Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführung im Kgl. städt. Theater zu Olmütz

am

26. und 28.Dez. 1902, 30.Jan. 1906


Besetzungsliste:

 19021906

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Herr Brod
Herr Rollett
Frl. Weiß
Herr Höller
Frl. Müller
Herr Dr. Ferdinand


Herr Hartberg















Richard Lübau
Henry Berg
Anna Gigl
Heinrich Orell
Olga Wolny
Dir. Carl Rübsam
Karl Mauth

Leopold Lee

Tina Just
Ernestine Kühnau
Herr Proché

Franzl Lothar








Karl Mauth


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„Mährisches Tagblatt” vom 24.Dez. 1902:

(„Im bunten Rock”) nennt sich der Schlicht-Schönthan'sche Schwank, der am nächsten Freitag auf unserer Bühne in Scene geht und überall, wo er zur Aufführung gelangte, stürmischen Beifall fand. Der genannte Schwank zählt zu den heitersten Bühnenwerken der neuern Zeit und regt die Lachlust des Zuschauers im hohen Grade an. Wir zweifeln nicht daran, daß dieses Bühnenproduct auch hier den gleichen Erfolg haben werde, den es auf anderen Bühnen fand. Auf die Inscenirung desselben soll besondere Sorgfalt verwendet werden.


„Mährisches Tagblatt” vom 27.Dez. 1902:

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„Im bunten Rock”

Lustspiel in drei Aufzügen von Franz von Schönthan und Freih. v. Schlicht.

Trommelwirbel, Knonendonner und schmetternde Regiments­musik, daneben einige Absätze des Exercierreglements sind die Ingredienzen, welche dem gestern auf unserer Bühne zur ersten Aufführung gelangten Lustspiele „Im bunten Rock” als Würze dienen sollen. In einer großen Garnisonsstadt, wie es Olmütz ist, fehlt es gewiß nicht an Sinn für solche Würze. Aber ein civilistischer Kritiker wird doch finden, daß Moser damit sein Lustspiel „Krieg im Frieden” besser gewürzt hat. Bei Moser blieb es Würze, und das Lustspiel blieb doch immer die Hauptsache. in dem gestern gegebenen Lustspiele jedoch wird die Würze zur Hauptsache und die Poesie — nun davon braucht man ja bei Schönthan nicht zu reden. Es ist davon gerade soviel vorhanden, als ein Husarenlieutenant zu einer wirksamen Liebeserklärung braucht. Diese Erklärung gilt einer Amerikanerin, einer fabelhaft anmuthigen und noch fabelhaft reicheren Witwe, die ihr Onkel, ein fabelhaft dummer Onkel, mit fast ebenso fabelhaft dummen Sohne, der Einjährig-Freiwilliger ist, diesem letzteren in die Arme führen will. Der Lieutenant, schneidig wie alle Husarenlieutenants, bleibt natürlich Sieger, und der Fabrikantensohn, dem im letzten Acte der Knopf aufgeht, wird mit der Hand der Schwester des Lieutenants entschädigt, die ein lebendiges Reglementbuch die Felddienstordnung auswendig weiß und ihrem Einjährigen dabei während des Manövers gute Dienste leistet. Sie ist eigentlich das Incarnat der dichterischen Intention. Das Stück, das nebst manchem veralteten Situationswitze auch einige neue Spässe bringt, unterhielt das volle Haus, welches auch daran nicht Anstoß nahm, daß die Handlung desselben bereits mit dem zweite Acte endet und einen dritten Act nur hat, weil die Autoren für die Vorführung des bunten Rocks mehr soldatische Scenerie brauchten, als ein Lieutenant und ein Freiwilliger zusammen repräsentieren können. Der Aufführung läßt sich nur Gutes nachsagen. Frl. Weiß spielte die reiche Amerikanerin und war, da sie in Herrn Höller einen trefflichen Partner fand, ganz bei der Sache. Beide verdienten den reichen Beifall und die zahlreichen Hervorrufe, die ihnen zu Theil wurden. Frl. Müller war ganz Commißjungfrau, militärisch adrett und verläßlich. In den übrigen Partieen wirkten aufs Beste zum Gelingen des Abends mit die Herren Brod, Rollett, Ferdinand und Hartberg und die Damen Paak, Heller und Ott. Das Publikum rief die Hauptdarsteller wiederholt stürmisch hervor.


