Humoreske von Freiherrn von Schlicht
in: „Hagener Zeitung” vom 16.9.1898,
in: „Kieler Zeitung” vom 18.9.1898,
in: „Grazer Tagblatt” vom 18.9.1898,
in: „Dortmunder Zeitung” vom 18.9.1898, (2. und 3.Ausgabe),
in: „Kölner Local-Anzeiger” vom 9.10.1898,
in: „Vielliebchen
Zerstreut zu sein, ist die unmilitärischste Tugend, die ein Krieger besitzen kann; gerade der Soldat muß in seinen Entschlüssen und Befehlen kurz und klar sein, jeder aus Vergeßlichkeit oder Zerstreutheit begangene Fehler kostet oft im Kriege das Blut vieler Hunderter. Zerstreute Soldaten sind schlimmer als zerstreute Köchinnen, die die Bouillon in das Lampenbassin und das Petroleum in die Suppenterrine gießen. Da würde auch das sonst so kräftig wirkende Liebig's Fleisch-Extrakt Nichts ausrichten können.
Der Herr Oberst von Schlittwitz war die personifizirte Zerstreutheit in der höchsten Potenz, seine Feinde behaupteten, er ginge nur deshalb noch nicht mit dem Zylinder und dem Regenschirm spazieren, weil er in seiner Zerfahrenheit stets vergäße, seinen Abschied einzureichen, obgleich es ihm mehr als einmal so nahe wie möglich gelegt worden sei, daß das Alter nicht nur das Bedürfniß, sondern sogar die Verpflichtung habe, sich nach gethaner Arbeit auszuruhen. So, wie gesagt, sprachen die Feinde, mit denen der Soldat auch im tiefsten Frieden zu kämpfen hat, in Wirklichkeit aber lag die Sache etwas anders: Oberst von Schlittwitz war sonst ein sehr tüchtiger und befähigter Offizier, der bei Besichtigungen und im Manöver stets einen kolossalen Dusel gehabt hatte, die böse Welt sagte, bei solchen Gelegenheiten wäre er aus lauter Zerstreutheit nicht zerstreut.
Sonst aber war ihm in Folge seiner Untugend schon so manches Unangenehme passirt. Einmal hatte er, als einem Hauptmann, der sich bei dem Herrn Oberst gewaltig „schusterte”, ein Knabe geboren war, bei diesem Gevatter gestanden und wie sich dies für einen guten Pathen ziemt, während der Taufrede auch eine Zeit lang das Kind gehalten. Da sah er zufällig, daß einer seiner Offiziere, trotzdem er dies nun schon tausend Mal verboten hatte, einen weißen Kragen unter der Binde trug, er nahm sich vor, seinen Untergebenen deswegen mit drei Tagen Stuben-Arrest zu bestrafen und damit er es nicht vergesse, zog er sein Notizbuch aus der Tasche, um sich sofort diesen Fall zu notiren. Aber diesem Fall folgte sofort ein zweiter, der ein wahnsinniges Gebrüll und ungeheure Aufregung zu Folge hatte, obgleich sich herausstellte, daß das Kind bei dem Fall auf den weichen Teppich keinen Schaden genommen hatte.
Unangenehm war die Sache aber für den Herrn Oberst doch, und er nahm sich vor, nie wieder Gevatter zu stehen, und zu diesem Zweck fügte er zu den vielen Knoten, die er im Taschentuch hatte, noch einen hinzu. Natürlich dachte er sofort darüber nach, was die ersten Knoten bedeuten sollten, und als ihm dies endlich eingefallen war, hatte er schon lange wieder vergessen, was der letzte Knoten sollte.
Trotzem hat er nie wieder Gevatter gestanden, ich glaube allerdings, daß dies nicht sein Verdienst, sondern das besorgter Eltern war.
