Aufführungen im Stadt-Theater zu Stettin |
19., 21., 24., 27. Okt., 9., 17., 24.Nov. 1902, 14., 28.Nov. 1903 |
Aufführungen im Elysium-Theater zu Stettin |
12., 17., 23.Juli, 1., 10., 23.Aug., 10.Sept. 1903 |
Aufführungen im Bellevue-Theater zu Stettin |
8., 10., 16., 23., 28.Nov., 10., 13.Dez. 1908, 27.Jan., 22., 25.März 1909, |
Besetzungsliste: | |||
Stadt-Theater 1902 | Elysium-Theater 1903 | Stadt-Theater 1903 | |
Fabrikant Wiedebrecht.
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Franz Heims-Wallis |
Max Sandhage |
Max Sandhage |
Bellevue-Theater 1908/09 | Bellevue-Theater 1911 | ||
Fabrikant Wiedebrecht.
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Eugen Heiske |
Eugen Heiske |
„Volksbote (Stettin)” v.16.10.1902 |
„Volksbote (Stettin)” v.20.10.1902 |
„Volksbote (Stettin)” v.13.11.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.27.11.1903 |
„Pommersche Zeitung v. 18.10.1902 |
„Pommersche Zeitung v. 19.10.1902 |
„Pommersche Zeitung v. 16.11.1902 |
„Pommersche Zeitung v. 21.10.1902 |
„Volksbote (Stettin)” vom 16.Oktober 1902:
Stadt-Theater. Der Sonntag bringt uns F. v. Schönthan's und Freiherrn v. Schlicht's Lustspielnovität „Im bunten Rock”, die am Berliner Schauspielhaus einen durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen hatte und noch lange als größter Saisonschlager im Repertoir verbleiben wird. Nachstehend sei die Handlung kurz angegeben. Der Fabrikant Wiedebrecht in Berlin bekommt den Besuch einer reichen Nichte aus Amerika, Mistreß Anny Clarkson. Die junge Dame ist Wittwe; aber wenn sie das Deutsch auch noch so gebrochen spricht, ihre Ehe ist auf ganz natürliche Weise durch den Tod ihres Gatten gelöst worden. Herr Wiedebrecht möchte die reiche Wittwe, um die sich eine Menge Mitgiftspekulanten drängen, mit seinem Sohne Hans verloben, und um die übrigen Bewerber abzuschrecken, benutzt er den Husarenleutnant Victor v. Hohenegg gleichsam als Fliegenwedel. Ein preußischer Leutnant läßt sich aber nicht zu so inferiorer Bestimmung mißbrauchen, denn – so erklären die Verfasser sehr witzig – neben dem Kolosseum im Mondschein ist ein preußischer Leutnant, der die Cour macht, das einzig Sehenswürdige in Europa. Und Leutnant Victor macht so schneidig die Cour, daß er sich Hand und Herz der geliebten Wittwe erobert und der glücklich verlobte Husarenleutnant zum Schluß sogar noch zum Divisionsadjutanten avanziert.
„Volksbote (Stettin)” vom 20.Oktober 1902:
Stadt-Theater. Auf die heute Abend stattfindende zweite Aufführung der Lustspielnovität „Im bunten Rock”, die am Sonntag Abend einen durchschlagenden Erfolg hatte, sei nochmals ganz besonders aufmerksam gemacht. Das Werk gelangte in der vergangenen Woche auf vielseitigen Wunsch jeden Tag im Königl. Schauspielhaus in Berlin zur Aufführung, und war das Theater, wie uns meitgetheilt wurde, jedes Mal schon Tags zuvor total ausverkauft.
