Aufführung im Stadttheater zu Baden |
13., 14., 22. Dez. 1902, 5.Jan., 7.Feb., 9.März 1903, 31.Okt. 1904, 12.Jan., 26.Sep. 1906, 5.Aug. 1907, 14.März, 31.Aug.1908 |
Besetzungsliste: | ||||||
1902 | 12.1.1906 | 21.9.1906 | 5.8.1907 | 14.3.1908 | 31.8.1908 | |
Fabrikant Wiedebrecht.
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Herr Verstl |
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Maximilian Erl |
— |
Herr Erl |
Maximilian Erl |
„Badener Zeitung Nr. 99 vom 10.Dez. 1902:
Stadttheater in Baden — Repertoire.
Mittwoch, den 10.d.M.: „Gräfin Fritzi”
Donnerstag: „Die Kreuzwegstürmer”
Freitag: Geschlossen.
Samstag (Zum erstenmale): „Im bunten Rock”, Lustspiel in drei Aufzügen von F.v.Schönthan und Freiherrn von Schlicht.
„Badener Zeitung Nr. 100 vom 13.Dez. 1902:
Lokal-Nachrichten —
Vom Theater. Heute Samstag findet die Premiere des vortrefflichen Lustspieles „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht statt. Der Erfolg dieses Bühnenwerkes hat am Deutschen Volkstheater [in Wien] eine mächtige Reihe von Wiederholungen nach sich gezogen und wird sicherlich auch in Baden eine nachhaltige Wirkung erzielen.
„Badener Zeitung Nr. 101 vom 17.Dez. 1902:
Stadttheater in Baden —
Samstag, den 13.d.M. (Zum erstenmale): „Im bunten Rock”. Wieder eine Novität. In der Zeit vor Weihnachten die dritte! Man sieht, Direktor Schreiber sucht sein Publikum bei guter Laune zu erhalten. Leider zeigte das Haus bei der Premiere einen beängstigend leeren Anblick, obwohl dem Lustspiel der Firma Schönthan-Schlicht ein recht angenehmer Ruf vorangegangen. Neuheiten enthält das Stück zwar wenig, einige Szenen erinnern an „Ihr Korporal” und „Die dritte Eskadron”, aber wir sehen eine allerliebste, deutschradebrechende Amarikanerin, die Witwe eines millionenreichen Kupferkönigs, die eigens nach Berlin gekommen ist, um sich für ihr prachtvolles mit allen möglichen europäischen Herrlichkeiten eingerichtetes Palais „drüben” nun auch einen europäischen Gatten zu suchen. Diesen findet sie auch schließlich in der Person des preußischen Lieutenants Viktor von Hohenegg, nur mit dem Unterschied, daß er den bunten Rock nicht auszieht und die Amerikanerin sich wohl bequemen muß, „herüben” zu bleiben.
Um diese beiden Hauptfiguren des Stückes gruppieren sich noch ein zärtlicher Vater, der Fabrikant Wiedebrecht, der seinem Sohne die Hand der amerikanischen Kousine zuschanzen möchte; der Sohn selbst, der Dank der Protektion der umworbenen Kousine die Lasten des Einjährigendienstes leichter trägt, dann die Schwester des preußischen Lieutenants, ein in militärischen Angelegenheiten unheimlich bewandertes Fräulein, das schließlich den Einjährigen bekommt, ein windiger Assessor, ein sogenanntes Mädel für alles, ein bärbeißiger Sergeant und einige nebensächliche Figuren.
Mit der Amerikanerin, der Mistreß Anny Clarkson, hat Fräulein Sewaroff wieder eine schöne Probe ihres künstlerischen Könnens gegeben. Die sprachlich einer jeden Schauspielerin gewiß große Schwierigkeiten bereitende Rolle wurde von Fräulein Sewaroff mit einer Leichtigkeit und Sicherheit wiedergegeben, die unserer so vielseitig verwendbaren Sentimentalen das glänzendste Zeugnis ausstellen. Erwähnt muß auch werden, daß Fräulein Sewaroff in ihren prachtvollen Toiletten, hervorgegangen aus dem hiesigen Damenkleidersalon der Frau Leopoldine Geyer, wirklich entzückend aussah.
Auch Fräulein Reinhart verdient als Betty von Hohenegg alle Anerkennung.
Eine hübsche Leistung bot Herr Tiller als Lieutenant von Hohenegg, wenngleich konstatiert werden muß, daß die ernsten Momente ihm entschieden besser gelangen, als der Schwerenöterton. Einen schönen Erfolg kann auch Herr Brandl mit seinem Sergeanten Krause verzeichnen.
