„Erstklassige Menschen”


Kommentar zu den Auslassungen des Sachverständigen

Freiherrn Detlev von Liliencron


Die Auslassungen des Sachverständigen, des Freiherrn Detlev von Liliencron, entbehren nicht einer gewissen Pikanterie, wenn man seinen Lebenslauf liest:

„Liliencron, Detlev von, geb. 1884 in Kiel. Seit 1863 preußischer Offizier, Teilnahme an den Kriegen 1866 und 1870/71, mußte 1875 schuldenhalber den Dienst quittieren. 1882 Hardesvogt auf der Insel Pellworm, 1884-1887 Kirchspielvogt in Kellinghusen, mußte abermals schuldenhalber das Amt aufgeben. Lebte als freier Schriftsteller in München, Berlin, Altona, seit 1901 in Alt-Rahlstedt. Gest. ebd. 1909.”
(in: H.A. und E.Frenzel: Daten deutscher Dichtung, Band II, S. 466, 5.Auflage, DTV, 1969.)


Lebenslauf
(von der Internet-Seite http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LiliencronDetlev/index.html)

Detlev von Liliencron
Schriftsteller 1844
3. Juni: Detlev von Liliencron wird als Friedrich Freiherr von Liliencron in Kiel geboren. Seine Eltern, Louis Freiherr von Liliencron und Adeline (geb. von Harten), gehören dem verarmten Adel an.
1864-1871
Mit einem Füsilierregiment nimmt er am Preußisch-Österreichischen Krieg sowie am Deutsch-Französischen Krieg teil.
1875
Aufgrund seiner hohen Schuldenlast muß er seinen Abschied vom Militär nehmen.
1875-1877
Er versucht sein Glück erfolglos in den USA.
1878
Nach Deutschland zurückgekehrt, tritt er in den preußischen Verwaltungsdienst ein. Heirat mit Helene von Bodenhausen, die ihn schon ein Jahr später verläßt.
1881
Publikation erster Gedichte und Novellen.
1882
Liliencron arbeitet als Hardesvogt auf der Hallig Pellworm und schreibt an seinen Kriegsnovellen. Beförderung zum Hauptmann der Landwehr der Reserve.
1883
Sein erster Lyrikband "Adjutantenritte und andere Gedichte" macht ihn vor allem unter Naturalisten bekannt. Oktober: Ernennung zum Kirchspielvogt in Kellinghusen (Holstein).
1885
Scheidung von seiner ersten Frau und - wiederum wegen Schulden - Ausscheiden aus dem Staatsdienst. Er versucht, als freier Schriftsteller zu leben.
1885-1888
Veröffentlichung verschiedener Dramen, die jedoch ohne Resonanz bleiben.
1887
Heirat mit der Gastwirtstochter Augusta Brand. Das Genrebild "Arbeit adelt" wird veröffentlicht.
1888
Liliencron knüpft Kontakte zum naturalistischen Friedrichshagener Dichterkreis.
1890/91
Die Schillerstiftung finanziert ihm einen Aufenthalt in München, wo seine Gedichte in der Zeitschrift "Die Gesellschaft" u.a. veröffentlicht werden.
1891
Nach seiner Übersiedlung nach Hamburg-Ottensen erscheint der Novellenband "Krieg und Frieden".
1892
Nach der Scheidung von seiner zweiten Frau zieht er nach Altona.
1896
Sein Hauptwerk, "Poggfred. Kunterbuntes Epos in zwölf Cantussen" (Episoden), ist dem befreundeten Richard Dehmel gewidmet. In ihm versammelt er die wichtigsten Motive seiner Lyrik: Naturerleben, Träume, Krieg und Mythologie. Seine Gedichte gelten in ihrem Stil dem Impressionismus in der Malerei eng verwandt. Der erste Band der neunbändigen Gesamtausgabe erscheint.
1898
Da er immer noch hoch verschuldet ist, versucht er, mit Vortragsreisen Geld zu verdienen.
1899
Heirat mit der Bauerstochter Anna Michel, mit er zwei Kinder hat.
1900
Aus Geldnot tritt er im literarischen Kabarett "Überbrettl" auf.
"Ausgewählte Gedichte".
1901 Mit Hilfe von Freunden kann er endlich eine feste Wohnung in Alt-Rahlstedt (heute: Hamburg) beziehen. Außerdem erhält er von Kaiser Wilhelm II. ein jährliches Ehrengehalt von 2.000 Mark.
1904
Die zweite Fassung von "Poggfred" mit nun 24 Cantussen erscheint.
Zu seinem 60. Geburtstag wird er mit einer deutschen und einer österreichischen Festschrift geehrt. Die bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller würdigen darin sein Werk. Trotz seiner konservativen Züge wird er als wichtiger Vertreter der literarischen Moderne anerkannt.
Beginn der 15-bändigen Gesamtausgabe.
1908
Er verfaßt seinen autobiographischen Roman "Leben und Lüge".
1909
Liliencron erhält zahlreiche Ehrungen zum 65. Geburtstag, so die Ehrendoktorwürde der Universität Kiel. Reise zu den Schlachtfeldern des Deutsch-Französischen Krieges.
22. Juli: Detlev von Liliencron stirbt an einer Lungenentzündung in Alt-Rahlstedt.


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© Karlheinz Everts