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Anzeige in der Frankfurter Zeitung Nr. 337
vom 5.12.1902 Zweites Morgenblatt
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Anzeige in der Frankfurter Zeitung Nr. 350
vom 18.12.1902 Zweites Morgenblatt
 

Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht

 

 

Aufführung am 5., 6., 7., 9., 10., 15., 18., 28., 30. Dezember 1902, 11., 15., 25. Januar, 8., 14. Februar, 6. März, 5., 13. April, 17. Mai, 2. Juni, 1. Juli, 5. September, 13.  November, 26. Dezember 1903, 1., 14. („Zum 25.Male”), 24. Februar, 12., 23. Mai, 28.  Juni, 16., 27. Juli, 4. September (nachm.), 2., 23. Oktober(nachm.), 11., 27. Dezember(nachm.) 1904, 28.Jan., 16.Febr., 6., 7.März, 20.August, 20.Nov. 1906, 21., 22., 24., 30.Okt., 12., 17.Nov. 1911
im Schauspielhaus zu Frankfurt a.M.


„Frankfurter Zeitung”, Nr. 335, vom 3.12.1902, Abendblatt:

Wie die Intendanz des Schauspielhauses mittheilt, ist das diesen Freitag, 5. December, zum ersten Male zur Aufführung gelangende Lustspiel „Im bunten Rock” von Franz v.Schönthan und Frhr. v.Schlicht wie folgt besetzt:

Rolle Besetzung
am 5.12.1902 ff.
Besetzung
am 18.12.1902,
am 15.1.1903,
am 25.1.1903,
am 3.2.1903
Besetzung
am 26.12.1903
am 1.+14.+24.2.1904
am 12.+23.5.1904
am 28.6.1904
am 16.+27.7.1904
am 4.9.1904
am 2.+23.10.1904
am 11.12.1904
Besetzung
am 27.12.1904
Besetzung
am 21.+22.+24.
+30.10.1911
Besetzung
am 9.10.1934
Fabrikant Wiedebrecht: Mathieu Pfeil Mathieu Pfeil Mathieu Pfeil Mathieu Pfeil Mathieu Pfeil Toni Impekoven
Hans, sein Sohn: Max Reimann Max Reimann Max Reimann Max Reimann Oskar Kanzenel Paul Verhoeven
Missis Anny Clarkson: Garda Irmen Garda Irmen Garda Irmen Garda Irmen Garda Irmen Cara Gyl
Victor v.Hohenegg: Arthur Meyer Arthur Meyer Arthur Meyer Arthur Meyer Dr. Ingo Krauß Joachim Gottschalk
Betty v.Hohenegg: Poldi Sangora Poldi Sangora Poldi Sangora Poldi Sangora Käthi Hartmann Hanni Hüßrich
Paul v.Gollwitz: Edgar Bolz Edgar Bolz Edgar Bolz Edgar Bolz Edgar Bolz Gerhard Kiesler
v.Troßbach: Wilhelm Diegelmann Alexis Müller Wilhelm Diegelmann Wilhelm Diegelmann Arthur Meyer Lengbach
Justizrath Rösler: Jani Szika Jani Szika Jani Szika Jani Szika Paul Faber
Sergeant Krause: Anton Däneborg-Diegelmann Anton Däneborg-Diegelmann Anton Däneborg-Diegelmann Anton Däneborg-Diegelmann Anton Däneborg-Diegelmann Sattler
Susanne: Käthi Hartmann Käthi Hartmann Käthi Hartmann Tony Thomas Toni Thomas Claire Kaiser
Jeanette: Clara Sella Clara Sella Frl. Harnischfeger Frl. Harnischfeger Mathilde Einzig
Frau Bäckers: Emilie Albinus ? ? ? Thessa Klinkhammer
Friedrich: Albert Desprez ? ? ? Eduard Niemetz
Stubenmädchen:Frl. Stickert??? ?
Minna: Sophie König ? ? ? Sophie König
Kutscher:Hr. Hofmann???Heinz Thümmler
Stalljunge:Frl. Einzig????
Gärtnerbursche:Hr. Groß???Gustav Groß
Jänicke: Oskar Mehring ? ? ? Hugo Andresen
Soldaten: Robert Marlitz und
Bruno Schönfeld
? ? ? Hermann Herbst
Christian: Georg Schwarz Georg Schwarz Georg Schwarz Georg Schwarz Georg Schwarz Seyferth
Spielleitung:Wolfgang Quincke???Dr. Carl HeineToni Impekoven