Sehr brav spielten ferner noch die Herren Verstl (Fabrikant Wiedebrecht), Roland (Hans Wiedebrecht), letzterer verfügt überhaupt über sehr beachtenswerte schauspielerische Kenntnisse, Herr Erl (Assessor Paul von Gollwitz) und Friedberg (Exzellenz von Troßbach). In der winzigen Episode wäre noch Fräulein Herma (Zofe Jeanette) zu erwähnen.
Gustav Calliano.
„Badener Zeitung Nr. 103 vom 24.Dez. 1902:
Stadttheater in Baden —
Sonntag, den 14.d.M.: "Im bunten Rock". Wiederholungs-Vorstellung bei gutem Besuch.
„Badener Zeitung Nr. 2 vom 7.Jan. 1903:
Stadttheater in Baden —
Montag, den 5.d.M. "Im bunten Rock", Wiederholung.
Gustav Calliano.
„Badener Zeitung Nr. 3 vom 10.Jan. 1903:
Stadttheater in Baden —
Montag, den 5.d.M.: "Im bunten Rock".
Die vier vorhergegangenen beinahe ausverkauften Vorstellungen der letzten Tage beeinflußten - wie nicht anders zu erwarten - den Besuch des hübschen Lustspieles. Unser ständiges Theaterpublikum rekrutiert sich eben aus engbegrenzten Gesellschaftsklassen, das sich, wie bekannt, eher zum Minus als zum Plus neigt, und an Wochentagen ist kein weiterer fremder Zulauf zu erwarten. Hätte unsere Direktion bei der Wahl des Repertoires immer mit diesen Tatsachen gerechnet, so wäre vielleicht noch ein gewisser Ausgleich möglich geworden, der wenigstens das eine Gute gehabt hätte, daß die Theaterlust nicht ganz erstorben wäre. So aber müssen die Darsteller bei zumeist leerem Hause spielen, und daß sich die Zuschauer dabei auch nicht sonderlich für Zweck und Sache erwärmen, erscheint begreiflich. Unter diesem Eindrucke litt auch die diesmalige Wiederholung der Komödie, welche einen weit besseren Besuch wohl aufgewiesen hätte, wenn einer der Hauptdarsteller mehr Interesse für sich in Anspruch nehmen könnte. Was nützt die schöne und sehr schwierige Leistung des Fräuleins Sewaroff, wenn dieser Mistreß Anny Clarkson kein ebenbürtiger Rivale gegenübersteht. Bei aller Hochachtung vor Herrn Tiller's vielversprechendem Talente mußjedermann zugeben, daß er seiner Aufgabe als Lieutnant Viktor von Hohenegg schauspielerisch noch lange nicht gewachsen. Wenn nach dem kühnen Ausspruche seiner Bühnenschwester die Besichtigung des Kolosseums in Rom bei Mondbeleuchtung und die Kurschneiderei eines preußischen Lieutenants in Berlin zu den größten Genüssen gehören, die einer Amerikanerin in Europa geboten werden können, so würde diese Mädchenillusion bei näherer Betrachtung des Tiller-Lieutenants nicht eine Stunde andauern. Die Rücksicht, die bei der Premiere des Lustspieles für diesen Inhaber des bunten Rockes geübt wurde, war daher nicht am Platze und die Hoffnung auf eine Besserung bei den Wiederholungen eine recht trügerische.
Von allen übrigen Mitwirkenden kann man nur sagen, daß diese wirklich recht "flott" spielten und daß insbesondere Herr Verstl (Fabrikant Wiedebrecht), Herr Erl (Assessor von Gollwitz) und Herr Brandl als Sergeant Krause, nebstbei gesagt in vorzüglicher Maske, hervorragende Erwähnung verdienen.
Auch Fräulein Reinhard gab die Lieutenantsschwester diesmal recht nett. Fräulein Frank sprang in letzter Minute für das erkrankte Fräulein Herma ein und entledigte sich der kleinen aber hübschen Rolle mit vielem Geschick.
Gustav Calliano.
„Badener Zeitung Nr. 12 vom 11.Feb. 1903:
Stadttheater in Baden.
Samstag, den 7.d.M.: "Im bunten Rock".
Trotz des am selben Abend stattfindenden Balles der Stadt Baden und zweier anderweitiger Veranstaltungen wies das Theater nicht einmal den schlechten Besuch auf, den man eigentlich bestimmt erwartete. Auch das Animo ließ nichts zu wünschen übrig und die recht gute Vorstellung erwarb sich den Dank des beifallslustigen Publikums.
„Badener Zeitung Nr. 20 vom 11.März 1903:
Stadttheater in Baden.
Montag, den 9.d.M. "Im bunten Rock".
