Aufführungen im Stadt-Theater zu Salzburg |
9., 15.Dez. 1902, 10.Jan., 3., 13. 24.Juli, 3.Aug. 1903, 19., 24.Okt. 1906 |
Besetzungsliste: | ||
1902/03 | 1906 | |
Fabrikant Wiedebrecht.
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Herr Karl Kneidinger |
Herr Gustav Fischer |
„Salzburger Volksblatt” vom 12.12.1902 |
„Salzburger Volksblatt” vom 9.1.1903 |
„Salzburger Volksblatt” vom 2.7.1903 |
„Salzburger Volksblatt” vom 6.Dez. 1902:
Benefiz Varndal. Für Dienstag wird zum Benefiz des Spielleiters Jacques Varndal die Première der Lustspielneuheit „Im bunten Rock”, der jüngsten Arbeit Franz von Schnönthan's, vorbereitet. „Im bunten Rock” hatte bisher überall einen großen Erfolg, und alle Bühnen beeilen sich, das lustige Werk in ihren Spielplan aufzunehmen. Dieses neue Stück Schönthans. dem diesmal Freiherr von Schlicht als Mitarbeiter sich zugesellte, schlug mit einem Worte zündend ein. Es wird gewiß beifällig begrüßt werden, daß Jacques Varndal unserem Publikum die Bekanntschaft dieser vortrefflichen Novität vermittelt. Durch sympathische Natürlichkeit in seiner auf das Wirkungsvollste ausgearbeiteten Darstellungsweise ist Varndal eines der beliebtesten Mitglieder unserer Bühne geworden. An seine Aufgaben geht er stets mit dem ganzen Aufgebot seiner reichen künstlerischen Mittel und versteht es, durch seine fesselnde Gestaltungskraft die Zuschauer völlig in den Bannkreis seiner Empfindungen zu ziehen. Seine Bedeutung als Spielleiter steht auf der gleichen Höhe mit seiner eminenten Künstlerschaft als Darsteller. Unser kunstliebendes Publikum wird den Ehrenabend Varndals gewiß nicht vorübergehen lassen, ohne dem verdienten Künstler durch ein dichtbesetztes Haus seine Wertschätzung kundzugeben und ihn in schmeichelhaftester Weise auszuzeichnen.
„Salzburger Volksblatt” vom 10.Dez. 1902:
Stadttheater.
Der gestrige Benefizabend des Herrn Varndal brachte uns die Premiere des neuen Lustspiels „Der bunte Rock”, eine Kompagniearbeit der Herren Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht. Wir gehen wohl nicht irre, wenn wir annehmen, daß der Erstere den Hauptanteil an der Verfassung dieses Lustspiels hat. Schönthan ist ja ein alter Theaterhase und kennt sein Publikum. Sein Lustspielrezept hat sich fast noch immer bewährt, und wenn sein Name auf dem Zettel steht, dann weiß man, daß man wieder einmal herzlich lachen kann. Das war auch gestern der Fall. „Der bunte Rock” bringt eigentlich wenig Neues. Die Figuren und Situationen erinnern lebhaft an den „Veilchenfresser”, „Krieg im Frieden”, ja selbst „Ihr Korporal” wird ins Gedächtnis gerufen. Aber die Geschichte, die uns da in drei Akten erzählt wird, läßt sich sehr lustig an, man nimmt die Drollerien und tollen Einfälle, die sie in reicher Fülle bietet, gerne hin und unterhält sich dabei ein paar Stunden ganz ausgezeichnet, zumal wenn so flott gespielt wird, wie dies gestern der Fall war. Herr Varndal als schneidiger Leutnant „v. Hohenegg”, Frl. Hahn als „Miß Anny Clarkson”, eine Amerikanerin, die das Deutsche nur schlecht spricht, Herr Knediger als „Fabrikant Wiedebrecht”, Herr Gerhard als „Wiedebrecht jun.”, Frl. Martinelli als „Betty von Hohenegg”, Herr Digruber als „Sergeant Krause” und Herr Hoppé als „Assessor v. Gollwitz” waren durchwegs vortrefflich und bildeten ein Ensemble, das sich sehen lassen kann. Auch die kleineren Rollen waren gut besetzt. Und so amüsierte sich denn das Publikum den ganzen Abend über auf's beste und kargte nach den Aktschlüssen nicht mit seinem Beifall. Bedauerlicherweise war das Haus nur schwach besucht, was uns um Herrn Varndals willen aufrichtig leid getan hat; denn dieser Künstler hätte wirklich ein gutes Benefize verdient. So mußte er sich aber mit dem schmeichelhaften Empfang und einem herrlichen Lorbeerkranz begnügen, wahrlich wenig genug für die brillanten Leistungen, die wir diesem verdienstvollen Künstler verdanken.
„Linzer Tages-Post” vom 14.Dez.1902:
Mit der neuesten Lustspiel-Novität „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht wird die Direktion wohl auch nicht viel aufstecken. Herr Varndal war ein schneidiger Leutnant von Hohenegg und Frl Hahn eine elegante Missis Clarkson. Herr Kneidinger war als Fabrikant Wiedebrecht von einer erzwungenen Komik; sein Sohn Hans (Herr Gerhard) folgte ihm auf dem Fuße. Spielend dagegen erregte Herr Digruber als Sergeant Krause Heiterkeit.
