Aufführung im Stadt-Theater zu Teplitz |
16., 18., 22.Nov. 1902, 3.Nov., 1.Dez. 1903, 28.Okt., 3.Nov. 1905, 14.Juli 1906 |
Besetzungsliste: | ||||
1902 | 1903 | 1905 | 1906 | |
Fabrikant Wiedebrecht.
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Albert Frankl |
Albert Frankl |
? ? Frau Rosa Müller-Raul ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? |
Herr Fritz Karl |
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 15.Nov. 1902:
[Theaternachrichten.] Sonntag Abend 7 Uhr findet bei aufgehobenem Abonnement die Première der 3actigen Lustspielnovität „Im bunten Rock” von Fr. von Schönthan und Freih. v. Schlicht statt. „Im bunten Rock” fand bei seiner Uraufführung am Hoftheater in Berlin solchen Erfolg, daß es sofort von den meisten größeren Bühnen erworben wurde; in Wien erhält sich dieses neue Lustspiel dauernd auf dem Repertoire des Deutschen Volkstheaters als Zugstück. Auch am Deutschen Landestheater in Prag erzielte „Im bunten Rock” großen Lacherfolg. In der vom Herrn Oberregisseur Strebinger inscenirten Neuheit spielen die Damen Raul, Hofer, Dudek, die Herren Frankl, Raabe, Suchanek, Jenny, Tichy, Tellofsky die Hauptrollen. — Montag gelangt die Oper „Traviata” und Dienstag das Lustspiel „Im bunten Rock” zur Wiederholung.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 17.Nov. 1902:
[Theaternachrichten.] Heute Montag (gerades Abonnement) wird „Traviata” gegeben. — Dienstag (ungerades Abonnement) wird die Lustspielneuheit „Im bunten Rock” wiederholt.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 17.Nov. 1902:
[„Im bunten Rock”, Lutspiel in 3 Aufzügen von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht.]
„Zweierlei Tuch” bewährt allemal seine Zugkraft, im Leben, wie von der Bühne herab, und deshalb ist dem Werk eines Dichters, das „im bunten Rock” erscheint, ein äußerer Erfolg gewiß. Die silberverschnürte Attila ist ein gar mächtiger Factor und das Militärtechnische im Dialog findet seine Liebhaber die schwere Menge. Die beiden Autoren von gestern hatten also schon von vornherein ein leichteres Spiel; sie haben sich ihre Arbeit auch nicht allzu schwer gemacht und den Wirkungen des „Milieus” dasjeneige des Erfolgs anvertraut, was sie selbst durch Erfindung nicht zu erreichen hofften. Wenn inmitten dieser militärischen Umgebung noch eine deutsch radebrechende bildhübsche Amerikanerin ihr liebenswürdiges Spiel treibt, wie es die ungarische Ilka im „Krieg im Frieden” mit Erfolg thut, und sonst noch ein Schwerenöther in Civil dabei ist, so ist hinreichend Material vorhanden, um einen Theaterabend hindurch ein Publicum in Stimmung zu erhalten.
Das Stück thut denn auch, trotz seiner durchaus nicht originellen, aber, wie gesagt, notorisch bewährten Conceptions–Methode seine Schuldigkeit und das sehr zahlreich erschienene Publicum amusirte sich auf's Beste. Hiezu trug allerdings die lebendige und treffliche Darstellung wesentlich bei. Vor Allem war es wieder Frau Rosa Raul, welche ein entzückendes Spiel bewies. Abgesehen, daß sie den englisch–amerikanischen Dialect in einer ausgezeichneten Weise beherrschte, zog sie wieder alle Register des ihr in reichem Maße zu Gebote stehenden neckischen Uebermuthes auf, um den Zuhörer mit sich fortzureißen. Ihre köstliche Laune wurde manchmal von einer sinnigen Stimmung abgelöst, die nicht minder treffend zur Situation paßte. Um dieser einen Rolle willen, wie sie durch Frau Raul dargestellt wird, sollte man das Stück anhören.
