Anzeigen des „Residenz-Theaters” im „Kölner Tageblatt”
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„Kölner Tageblatt” v. 21.Okt.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 22.Okt.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 23.Okt.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 24.Okt.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 25.Okt.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 28.Okt.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 8.Nov.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 12.Nov.1902
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„Kölner Tageblatt” v. 15.Nov.1902

Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht

 

 

Aufführung am 23., 24., 25., 26., 27., 28., 29., 30., 31.Oktober, 1., 3., 7., 8., 9., 12., 16., 21., 25., 30.November, 12., 14., 27. Dezember 1902, 5.Januar 1903 im Residenz-Theater zu Köln


Besetzungsliste:

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Spielleitung:

Herr Julius Eyben
Herr Richard Jürgas
Frl. Helene Ferida
Herr Otto Pahlau
Frl. Marie Eisenhut
Herr Ferry Sikla
Herr Richard Bendey
Herr Emil Nothmann
Herr Heinrich Grentzer
Frl. Berni Bernhardi
Frl. Else Schiff



Frl. Fernande Dinghaus






Herr Eduard v.Ferrari
Herr Ferry Sikla


In der Ausgabe von Freitag, dem 24. Oktober 1902, des „Kölner Tageblatts” kann man folgenden Artikel lesen:

Kölner Residenz-Theater. Die jüngste Novität des Residenztheaters „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Freiherrn von Schlicht ist eines jener heiteren, bei der großen Masse stets erfolgreichen, aber litterarisch unbedeutenden Machwerke, deren Urtypus der Schwank „Krieg im Frieden” von Moser und Schönthan war, demselben Schönthan, der jetzt eine veränderte Auflage des seinerzeit originellen Schwankes mit einem neuen Kompagnon versuchte, welcher im militärischen Ton jedenfalls Fachmann ist. Wir haben also leichte Ware vor uns, die auf die Vorliebe des Volkes, und namentlich der Berliner, für alles Militärische spekuliert, und deshalb mit dem Titel „Im bunten Rock” eine sehr bezeichnende Vignette erhalten hat.

Etwas Neues konnten wir mit dem besten Willen in dem Stück nicht entdecken; wir fanden nur alte Bekannte und neu aufgefrischte Tricks. Fast jede Figur besitzt in „Krieg im Frieden” ihr Vorbild; nur der definitiv auf der Bühne ausgestorbene Reif-Reiflingen hat in einem Assessor a.D. einen Nachfolger erhalten, der auch in anderen Lustspielen zu Hause ist. Man darf nicht vergessen, daß „Krieg im Frieden” seine Volkstümlichkeit eben dem Reif-Reiflingen, einer harmlosen Parodie auf die Intelligenz und die Schneidigkeit des deutschen Offizierskorps, Eigenschaften, die ja auch in dem Stücke bestens vertreten waren, verdankte; das Lustspiel „Im bunten Rock” aber stellt nur säbelrasselnde, schneidige Militärs geistig recht minderwertigen, komisch wirkenden Tölpeln vom Civil gegenüber. Da in einem Offizierstück begehrenswerte Frauen nicht fehlen dürfen, so wird die eine als Soldatenkind mit Exerzierplatz-Manieren und -Kenntnissen ausgestattet, während die andere eine steinreiche Amerikanerin ist und selbst das pikante Zöfchen eine Französin sein muß. Demgegenüber sind die ausnahmslos deutschen Civilisten eben gut genug als Hampelmänner. Ein beschränkter, komischer Kauz von Fabrikant, dessen blöder Sohn als Einjähriger den Civilisten im Militärrock so lächerlich wie möglich macht, und der erwähnte Assessor, eine verkrachte Existenz, die sich als maitre de plaisir durchvegetiert, bilden das ganze Civil, das die Autoren in Berlin aufzutreiben im stande waren.

