Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführung im Stadttheater zu Gablonz

am 8.März 1912


Besetzungsliste:

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Carlo Felda
Willi Rolden
Frau Felda
Herr Körner
Dorrit v. Sparrow
Herr Weitschacher
Herr York

Herr Müller
Dora Hanausek
Eugenie Belmont



Frau Resny






Karl Hübner

Carlo Felda


Gablonz-1.jpg

Gablonz-2.jpg

„Gablonzer Tagblatt” vom 10.3.1912:

Theater.

„Im bunten Rock”.
Lustspiel von Fr. v. Schönthan und v. ScHlicht.

Ein ganz annehmbares Lustspielchen mit bekannten Figuren; reiche amerikanische Witwe, im Kurmachen gewandter, natürlich siegender Leutnant, reicher Fabrikant, dessen einziger Sohn, ein Einjähriger, der immer anderes als Dienst im Kopfe hat; ein reglementsicheres Offizierstöchterchen als Generalspitzbub, bärbeißiger Sergeant, endlich noch ein verschuldeter Assessor als ein von seinem Pech verfolgter Heiratsvermittler und Allerweltskerl. Verwicklungen entstehen aus dem Trio Witwe Leutnant Freiwilliger; aus dem Mißverhältnis twischen freiwilligem und königlichem Dienst und zwischen dem Anwalt und seinem Pech. Da zwei Akte für den Abend nicht ausreichen und Wittib und Leutnant sich schon im 2. Akte kriegen, dürfen die Offizierstochter und Hans der Freiwillige erst nach etwas Manöverspielerei und einer kleinen verspäteten Liebes- und Eifersuchtsszene zwischen einem alten General und der Witwe einander im 3. Akte in die Arme fallen. Ein bißchen harmlose Satire auf die Macht der Protektion glimmt im Hintergrunde, junkerliche Begeisterung für den bunten Rock strahlt in makellosem Glanze überall.

Die Darstellung war vor etwas schwachbesetztem Hause flott genug, daß alle liebenswürdigen Schwänke von Schönthan und Ko. zur Geltung und Wirkung kamen; eine oder die andere Unsicherheit im Worte hier und dort konnte die rege Teilnahme der Zuschauer nicht viel stören. Frau Feldas elegantes und gewandtes Spiel war von besonderer Wirkung in der Eifersuchtsszene, in der auch ihre künstlerisch abgestufte Art des Sprechens glänzend hervortrat, Frl. v. Sparrow belustigte durch die drastische Komik ihrer militärischen Kenntnisse, die Frl. Belmont und Hanausek als anmutige, fesche Zöfchen, Frau Resny als forsche Küchenfee. Herr Körner dürfte als strammer Leutnant und liebenswürdiger Schwadroneur, Herr Rolden als guter Junge und unbehilflicher Freiwilliger nicht nur auf der Bühne gesiegt haben. Herr Felda gab wie immer gut einen ängstlichen Papa und Zivilisten, Herr York ebenso tadellos den alten General. Besonderen Beifall holte sich Herr Müller als Sergeant, und Herr Weitschacher trug als Assessor das Seinige zur guten Stimmung redlich bei.
A—m.



zurück

© Karlheinz Everts