilona, ich vertraue dir ein Geheimnis an, |
hat soeben nach zehnjähriger Ehe seine Frau Ilona verlassen und läßt sich ruhig als schuldigen Teil erklären. Friedrich Holländer hat neu geheiratet und war eine halbe Stunde später schon wieder im Tonfilmatelier. Es wird überall "Verwechselt das Bäumchen" gespielt. Nun fragt mich ein Leser, und es gelte eine hohe Wette, ob Willi Fritsch und Lilian Harvey wirklich ein Paar seien. Was soll man da sagen?
Von Willi Fritsch habe ich eine große Photographie mit der Unterschrift bekommen: "Mein Ehrenwort, ich bin nicht mit Lilian Harvey verheiratet!", obwohl mir das ein Ufa-Direktor versichert hatte. Unsere Portiersfrau sagt begütigend: "Na, er jeht mit se!"
Ganz so einfach ist die Sache nicht. Ein sehr kluger Mann hat mir gesagt: sie können nicht heiraten, denn als Ehepaar, in dem doch beide Teile verdienen, rechnet ihnen das Finanzamt viel weniger Werbungskosten ab, sie würden also Zehntausende verlieren; so ist also nur eine Gewissensehe möglich. Mag sein. Ich denke nicht daran, hier Detektiv zu spielen. Nur das weiß ich, daß Hans Albers ebenfalls wegen des Finanzamts dem Filmen entsagen möchte. Es gibt Leute, die 60 Prozent ihrer Nettoeinnahme so dem Staat opfern müssen; nein, dann lieber zwei Zimmer in einem Bauerndörfchen, Tabakpfeife und Wochenblatt. Oder man bleibt in der Großstadt, schuftet aber nur die Hälfte oder ein Drittel. Richard Taubers Geschiedene ist jetzt Gesanglehrerin in Berlin, hat kein großes Haus mehr, fühlt sich aber erheblich wohler als früher. Ja, es tut sich schon was in unseren Künstlerkreisen.
Ein toller Hexenwirbel, von dem man allwöchentlich seitenlang erzählen könnte. Aber wir wollen keinen Wirbel, sondern Frieden, Anmut, Schönheit. Auch ohne großstädtische "Pikanterie" gibt es Interessantes genug. Und - wird mitgemacht, Der Glaube an den Wiederaufschwung ist auf einmal da, und da wollen nicht nur die Kölner im nächsten Jahre ihren Rosenmontagszug wieder aufmachen, sondern die Berliner füllen zweimal, nachmittags und abends am variétéfreien Bußtage, den "Wintergarten" bis auf den letzten Platz und sehen sich die Vorführung der Gymnastikschule Medau an: "Bewegung und Musik".
Herrlich, ganz herrlich. So ungefähr haben sich wohl unsere Dichter die Schönheit des klassischen Altertums vorgestellt. Aus meiner Gymnasiastenzeit blüht das Wort Kalokagathia wieder auf. Wir sind unsäglich froh.
Dabei stehen nicht etwa lauter Preisgekrönte auf der Bühne des Wintergartens, deren Figuren, deren Gesichter von einer feisten, schwärzlichen Jury geprüft sind. Ich sehe mir mal durch meinen Zeiß 7:50 jede einzelne der gerade 56 auftretenden Musen in Halt und Bewegung an. Da gibt es welche, die haben sogar Plattfußanlage. Da gibt es eine lange, sonst sehr nette Studentin, deren Oberkörper (sie ist wohl nicht sehr musikalisch) noch reichlich steif ist. Da gibt es verheiratete Frauen, mit denen sicherlich kein Impresario mehr einen Kontrakt machte. Aber im ganzen etwas Wundervolles. Man vergißt, daß man als Kritiker dasitzt, man freut sich einfach als Mensch, man freut sich wie ein Kind. Die Schwungfolgen, das Fahnenschwingen, das Federn, die Ballgymnastik, die Tamburin-Rhythmik und alles übrige zeigen eine solche Gelöstheit, eine solche wirklich schwingende Bewegung, aus dem Geiste der inneren Körpermusik herausgeboren, daß derjenige, der nicht gerade mit einem Zeiß 7:50 hinsieht, glaubt, daß die ausgesuchtesten Jungmädchen-Bildhauermodelle sich da produzieren. Wir kannten Gymnastikschulen, die es auf Kraft absahen, wobei Kippe und Handstand auf dem Barren imponierten. Und wir kannten Tanzschulen, wie die der Mary Wigman, in der Gedanken tänzerisch vorexerziert wurden. Hier aber, früher bei Bode, heute noch mehr bei Medau, wird die schwingende Körperseele (o, was würde Nietzsche sich freuen!) zum Leben erweckt.
Wir alle haben etwas organisch Federndes in unserer Bewegung, nur ist es verschüttet. Da, im Hintergrunde, in der dritten Reihe, tanzt eine Fünfzigjährige mit; ich habe sie, ehe ich die Wahrheit erfuhr, für 35 gehalten, so viel Anmut und Weichheit ist in ihren Gliedern. Etwa ein Drittel der jüngeren Damen sind Lehrerinnen. Der Rest verteilt sich auf alle Stände. In Berlin hat Medau 817 Privatschüler, dazu korporativ Gymnastikvereine mit Tausenden von Mitgliedern, denen er in Turnhallen Seele zu geben versucht. Seine jüngste Schülerin ist 3½, seine älteste 63 Jahre alt.