Einmal hatte der Herr Oberst zwei Stunden lang vergebens auf sein Regiment gewartet: er hatte die Truppen nach dem großen Exerzierplatz bestellt, glaubte aber, sie nach dem kleinen beordert zu haben, und eilt(1) dort nun beständig, die Mannschaften erwartend, auf und ab. Als Niemand kam, eilt(2) er ruhig wieder nach Haus, ihm war plötzlich eingefallen, daß er das Exerzieren erst für den nächsten Tag befohlen hatte! Natürlich erfuhr er noch an demselben Mittag, als das Regiment mit klingendem Spiel bei seiner Junggesellenwohnung vorbeimarschierte, den wahren Sachverhalt(3), und damit ähnliche Mißverständnisse nicht wieder vorkämen, befahl er seinem Adjutanten ein- für allemal, ihn des Morgens abzuholen. War er erst vor der Front, hatte er erst den Säbel gezogen, so nahm er sich zusammen, dann machte er keine Thorheiten.
Zum vierten Male nahte für den Herrn Oberst der Tag, an dem er sein Regiment vorstellen sollte, — bisher war dies nur ein Kinderspiel gewesen, jetzt aber mußte er zeigen, was er konnte, denn von dem Ausfall dieser Besichtigung war es abhängig, ob er fortan als Oberst a.D., oder als General weiterleben würde: er stand jetzt unmittelbar vor der Beförderung.
Die Tage des Regiments-Exerzierens gingen in angestrengter Thätigkeit dahin, der Kommandeur schonte weder seine Leute, noch sich selbst, er verlangte viel, sehr viel, aber als am Vorabend der Besichtigung der kommandirende General, der Divisions-Kommandeur und der die Brigade befehligende General in seiner Garnison eintrafen, ließ ihn dieser hohe Besuch, der ihn sonst immer in eine gewisse Aufregung versetzt hatte, ganz kalt; er war seiner Sache und seines Erfolges bombensicher.
Der Herr Oberst ging mit dem seligen Gefühl zu Bett, daß der morgige Tag ihm nichts Böses bringen könnte, er zog sich die Decke über die Ohren und träumte so süß, so unnennbar süß, tausend Mal süßer als Saccharin.
* * *
„Herr Oberst, Herr Oberst.”
„Nun, was giebts's?” Schlaftrunken rieb er sich die Augen, er wußte im ersten Augenblick gar nicht, wo er war.
„Herr Oberst, ich glaube, wir haben die Zeit verschlafen.”
Mit einem gewaltigen Satz war der Kommandeur aus dem Bett, mit einem zweiten Satz in den Unterbeinkleidern und in den Strümpfen.
„Mensch, ich morde Dich, wie viel ist die Uhr?”
„Kurz nach sechs, Herr Oberst.”
Das ging ja noch, ihm fiel ein Doppelzentner vom Herzen, aber als er vorsichtshalber selber nach der Uhr sah, war es gleich halb sieben — das nennt solch' Lümmel nun kurz nach sechs — und um sieben sollte das Regiment stehen, um sieben Uhr kamen die Excellenzen.
Aber noch war Polen nicht verloren, in fünf Minuten konnte er sich anziehen, in einer Viertelstunde, wenn er Karriere ritt, konnte er den Exerzierplatz erreichen.
„Sind die Pferde gesattelt?”
„Nein, Herr Oberst, gefressen haben sie auch noch nicht.”
„Sieben Tage Arrest,” donnerte der Oberst, „jetzt aber in den Stall, Galopp, in fünf Minuten reiten wir, das Weitere findet sich. Wie ist das Wetter?”
„Es gießt, Herr Oberst.”
Vor dem Regen hatte der Kommandeur wegen seines Rheumatismus eine gewaltige Hochachtung, so befahl er denn: „Gieb mir schnell ein Paar dicke, wollene Strümpfe, damit ich keine nassen Füße bekomme, und dann fort mit Dir.”
Der Bursche verschwand, und in wahnsinniger Hast kleidete sich der Kommandeur an: Reithosen, Waffenrock, Schärpe, Helm, Alles lag Gott sei Dank schon parat.
Nun war er fix und fertig, aber als er sich die Morgenschuhe auszog, merkte er, daß er noch keine Stiefel anhatte.
Wo waren sie nur? Aha, richtig, da standen sie, über die Fußspitzen sogar fein ausgerichtet, und in den Strippen des rechten Stiefels steckten die Stiefelhaken, ohne die kein Sterblicher in ein Paar Lackstiefel hineinkommt.