„Volksbote (Stettin)” vom 22.Oktober 1902:
Stadt-Theater. Das Lustspiel „Im bunten Rock” von den Herren von Schönthan und von Schlicht ist für das Publikum eine Zumuthung eigener Art. Ist die darin geschilderte Jagd nach einer Geldheirath, an der sich nicht weniger als vier Koriphäen der sogenannten guten Gesellschaft vom Einjährigen bis zum Divisionskommandeur betheiligen, zwar mit mehr oder weniger faulen alten Späßen verbrämt, so ist sie darum nicht weniger ekelhaft. In der Schilderung dieses Machwerks in's Einzelne zu gehen, hieße dem Zeitverlust des Zuhörens einen neuen hinzufügen, denn über mehr als die ödesten und blödesten Späße und Unmöglichkeiten könnte man nicht berichten. Kurzum, das Stück gehört zum dümmsten Schmierakel, das wir je erlebt und nächst dem Publikum sind die Darsteller am meisten zu bedauern, die ihre Zeit und ihre Kunst an solche Dinge verschwenden müssen. Aber zum Schluß des Stückes sehen wir wenigstens, wie eine Abtheilung Infanterie mit Regimentsmusik und der Hauptmann auf einem „lebendigen” Gaul über die Bühne ziehen, – was kann man mehr von einer Kunst- und Bildungsstätte verlangen. Wenn übrigens das Theaterbureau in seiner Empfehlung darauf hinwies, daß das Stück im Berliner Hoftheater ein kräftiges Zugstück sei, so müssen wir doch dagegen Verwahrung einlegen, daß die im königlichen Schauspielhause veranstalteten Konventikel geheimräthlicher Backfische und Betschwestern für ein ernsthaftes Publikum als Vorbild hingestellt werden. Das, was Jenen als Vertreib ihrer Langeweile genügt, ist für Andere noch lange nicht gut genug. Das ist dasselbe, als wollte man uns die Figuren-Parade der Sieges-Allee als Vorbild wahrer Bildhauerkunst aufdrängen.
„Volksbote (Stettin)” v.9.7.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.11.7.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.16.7.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.22.7.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.31.7.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.8.8.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.22.8.1903 |
„Volksbote (Stettin)” v.9.9.1903 |
„Volksbote (Stettin)” vom 7.August 1903:
Elysium-Theater. Für Sonntag [12.7.1903] hat die Direktion des Elysium-Theaters das liebenswürdige Lustspiel von Fr. v. Schönthan und Freiherr von Schlicht „Im bunten Rock” neben einem neuen einaktigen Lustspiel, das sich „Im Namen des Königs” betitelt, neu einstudiert und damit vielen an sie gerichteten Wünschen entsprochen. Das Werk ist bekanntlicher Weise letzten Winter der Schlager des Berliner Kgl. Schauspielhauses gewesen, und hat für ein Kgl. Theater eine noch nie erzielte Wiederholungszahl erreicht.
„Volksbote (Stettin)” vom 22.Juli 1903:
Elysium-Theater. Daß das Gute sich wie gewöhnlich doch stets selbst Bahn bricht, beweist das stets wachsende Interesse, das von seiten des Publikums mit jedem Tage mehr den Vorstellungen im Elysium-Theater entgegengebracht wird. Ein Ensemble von guten Darstellern und dabei doch so geringe Eintrittspreise, wie sie wohl selten in der Jetztzeit bei gleichartigen Darbietungen zu finden sind, muß ja selbstverständlich das Publikum zu regem Besuche auffordern, zumal die Wahl der Stücke stets eine gute zu nennen ist. Auch diese Woche dürfte der Spielplan allgemeines Interesse finden. Für heute Donnerstag [23.7.1903] ist das reizende Lustspiel „Im bunten Rock”, dem der Einakter „Im Namen des Königs” folgt, bei kleinen Preisen, Parkett 50 Pfg., angesetzt.
„Volksbote (Stettin)” vom 30.Juli 1903:
Elysium-Theater. Für Sonnabend [1.8.1903] hat die Direktion abermals das reizende humorsprühende Lustspiel „Im bunten Rock”, dem der lustige Einakter „Im Namen des Königs” beigegeben ist, zu kleinen Preisen in den Spielplan eingereiht.
„Volksbote (Stettin)” vom 7.August 1903:
Elysiumtheater. Für Montag [10.8.1903] sind die von Vorstellung zu Vorstellung immer mehr gefallenden Lustspiele „Im bunten Rock” und „Im Namen des Königs” nochmals auf allgemeinen Wunsch zu kleinen Preisen in den Spielplan eingereiht.
