Militär-Humoreske von Heinrich v. Reuß
in: „Hagener Zeitung” vom 29.12.1897
„Wer ist denn die Kleine mit dem rosa Amibändchen?” fragte der Einjährige Fritz Reiff seinen Kameraden Otto Nagel und wirbelte kokett seinen schwarzen Schnurrbart.
„Welche denn?" erwiderte der Gefragte, indem er nach der diskret bezeichneten Richtung eifrig Umschau hielt. „Du siehst doch, daß Amibändchen heutzutage gar kein Merkmal sind. Da sitzen ja mindestens zwanzig Damen mit solchen Dingern”
„Na, sieh mal! Die Dame dort drüben mit dem Federtuff, der Rokoko-Figur, den großen braunen Augen und der Pompongarnitur an dem rosa Kleide. Jetzt wedelt sie gerade mit dem Fächer und blickt hierher. Alle Wetter, ein verteufelt hübsches Mädel! ”
„Das ist ein Fräulein Elfert; ich glaube, Fanny heißt sie mit Vornamen. Aber Du hast doch mit ihr getanzt und sogar ziemlich häufig, wie mir scheint; da müßt Ihr doch einander vorgestellt sein! ”
„Natürlich! ” sagte Reiff. „Aber Du weißt doch, wie das mit dem Vorstellen ist. Da werden zwei Namen genannt, die man gar nicht versteht, und wenn man sie wirklich verstanden hat, dann sind sie im nächsten Moment wieder vergessen. Uebrigens muß ich Dir gestehen, daß ich vorhin so überrascht von dieser phänomenalen Schönheit war, daß ich nicht die Spur von irgend einem Namen gehört habe und nur eine stumme, sehr verlegene Verbeugung machen konnte. Ich war so zu sagen ganz haff. ”
„Du hast einen guten Geschmack, Fritz, ” stimmte Otto bei. „Auch ich erinnere mich nicht, je ein so schönes Mädchen gesehen zu haben. Aber komm, wir müssen jetzt nach Hause; es geht auf drei Uhr. Morgen ist Rekrutenvorstellung, da sollen wir um sieben Uhr fix und fertig auf dem Kasernenhof stehen; es ist ohnehin eine gewagte Leistung, daß wir die Nacht durch tanzen. Besonders Du als Flügelmann solltest Dich etwas schonen; denn von Dir hängt morgen der ganze Parademarsch ab. ”
„Den werde ich schon machen; sei unbesorgt. Aber hier bringen mich keine zehn Pferde weg. Da fängt die Musik wieder an. Ah! „So ein Walzer ist mein Leben!” Ich habe den Engel engagiert. Adieu inzwischen.” Schnell zupfte er die Ulanka herunter, steckte den goldenen Kneifer zwischen die Wachtmeisterknöpfe, damit er nicht beim Tanzen umherfliegen könne, und trat mit elastischen Schritten auf Fräulein Elfert zu.
Eine galante Verbeugung von seiten des Einjährigen wurde mit einem geschmeichelten Kopfnicken erwidert, und fort ging es in dem wiegenden Rhythmus des beliebten Tanzes. Es war ein seliges Gefühl für den hübschen jungen Krieger, mit dem schönen Mädchen im Arm über das Parkett dahinzuschweben, mit ihr, die er vor wenigen Stunden zum ersten Mal gesehen, der aber seit diesem Augenblicke auch sein ganzes Herz gehörte; Fritz Reiff war nämlich — er konnte es nicht leugnen, bis über die Ohren verliebt. Die ganze Elastizität, deren sein schlanker, jugendlicher Körper fähig war, legte er in die Schwingungen des gefühlvollen Walzers.
„Noch einmal herum, gnädiges Fräulein? Bitte, bitte, ” flüsterte er keck, als man die Runde des großen Saales einmal gemessen hatte. Ohne ein Wort zu erwidern, ließ sich Fanny an ihrem Platze vorüber drehen, stumm die Bitte des flotten Einjährigen gewährend. Leider war auch diese Tour bald zu Ende. Mit einer tiefen Verbeugung und einem herzlichen Dank verabschiedete sich Reiff von seiner Dame.