Doch auch die übrigen Mitwirkenden thaten ihre volle Schuldigkeit. Herr Raabe war nicht nur ein schneidiger Husarenlieutenant, sondern er wußte auch die poetischen Momente richtig festzuhalten und in warmen Herzenstönen zum Ausdruck zu bringen. In prächtiger Laune, mit der vollen Wirkung brachte Herr Suchanek seine Bonvivantrolle zur Geltung. Herr Frankel war als zärtlicher Vater von heiterster Wirkung und Herr Jenny wußte aus der Verlegenheitskomik, die seine Rolle enthält, nach Kräften Kapital zu schlagen. Ein besonderes Wort des Lobes verdient Frl. Hofer für die forsche Darstellung des Officierstöchterleins. Herr Tichy gab sich in Entsprechung seiner hohen Officierscharge mit der erforderlichen Würde, während Herr Tellowski einen Sergeanten spielte, wie er in den „Fliegenden Blättern” leibt und lebt. Ein paar dienstbare Geister verschiedenster Gattung wurden durch die Herren Kopfauf und Kerner und die Damen v.Heilbronn, Dudek, Haßmann und Mott in gelungenster Weise dargestellt. In Bezug auf die durch Herrn Strebinger geleitete Inscenirung und Ausstattung ist nur die vollste Anerkennung auszusprechen. Das scenische Arrangement und die decorative Ausstattung des ersten Actes könnten sich auf jeder Großstadtbühne sehen lassen. Um die Befriedigung nach jeder Richtung hin aufkommen zu lassen, brachte das Orchester im Zwischenact als Specialität ein Xylophonconcert, das sehr beifällig aufgenommen wurde.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 19.Nov. 1902:
[Theaternachrichten.] Samstag (ger. Tag) wird die erfolgreiche Lustspielneuheit „Im bunten Rock” wiederholt.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 2.Nov. 1903:
[Theaternachrichten.] Dienstag (ung. Tag) wird in teilweise neuer Besetzung das Lustspiel „Im bunten Rock” gegeben.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 30.Nov. 1903:
[Theaternachrichten.] Dienstag (ger. Tag) wird das Lustspiel „Im bunten Rock” gegeben.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 28.Okt.1905:
Heute Samstag wird das Schönthan-Schlicht'sche Lustspiel „Im bunten Rock” aufgeführt. — . . . — Freitag: „Im bunten Rock”.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 1.Nov.1905:
. . . Freitag [3.Nov. D.Hrsgb.] findet eine Wiederholung des Lustspieles „Im bunten Rock” statt.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 4.Nov.1905:
Seine kais. Hoheit Herr Erzherzog Karl Franz Josef traf gestern Abend in Begleitung seines Kammervorstehers Oberstleutnant Graf Wallis und der Offiziere der Kutterschitzer Garnison hier ein und wohnte der Vorstellung im Stadttheater bei. Da der Besuch offiziell angekündigt war, erwarteten Herr Bürgermeister Husak und die Mitglieder des Theaterkomitees Herren Stadtrat Generalsekretär Dr. Stradal und Stadtv. Dirigent Schütz den hohen Besucher im Foyer des Hauses. Hier richtete Herr Bürgermeister Husak an den Herrn Erzherzog, der ihm sofort die Hand zum Gruß gereicht hatte, eine kurze Begrüßungsansprache, die letzterer mit einigen freundlichen Worten dankend erwiderte. Hierauf stellte der Herr Bürgermeister die vorgenannten beiden Herren des Theaterkomitees dem Herrn Erzherzog vor, der ihnen gleichfalls die Hand reichte. Hierauf geleitete das Komitee den hohen Gast in die eigens adaptierte Direktionsloge, wo der Herr Erzherzog mit dem Herrn Kammervorsteher Grafen Wallis Platz nahm, während die übrigen Herren des Gefolges in Proszeniumslogen im ersten Rang ihre Plätze einnahmen. Der hohe Gast folgte mit sichtlichem Interesse der Aufführung — es wurde das Lustspiel „Im bunten Rock” gegeben, in dem Frau Rosa Raul in glänzender Weise die Rolle der Amerikanerin spielte — und spendete den Darstellern wiederholt Beifall. — Aus Anlaß der Ankunft des Herrn Erzherzogs war das Vestibule mit einem schönen Teppich belegt und die Direktionsloge in ebenso geschmackvoller als vornehmer Weise ausgestattet. An der dem Zuschauerraum zugekehrten Seite war oben eine von einer Krone überragte Draperie angebracht. Das Haus war diesmal voll beleuchtet, was einen sehr freundlichen Eindruck hervorrief. Selbstverständlich bildete der hohe Gast den Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit seitens des anwesenden Publikums.