Die Handlung ist ebensowenig originell. Der amerikanischen Milliardärs-Witwe Missis Clarkson, die nach Europa gekommen ist, sich einen zweiten Gatten zu suchen, hat eine junge Reisebekannte gesagt, in Europa gebe es zwei besondere Seligkeiten: in Rom einen Mondschein-Abend im Kolosseum zu genießen und in Berlin sich von einem preußischen Leutnant die Kur schneiden zu lassen. Nun, Missis Clarkson war in Rom und will jetzt der höchsten Seligkeit in Berlin teilhaftig werden. Natürlich findet sich auch gleich der Husarenleutnant – er heißt Viktor von Hohenegg – der sich sterblich in die schöne Amerikanerin verliebt und bald alle Mitbewerber, auch den blöden Jungen ihres deutschen Onkels, des Fabrikanten Wiedebrecht, aus dem Felde schlägt. Nur einen Augenblick kommt er in Gefahr, den Siegespreis zu verlieren, und zwar durch seine Schwester Betty, die erwähnte Reisebekanntschaft der Miß Clarkson, die plötzlich hereinplatzt, von den Chancen ihres Bruders nichts weiß, und in recht burschikoser Weise diesen als den Typus eines galanten, wetterwendischen, leichtsinnigen Kurmachers und gewohnheitsmäßigen Herzensknickers darstellt. Da hat Viktor sich natürlich reinzuwaschen, und er thut es mit der bekannten Versicherung, daß die Liebe ihn verändert habe; auch meint er, daß Missis Clarkson doch keinen Konfirmandenjüngling, sondern einen Mann haben wolle, der Blut in den Adern hat. Das Argument schlägt durch und in den Armen liegen sich beide.

Nun wäre das Stück aus, aber ohne dritten Akt geht es nicht. Es wird also ein Feld-Manöver insceniert, dessen Mittelpunkt die Villa des Fabrikanten in Neubabelsberg ist; während desselben blamiert sich der Einjährige Hans unsterblich mit seinen militärischen Kenntnissen, wird von der soufflierenden Soldatenjungfrau herausgerissen und verlobt sich dann mit ihr. Der arme Junge! Der Amerikanerin aber winkt die stolze Aussicht, daß ihr Husarenleutnant Adjutant des Divisionskommandeurs wird. Das ist freilich kein effektvoller Schluß, aber wozu ist das Manöver da; ein Zug Soldaten zieht mit Trommeln und Pfeifen an der Villa vorbei, immer von neuem, bis der Beifall des Publikums schließlich erlahmt. &ndash

Und bei alledem lacht das Publikum den ganzen Abend und klatscht sich die Hände wund. Es will sich eben amüsieren, und Franz von Schönthan müßte nicht der in allen Schlichen und Pfiffen bewährte Bühnenroutinier und Mosers Schüler sein, wenn er dazu nicht das richtige Recept fände.

Eine gute Aufführung sicherte dem Stück den von den Autoren erstrebte Lacherfolg. Helene Ferida sah als Missis Clarkson distinguiert aus und sie spielte sehr charakteristisch und eindrucksvoll; Marie Eisenhut gab ihrer Soldatenjungfrau eine große Dosis heiterer Liebenswürdigkeit und Schelmerei. Otto Pahlau war ein schneidiger Reiteroffizier mit lebhaftem Temperament. Julius Eyben spielte den Fabrikanten Wiedebrecht mit drolliger Komik, und Richard Jürgas that sein Möglichstes, den widerwärtig beschränkten Einjährigen annehmbar zu machen. Der Assessor a.D. von Gollwitz verschaffte Fery Sikla wieder Gelegenheit zu einer brillanten komischen Charakterschöpfung, Heinrich Grentzer war vortrefflich als Sergeant Krause und im übrigen waren noch die Herren Richard Bendey als General, Else Schiff als Zofe und Fernanda Dinghaus als Köchin in dem Stücke mit gutem Gelingen thätig. Zweifellos wird „Im bunten Rock” hier, wie anderwärts, viele Aufführungen erleben; das beweist aber bekanntlich nichts für den Wert einer Bühnenarbeit.