Frankfurter Zeitung, Nr. 338, vom 6.12 1902, Zweites Morgenblatt:

[Frankfurter Schauspielhaus]
Heute gelangte das dreiaktige Lustspiel: „Im bunten Rock” von Franz v.Schönthan und Frhr. v.Schlicht als zweite Novität im neuen Hause zur Aufführung. Unsere Verwunderung über diese Wahl ist groß: zu allererst das „Theaterdorf” und gleich darauf der „Bunte Rock”. Nicht als ob wir meinten, Stücke solcher Art müßten unserm Theater ganz fernbleiben, - die Direktoren betheuern so oft und so laut, sie könnten ohne diese Ramschbazarwaare ihre Kassen nicht füllen, daß wir nahe daran sind, ihnen zu glauben. Allein die besonderen Verhältnisse, unter denen im Verlauf des Jahres die Frankfurter Bühne gearbeitet hat, scheinen uns einer Repertoire-Bildung, wie sie jetzt im Gange ist, auf das Äußerste zu widersprechen. Summiren wir nämlich die künstlerischen Leistungen der letzten elf Monate, so ergibt sich folgendes Resultat: vom Januar bis Juni hatten wir drei Novitäten, die der Rede werth sind: „Alt-Heidelberg”, „Es lebe das Leben”, „Die größte Sünde”. Sonst nahmen Reprisen und Gastspiele (Kainz, Coquelin, Dreher, Frl. Triesch, Mme. Hading, ferner auf Engagement gastirende Künstler) die Bühne in Anspruch. Am 11. Juni begann dann der historische Dramen-Cyklus, der den Umzug vom alten ins neue Haus vorbereitete. Diese von Herrn Intendant Claar planvoll angelegte, äußerst dankenswerthe Unternehmung stellte das Personal vor eine umfassende Aufgabe und bot dem Publikum eine Reihe schöner oder mindestens interessanter und lehrreicher Abende. Wir haben das Verdienst Aller, die an dieser vielfordernden Leistung betheiligt gewesen, stets rühmend anerkannt. Während des Cyklus, also in der Zeit vom 11. Juni bis zur Eröffnung des neuen Hauses am 1. November, hörten die Novitäten, wie man begreifen kann, ganz auf, - es sei denn, man wollte E. Tempeltey's „Klytemnästra” (15. October) für eine Novität ansehen. Nun aber erfolgte die Übersiedlung nach der Gallus-Anlage, und nachdem die Pflichten der literarischen Pietät vollauf erfüllt waren, konnte man endlich erwarten, unsere Bühne werde mit der größten Eilfertigkeit bestrebt sein, den so lange unterbrochenen Anschluß an die dramatische Produktion der Gegenwart wiederherzustellen. Das Jahr war an bemerkenswerthen Stücken wohl nicht außergewöhnlich ergiebig gewesen, aber etwelche, die auf unser Theater warteten, hatten sich immerhin aufgestaut. Vor Allem, um blos das wichtigste zu nennen: „Nonna Vanna”, ein Drama, das jetzt bereits die kleinsten Bühnen passirt hat. (Der „Sonnwendtag”, die „Lebendigen Stunden”, die „Muse des Aretin” und die „Gerechtigkeit” seien nur so nebenher erwähnt.) Allzugroße Ansprüche an den Dekorationen-Vorrath des neuen Hauses stellt keine der bekannten Novitäten. Mithin war die Bahn frei, und das Theater konnte anfangen, in seinem Repertoire auch die literarischen Bedürfnisse des Tages wieder zu berücksichtigen. Dabei stellen wir uns, wie man bemerken wird, auf den bescheidenen Standpunkt: Novitäten, selbst wenn sie von anderen Bühnen schon abgelegt wurden, sind immer noch besser als gar keine Novitäten. Und die Möglichkeit, daß in unserm Theater einmal ein gutes Stück eingereicht und als solches erkannt, d.h. in Frankfurt zuerst aufgeführt würde, ziehen wir als viel zu phantastisch überhaupt nicht in Rechnung. Allein jetzt, - nachdem wir fast ein Jahr lang geduldig geartet, jetzt uns nichts Besseres vorzusetzen als unmittelbar hintereinander zwei platte Schwänke, - das lassen wir uns im Interesse des Theaters wie des Publikums nicht gefallen; das geht einfach nicht, das darf nicht sein. Wir wollen endlich wieder Literatur haben (neuzeitliche Literatur), um den schiefgewordenen Begriff „modern” zu umschreiben), und dann erst, wenn es eben nicht anders sein kann, möge in Gottesnamen auch einmal ein Schwank folgen; aber die Literatur muß jetzt und immer unbedingt den Vortritt haben.

