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Ein buntes Blatt für Alle und Alles
No. 11 vom 5. Dezember 1904


Die Reden des Sergeanten Krause

Herausgegeben von Freiherrn von Schlicht

X.
Krause über die moderne Frauenbewegung.

Indem ich in der letzten Zeit verschiedentlich über die moderne Frauenbewegung gelesen habe, will ich Euch darüber mal etwas unterrichten, denn auch für Euch kann ja die Stunde kommen, in der Ihr in den heiligen Stand der Ehe tretet,und es ist da ganz gut, wenn man Euch vorher die Augen öffnet, damit sie Euch hinterher nicht übergehen. Wie ich über die Ehe als solche denke, wißt Ihr ja. Ein Soldat heiratet überhaupt nicht, aber Ihr, die Ihr wieder in das Dunkel des Zivilismus zurücktaucht, nachdem Ihr Euch zwei Jahr im Glanz der Waffen habt sonnen dürfen, Ihr werdet ja doch bald ehelichen. Denn der Zivilist heiratet ja nun einmal immer, und je jünger er ist, je weniger er verdient, um so leichter entschließ er sich zur Heirat. Zwischen der Frau von früher und der von heute ist ein großer Unterschied, und ganz früher da war es sogar noch anders. Auch die alten Römer und Griechen hatten schon ihre Frauen, die sie Sklavinnen nannten und die sie prügeln konnten, soviel sie wollten. Und sie konnten sich von diesen Weibern so viel halten wie sie wollten, und wenn sie eine Frau los sein wollten, verkauften sie dieselbe, oder wenn keiner einen Taler acht Groschen für die Frau ausgeben wollte, dann verschenkten sie die teure Gemahlin, und wenn keiner sie geschenkt haben wollte, dann warfen sie ihr Ehegesponst in das Wasser und erleichterten ihr das Untergehen, indem sie ihr einen Stein um den Hals banden. Und dann gurgelte das Wasser, was Ihr Ferkel des Morgens beim Zähneputzen trotz aller Ermahnung doch nicht tut, und wenn es sich ausgegurgelt hatte, dann war es still und dann war man seine Frau los. So gab es in den alten Zeiten nur glückliche Ehen. Heute ist aber sowas nicht mehr erlaubt, denn wir leben in einem gesitteten Kulturstaat. Wenn ich nun so mit meinem geistigen Auge mir den Unterschied zwischen den Frauen von früher und heute vergegenwärtige, so ist die Sache die, daß die Frau früher die Dienerin des Mannes war, während sie jetzt seine Herrin sein will, sie hat die Hosen an, besonders seitdem seit der Reformation die Reformhose Mode geworden ist, und der Mann läuft als Ohnehose durch die Welt, wie man zur Zeit der Revolution die Männer nannte, die so herumliefen. Die Frau will herrschen, aber das nicht allein, sie will dem Mann in allem gleichberechtigt sein, was schon ein Unsinn ist, denn eine Frau kann nie ein Mann werden, obwohl mancher Mann ein altes Waschweib werden kann. Die Frau will alles haben, sogar das allgemeine Wahlrecht will sie, wo sie früher doch nur das Recht hatte, sich den auszuwählen, der am besten zu ihr paßte. Aber zu den modernen Frauen von heute paßt gar keiner, und deshalb wollen sie, damit auch sie sich einen Mann wählen können, wenigstens einen für den Reichstag wählen dürfen. Es altes Wort sagt, der Frauen Herz hängt an Äußerlichkeiten. So wird also eine jede einen solchen Mann wählen, dessen Äußeres ihr gefällt, und so würden wir denn bald eine Volksvertretung haben, die gewissermaßen 'ne männliche Schönheitskonkurrenz wäre.

Und außerdem wollen die modernen Frauen und Jungfrauen klug und weise werden, sie lesen alle möglichen Bücher, die sie nicht verstehen, sie lernen fremde Sprachen, sie gehen auf die Universität und studieren die Medizin und die Rechte und die Linke und die Frömmigkeit und was es sonst noch immer gibt. Und sie leben wie die Männer, sie trinken Bier und rauchen Tabak, und damit wollen sie denn sagen, daß sie uns Männer nicht gebrauchen. Aber sie gebrauchen uns doch, denn Kinder wollen sie alle gerne haben, und so von ganz alleine geht das nicht. Und wenn da einer kommt und sagt, Friederike, willst Du mein sein? Dann sagt sie schon ja, sobanld man nur das Wort Friederike ausgesprochen hat. Aber wenn man dann später solche wissenschaftliche Jungfrau geheiratete hat, dann ist sie nicht zu gebrauchen; statt zu kochen, trinkt sie Schokolade, und statt Strümpfe zu stopfen, stopft sie sich lauter Unsinn in den Kopf, und wenn man ihr denn mal grob wird, dann sagt sie: was verstehst Du davon? Und da hat sie recht, unsereins versteht ja wirklich nichts davon. Aber eine Frau darf nicht recht haben, das wäre genau so, als wenn Ihr einem Vorgesetzten gegenüber recht hättet, und wo bliebe denn da die Disziplin und die Subordination, was ungefähr dasselbe ist, wie die eheliche Treue, die allerdings ja meistens ein leerer Wahn ist, woran wir Männer aber weniger schuld sind als die modernen Zeiten, in denen wir leben. Wenn ich nun zu Euren Kreisen komme, die Ihr weniger Wert legt auf Bildung des Geistes als auf Bildung eines Fettleibes, so seht Ihr das auch bei Euren Köchinnen und bei Kinder- und anderen Mädchen, sie wollen nicht mehr das sein, was sie sein sollen. Sie haben kein Interesse mehr für ihre Herrschaften, sondern sie wollen selbst die gnädige Frau sein und sich Dienstboten halten. Was dasselbe ist, als wenn in Euch plötzlich der Ehrgeiz erwachte, anstatt eines Rekruten plötzlich der Sergeant Krause zu werden. Aber ebensogut wie nicht jeder General werden kann, ebenso kann nicht jeder Sergeant werden, dazu gehört noch mehr, als ein vorschriftsmäßig gebauter Körper, dazu gehört auch das, was wir Deutschen Esprit nennen, weil wir selbst für diese Eigenschaft, die wir nicht besitzen, kein richtiges Wort haben. Und so geht das auch mit den modernen Frauenzimmern, sie wollen alle in die Höhe. Die einen wollen Damen werden, die anderen aber Mannsweiber, was da besagt, daß sie alle einen Mann haben wollen, um ihre Mutterpflichten dem Staate gegenüber erfüllen zu können.

Und deshalb wollen diejenigen, die gar keinen Mann kriegen, daß Ihnen gewissermaßen von Staats wegen einer gestellt wird, der sie heiraten muß, und sie wollen sogar, daß die Junggesellen besteuert werden. Woraus Ihr seht, daß die ganze moderne Frauenbewegung, die sich gegen die Männer richtet, sich nur um die Männer dreht, sodaß die Frauenfrage gewissermaßen eine Männerfrage ist. Was man den Frauen nicht verdenken kann, denn das beste an ihnen ist und bleibt der Mann, d.h. wenn sie einen haben. Andererseits gibt es aber auch Leute, die da behaupten, das beste am Mann wäre seine Frau, das sagen sie aber nur dann, wenn ihnen die Frau des andern besser gefällt als der Mann selber. Das sage ich, der Sergeant Krause, und alles, was ich sage, ist eitel Gold.



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© Karlheinz Everts