Anzeigen des „Residenz-Theaters” im „Stadt-Anzeiger zur Kölnischen Zeitung”
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In der Morgen-Ausgabe von Samstag, 25. Oktober 1902, schreibt der „Stadt-Anzeiger zur Kölnischen Zeitung”:

Im Residenztheater wurde vorgestern vor gut besetztem Hause die Neuheit „Im bunten Rock” von F.v.Schönthan und Frhrn. v.Schlicht aufgeführt. Die höchst harmlose Militärkomödie hatte einen sehr starken Erfolg, der auch verdient war, da sie reich an liebenswürdigen und belustigenden Einzelheiten ist, die wiederholt den Beifall auf offener Szene hervorriefen. Es handelt sich zunächst um eine bei ihren Verwandten in Berlin und später auf der Villa in Neubabelsberg zu Besuch befindliche reiche amerikanische Witwe und einen Husarenleutnant. Die beiden sind schon am Ende des zweiten Aktes verlobt, und nun führen, worauf der Zuschauer schon vorbereitet ist, die Verfasser ein zweites Liebespaar ins Treffen, einen sehr ungeschickten Einjährigen und eine junge Offizierstochter, die ihm militärische Weisheit einflößt. Andere komische Figuren dienen dazu, der feinern Lustigkeit der Liebespaare kräftigere Farben beizumischen. Es fehlt darunter nicht der grobe, aber bei richtiger Behandlung zugängliche Unteroffizier, und eine Manöverszene mit militärischen Evolutionen, Trommeln und Pfeifen schließt das Stück, um das sich besonders Fräulein Ferida als die amerikanische Witwe verdient machte, die sie vortrefflich in der Charakteristik und mit anmutigem Humor darstellte. In Herrn Pahlau fand sie einen frischen, wenn auch nicht ganz kavalleriemäßig eleganten Partner. Herr Eyben gab den Lustspielvater, einen Fabrikanten, mit trefflicher Laune, Herr Jürgas war ein ergötzlicher Einjähriger, der in Fräulein Eisenhut eine muntere Partnerin fand. Herr Sikla spielte einen Regierungsassessor a.D. mit gewohnter Komik, Herr Grenzer gab einen charakteristischen Unteroffizier. Endlich ist noch Fräulein Schiff als französische Zofe hervorzuheben.

(Den gleichen Artikel bringt die „Kölnische Zeitung” schon am 24.Okt. 1902.)


Anzeigen des „Residenz-Theaters” in der „Rheinischen Zeitung”
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Die „Rheinische Zeitung”, Köln, schreibt in ihrer Nr. 248 vom 25.Oktober 1902 folgende Besprechung:

Im Residenztheater wurde am Donnerstag Abend der neueste Kommißschwank „Im bunten Rock” zum ersten Male aufgeführt, Er macht zwar Anspruch auf die Bezeichnung Lustspiel, indessen ist er ebenso gut ein Schwank wie seine zahlreichen Vorgänger, die das gleiche Feld beackert haben. Franz v.Schönthan hat sich diesmal mit dem Anekdotenerzähler Freiherrn v.Schlicht – einen Vornamen scheint dieser Mann gar nicht zu haben – zusammengethan; der Eine hat seine Bühnenroutine, der Andere seine militärischen Erinnerungen eingeschossen, aber trotz dieser, für den vorliegenden Zweck eigentlich glücklichen Mischung ist nichts herausgebracht worden, was nicht andere Leute schon bedeutend besser gemacht hätten. Der Schwerenöther von Kavallerieleutnant, der im Handumdrehen eine amerikanische Millionärin erobert, ist ein gar zu abgedroschenes Thema, als daß man noch darüber lachen könnte, und alle anderen Figuren des Stückes sind nicht viel besser. Dem Sozius Freiherrn v.Schlicht, der für den „Simplizissimus” ganz witzige Soldatengeschichten schreiben kann, hätten wir mehr zugetraut. Am meisten aber muß man sich darüber wundern, daß der Schmarren ein Kassenstück des Königlichen Schauspielhauses in Berlin geworden ist. Wenn ihn eine sowieso das heitere Kunstgenre pflegende Bühne wie das Residenztheater herausbringt, so läßt man das hingehen, führt ihn aber eine vornehme Schauspielbühne auf, und wird er dort gar zum Kassenmagnet, so lassen sich daraus recht unerfreuliche Schlüsse auf die litterarische Bedürfnißlosigkeit des Publikums ziehen. Aber die Trommeln und Pfeifen, das Gewehrgeknatter, der Anblick eines preußischen Leutnants und etliche Kasernenhofblüthen: alle diese schönen Sachen finden in unserm Militärstaat noch immer ein beifallsfreudiges, sogar begeisterungsfähiges Publikum. So auch im Residenztheater. Gespielt wurde im Allgemeinen recht gut. Herausheben möchten wir Frl. Ferida, die die exzentrische Amerikanerin ganz vorzüglich mimte und sprach.