Das gute Lustspiel der Kompagnie-Dichterfirma Schönthan-Schlicht gab wieder dem Frl. Sewaroff volle Gelegenheit, als Mistreß Anny Clarkson zu glänzen. Frl. Reinhard (Betty v. Hohenegg) und Herr Tiller (Lieutenant Hohenegg) boten weiteres bedeutend bessere Leistungen, als bei den früheren Wiederholungen.
Gustav Calliano.
„Neues Wiener Tagblatt” vom 31.Okt. 1904:
Stadttheater in Baden.
„Im bunten Rock”
„Neue Freie Presse”vom 12.Jan. 1906:
Stadttheater in Baden.
„Im bunten Rock”
„Badener Zeitung” Nr. 5 vom 17.Jänner 1906:
Freitag, den 12. d. M.: Im bunten Rock”. Mit Fräulein Sewaroff in der von ihr seinerzeit kreierten weiblichen Hauptrolle (Mistreß Anny Clarkson) ging wieder einmal das amüsante Lustspiel von Schönthan und Schlicht in Szene und fand wie immer die beifälligste Aufnahme. Den Leutnant Viktor von Hohenegg gab zum ersten Male Herr Gregor, und zwar gewissermaßen im günstigen Sinne. Außer ihm wäre noch die militärisch gedrillte schneidige Betty von Hohenegg des Fräulein Frank zu nennen.
„Badener Zeitung” Nr. 77 vom 26.Sep. 1906:
Stadttheater in Baden.
Freitag, den 21. d. M., „Im bunten Rock”. Als Mistreß Anny Clarkson, die Lustspiel-Millionärin des im Zeichen des Militarismus stehenden Werkes der Herren von Schönthan und von Schlicht, betrat unsere neue Sentimentale Frl. Herma Stoll zum erstenmale unsere Bühne. Und wenn nicht alles täuscht, dürfte sowohl Direktor Schreiber als auch das Publikum Grund haben, mit dieser neuen Aquisition zufrieden zu sein. Eine hübsche elegante Bühnenerscheinung, vereinigt die junge Dame so ziemlich alle Vorzüge, als da sind: schönes angenehmes Organ, sehr deutliche Aussprache, Temperament und Routine, und weiß mit ihrem so herzlichen und natürlichen Lachen und anmutigen Gebaren sofort alle Sympathien für sich zu gewinnen. Ihre reizende Amerikanerin, die, in diesem Punkte abweichend von ihrer Vorgängerin, das englisch-deutsche Idiom nicht stark unterstrich, sondern den Akzent nur leise durchschimmern ließ, fand auch seitens des in Anbetracht für die Jetztzeit etwas besser besuchten Hauses bei jeder Gelegenheit die zustimmendste Anerkennung des Publikums.
Neben der geschätzten Debutantin sei auch noch ihr Partner Herr Gregor, dessen Leutnant Viktor von Hohenegg gleich der schneidigen Betty v. Hohenegg (Frl. Frank) noch vom Winter her in Erinnerung stehen, mit Ehren genannt.
Herr Erl, der den fidelen Assessor mit einer ehrbaren Väterrolle (Fabrikant Wiedebrecht) vertauschte, Herr Zeemann, der dafür den besagten Assessor übernommen, Herr Balder als der geplagte Einjährige und Herr Elmenberg als General von Troßbach verhalfen weiters der lustigen Komödie zu ihrem erneuten Erfolge.
„Badener Zeitung Nr. 62 vom 3.Aug. 1907:
Theaternachricht. Montag wird Fräul. Marie Sewaroff vom Josefstädter Theater in Wien als Gast, u. zw. in der Rolle der Miß Anny Clarkson im „Bunten Rock” auftreten. Frl. Sewaroff zählte bekanntlich noch im Vorjahre zu einem der beliebtesten Mitglieder unserer Bühne.
„Badener Zeitung Nr. 63 vom 7.Aug. 1907:
Stadttheater in Baden.
Montag, den 5. d. M. „Im bunten Rock” mit Fräulein Marie Sewaroff vom k.k. priv. Theater in der Josefstadt in Wien als Gast.
In der seinerzeit von der Künstlerin hier creierten Rolle der Missis Anny Clarkson betrat Frl. Sewaroff wieder die von ihr seit Jahresfrist verlassene Badener Bühne. Sie radebrechte das Englisch-Deutsch gerade so entzückend, wie früher und umgab die Gestalt der millionenreichen Amerikanerin mit bezauberndem Reiz und neckischer Liebenwürdigkeit. Das gutbesuchte Haus quittierte die bedeutende Leistung der auch durch Blumenspenden ausgezeichneten Gastin mit wiederholten lauten Akklamationen.
