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Trierische Landeszeitung Nr.232 vom 8.10.1903
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Trierische Landeszeitung vom 13.10.1903

Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht

 

 

Aufführungen am 8., 13.Okt. 1903 im Stadt-Theater zu Trier.


Besetzungsliste:

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Fritz Becker
Hans Zoder
Frau Ebelt
Carl Schneider
Frau Emmy Hoffmann-Schneider
Felix Ebelt
Willy Reinhardt

Dr. Hanns Hannsen
Carla Bürgmeister
Clementine Sachs
Frau Schmidt
Edmund Böhmer
Martha Meyer
Anny Schittenhelm



Herr Lautemann
Herr Frotscher
Herr J.Geibel
August Scheuven

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„Trierische Landeszeitung” vom 9.10.1903:

Stadttheater.

Trier, 9.Okt. Ein neues Lustspiel, „der größte Schlager der Saison” — so heißt die offizielle Note, welche hier wie anderwärts dem neuesten Erzeugnis der zwei Schwankdichter Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht beigegeben wurde und mit welcher die Theaterleitungen die Kraft des neuesten Saison-Ereignisses richtig eingeschätzt zu haben glauben. „Im bunten Rock” ist sein vielbedeutender Name und so ahnt man, daß „Zweierlei Tuch” auch hier eine bedeutende Rolle spielt, wie so oft im Leben der Wirklichkeit. Versteht doch Frhr. v. Schlicht so schöne Militärhumoresken für die Feuilletons Berliner Blätter zu schreiben, während Franz von Schönthan ein alter Praktiker ist, der den Stoff für die Bühne zu formen und zu drechseln weiß. Das Kompagnie-Geschäft für diese Art der heiteren Muse ist ja modern und einträglich. So dreht sich also hier alles um den bunten Rock, angefangen bei dem schneidigen Herrn Leutnant, der um eine Millionärin Amerikas sich bewirbt, bis hinab zum Sergeant, der praktischen Anschluß an die Köchin sucht und endigend mit dem „Einjährigen”, dem verzogenen Fabrikantensöhnchen, der mit seinem Gelde unter den bekannten Kunstgriffen sich endlich die „Knöppe” verdient. Dabei darf natürlich der Kasernenhof mit dem „sanft flötenden” Unteroffizier nicht fehlen, dessen Anschnauzereien zu wahrhaft phänomenaler Höhe getrieben werden. Auch die „Kasernen­hofblüten” kommen zu ihrem Recht, wenn auch nur in bescheidenem Maße, die Verfasser haben dem Ganzen ein etwas feineres Relief geben wollen, ihm ein mehr nach Salon duftendes Parfüm beigemischt; darum muß schließlich auch noch Se. Exzellenz der „Divisionär” erscheinen. Ihre Höhe erreicht die Wirkung durch den Aufmarsch einer „ganzen Korporalschaft” feldmäßig ausgerüsteter Soldaten auf der Bühne, die im exerzieren und sogar manövrieren (letzteres freilich hinter den Kulissen) ihre Künste zeigen müssen, wobei Gewehrgeknatter den Saal durchdringt, — ein voller Krieg im Frieden, nach allen Seiten in elektrischer Beleuchtung. Der Inhalt, die leitende Idee des Stückes ist sehr kurz und unbedeutend, sie endet eigentlich schon am Schlusse des zweiten Aufzuges, sodaß der dritte Aufzug künstlich angeflickt erscheint. Ein Husarenleutnant möchte eine unmenschlich reiche Amerikanerin, junge Witwe, sein eigen nennen, während ein ihm befreundeter reicher Fabrikant sie für sein verzogenes, einziges Söhnchen zu gewinnen sucht, der gerade sein „Einjähriges” macht, zufälligerweise „nur” bei der Infanterie. Auf dem bekannten Umwege und nach Ueberwindung einiger Fährlichkeiten, erreicht er sein Ziel, — wie gesagt, sogar zu früh, im zweiten Akt, wodurch das Stück an Spannung stark verliert. Die sonst bei solchen Gelegenheiten sehr beliebten Kalauer Berliner Art sind, trotzdem das Ganze in Berlin spielt, sehr dünn vertreten und fehlen eigentlich gänzlich. Das Amusement ist in den Szenen zu suchen, aber verschiedentlich war es auch wirklich zu suchen, ohne es zu finden. Das gilt besonders von einer Hauptfigur „Anny Clarkson”, der reichen Amerikanerin, welche von der Darstellerin völlig verzeichnet wurde, eigentlich ein Fehler der Leitung, welche eine „Kraft” an eine Stelle gesetzt hatte, wohin sie garnicht gehörte. Da war weder eine richtige Beherrschung des Dialekts, noch das nötige Organ vorhanden, noch Kraft, Temperament und richtige Auffassung der zu lösenden Aufgabe, die allerdings auch schwierig ist. Das richtige feurige „soldatische” Temperament und Schneidigkeit dagegen entwickelte der „Weibliche Kamerad” Frl. Hoffmann, mancher Leutnant hätte daran lernen können. Gute komische Gestalten gaben der Fabrikant Wiedebrecht (Hr. Becker) und sein Sohn Hans (Hr. Zoder). Der Hauptheld, Husarenleutnant von Hohenegg (Hr. Schneider) hatte zwar das äußere, passende Leutnants-Ebenmaß, Schlankheit nebst tadelloser Frisur und schneidigem Schnäuzer, im übrigen machte er aber nicht den Salon-Löwen glaubhaft, der er nach dem Spielbuch sein mußte, in diesen Leutnant hätte eine amerikanische Millionärs­tochter sich schwerlich verlieben können, dazu gehört mehr. Ein annehmbares Original von einem Sergeanten gab Herr Dr. Hannsen, etwas weniger äußere Uebertreibung, besonders in den Stimmmitteln, und mehr aus dem Inneren kommender Ausdruck wäre besser gewesen, dann aber weniger rote Schminke, durch die er sich äußerlich zu einem Trunkenbolde stempelte, ganz gegen die Vorschrift. Auch die Perrücke hätte bei ihm wie bei anderen weniger ruppig erscheinen können, die Karrikatur-Aehnlichkeit ist kein Vorzug. Der Assessor von Gollwitz (Hr. Ebelt) war eine gut gezeichnete Figur. Regiefehler, wie die falsche Uniform des Leutnants­burschen, die gelbe Schnüre hat und anscheinend grünes Tuch, während der Leutnant selbst blaue Uniform mit weißen Schnüren trägt, dürfte nicht vorkommen. Die vielfach noch zu Tage getretenen Unsicherheiten im Zusammenspiel wie bei einzelnen Personen, werden wohl mit der Zeit verschwinden. Im allgemeinen muß man sagen, daß das Stück auch hier gut gefallen hat.


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© Karlheinz Everts