Aufführung im Stadt-Theater zu Bremen |
25., 27., 30.Dez. 1902, 1., 6., 20., 31.Jan. 1903 |
Aufführung im Bremer Schauspielhaus |
16., 17., 19., 20, 22., 24. Okt. 1929 |
Besetzungsliste: | ||
1902/03 | 1929 | |
Fabrikant Wiedebrecht.
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Georg Thies |
Justus Ott |
Bremer Nachrichten 13.10.1929 |
Bremer Nachrichten 14.10.1929 |
Bremer Nachrichten 15.10.1929 |
Bremer Nachrichten 16.10.1929 |
Bremer Nachrichten 17.10.1929 |
Bremer Nachrichten 18.10.1929 |
Bremer Nachrichten 19.10.1929 |
Bremer Nachrichten 20.10.1929 |
Bremer Nachrichten 22.10.1929 |
Bremer Nachrichten 24.10.1929 |
„Bremer Nachrichten” vom 13.Okt. 1929:
Schauspielhaus. Heute, Sonntag, 16 Uhr, geht als Fremden- und volkstümliche Vorstellung zu stark ermäßigten Preisen das stürmisch belachte Lustspiel Bach und Arnolds „Weekend im Paradies” in Szene.
Heute, Sonntag, 20 Uhr, ist eine Aufführung des Lustspiels „Doris löst die Ehefrage”.
Montag, 4. Deutsche Bühne, „Doris löst die Ehefrage”.
Dienstag, (Serie B/4): Zum letzten Male die große Aufführung „Rivalen”
Mittwoch, (5. Kammerspiel „Mittwoch”) findet die ertse Aufführung des brillanten Militärlustspiels aus verklungenen Tagen „Im bunten Rock”, in den Originalkostümen von 1905, statt. „Im bunten Rock” dürfte ein genau so großer Erfolg wie „Husarenfieber” werden.
Donnerstag, 5. Sonder-Abonnement, „Im bunten Rock”.
„Bremer Nachrichten” vom 17.Okt. 1929:
Schauspielhaus. Heute, Donnerstag (5.Sonder-Abonnement), ist die erste Wiederholung des prächtigen Militärlustspiels „Im bunten Rock”, das sicher den Erfolg wie „Husarenfieber” erzielen wird. Freitag gelangt zum bereits vierten Male Fred Angermayers blendendes Schauspiel „Flieg, roter Adler von Tirol”, das allabendlich Stürme von Begeisterung erweckt, zu Aufführung, Sonnabend und Sonntag „Im bunten Rock”.
„Bremer Nachrichten” vom 18.Okt. 1929:
„Im bunten Rock”
Lustspiel von Frant von Schönthan
und Freiherr v. Schlicht
Als im vorigen Jahre das Schauspielhaus etwa um dieselbe Zeit „Husarenfieber” als historisches Stück spielte, da gab es über dieses Stück, das als groteske Posse aufgezogen worden war, viel Heiterkeit, und als man jetzt wieder ein Militärlustspiel angekündigt sah, erwartete man eine Wiederholung von „Husarenfieber”, erwartete man wieder einen tollen Militärschwank. Doch es kam anders, das Groteske wurde gemildert, die langen Schleppkleider verloren ihre betonte Komik, statt dessen aber wurde uns die ganze Welt der guten alten Zeit, wenn auch durch den Guckkasten eines Schalksnarren, plötzlich in ihrer Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit vergegenwärtigt.
So ist dieses Lustspiel etwas ganz anderes als die vorjährige Inszenierung von „Husarenfieber”. Ein feines Lustspiel, voll von Witz und Geist, dem freilich der drastische Einschlag — Freimarkt steht ja vor der Tür — nicht fehlt. Keine Karikatur auf die Zeit vor dem Kriege wurde geboten, sondern sie selbst erstand lebendig vor uns, wenn auch gesehen durch die Brille des Lustspieldichters, dessen letztes Ziel es doch bleiben muß, daß die entsprechenden Paare zusammenkommen. Und in die harmlose Unterhaltung, in all den freundlichen Spaß mengte sich ein leichter Unterton von Rührung hinein, daß all das uns genommen ist, daß die Welt heute ernster und bitterer geworden ist. Wir wissen heute, daß der preußische Offizier auch anderes kann, als galante Liebeserklärungen machen, daß der Sergeant auch anderes weiß, als Einjährige zu schikanieren, aber gerade weil wir solches wissen, stellen wir uns freundlich ein, lachen über all den Witz und sind glücklich und zufrieden.