„Jetzt ist es aber die höchste Zeit, daß wir gehen! ” rief ihm Nagel etwas rauh entgegen. „Wir müssen fort. Der Boden brennt mir unter den Füßen. ”
„Mir auch,” erwiderte Reiff, „wenn auch aus einem anderen Grunde, als Dir. Ich bleibe hier bis zum Kehraus; mag dann meinetwegen aus der Besichtigung morgen früh werden, was da will.”
„Du bist toll!” raunte Nagel dem Kameraden zu. „Komm, sei vernünftig; Du kannst sonst keinen Schritt marschieren. Deine Haltung wird so wie so eine ziemlich mangelhafte sein. Wenn wir jetzt eilen, dann können wir noch eine Stunde schlafen und das ist doch wenigstens etwas. ”
„Ich bleibe!” sagte Fritz bestimmt.
„Nun, wer nicht hören will, muß fühlen. Adien!”
Aergerlich verliß Nagel den Saal, während Reiff sich zu Fräulein Elfert begab, um mit ihr ein Gespräch anzuknüpfen. Gerade war der Tanz zu Ende und Fritz leitete die Unterhaltung geschickt mit der Frage ein, „ob gnädiges Fräulein eine Erfrischung befehlen.”
Es wurde dankend abgelehnt, aber die Bitte des Einjährigen, auf dem leeren Stuhl nebenan Platz nehmen zu dürfen, mit einem huldvollen Kopfnicken gewährt.
Bald war das Gespräch im Fluß, eines von den ganz gewöhnlichen Ballgesprächen, wie sie hundert- und tausendfach bei solchen Gelegenheiten geführt werden, nämlich von der großen Hitze im Saale, den reizenden Walzern, dem Arrangement des Kotillon; vom Sichlangenichtsogutamüsierthaben, Sobaldnochnichtnachhausegehenwollen u. s. w.
Im Laufe der Unterhaltung wurde Fritz der Mama vorgestellt, ein wichtiger Fortschritt für den Einjährigen. Die Ermahnung der besorgten Mutter, sich nicht zu überanstrengen, wurde in den Wind geschlagen und durch eine liebenswürdige Aeußerung Reiffs sanft, aber bestimmt widerlegt, der Aufforderung, sich bald abzukühlen, um aufbrechen zu können, keine Folge geleistet.
So war die fünfte Stunde herangekommen, als die Musik zum letzten Galopp einsetzte. Flugs eilte das hübsche Paar in dem beschleunigten Tempo des wilden Tanzes durch den bereits ziemlich leer gewordenen Saal. Atemlos und erschöpft ließ sich Fanny auf den Platz führen. Gnädige Frau machten dem Einjährigen einige leise Vorwürfe, luden denselben aber gleichzeitig zu einem in nächster Woche stattfindenden Theeabend ein. Fritz war überglücklich. Kaum vermochte er die passenden Worte des Dankes zu finden.
Jetzt drängte aber die Frau Mama ernstlich zum Aufbruch; Reiff übernahm zuvorkommend die Besorgung der Garderobe, und unerbittlich nahte der schwere Augenblick des Abschieds. Mit einem herzlichen Händedruck empfahl sich der Einjährige, nachdem er die Damen die Treppe hinabgeleitet und an eine Droschke geführt hatte. Eine letzte Verbeugung mit der Hand an der Czapka und leisem Zusammenklirren der Sporen und fort rollte das Gefährt durch das Dunkel der Nacht.
Fritz stürmte seiner Wohnung zu. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn seine Hast gewaltig vermehren.
„Donnerwetter, halb sechs!” murmelte er bestürzt. „Da ist es die höchste Zeit, daß ich mich langsam zum Dienst anziehe.” Er sprang in eine langsam vorüberfahrende Droschke, rief dem Kutscher die Adresse zu und versprach ihm ein reichliches Trinkgeld, wenn er sein Pferd nicht schonen wollte.
Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Fritz benutzte die Zeit dazu, um sich in die Ecke zu drücken und ein wenig zu drusseln. Dann eilte er mit gewaltigen Sätzen die Treppe zu seiner Wohnung empor.