„Volksbote (Stettin)” vom 20.August 1903:
Elysium-Theater. Für Sonntag [23.8.1903] hat die Direktion als Doppel-Vorstellung die beiden reizenden Lustspiele „Halali” und „Im bunten Rock” angesetzt.
Pommersche Zeitung vom 19.10.1902 |
Pommersche Zeitung vom 14.11.1903 |
„Pommersche Zeitung” vom 21.Okt. 1902:
Stadt-Theater
Am gestrigen Sonntag gelangte das Lustspiel „Im bunten Rock” von F. v. Schönthan und Frhr. v. Schlicht zur ersten Aufführung. Lustige, harmlose Scenen aus dem Militärleben haben die Verfasser zusammengestellt und damit die Geschichte zweier liebenden Paare verbunden, die natürlich am Schlusse glücklich werden. Es sind fast durchweg alte Bekannte, welche die Verfasser in's Treffen führen: Zunächst die reiche amerikanische Wittwe, diesmal eine Missis Anny Clarkson, welche nach Deutschland kommt, um hier ihr Herz zu verlieren; dann der an den „Veilchenfresser” erinnernde schneidige Husarenleutnant, ein Herr Viktor von Hohenegg, von dem es uns schon nach der ersten Scene nicht zweifelhaft ist, daß er das Herz der reichen Erbin erobert. Weiter der gemütliche Berliner Fabrikant, der im Dienst etwas unbeholfene Einjährig-Freiwillige, der dienstlich strenge, aber sehr empfängliche Sergeant — Alles Figuren, welche in einem Lustspiel auf militärischer Grundlage noch nie gefehlt haben. Zwei recht originelle, aber auch nicht ganz neue Typen führen uns die Verfasser vor in Herrn v. Gollwitz, einem Assessor, der seinen Dienst quittirt hat und Gelegenheitsmacher für alle Fälle geworden ist, und in Betty von Hohenegg, einer echten flotten Regimentstochter. Die Verfasser haben es verstanden, diese bunte Mischung von Zivil und Militär zu lustigen, flotten Situationen zu vereinen, bereits am Schlusse des 2. Aktes sind wir über das Schicksal der beiden liebenden Paare einig, um aber dem dritten Akt das nöthige Interesse zu verleihen, führen die Verfasser ein bewegtes, lustiges Manöverbild vor, welches einen wirkungsvollen Abschluß durch den Abmarsch des Regiments mit klingendem Spiel und dem Divisionskommandeur zu Pferde an der Spitze erhält.
Zu dem freundlichen Erfolg, welchen die Novität gestern errang, trug wesentlich die flotte Darstellung unter der Regie des Herrn Sandhage bei, ebenso verdiente die geschmackvolle Inscenirung volle Anerkennung. Frl. Proß war als Amerikanerin voller Liebenswürdigkeit und flotter Laune, daß sie zeitweise den deutsch-amerikanischen Accent vergaß, beeinträchtigte ihr Spiel nicht. Der „schneidige Leutnant” fand durch Herrn Alten sehr wirksame Verkörperung und Frl. Braungardt war ein echtes lustiges Soldatenkind, beim Lernen der Rolle hätte sie sich allerdings eines größeren militärischen Drills befleißigen können. Voller Humor war Herr Heims als Berliner Fabrikant und dessen Sohn, der Einjährig-Freiwillige Hans, fand durch Hrn.
Pichon heitere Wiedergabe. Charakteristisch gestaltete Herr Sandhage den „Assessor a. D.” und Herr Klinder den Sergeanten. Herr Büttner als Divisionskommandeur hatte seinen besten Moment, als er „stolz zu Roß” die Truppen abführte. — Die lustige Novität dürfte manche Wiederholung finden.