Gustav Calliano.
„Badener Zeitung Nr. 23 vom 18.März 1908:
Stadttheater in Baden.
Samstag, den 14. d.M., kam, nachdem tagsvorher die Bühne geschlossen blieb, das Lustspiel „Im bunten Rock” mit Fräulein Maria Sewaroff vom Wiener Josefstädtertheater zur Darstellung. Das reizende Kompagnie-Lustspiel zweier bewährter Theaterpraktiker wie F. v. Schönthan und Freiherr v. Schlicht mit seinen so frisch und fröhlich einander gegenübergestellten Gegensätzen zweier Welten, gehört jedenfalls zu dem besten, was die letzten Jahre, insbesondere in sogenannten Militärkomödien heiteren Genres, auf den Bühnenmarkt geschleudert haben. Ist aber auch dafür bei uns in einer ziemlichen Anzahl von Wiederholungen erschienen und hat dementsprechend, vom Reiz der Neuheit gar nicht zu reden, auch die gewisse Anziehungskraft, die manche länger dem Spielplan ferngebliebenen Stücke naturgemäß wieder ausüben, bereits verloren. Für ein Gastspiel der Semaroff, des seinerzeitigen erklärten Lieblings unseres Publikums, dessen Wiederkommen von allen Theaterbesuchern stets mit sichtlicher Freude begrüßt, wäre daher im Interesse der Gesamtheit eine Neuinszenierung von „Lieselotte” oder „Zwillingsschwester”, die ja beide unbestrittene Glanzrollen, für die geschätzte Gastin bedeutend vorteilhafter gewesen. Auch wäre damit Direktor Schreiber in finanzieller Hinsicht wohl mehr auf seine Rechnung gekommen als durch Ansetzung einer Komödie, die noch viel zu frisch im Gedächtnisse steht und übrigens auch im verflossenen Sommer bei ganz unveränderter Besetzung zur gleichen Gastspiel-Verwendung diente.
Fräulein Sewaroff spielte die Missis Anny Clarkson selbstverständlich mit ihrem aus ihrem Munde so reizend klingenden Englisch-Deutsch und ihrer vollen bestrickenden Liebenswürdigkeit und wurde dafür auch seitens des dankbaren Auditoriums vielfach ausgezeichnet.
Herr Gregor, ein schneidiger Leutnant von Hohenegg, dem das Schwerenötertum recht wohl stand, fand für sein Liebeswerben die innigsten Töne, Fräulein Frank war ein recht energisches ärarisches Mädel, wohl bewandert in allen militärischen Disziplinen, und Herr Eichinger zeichnete den von so schauderhaftem Pech verfolgten Einjährigen mit diskretem Humor.
Der etwas verbummelte Assessor von Gollwitz, das Allerwelts-Genie, erhielt in Herrn Schneider einen famosen Interpreten, während der gute Papa Wiedebrecht und der Divisionskommandeur von Troßbach in den Händen der Herren Erl und Elmenberg bestens aufgehoben waren.
„Badener Zeitung Nr. 72 vom 5.Sept. 1908:
Stadttheater in Baden.
Montag, 31. v. M., zugunsten des Frauen-Wohltätigkeitsvereines in Baden (Frau Josefine Kramer-Glöckner und Herr Leopold Kramer vom Deutschen Volkstheater in Wien als Gäste): „Im bunten Rock”
Einen so seltenen Genuß, wie den dieses Doppelgastspieles pflegt man sich hier in Baden nicht entgehen zu lassen. Trotz der hundertprozentigen Erhöhung der Eintrittspreise gab es daher ein total ausverkauftes Haus, wodurch sich nach Abrechnung des auf die Direktion entfallenden Betrages gewiß noch ein recht nettes Sümmchen auf das Konto des humanitären Zweckes erübrigte.
Das beliebte und geschätzte Künstlerpaar in den Rollen der Missis Anny Clarkson und des Leutnant Viktor von Hohenegg war selbstverständlich, wie es auch seine glänzenden Darbietungen bedingen, Gegenstand rückhaltloser Verehrung. Leider blieb aber diesmal unser heimisches Ensemble, zwar nicht ausnahmslos, merkbar zurück. Mußte denn bei einem so interessanten Gastspiel die Unsicherheit geradezu greifbar werden, ja einem der lieben Gäste beinahe eine wichtige Szene verderben? Wenn auch die derzeitige Souffleuse vielleicht nicht allen Anforderungen genügt, das ist noch immer keine Entschuldigung. Eine Komödie, die hier schon so viele Reprisen erlebt, muß tadellos gehen. Das kann das Publikum mit vollem Rechte verlangen.
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© Karlheinz Everts