Hier fand er bereits die Wirtin mit dem Kaffee seiner harren. Frau Schulze schlug die Hände über dem Kopf zusammen und lamentierte ob des gräßlichen Leichtsinns, vor einer Besichtigung zum Ball zu gehen und die ganze Nacht kein Auge zu schließen.
„Thun Sie mir den einzigen Gefallen, liebe Frau, und lassen Sie mich mit Ihren Jeremiaden zufrieden. Helfen Sie mir lieber, daß ich schnell fortkomme; ich habe keinen Augenblick zu verlieren. Bitte, knöpfen Sie die Sprungriemen ab, aber fix! So — danke!”
Im nächsten Moment flogen schon die Lackstiefel in die Ecke. Diskret verließ die Wirtin das Zimmer und der Einjährige machte sich schnell so weit fertig, daß er die Stiefel anziehen konnte.
„Frau Schulze!!”
Die Gerufene erschien.
„Meine Reitstiefel!!”
„Hier!” Der Einjährige setzte sich so hastig auf einen Stuhl, daß die Beine krachten, und versuchte, die Stiefel anzuziehen.
„Himmel, was ist das?! Ich kriege die Stiefel nicht an! Verflucht, sie sind gestern naß geworden!!”
„Und Ihnen sind vom Tanzen die Füße angeschwollen.”
„Hölle und Teufel! Sie müssen an!! Ich kann doch den Parademarsch nicht in Strümpfen machen!”
„Sehen Sie, das kommt davon.”
„Lassen Sie mir um Gotteswillen Ihre Moralpredigten beiseite!” schrie der Einjährige wütend.
„Ich werde meinen Mann wecken, der kann Ihnen vielleicht helfen.”
Nach einigen Minnten erschien besagter Gatte. Mit verdoppelten Anstrengungen suchte man nun unter Zuhülfenahme einer Kneifzange zunächst den rechten des widerspenstigen Stiefelpaares auf den Fuß zu ziehen. Umsonst, er regte sich keinen Zoll.
„Das geht nicht,” stöhnte der Einjährige. „Wenn ich sie auch wirklich ankriegte, ich könnte nicht eine Sekunde darin aushalten. Was soll ich nun thun? In einer Viertelstunde beginnt die Vorstellung.”
Da kam Herrn Schulze ein rettender Gedanke. „Hier nebenau wohnt ein Schutzmann, der sich im vorigen Jahre die Stiefel eines Einjährigen gekauft hat; den werde ich mal fragen.”
„Aber schnell, schnell!” rief Fritz einigermaßen erleichtert.
Gott sei Dank! Bald trat Herr Schulze mit den Stiefeln des Schutzmannes herein. Sie waren zwar viel zu groß, aber deshalb um so bequemer. Hastig zog Reiff die Botten an und stürzte hinaus der Kaserne zu. Unterwegs bemerkte er, daß die Stiefel nicht blank genug waren. Zwar fehlte es ihnen nicht an Glanz und Schwärze, aber für militärische Augen waren sie blind und rot; namentlich hätten sie bei einer Besichtigung für „seit Wochen nicht geputzt” gegolten. Reiff eilte deshalb in die erste beste Stube, wo er noch ein paar alte Kerls, die von der Besichtigung frei waren, vorfand, und sich beide Stiefel gleichzeitig wichsen ließ. Fünf Minuten vor sieben Uhr trat der abgehetzte Einjährige atemlos auf den Kasernenhof.
Die Schwadron stand bereits seit einer halben Stunde blitzblank da; der Rittmeister von Kräher ging mit Riesenschritten vor der Front auf und ab. Er war außer sich. Der Flügelmann fehlte, der Einjährige Reiff, dieser Windhund, auf den der ganze Parademarsch eingefuchst war. Wie sollte da der Parademarsch gehen? Ganz unmöglich!! Und eine Vorstellung, bei welcher der Parademarsch ins Wasser fiel?? — Undenkbar!!! Denn der Parademarsch ist nun einmal die Hauptsache bei der ganzen Geschichte.
Als der Einjährige herantrat, um sich zur Stelle zu melden, atmete der Rittmeister auf. Nichtsdestoweniger ergoß er seinen Groll über den Zuspätkommenden.