„Deutsches Nordmährerblatt” vom 3.Jan. 1903:

Freitag den 26. d. ging zum erstenmale das am Wiener Raimundtheater so beifällig aufgenommene Lustspiel „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht in Szene. Auch bei uns erfreute sich das Stück, welches, wenn auch nicht bedeutend, doch eines der nettesten unter den Lustspielen neuzeitlichster Entstehung ist, einer äußerst warmen Aufnahme. Die Handlung ist ziemlich dürftig, stellt eigentlich nichts anderes dar, als die Freite des Leutnants v. Hohenegg um die reiche Amerikanerin Missis Clarkson, der szenische Aufbau mitunter zu breit geraten, aber im Ganzen reicht das Stück hin, um kein Bedauern über den Besuch desselben aufkommen zu lassen. Gespielt wurde die Novität flott und Frl Weiß zeigte sich als Missis Clarkson wieder einmal von der günstigsten Seite, die ihr Können aufweist. Ihr Partner, Herr Höller (Leutnant Hohenegg), war ebenfalls zufriedenstellend, nur versprach er sich öfter (so z.B. ließ er sich „die Hacken von den Sporen” nicht nehmen, statt umgekehrt u. dgl.) und ein besseres Lernen seiner Rollen wird diesem Herrn nicht schaden. Die in ihrer Natürlichkeit besten Figuren des Abends waren Frl. Müller als Betty v. Hohenegg und Herr Dr. Ferdinand als Assessor v. Golwitz. Erstere provozierte einigemale stürmische Heiterkeit durch ihr keck-resolutes grandioses Spiel. Famos in seiner Gänze war auch der Einjährige Hans Wiedebrecht des Herrn Rollett. Aufrichtiges Vergnügen macht es uns, Herrn Hartberg auch einmal loben zu können, dessen eigentümliche Sprechweise sich für den Sergeanten Krause passend erwies und der sich diesmal auch im Spiel nicht spotten ließ. Bei Herrn Brod vermißten wir den Dialekt, ansonsten gefiel er uns. Erwähnenswert sind weiters die Herren Wahle und Netzl, sowie die Damen Heller, Paak und Servadio.


„Deutsches Nordmährerblatt” vom 28.Jan. 1906:

Benefice. Herr Henry Berg, eines der talentiertesten Mitglieder unseres heurigen Ensembles hat Dienstag, den 30. d.M. sein Benefice. Er spielt in Schönthans wirksamem Lustspiel „Im bunten Rock” den Einjährigen Hans.

„Mährisches Tagblatt” vom 31.Jan. 1906:

(Theater.) Zweierlei Sorten von dramatischen Erzeugnissen beherrschen gegenwärtig die deutsche Bühne. Das Soldatenstück, das mit „Krieg im Frieden” vor drei Jahrzehnten begann und in Beyerleins Drama „Zapfenstreich” seine höchste Blüthe erreichte, und das Studentenstück, dem wir „Alt- und Jung-Heidelberg, Traumulus” und ähnliche Stücke danken. Das Lustspiel „Im bunten Rock” von der Dichtercompagnie Schönthan u. Schlicht zählt zur ersteren Sorte, steht jedoch an Wirksamkeit weit hinter den oberwähnten Soldatenstücken zurück. Es erfüllt aber seine Aufgabe, die Hörer zu erheitern, und unser Naturbursche, Herr Berg, hat es wohl deshalb, sowie von dem natürlichen Streben erfüllt, sich einmal in einer größeren Partie dem Publicum zu zeigen, zu seinem Benefice uns vorgeführt. Das Publicum zeichnete ihn durch sympathischen Beifall, durch Kränze und sonstige Beneficespenden aus, ohne daß er dem Einjährigen, den er spielte, besondere Individualität gegeben hätte. Dagegen that dies in der Rolle der Amerikanerin, die sich freilich in den späteren Acten ganz wie ein verliebtes deutsche Mädchen geberdet, Frl. Gigl, welche gestern den Hauptantheil an dem gespendeten Beifalle errang. Um die Aufführung machten sich sonst die Herren Lübau, Rübsam und Orell verdient. Frl. Wolny wußte aus der Partie der schneidigen Officierstochter keine Wirkung herauszuschlagen.



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© Karlheinz Everts