Fabelhaft seine Gehilfin Irmela Doebner aus Riga. Die hat schon als kleines Kind in den Schützengräben getanzt, in die die Bolschewiken ihre Mutter als Zwangsarbeiterin geschleppt hatten. Dann schlugen Mutter und Kind sich nach Deutschland durch. Irmela Doebner kam als Sechzehnjährige in München in ihren Beruf. Sie hat bewegungsschöpferisch dauernd neue Ideen, hat ein ungemein starkes pädagogisches und Regietalent. Bei ihr holen sich auch die Leiterinnen der anderen Medauschulen im Reiche und im Auslande in alljährlich mehrwöchentlichen Fortbildungskursen die Frische und die Kraft. Irmela Doebner ist eine Besessene; sie kann sechs-, sieben-, achtmal in dasselbe Theaterstück gehen, um die Bewegungen einer Schauspielerin oder der Komparserie zu studieren, und nach Malerei und Plastik hungert sie mehr als nach Brot. Sie bringt auch ein bocksteifes Mädchen schließlich zum Schwingen und Klingen.
Und nun Medau selbst. Gewiß, er hat 4 Semester Anatomie und Kunstgeschichte und sonst allerlei studiert, war vorher auch in Lissabon und Madrid Turn- und Musiklehrer, nachher Sozius von Dr. Bode, aber die Hauptsache ist doch: er hat es in sich. Er ist von Ursprung ein Bauernsohn aus Schleswig-Holstein. Da stand das Vieh den Winter über im Stall und kam im Frühling ganz ungelenkig und stolpernd heraus. Aber in 8 Tagen lernte es auf der Weide wieder das Schwingen; und das war für den jungen Medau das erste große Wunder.
Ich will nicht schwärmen, ich will auch für den billigen Unterricht in den Medauschulen nicht Reklame machen. Ich will statt dessen nur die in jedem Theaterheft gestellte Frage beantworten: Wo geht man nachher hin?
Der Engländer, der nach Berlin kommt, weiß es. Auch der eine oder andere deutsche Literat, der eine oder andere Edelmann vom Lande bei uns. Die Mehrzahl der Berliner hat keine Ahnung. Also man geht Unter den Linden 16 auf dem Hof in die Alte Schänke, in "Old Inn", wenn man noch Sinn für Gemütlichkeit im Sinne von Dickens und seinen Pickwick-Leuten hat. Da brennen im letzten Zimmer noch richtige Buchenscheite im Kamin, und alte Bilder und Stiche, Zinnkrüge und Zinnleuchter grüßen von den Wänden. Das Haus ist vor 100 Jahren von der Firma Gerold erworben und hat ihr als Lager gedient. Der jetzige Inhaber, Haupt, ist ein leidenschaftlicher Sammler von antiken Sachen und stattet damit seine "Alte Schänke" aus. Aber angezeigt ist das Lokal nirgends; nur heimlich sagt der eine dem andern es weiter, auch, daß es da trotz der "Linden" nicht teuer sei.
Bin ich mal zum Essen da, so trinke ich höchstens ein kleines Helles und lasse auch noch davon die Hälfte stehen. Aus der Zeit, wo der Bauch unser Gott war, sind wir - im ganzen - auch in Berlin Gott sei Dank heraus. Vor allem: das kostet so viel Zeit. Da gehe ich doch lieber einmal schwimmen oder rudre zu Hause im Kastenapparat. Hätte ich noch mehr Zeit, so würde ich, wie früher, auch regelmäßig reiten. Jeder Mensch lobt heute, schon, um nicht als verkalkt zu gelten, den Sport. Aber da muß ich mal eine große Ketzerei loswerden: der Sport mordet unser Volk . . .
Nur zwei Beispiele von vielen. Zwei junge, leidlich situierte Ehepaare, die ich kenne. Das eine paddelt gemeinsam, das andere fährt gemeinsam Motorrad. Beide sind schon drei Jahre verheiratet. Ich frage:
"Na, wann kommt endlich Ihr Stammhalter?"
Und beide antworten:
"Wir denken ja gar nicht daran! Mit dem schönen Sport und dem Wochenende ist es doch aus, wenn daheim kleine Kinder quarren!"
Solche Fälle, wo nicht die Not, sondern das Auskosten des Lebens der Grund zum Geburtenstreik ist, sind ungeheuer häufig. Und die Folge? Wenn alle heirateten und auf jedes Ehepaar, die unehelichen Kinder (14 Prozent) eingerechnet, 2 Kinder kämen, bliebe unsere Volkszahl gerade erhalten. Da nur zwei Drittel in Wirklichkeit heiraten, müssen aber mindestens 3 Kinder auf die Familie kommen. Das gibt es heute nur noch bei Idioten, sagt mir ein Doktor zweier Fakultäten. Deutschland ist das kinderärmste Land Europas geworden. Es kommen bei uns nur noch 1,8 Kinder auf die Familie, wir fangen also an, als Volk auszusterben; und in Berlin stehen wir schon zwischen dem Einkinder- und Keinkindersystem, weit unter Paris. Kinder sind ein Segen des Herrn, Kinder sind wie Pfeile eines Starken, alle die schönen Bibelworte fallen mir wieder ein. Aber was nützt das alles?
Vor 50 Jahren hatten wir 4,2 Kinder auf jedes Ehepaar. Das war die "verruchte" alte Zeit, in der wir mächtig und reich wurden.
17. November 1932 (Donnerstag)
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