„Herr, wie können Sie es wagen — fünf Minuten vor sieben — wissen Sie nicht, daß der Herr Oberst um sieben Uhr — Herr, was ist Ihnen überhaupt? — machen Sie die Augen auf! — Sie sehen aus, als hätten Sie acht Tage lang nur Sodawasser getrunken — und in dem Zustande wollen Sie den Parademarsch mitmachen — noch dazu als Flü — — Herr, scheren Sie sich ins Glied!! Nach der Vorstellung sprechen wir uns und wehe Ihnen, wenn der Parademarsch schief geht!”
„Der Herr Kommandeur!” meldete in diesem Augenblick der Sekondelieutenant und trat auf seinen Platz am rechten Flügel neben den Einjährigen Reiff.
„Stillgestanden! T'Achtong! - Präsentiert das — Gewährr!” kommandierte von Kräher mit Aufbietung seiner gesamten Stimme. Dann schritt er dem Herrn Oberst entgegen, salutierte und meldete — was der Oberst längst gesehen hatte —, daß die Schwadron angetreten sei.
Der Oberst nickte gnädig, schritt die Front entlang und bat den Herrn Rittmeister, „Wendungen” machen zu lassen.
„Befehlen, H err Oberst!” erwiderte Kräher und wandte sich darauf zur Schwadron.
„Achtong! — Gewährrr auf — — Schurr (Schulter)!” „Wendungen!” — — „Rääächts — — um!” „Links — — um!” „Aeääskdron — kitt (kehrt)!” „Futt(Front)!”
„Danke!” lächelte der Oberst. „Ich bin sehr zufrieden. Möchte nun einige „Griffe” sehen!”
Während der Regimentskommandeur dem Schwadronschef gegenüber diesen sehr maßgeblichen Wunsch aussprach, flüsterte der neben Reiff stehende Einjährige Nagel seinem Kameraden zu:
„Mensch, sage blos, was hast Du für Stiefel an? Die Absätze sind ganz unvorschriftsmäßig flach und die Sporen fehlen gänzlich!”
„Himmel!” gab Reiff zurück. „Die verfluchten Stiefel! Wahrhaftig, keine Sporen?”
„Nein, gewiß nicht! Ich habe es vorhin, als wir „Rechts um” machten, deutlich gesehen!”
„Heiliger Krispin, sei mir gnädig!” betete Reiff inbrünstig. „Wenn auch dieses Verbrechen ans Tageslicht kommt, dann bin ich „vollständig aufgeschmissen”.”
„Griffe!” avertierte in diesem Moment von Kräher. „Das Gewährrr — — — ürr(über)!” „Faaßt — das Gewährrr — — an!” „Aaach—tong! Prä—sen—tiert — das Gewährr!” „Aaach—tong! Gewährrr auf — — — Schurr!”
„Danke, danke, lieber Rittmeister!” rief der Oberst mit heiterer Miene. „Wollen Sie nun gefälligst die Rekruten herausnehmen und mir einen Parademarsch zeigen.”
Jetzt bin ich geliefert, dachte Reiff, der übrigens vollkommen munter geworden war. Den Parademarsch werde ich schon machen, wenn es mir auch etwas krampfig in den Beinen zu werden anfängt. Aber die Sporen, die Sporen. Ein Königreich für ein Paar Sporen!
„Rekrutän — Vorwääärts — — Mrrrsch!” tönte nun die Stimme des Chefs wie eine gesprungene Darmsaite herüber.
Reiff warf die Beine fast wagerecht heraus und marschierte seine zwanzig Schritt rücksichtslos geradeaus. Glücklicherweise hatte er einen famosen Standpunkt. Genau in der Richtung seiner Marschlinie lag ein Fensterkreuz des Stallgebäudes, und wenn er das recht scharf im Auge behielt, so mußte die Linie, die er zu marschieren hatte, eine schnurgerade werden, die Front, welche sich an den Flügelmann anlehnte, konnte nicht ins Wanken kommen und der Parademarsch wurde vorzüglich.