„Kölnische Volkszeitung”, Nr. 949 vom 24. Oktober 1902:

Der tapfere Krieger war zu allen Zeiten ein dankbarer Typus für Drama und Lustspiel:
Schon die alten Römer lachten über Plautus' Miles gloriosus, und die Griechen ergötzten sich an Aristophanes' satirischem Lustspiel Die Ritter. Und wie man sich ehedem über Reif-Reiflingen und den Veilchenfresser amüsierte, so freuten sich die Berliner jetzt über die neueste Militärhumoreske Im bunten Rock, die am 3. Oktober im kgl. Schauspielhause ihre Uraufführung erlebte. Eine nicht minder günstige Aufname fand das dreiaktige Lustspiel bei seiner Erstaufführung am Donnerstag im hiesigen Residenztheater. Freiherr v. Schlicht, der Franz v. Schönthan bei diesem Schwank geholfen, ist zwar noch nicht auf der Bühne erschienen, aber als Verfasser ernster und lustiger Soldatengeschichten bestbekannt.
Gleichwie Gust. v. Moser und Tilo v. Trotha in ihrem netten Einakter Militärfromm die steinreiche amerikanische Witwe, die in Europa einen Gatten sucht, als wirksame Type vorführten, so verwenden auch Fr. v. Schönthan und Frhr. v. Schlicht in ihrem Bunten Rock den transatlantischen Goldfisch. Sie heißt hier Anna Clarkson (Helene Ferida) und hat in Rom ein Frl. Betty von Hohenegg (Marie Eisenhut) kennen gelernt, das einer altpreußischen Offiziersfamilie entstammt. Das Schönste, was man in Berlin erleben könne, hört Mrs. Clarkson, das sei, wenn ein Offizier einem die Kur mache. Sie trifft nun im Hause ihres Onkels, Fabrikant Wiedebrecht (Jul. Eyben), sofort einen schneidigen Husarenoffizier, Viktor v. Hohenegg (Otto Pahlau), den Bruder der in Rom gewonnenen Freundin, der ihr sofort Proben militärischer Galanterie giebt. Nun ist auch der junge Wiedebrecht (R. Jürgas), der augenblicklich als Einjähriger dient, nicht abgeneigt, den Goldfisch heimzuführen, hält es jedoch für praktischer, sich an Betty v. Hohenegg zu halten, die ihn bei Führung eines Zuges während des Manövers mit ihren militärischen Kenntnissen so energisch unterstützt, daß er nicht hereinfällt. Selbstverständlich holt sich der Husarenleutnant die Amerikanerin, die noch im letzten Augenblick ihm zu entschlüpfen droht. Das Drum und Dran in dem Lustspiel besteht aus dem Assessor a. D. Paul v. Gollwitz (Ferry Sikla), dem Divisionskommandeur Excellenz v. Troßbach (R. Bendey), die sich auch um die Amerikanerin bewerben, Sergeant Krause (H. Grentzer) und der Köchin (Fernande Dinghaus). Das Lustspiel, das Ferry Sikla hübsch insceniert und Kommissionsrat Hasemann gut ausgestattet hatte, wurde von den Genannten flott gespielt, besonders zeichnete sich Helene Ferida als Missis Clarkson aus. Im letzten Akt wohnt man wie in Krieg und Frieden einem regelrechten Manöver bei, wobei die Truppen bereits mit den neuen Gewehren und Seitengewehren ausgerüstet erscheinen. Das Stück hält sich an der Oberfläche. Die sonst einwandfreie Handlung ist gewandt geführt und der Dialog nicht ohne Witz.
Hermann Kipper


„Frankfurter Zeitung”, Nr. 296, vom 25. Oktober 1902, Abendblatt:

Man schreibt uns aus Köln:

Schönthan's und Schlicht's Schwank „Im bunten Rock” wurde im Residenztheater mit Heiterkeit aufgenommen. Um das Gelingen der Aufführung machten sich die Damen Ferida und Eisenhut sowie die Herren Eyben, Pahlau, Jürgas und Sikla verdient.


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© Karlheinz Everts