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Hochzuverehrender Herr Geheimer Hofrat!

Es ist eine feststehende Thatsache, daß es viel leichter ist einen ganzen Band voller Humoresken zu schreiben als für die vielen Erzählungen bei der Buchausgabe einen gemeinsamen guten Titel zu finden. In richtiger Erkenntnis dieser Schwierigkeit ist ein Schlauberger auf den Gedanken gekommen, den Titel einer Erzählung zugleich als Titel für das Buch zu wählen. Viele folgten seinem Beispiel – warum sollte ich es da nicht auch thun? Auch noch ein weiteres trieb mich das Buch „Excellenz kommt” zu betiteln. Das Militär lebt augenblicklich in dem Zeitalter der Besichtigungen, es wird das ganze Jahr hindurch besichtigt. Viel häufiger als in früheren Zeiten ertönt das Wort „Excellenz kommt!” Alles gerät in Aufregung, man dankt seinem Schöpfer, wenn die eine Excellenz fort ist,aber kaum ist sie fort, so kommt sie entweder selbst wieder, oder es kommt eine andere Excellenz. Es fehlt dem Militär ja heute an Gelegenheit, im Felde zu zeigen, was es leistet – die Besichtigungen müssen den Vorgesetzten einen Einblick in die unterstellten Truppen geben. Daher die Unruhe, wenn es heißt: „Excellenz kommt” und – fast hätte ich gesagt, die Angst vor dem Wort „Excellenz kommt” gedeiht und zeitigt so Manches, was ich in den folgenden Blättern zu schildern versuchte. Ausdrücklich sei es auch hier hervorgehoben, daß mir nichts ferner liegt, als die Armee und ihre Einrichtungen lächerlich machen zu wollen, dazu steht unser Heer viel zu hoch da und ich wäre der Letzte, der ihm seine Bewunderung vorenthielte.

Und nun, nach dieser kurzen Einleitung, kann das Buch hinausgehen in die Welt. Es ist das dritte Mal, mein sehr werther Herr Hofrat, daß ich in Ihrem Bücherschatz erscheine. Hoffentlich sagen Sie nicht: aller guten Dinge sind dry und was darüber ist, ist extra. Ich habe von jeher für Alles, was irgendwie mit dem extra zusammenhängt, eine ausgesprochene Vorliebe gehabt und wäre glücklich, wenn Sie auch in Zukunft hin und wieder einen Platz in Ihrem Bücherschatz für mich hätten.

Nehmen Sie auch an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank für Ihre mir gegenüber stets gleichbleibende Liebenswürdigkeit und seien Sie herzlichst gegrüßt
von Ihrem hochachtungsvoll ergebenen
Freiherr von Schlicht.
Schleswig . 5.10.98


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© Karlheinz Everts