„Parademarsch auf der Ställä. — Vorwärts — Mrrrsch!” kommandierte der Rittmeister und zuckte taktmäßig mit den Nasenflügeln. „Freiii — wägg!” Schrumm! Die Frout war losgelassen und marschierte vorwärts. Die Kerls warfen die Beine, als wenn sie der Luft einen Fußtritt geben wollten und die Köpfe drehten sich nach rechts, daß die Halswirbel in Gefahr kamen; nur Reiff blickte schnurgeradeaus und behielt sein Fensterkreuz im Auge. Als er beim Oberst, neben dem sich der Rittmeister aufgestellt hatte, vorüberkam, hörte er, wie derselbe mehrmals sagte: „Stramme Soldaten, sehr stramme Soldaten, bin sehr zufrieden, mein lieber Kräher!”
Na, das ist ja ganz schön, dachte Reiff; wenn er nur nicht sieht, daß die Sporen fehlen; militärische Vorgesetzte haben eine merkwürdige Virtuosität darin, etwas Fehlendes zu sehen. Aber seine Angst war unnötig: das Verbrechen hatte niemand bemerkt. Die Schwadron trat wieder zusammen und der Regimentskommandeur hielt die fahrplanmäßige Rede. Er war kurz und bündig, wie es einem rechten Soldaren zukommt./P>
„Ich habe der Schwadron meine volle Zufriedenheit anszusprechen. Die Leistungen waren exakt und sicher im jeder Beziehung, Wendungen und Griffe vorzüglich. Das größte Lob erteile ich dem Parademarsch. Insbesonvere verdient der Flügelmann meine Anerkennung; es ist, wie ich sehe, ein Einjähriger und ich freue mich, daß ich hier einmal etwas zu loben finde. Herr Rittmeister von Kräher, nehmen Sie meinen besten Dank für die vorzügliche Schulung der Ihnen anvertrauten Leute.”
Als der Herr Oberst solches gesprochen, nickten derselbe huldvollst und verschwanden, gefolgt von dem stummen Adjutanten, an der Ecke des Schwadronsstalles, um die übrigen Vorstellungen entgegenzunehmen.
Auch von Kräher fühlte sich gedrungen, sein Herz durch eine kurze Ansprache an seine Leute auszuschütten.
„Na, Ihr habt gehört, was der Herr Kommandeur gesagt haben. Es freut mich, daß Ihr Euch zusammengenommen habt. Haltet Euch immer recht tüchtig, dann werdet Ihr auch stets das Wohlwollen Eurer Vorgesetzten besitzen. Für den Einjährig-Freiwilligen Reiff ist es ein Glück, daß der Parademarsch so gut abgelaufen ist und daß der Herr Regierungskommandeur es für gut fanden, sein Marschieren zu loben. Freilich, hätten der Herr Oberst gewußt, was das für ein Windbeutel ist, dann hätten der Herr Oberst vielleicht anders geurteilt. Nun für heute mags gut sein. Eskadron kitt! Abtreten!”
Als die Leute sich zum Gehen anschickten, rief von Kräher den Einjährigen Reiff noch einmal zurück. „Himmelherrgottssakramenter, wo haben Sie Ihre Sporen? Herr!”
„Die sind mir vorhin beim Parademarsch abgetreten worden, Herr Rittmeister.”
„Alle beide?”
„Zu befehlen, Herr Rittmeister.”
„Na, ich will die Sache nicht untersuchen, weil er einen guten Parademarsch gemacht hat. Aber wenn er morgen nicht ein paar blitzblanke Sporen an seinen dreckigen Stiefeln hat, dann soll ihn des Teufels Großmutter beim Kragen fassen und durch sämtliche Rauchfänge der Kaserne mit ihm fahren! Verstanden?”
„Zu befehlen, Herr Rittmeister.”
„Abtreten!”
Reiff trat ab, legte sich ins Bett und schlief, daß ein Auge das andere nicht sah, denn es war heute kein Dienst mehr.— —
Die nächste Woche sah den Einjährigen als Gast beim Theeabend in den glänzenden Räumen des Elfertschen Hauses, welches Reiff von nun an regelmäßig besuchte.
* * *
Nach zwei Jahren erhielt Otto Nagel einen Brief, welcher folgenden kurzen, aber vielsagenden Inhalt hatte:
Meine Verlobung mit Fräulein Fanny Elfert, der einzigen Tochter des Fabrikbesitzers Herrn Karl Elfert, beehre ich mich hierdurch ergebenst anzuzeigen.
Fritz Reiff.
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