Ein solches altes und auch veraltetes Stück hat nur dann eine Existenzberechtigung, darf nur dann einem kritisch veranlagten Publikum vorgelegt werden, wenn es wirklich bis in das Letzte hinein von Geist erfüllt ist, wenn es zu einer schauspielerischen Leistung wird, die souverän über all dem steht, was veraltet und konventionell erscheint. Die Regie von Detlef Sierck stellte alles auf das Zeitgemäße ein, dabei die freundliche Ironie immer betonend. So lag schon in der Dekoration des ersten Aktes ein Hauch von Mackartbuketts und Fächerpalmen, so erschienen die langen Kleider der Damen, ihre Frontmieder und langen Sonnenschirme nicht so sehr als Groteske, denn als eine freundliche Ironisierung der Vergangenheit. Vor allem war es Hertha Ulrici, die in ihrer Rolle als amerikanische Erbin — in langem Haar und langem Rock — eine Leistung auf die Bühne stellte, die allein schon den Erfolg des Stückes sicherte. Sie wirkte überlegen, ohne in drastische Posse zu versinken, war liebenswürdig und geistsprühend und vor allem, sie war die vornehme Dame der Vorkriegszeit, die Gewalt über die Männer hatte, sie bezauberte und bezwang, ohne sich mit ihnen angleichen zu wollen. Keine Karikatur, sondern ein lebendiges Idealbild vergangener Zeit. Einen zweiten Sondererfolg holte sich Martha Zifferer als schneidige, forsche Offizierstochter, ein reizendes Sprühteufelchen, dem tausend Schalke im Nacken saßen, voll von persönlichem Humor und allerliebster Lebendigkeit. Dem höchst unmilitärischen Fabrikanten Wiedebrecht verlieh Justus Ott drastische Züge, daß des Lachens kein Ende war, Adolf Meyer-Bruhns war ein schüchterner Liebhaber von überwältigender Wirkung, Robert Lossen ein unwiderstehlicher Schwerenöter, der Herzen zerbrach, wie es nur in einem Lustspiel möglich ist, Knut Hartwig waltete seines Amtes als Gelegenheitsmacher mit polterndem Humor, eine feine Type schuf Max Noack als Sergeant und Lisa Wehn feierte als liebende Köchin neue Triumphe. Aus der großen Menge der übrigen Mitwirkenden verdienen besonders hervorgehoben zu werden Lothar Firmans, Werner Vogt und Alfred Heldenmaier.
Das Publikum unterhielt sich ausgezeichnet, steigerte seinen Beifall von Akt zu Akt und warf ihn auch, überwältigt von den köstlichen Situationen, oft mitten in das Spiel hinein.
Julius Sauer.
„Bremer Bürgerzeitung” vom 25.12.1902:
Bremer Stadttheater. Heute ist die Erstaufführung des militärischen Lustspiels „Im bunten Rock” von dem bekannten Schwankdichter Franz. v. Schönthan im Verein mit dem Militärhumoreskenschreiber Freiherrn von Schlicht.
Bremer Bürgerzeitung vom 25.12.1902 am 27.12.1902 erschien diese Zeitung nicht. |
Bremer Bürgerzeitung vom 30.12.1902 |
Bremer Bürgerzeitung vom 1.1.1903 |
Bremer Bürgerzeitung vom 6.1.1903 | Bremer Bürgerzeitung vom 20.1.1903 |
Bremer Bürgerzeitung vom 31.1.1903 |
„Bremer Bürgerzeitung” vom 28.12.1902:
Bremer Stadttheater. [„Im bunten Rock”. Lustspiel in 3 Aufzügen von Gustav Kadelburg [sic! D.Hrsgb.] und Frhr. v. Schlicht.]