„Bohemia” vom 8.Nov. 1905:
Teplitz..(Hoher Besuch.) Aus Teplitz wird uns vom 4.d. geschrieben: Erzherzog Karl Franz Josef beehrte am 3.November unsere Stadt mit seinem hohen Besuch. Er fuhr mit dem gesamten Offizier-Korps um 7¼ im Grand Hotel „Zum alten Rathaus” vor, um sich von hier aus ins Stadttheater zu begeben. Daselbst gelangte das bekannte Lustspiel „Im bunten Rock” zur Aufführung. Der Erzherzog folgte den Darbietungen mit gespanntem Interesse und spendete wiederholt lebhaften Beifall. Nach Beendigung der Vorstellung begaben sich die Herrschaften wiederum ins Grad Hotel „Zum alten Rathaus”, um dort in dem neuen feenhaft beleuchteten Speisesaal das vorher bestellte Souper einzunehmen.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 14.Juli 1906:
[Theaternachrichten.] Für das Samstag den 14. und Sonntag den 15. d. stattfindende Gastspiel des Künstlerpaares Josefine Glöckner — Leopold Kramer gibt sich bereits allenthalben das größte Interesse kund. Am ersten Gastspielabend spielt Frau Glöckner die Missis Charlson [sic!] im „Bunten Rock” und den Leutnant von Hohenegg Herr Kramer.
„Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 16.Juli 1906:
[„Im bunten Rock.”] (Gastspiel Glöckner–Kramer.)
Das flottgeschriebene Schönthan–Baudissin'sche Lustspiel, das nebst seinem militärischen Einschlag auch noch die deutsch–amerikanische Witwe im Mittelpunkt der Handlung als zugkräftige Bühnenfigur besitzt, fand vorgestern unter Mitwirkung der obengenannten Wiener Gäste eine recht flotte Darstellung und eine sehr freundliche Aufnahme. Frl. Josefine Glöckner ist nicht das „reizende Persönchen”, als welches die heimische Darstellerin, Frau Rosa Raul, in der Rolle der Amerikanerin Missis Anny Clarkson erscheint, ihre Darstellung bewegt sich seitab von dem flirtmäßigen Geplänkel, das kapriziöse, zierliche Frauengestalten so hübsch kleidet, und entbehrt deshalb mancher pikanten Details — ihre Missis Clarkson ist aber dafür mehr Amerikanerin, resolut und selbstbewußt, und zunächst von nüchternen Anschauungen erfüllt, die erst dann anderen Gefühlen Raum geben, bis das Herz mit seinen Wünschen und Neigungen ins Spiel kommt. Sowie Frl. Glöckner als praktische Amerikanerin ihre Worte klar und deutlich zum Ausdruck brachte und es vermied, auf Kosten des Verständnisses der Rede, in ihrem Spiel Capriolen zu machen, so fand sie auch rechtzeitig den Ton inniger Herzenswärme, mit dem sie den Bewerbungen ihres schneidigen und ritterlichen Partners die Aussicht auf das erträumte Liebesglück eröffnet, und die erstaunliche Beredsamkeit ihrer Züge verkündeten stets anschaulich die Vorgänge im Innern ihrer Seele. Ungemein liebenswürdig und gewandt spielte Herr Kramer den Leutnant von Hohenegg. Wenn seine Lippen von den begeisterten Worten der Verehrung für Missis Clarkson und sein Herz von den heißen Gefühlen überströmte, die ihn beseelten, dann feierte seine Darstellung den Triumph höchster Natürlichkeit. Den beiden Gästen wurde stürmischer Applaus zuteil.
An dem Erfolg des Abends hatte von den heimischen Darstellern in erster Reihe Herr Fritz Karl redlichen Anteil, der den Fabrikanten Wiedebrecht gab und den ganzen Aufwand seines gemütvollen Humors bei der Durchführung dieser Rolle ins Treffen führte. Auch Herr Huttig traf in der Partie des jungen Wiedebrecht das Richtige.
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© Karlheinz Everts