Die heut aufgeführte Lustspielschwankposse ist übrigens ein gar trauriges Exemplar ihrer Gattung. Mit dieser lotterig zusammengeflickten Militär-Verherrlichungs-Komödie verglichen, scheint der „Veilchenfresser” selig die Reize eines unerreichbaren Meisterwerkes zu besitzen. Wir sind recht sehr enttäuscht, Herrn v.Schlicht, der in seinen Schilderungen aus dem Offiziersleben soviel Laune aufzeigt, auf der Bühne fast verlegen und ganz humorlos wiederzufinden. Denn wenn der gutgeartete Theil des Publikums heut mitunter lachte, so beruhte dies auf der Wirkung der asthmatischen Situationsscherzchen, mit denen Herr F. v.Schönthan seit einem Vierteljahrhundert, ohne müde zu werden, seine Erfolge bestreitet. Das Stück bringt den Eindruck hervor, als hätten die beiden Herren Autoren ihre gemeinschaftliche Arbeit begonnen, ohne zu ahnen, was sie eigentlich wollten, und als hätten sie ihr Werk abgeschlossen, ohne zu wissen, was aus ihrer wohlüberlegten Absicht geworden ist.

Handlung: Herr Victor v.Hohenegg macht der amerikanischen Kupferkrösus-Wittwe Mrs. Clarkson mit der vollen Unwiderstehlichkeit des preußischen Leutnants den Hof, und der bunteste Rock, den die Armee besitzt, der augenblendende rothe Dolman eines Husaren-Regiments, erringt ihm die Hand dieser weiblichen Possenfigur. Es ist stellenweise zum Ärgerlichwerden oder besser zum Aufstehn und Weggehen. Frl. Irmen, die gut aussah und entsprechende Toiletten machte, spielte die Wittwe von drüben. Der Witz der Rolle beruht darauf, daß die Darstellerin die deutsche Sprache englisch radebrecht. Frl. Irmen stammelte ihre Reden mit vorschriftsmäßiger Echtheit, und es ist gewiß nicht ihre Schuld, wenn man mit der Zeit müde wurde, ihr zuzuhören. Herr A. Meyer gab den Unwiderstehlichen, und da er Uniformen zu tragen weiß, wurde es ihm leicht, den Gedankengehalt, mit dem die Herren Verfasser ihren Leutnant beschwerten, zu erschöpfen. Von den übrigen Mitwirkenden sind zu erwähnen: Frl. König als Köchin, Herr Däneborg als Unteroffizier, Die Herren Pfeil, Bolz, Reimann und Frl. Sella. Auf einen falschen Posten hatte man Frl. Sangora gestellt. Sie spielte die Schwester des Helden als konventionellen Backfisch, während diese Figur nach Allem, was man von ihr weiß und was ihr zu thun obliegt, als resolute, wenn auch nicht gerade hellsichtige junge Dame gedacht ist. Es fehlte den Darstellern nicht an Beifall, und Frl. Irmen erhielt für eine längere englische Rede ihren Separat-Applaus.

Schluß-Ergebnis: Aufstehn, weggehn und den dreisten Unsinn vergessen!
m.


„Der Humorist” vom 10.Dez. 1902:

Im Schaupielhaus steht „Monna Vanna” in Vorbereitung. Bis diese Novität über uns niedergeht, soll ein Cassenmagnet das Publicum herbeilocken, und nach dem verunglückten „Theaterdorf” fiel unserer Theaterleitung gerade nichts Besseres in die Hand, als der neueste Schwank der Herren v. Schlicht und v. Schönthan „Im bunten Rock”. Heutzutage pflegen schwache Geisteskinder der Bühne gewöhnlich zwei Väter zu haben, wahrscheinlich um sie lebensfähiger erscheinen zu lassen, als sie meist sind. Aber auch die doppelte Vaterschaft genügt oft nicht, ihr Dasein länger zu fristen. Sie erblicken zwar das Licht der Rampen, und wenn sie vorsichtig in der Wahl von ihrer Väter Namen waren, werden sie sogar kurze Zeit „lancirt” — aber schon nach ein paar Monaten kümmerlichen Daseins verlöschen sie wieder wie eine Oellampe, die den Docht verloren. So wird es auch dem neuen Schwanke der adeligen Firma derer v. Schlicht und v. Schönthan ergehen. Der „Bunte Rock” wurde, wie derlei Stücke stets, sehr gut hier gespielt. Im Vordergrund des Interesses stand Frl. Irmen, welche die amerikanisch–deutsch redende Witwe entzückend verkörperte. Auch für eine sehenswerte Toilettenentfaltung hatte sie Sorge getragen. Herr A.Meyer, der die Uniform von sämmtlichen Künstlern am Besten zu tragen weiß, gab den Leutnant flott und unwiderstehlich, und die Damen Sangora und König, sowie die Herren Bolz, Pfeil, Reimann und Däneborg bestanden in ihren größeren und kleineren Rollen mit Bravour. Die Novität wurde recht freundlich aufgenommen, Schön–Irmengard, unsere charmante Naive, hatte sogar ihren Special­applaus, den sie auch vollauf verdiente.


Frankfurt, 9.Okt.1934:

Da hat man der ebenso hübschen wie reichen Missis Clarkson aus Amerika erzählt, es gebe im alten Europa nur zwei wirkliche Sensationen: Einmal das Colosseum in Rom bei Mondschein zu genießen, zum andern sich von einem preußischen Leutnant die Cour schneiden zu lassen. Um das Letztere kennen zu lernen, trifft die begehrte Missis in Berlin ein.

Das wird ja wohl um das Jahr 1902 gewesen sein, und die Autoren Freiherr von Schlicht (richtiger Wolf von Baudissin) und Franz von Schönthan haben auf diesen amerikanischen Logierbesuch des etwas hilflosen Fabrikanten Wiedebrecht nur gewartet, um eines ihrer beliebten Militärlustspiele zu machen, die auch heute noch eine ergiebige zeitgeschichtliche Quelle des kaiserlichen Deutschland darstellen. Man hat es, dank aktuellerer Probleme, ja schon fast vergessen, was ein preußischer Leutnant damals bedeutete. Er war Repräsentant der gesellschaftlichen Ordnung eines Jahrzehnts, er war nicht nur tonangebend im Salon (im Plüschsalon mit Makartbuketts), sondern auch Generalmusikmeister aller korsettbedrängten Herzen; sein Veni-vidi-vici auf diesem Gebiet machte Cäsars Rubikon-Ueberschreitung zu einer nebensächlichen historischen Episode. Die Meister des Militärlustspiels, Schönthan und Schlicht, haben das Verdienst, diesen Typ festgehalten zu haben, in einer liebenswürdig-unverbindlichen Form, die keine Zeitkritik, sondern nur Zeitschilderung sein will.

Mit dem „Bunten Rock” gelang ihnen wohl ihr größter Erfolg. Sie kannten den „Betrieb”, den Kasernenhof-, Kasino- und Salonton, und ihre liebenswürdige, nie verletzende Ironie mischte die Welt der bunten und Zivilisten-Röcke zu einer amüsanten Schilderung.

Dreißig Jahre später — hat die Welt der bunten Vorkriegsröcke allerdings nur noch historisches Interesse. Die Komik einzelner Situationen wirkt zwar noch, aber der Untergrund des Stückes, der Gegensatz „Zivilisten und Uniform”, der einmal unerschöpflich war, hat seinen Sinn verloren.

