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Im bunten RockLustspiel in drei AktenvonFranz von Schönthan und Freiherr von Schlicht
Aufführungen am
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Besetzungsliste: | |||
im Stadt-Theater 1903 | in Bernarts Theater Jan. 1903 | im Stadt-Theater 1905 | |
Fabrikant Wiedebrecht.
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Max Reitz |
Emil Linzen |
Julian Martini-Basch |
„Aachener Allgemeine Zeitung” IV. Jahrgang, Nr. 13 vom 16.Januar 1903, Vorabend-Ausgabe:
Stadttheater. „Der bunte Rock”, Lustspiel in 3 Akten von Schönthan und Freiherrn von Schlicht.
Was an dem Lustspiel schöngethan ist, das ist von Schlicht, und was an dem Lustspiel sehr schlicht oder manchmal sehr schlecht ist, das ist offenbar von Schönthan. Verkehrte Welt! Es ist eine der lustigen Soldaten- und Manövergeschichten des liebenswürdigen und humorvollen Militärschriftstellers von Schlicht, wie man sie in fröhlicher Erinnerung an eigene Soldaten- und Manövertage nach Tisch vorm Mittagschläfchen lang hingestreckt auf den Divan so gerne liest. Leider Gottes hat Schönthan mit erbärmlichem bühnentechnischen Ungeschick ein Lustspiel daraus gemacht. Am amüsantesten ist noch der letzte Akt, da kommt aber ersichtlich Schlicht ganz allein zu Wort, da ist Alles so flott, keck und frisch, wie es immer aus seiner Feder fließt. Da lebt die ganze Soldatenwelt - vom General bis zum Einjährigen und „ganz Gemeinen” herunter - in ihrer trotz alledem und alledem doch so poesievollen und lustigen Wirklichkeit, angeschaut und geschildert von einem frischen und lachenden Soldatenkind. Ein Husarenleutnant heiratet eine amerikanische, reiche und exzentrische Dame und befreit sie mit seiner flotten, kernigen, zugreifenden Art aus der blasierten Langeweile des amerikanischen Schaukelstuhls, ein Einjähriger, ein rechtes Muttersöhnchen, mit entsetzlichem Unverständnis für das Kriegshandwerk wird von seinem Sergeanten furchtbar gezwiebelt, wird aber doch Gefreiter und verlobt sich endlich im Manöver mit der Schwester des Husarenleutnants, einem echten Soldatenkinde, das ihm noch aus der Patsche hilft, als er als selbständiger Unteroffiziersposten die Karre recht gründlich verfahren hat. -
Herr Wedlich spielt den schneidigen Husarenleutnant flott und frisch, als der kecke Sieger über Frauenherzen, Frl. Paul gab die reiche, junge Witwe aus Amerika, es möchte fast überflüssig erscheinen, ein besonderes Wort zu ihrem Lobe zu sagen, das Publikum war entzückt von der lebendigen, humorvollen Darstellung der exzentrischen Missis, von der übersprudelnden Laune fröhlicher Kunst, mit der die talentvolle Künstlerin die sicher und mit schwungvoller Gewandtheit gezeichnete Gestalt der Anny Clarkson auf die Bühne stellte. Herr Reitz spielte den besorgten Papa des Einjährigen und ließ die Komik der Rolle zu voller Wirkung kommen, Frl. Rothe war als Betty von Hohenegg das echte, muntere Soldatenkind mit hellem Auge und fröhlichem Herzen. Herr Bedau, der ein sehr gutes Talent für Darstellung komischer Rollen besitzt, war als Sergeant Krause die Leben gewordene Kasernenhofblüte. -
Trotz Abonnements-Vorstellung war das Theater nicht sonderlich gut besucht, Influenza oder andere - „Verstimmungen” mögen in den letzten Tagen manchen von dem zur lieben Gewohnheit gewordenen Besuch des Theaters fernhalten, aber die vergleichsweise kleine Schar der Anwesenden, die den ersten und zweiten Akt kühl, aber höflich aufnahm, ließ doch im dritten Akt ein recht fröhliches Lachen erschallen.
„Aachener Allgemeine Zeitung”, IV.Jahrg. Nr. 16, 20.Jan.1903, Vorabend-Ausgabe:
Stadttheater. Die Vorstellung „Undine” am Mittwoch, den 21. Januar fällt aus und bleibt das Theater wegen der Generalprobe zur Wohltätigkeitsvorstellung an diesem Tage geschlossen. Die 56. Abonnementsvorstellung findet daher ausnahmsweise am Dienstag, den 20. Januar statt, und es gelangt das mit großem Beifall von Publikum und Presse aufgenommene Lustspiel „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht zur Aufführung.
„Aachener Allgemeine Zeitung”, IV.Jahrg. Nr. 24, 29.Jan.1903, Vorabend-Ausgabe:
Stadttheater.
Wallensteins Lager. - Militärfromm.
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In dem kleinen amüsanten Schwank „Militärfromm” von Moser und Trotha konnte Fräulein Paul wieder mit viel Glück und Geschick ihr Spezielfach kultivieren, die etwas sehr ursprüngliche, mit den gesellschaftlichen Gewohnheiten der alten Welt nicht vertraute Amerikanerin, die einen deutschen Ofizier heiratet. Es war ein zweite, verbesserte Auflage der ähnlichen Rolle in dem Schönthan-Schlicht'schen Lustspiel „Der bunte Rock”. Die übrigen Rollen bieten zur besonderen Erwähnung keinen Anlaß. Der Schwank wurde flott und mit gutem Humor gespielt.
„Echo der Gegenwart”, Aachen, 57. Jahrgang, Nr. 72, 29. März 1905, Zweites Blatt:
Stadttheater. Wir stehen jetzt mitten in der Benefiz-Periode. Am Donnerstag wird Fräul. Paul ihren Ehrenabend haben. Zur Aufführung kommt „Im bunten Rock” und ein Einakter „Die Waldhexe” von Dr. Max Semper, Privatdozent an der hiesigen Technischen Hochschule. Möge der Künstlerin, deren bedeutendes Können wir erst am Sonntag wieder bewundern konnten, ein besserer Erfolg blühen als den bisherigen Ehrenabenden.
„Echo der Gegenwart”, Aachen, 57. Jahrgang, Nr. 73, 30. März 1905, Zweites Blatt:
Stadttheater. Clara Paul hat am Donnerstag den 30. d.M. ihr Benefiz. Die beliebte Künstlerin wird die Amerikanerin Miß Clarkson im „Bunten Rock” und die Hexe in Dr. Max Semper's Einakter „Die Waldhexe” spielen.
„Bühne und Welt” 5. Jahrgg. 1902/03, S. 389:
Aachen. Von den Schauspielnovitäten fiel „Der böse Blick” von Nani ab, Ernsts „Gerechtigkeit” interessierte wegen der aktuellen Bedeutung; Sudermanns „Es lebe das Leben”, Maeterlincks „Monna Vanna” sowie die anspruchslosen Kleinigkeiten: „Geschwister Lemke”, „Ein glückliches Paar”, „Miß Hobbs”, „Das Theaterdorf”, „Im bunten Rock” hatten größeren oder geringeren Erfolg.
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© Karlheinz Everts