Als der „Simplicissimus” mit seiner laugenscharfen, rücksichtslosen Satire noch nicht existierte, konnte es gelegentlich passieren, daß man die harmlosen Witzeleien der „Fliegenden Blätter” überflog. Man legte das Blatt aber immer wieder recht bald beiseite, weil die ewig wiederkehrenden salzlosen Witztypen, allen voran der in den verschiedensten Tonarten vorgeführte Reif-Reiflingen, zu sehr langweilten. Geraten einem aber gar heutzutage, wo wir besser wissen, wie gesellschaftliche Satire ausschauen muß, die „Fliegenden Blätter”, oder der „Dorfbarbier” unter die Finger, so guckt man gar nicht erst hinein. Die Limonade ist gar zu matt.
Wen es nun interessiert, eine der albernsten und geistlosesten Manövergeschichten nicht einmal in der komprimierten Form einer Witzblatthumoreske, sondern in einer durch drei Aufzüge hindurchgequälten dramatischen Bearbeitung vorgeführt zu sehen, dem empfehlen wir den Besuch des „Bunten Rocks”. Wem aber seine Zeit und sein Geld zu lieb ist, als daß er es leichtsinnigerweise für zwecklose Tändelei zu opfern Lust hätte, der lege sich an dem betreffenden Theater-Abende aufs Ohr. Er nützt damit seinem Körper und seinem Geiste mehr. Allerdings muß er schon einen guten Schlaf haben, wenn er nicht etwa durch die wiehernden Lachsalven und durch den frenetischen Beifall, von weniger vorsichtigen Leuten zu selben Stunde im Theater produziert, gestört werden will. Wie weit ist doch das breite Stammpublikum des heutigen Theaters noch von dem leisesten litterarischen Verständnis entfernt! Mit erschreckender Offenherzigkeit bekundete am Sonntag das vollbesetzte Haus, daß es sich kritiklos den plattesten litterarischen Abhub gefallen läßt, sobald darin nur den untergeordnetsten Masseninstinkten, besonders dem kindischen Spießbürgerfaible für das zweierlei Tuch, Rechnung getragen wird.
Der Militärhumorist Schlicht-Baudissin genoß bisher noch den Ruf, daß einige seiner zahlreichen Hum oresken nicht aller ernsteren Satire bar sei, donnte er sich doch sogar gelegentlich im „Simplicissimus” vorstellen. Nun hat er sich aber mit einem der berüchtigsten modernen Lustspiel„macher” zusammengethan. Der Name Kadelburg [sic! D.Hrsgb.] bedeutet ein Programm. Kadelburg verhält sich zu einem wirklichen Lustspieldichter etwa wie ein Variétékünstler, der mit dem Kopfe auf dem Kopfe seines Kompagnons balanciert und einen neueren Berliner Gassenhauer auf einer Geige herunterkratzt, zu — Joachim. Geige spielen können beide, dem Ungebildeten wird der Jongleur in seiner schwierigen Stellung sogar noch mehr imponieren wie der klassische geienkünstler. Aber für die Kunst und die ernste Kritik steht die Sache etwas anders.
Wenn man sich nun vorstellt, daß Jongleur Kadelburg auf dem Kopfe eines Kompagnons fidelt, der Offizier a.D. ist, Habybart(1) trägt und während der Fidelei seines Kameraden faule Leutnantsmätzchen macht, so hat man ungefähr einen Begriff von dem „Inhalte” des neuesten Lustspiels „Im bunten Rock”.
Wir können uns füglich jedes nähere Eingehen auf den Schmarren ersparen. Auch die Darstellung hat aus demselben Grunde für uns kein Interesse. Die Darsteller sind nicht um ihrer selbst willen da. Wir haben sie bedauert, daß sie ihr zum Teil bedeutendes Können an eine so geistlose Sache setzen mußten. Konstatiert sei lediglich, daß ein weiblicher Gast in der Hauptrolle, Frl. Isa Dubois aus Nürnberg, ganz Vorzügliches leistete, daß aber wegen der Besonderheit dieser Rolle daraus keine allgemeinen Schlüsse gezogen werden können.
H. Sch.
(1) François Haby (* 1. Juni 1861; † 24. April 1938 in Berlin) war ein deutscher Unternehmer und Hoffriseur Kaiser Wilhelms II. (Zurück)
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© Karlheinz Everts