Die Neuaufführung im Schauspielhaus ersetzt diesen Mangel durch eine glänzende Darstellung. Impekoven setzt als Regisseur seinen sommerlichen Lachkursus hier fort und sichert sich die Hilfe ausgezeichneter Assistenten. Einer seiner besten Helfer ist allerdings der Schauspieler Impekoven selbst, der sich in dem Fabrikanten Wiedebrecht eine dankbare Papa-Rolle gesichert hat. Aber ohne Cara Gyls rüschen-umrauschte, mit Federboas und Pleureusen-Hüten zeitecht aufgeputzte Missis wäre er nicht sehr weit gekommen. Die neue Salonschlange des Schauspielhauses radebrecht ihre Amerikanerin mit charmanter Damenhaftigkeit (und sieht dabei entzückend aus). Paul Verhoevens Einjähriger wirkt ebenso unmartialisch-lustig, wie Joachim Gottschalks sieghafter Leutnant überzeugend und sympathisch. Hanni Hößrichs reizende Soldatentochter gehört eigentlich schon zur uniformierten Abteilung, in der Lengbachs repräsentativer General, Sattlers schnauzbärtiger Sergeant und Seyferths köstlicher Offiziersbursche beherrschende Stellungen einnehmen. Damit auch der unentbehrliche Assessor nicht fehle, stellte Gerhard Kiesler einen flotten Monokelträger hin. Claire Kaisers kokette Zofe findet nicht nur auf der Bühne zärtliche Interessenten.

Wenn im Dinse'schen Gründerzeit-Salon die Fracks und Roben einherrauschen, wenn Don-Juans mit schwarzen Vollbärten sich galant bemühen und im Hintergrund die Kapelle „Ballgeflüster” flüstert, erweist sich Impekovens reiches Gestaltungs- und Erinnerungsvermögen am überzeugendsten. Er konnte mit allen Darstellern einen freundlichen Beifall entgegennehmen.


Frankfurt, 10.Okt. 1934:

„Im bunten Rock.”

Was Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht in fernen Vorkriegszeiten zu einm dreiaktigen Lustspiel sehr beliebter, populärer Natur zusammengefügt haben, ist nun von Toni Impekoven, neu inszeniert, den Besuchern des Frankfurter Schauspielhauses vorgesetzt worden. Eine solide, tausendfach bewährte Nummer im Repertoire dieser neuen Saison. An die zwanzig Mitglieder des Schauspielhaus–Ensembles nennt das Programm. Auch unter den darstellerischen Kräften, deren Auftreten mehr episodischen Charakter hatte, zeigten sich einige von sehr beachtenswerter individueller Art. Der Regisseur selbst paradierte in einer ihm wie aufs Bäuchlein geschriebenen und seiner jovialen Berliner Schnoddrigkeit entsprechenden Rolle des bejahrten Fabrikanten Wiedebrecht. Was Wunder, daß dieser in Frankfurt vielgeliebte Schauspieler Impekoven herzlich lustiges Ergötzen verursachte, wobei ihm Paul Verhoeven als schmächtiges blondes Einjährigen-Persönchen, so gut es ihm in der sehr passiven Rolle möglich war, brav sekundierte. Gegenspieler dieser beiden mit Herz und Verhalten zivilistischen Personen waren der Leutnant Victor von Hohenegg und Paul von Gollwitz, vorgestellt durch Joachim Gottschalk und Gerhard Kiesler, jener ein Husarenleutnant, wie er zu lieben und zu leben hat, dieser ein von der Unrast seiner gescheiterten Existenz gezeichneter, nichtsdestoweniger sehr versierter Assessor a.D., der es zum Ehekuppler gebracht hat. Keinem Besucher dieser aufgefrischten Antiquität wird die imposante, lebhaft agierende Gestalt der Mrs. Anny Clarkson, die da aus dem Märchenland U.S.A. ins Zentrum preußischen Soldatenlebens geschneit kommt, unsympathisch sein; man wird feststellen, daß Cara Gyl als Dame der Herzen, des Salons und dazu noch der Herren Offiziere sehr bestimmt aufzutreten weiß. Weniger sympathisch Hanni Hoeßrich als Frl. von Hohenegg; reichlich derb und drastisch suchte sie deutlich zu machen, wie ein echt preußisches Soldatenmädel sich soldatisch zu gerieren habe.

Wenn das Pläsier, das in diesen Zeiten und seit langem schon derartigen Stückchen von Soldatenleben, vom Kasernenhof-Drill und von Manöverfreuden in verstärktem Maße abgewonnen wird, bei dieser Aufführung nicht gleichmäßig über alle Partien des Stückes hinweg anhielt, so mag das der Regie zuzuschreiben sein, die es insgesamt mit der Gemütlichkeit hielt und besonders in dem dritten Akt alles nacheinander auftafelte, was nur immer an komischen Episoden des weiland Vorkriegs-Kasernenhof-Daseins aufzutischen war.


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© Karlheinz Everts