R. O. K.
„Pommersche Zeitung” vom 14.Juli 1903:
Elysium-Theater
Auf dem Spielplan erschien gestern von neuem das aus dem Stadttheater her schon bekannte Lustspiel „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht. Auch in diesem Stück war die Darstellung rühmenswert und nebenbei hatte Herr Sandhage für ein Inscenierung gesorgt, die bei den bescheidenen Raumverhältnissen der Elysium-Bühne überraschen mußte. Den „Leutnant von Hohenegg” zeichnete Herr Rüthling mit der ihm eigenen wohltuenden Wärme, als seine Partnerin gefiel uns Frl. Clemens (Anny Clarkson) nicht übel. Die Herren Sandhage und Rauch gaben tüchtige Vertreter ab für die beiden „Wiedebrecht”, Vater und Sohn, ihnen gesellten sich in dankbaren Rollen zu die Herren Sieger (Assessor von Gollwitz) und Breitfeld (Sergeant Krause). Mit sprudelnder Laune stattete Frl. Braungardt ihre „Betty von Hohenegg” aus. Für den „Divisionsgeneral von Troßbach” war Herr Büttner der rechte Mann. Die in größerer Zahl erforderlichen Nebenfiguren füllen allgemein ihren Platz zufriedenstellend aus.
M. B.
„Pommersche Zeitung” vom 8.Nov. 1908:
Bellevue-Theater
In der Sonntagabendvorstellung des Bellevuetheaters, die, wie schon erwähnt, das Militärlustspiel „Im bunten Rock” bringt, werden neben Direktor Hans Kuhnert und Frl. Dittmar noch die Damen Veit und von Redwitz sowie die Herren Heiske, Philippi und Sterler in größeren Rollen mitwirken.
„Pommersche Zeitung” vom 10.Nov. 1908:
Bellevue-Theater
Gestern hatte man ein rechtschaffenes Sonntagsstück gefaßt mit viel zweierlei Tuch und Kanonenschlägen und Janitscharenmusik zum Schluß, sowas muß ja Eindruck machen. Aber auch etwas weitergehende Ansprüche konnten bei dem Schönthan-Schlicht'schen Lustspiel „Im bunten Rock” wohl befriedigt werden, denn es fehlt dem Stück nicht an Witz und die Darstellung unter Direktor Kuhnerts Leitung ließ nichts zu wünschen übrig. Herr Kuhnert hatte die Paraderolle des „Viktor von Hohenegg” für sich mit Beschlag belegt und er spielte den unwiderstehlichen Husarenleutnant mit ritterlicher Liebenswürdigkeit und soldatischem Schneid. Eine Leistung für Feinschmecker bot Frl. Dittmar in der Wiedergabe der „Anny Clarkson”. Neben der überlegenen Sicherheit einer reichen, schönen und allgemein gefeierten Frau fanden die feineren Regungen weiblichen Empfindens eine gewinnende Ausdeutung. So das Erwachen der Neigung zu dem ihr huldigenden Manne, das zornige Aufwallen und die Versöhnung nach der Katastrophe, alles war sorgsam, mit künstlerischem Instinkt erwogen. Auch das leicht gebrochene Deutsch kleidete Frl. Dittmar vortrefflich. Als „Wiedebrecht” gab Herr Heiske erneut eine prächtige Charakterstudie zum besten und sein Sohn, der Unglücks-Einjährige fand in Herrn Sterler einen tüchtigen Vertreter. Mit reizender Frische spielte Frl. Veit die „Betty”, den kleinen „Generalspitzbuben” mit ausgedehnter militärischer Verwandtschaft. Für den kräftig mit Kasernenhofblüten gewürzten „Sergeant Krause” stellte Herr Filiszczanko den geeigneten Mann und Herr Philippi war als hülfsbereiter Assessor a. D. ganz am Platze. Auch in den zahlreichen kleineren Rollen wurde noch viel Gutes geboten, ich nenne nur die Damen Ansorge und Flessa, die sehr appetitliche Zöfchen abgaben, Waller (Köchin) und von Redwitz (Wirtschafterin) sowie die Herren Walter (Exzellenz Troßbach) und Bernhöft (Christian). — Das sonntäglich gefüllte Haus ließ sich zum Lachen nicht nötigen, wer lacht, ist aber auch bei uns besiegt und dem Sieger Tribut schuldig, der im gegebenen Falle durch ehrlichen Beifall abgetragen wurde.
M. B.
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© Karlheinz Everts