„Salzburger Chronik” vom 18.Okt. 1906:
Stadttheater. Freitag den 19. d.M. kommt das Lustspiel „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht (im geraden Abonnement) mit den Damen Bellau, Fabry, Seyfferth und den Herren Frieberg, Gustav und Alex.Fischer, Hanus und Süßmann in den Hauptrollen zur Aufführung.
„Salzburger Chronik” vom 20.Okt. 1906:
Stadttheater.
Gestern ging das Schönthan'sche Lustspiel „Im bunten Rock” vor sehr schwach besuchtem Hause in Szene. Es wäre wohl kein Wunder, wenn durch den mangelhaften Besuch die schwunghafte Begeisterung bei dem Personal verloren gienge. Soll das Publikum hingerissen werden, muß das Publikum den Kontakt mit der Bühne herstellen und dazu gehört in erster Linie, daß ein Stück nicht vor leeren Bänken gespielt wird . . . . Gespielt wurde infolgedessen nicht so wie sonst. Herr Frieberg (Hoheneck) war ein sehr glücklicher Leutnant. Sein Werben und Schwerenötertum gelang ihm vorzüglich. Die Köpeniker Affaire scheint aber auf Herrn Frieberg nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Wenigstens trug auch er als Husarenleutnant die sonderbarsten Uniformstücke. Frl. Fabry fiel ganz ab. Ihre Bemühungen, den Einjährigen zu meistern, wirkten komischer als es Schönthan gewollt. Frl. Bellau (Miß Clarkson) konnte unser Interesse nicht wach halten. Ihre Bemühungen, das Deutsche englisch zu sprechen und englische Sätze unterzumischen, müssen als verunglückt bezeichnet werden. Im Spiel ließ sie den selbstbewußten Ton der amerikanischen Millionärin vermissen; ebensowenig tonte sie die Stimmungen in angenehmen Uebergängen ab. Herr Fischer (Fabrikant Wiedebrecht) war wie immer vorzüglich. Anfänglich nur war er etwas schwer verständlich. Herr Alex Fischer war als Sergeant Krause nicht auf seinem Platze.
„Salzburger Volksblatt” vom 20.Okt. 1906:
Theater und Kunst.
Was unser diesjähriges Lustspielensemble leisten kann, das zeigte sich gestern abends. Gegeben wurde „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht, ein lustiges Soldatenstück, das so gerundet zur Aufführung kam, daß im Publikum nur eine Stimme der Befriedigung laut wurde. Im Mittelpunkte des Interesses standen insbesondere die Leistungen des Frl. Bellau als „Missis Anny Clarkson” und des Herrn Frieberg als „Leutnant von Hoheneck”. Frl. Bellau ist eine schauspielerische Kraft, wie sie in der Provinz nicht allzu häufig getroffen wird. Nicht nur, daß ihre Bühnenroutine eine ungewöhnliche ist, sie besitzt auch Esprit und jene feine Beobachtungsgabe, die allein imstande ist, eine Bühnenfigur charakteristisch und lebenswahr zu gestalten. Ihre Anny Clarkson war die richtige amerikanische Missis, frei und ungebunden in ihren Allüren und dabei doch von jener Unnahbarkeit, wie sie in dem freien Amerika den Frauen der guten Gesellschaft zu eigen ist. Ihr charmantes Spiel, das voll prickelnder Nuancen war, die Art und Weise, wie sie den englisch-deutschen Dialekt sprach, dazu auch ihre einnehmende äußere Erscheinung, alles das wirkte zusammen, um ihrer Darstellung den Stempel echter Künstlerschaft aufzuprägen. Gleich vorzüglich war Herr Frieberg in der Rolle des forschen Leutnants, das war echtes Berliner Husarenblut, der richtige Schwerenöther in Uniform. Man konnte an dem Spiele dieser beiden wirklich seine helle Freude haben und den stürmischen Beifall begreifen, den ihre Leistungen im ganzen Hause weckten. Aber auch alle übrigen Mitwirkenden taten ihre volle Schuldigkeit, insbesondere Fräulein Fabry (Betty v. Hoheneck), Frl. Walde als allerliebste Zofe „Jeanette”, die Herren G.Fischer (Fabrikant Wiedebrecht), Römer (Hans), Hanus (Paul von Gollwitz), Alex.Fischer (Sergeant Krause), Süßmann (General v.Troßbach) u. s. w. Herr G.Fischer erwies sich wieder als tüchtiger Spielleiter und hatte für eine sorgfältige Inszenierung des Stückes Sorge getragen. Sehr schmuck präsentierten sich die Uniformen der Offiziere und Soldaten. Leider war das Haus wieder schwach besucht. Diese Teilnahmslosigkeit unseres Publikums ist wirklich ungerecht und angesichts des von Direktor Müller Gebotenen auch unbegreiflich.
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© Karlheinz Everts