Mit einem energischen Ruck zog er den rechten Stiefel an und nun den linken, der Fuß glitt durch den Schaft, dann an der Hacke vorbei — aber weiter ging's dann nicht mehr.
Er zog und zog, die Finger schmerzten, die Augen traten aus ihren Höhlungen, dunkelroth färbte sich das Gesicht — der Fuß saß fest.
Er zog noch einmal mit ganzer Kraft, da platzte die Rückennaht seines Rockes.
Und um sieben Uhr sollte das Regiment stehen.
„Peter, Pe—e—e—e—ter.”
Aber der hörte nicht, der konnte ja auch nicht hören, er war im Stall und sattelte die Pferde.
In kühnem Bogen flog die Schärpe auf das Bett, der Waffenrock flog hinterher, ein neuer Rock wurde aus dem Schrank genommen, und schon wollte der Herr Oberst ihn anziehen, als ihm zur rechten Zeit einfiel, es wäre besser, sich erst mit dem Stiefel zu einigen.
Er feuchtete sich die Hände an, holte noch einmal tief Athem, beugte sich dann ganz weit vorn über und zog, daß ihn beinahe der Schlag rührte.
Wahrhaftig der Fuß rutschte.
„Nun noch einmal — nun noch einmal” — wieder rutschte der Fuß — „und nun zum dritten Mal.”
Aber weiter ging's nicht mehr.
Selbst ein Flaschenzug hätte nicht energischer ziehen können, als es die Hände des Herrn Obersten thaten.
Vernichtet sank er auf den Bettrand: „Ich kann nicht mehr.”
Gleich sprang er in die Höh: „Aber ich muß und wenn ich sterbe — ich muß.”
Da riß der rechte Strippen und der Herr Oberst flog gegen die Wand.
„Peter — Peter — Pe—e—e—e—e—ter.”
Aus dem geöffneten Fenster hatte sich der Herr Oberst hinausgelehnt und rief, — nein, brüllte — mit der ganzen Kraft seiner Stimme.
„Herr Oberst?”
„Heraufkommen — sofort — Pferde anbinden.”
Eine Minute später stand Peter in der Stube. —
„Peter, was ist mit den Stiefeln los?”
„Nichts, Herr Oberst.”
„Ich kann nicht hinein, ich kann nicht hinein, die Stiefel müssen naß sein.”
„Nein, Herr Oberst, sie sind ganz trocken, der Herr Oberst haben sie ja ein halbes Jahr nicht getragen, und Talkum habe ich gestern noch hineingestreut.”
„Dann muß etwas in dem Stiefel drinnen sein — zieh' ihn aus.”
Der Herr Oberst setzte sich in Positur, — Peter erfaßte das linke Bein und zog und zog und zog.
Der Fuß saß fest.
Peter zog mit beiden Händen an dem Stiefel, der Herr Oberst hatte beide Hände unter dem linken Knie gefaltet und zog und zog — der eine zog nach vorn, der andere zog nach hinten — Gott sei Dank, der Stiefel war aus.
Peter flog auf den Rücken, der Oberst fiel vom Stuhl.
Schnell sprang Peter in die Höh' und fuhr mit seiner Hand in den Stiefel bis vorne an die Fußspitze, er stellte den Stiefel auf den Kopf und schüttelte und schüttelte.
„An dem Stiefel liegt es nicht — Herr Oberst.”
„Dann nochmal(4), Peter.”
Dieses Mal rutschte der Fuß, da der Herr Oberst nur den linken Stiefelanzieher verwenden konnte, bis zur Hacke, die rechte Hand zog an den Ueberresten einer einst großartigen Strippe.
„Es geht nicht, es geht wahrhaftig nicht.”
„Soll ich einmal ziehen Herr Oberst? — Wenn der Herr Oberst ordnetlich mit der Hacke auf den Fußboden stoßen wollen?”
Das Resultat war ganz dasselbe, es ging nicht. —
„Wir wollen es einmal anders versuche,” sagte Peter.
Von hinten schlang er beide Arme um seines Herrn linkes Bein.
„So kann ich besser ankommen, Herr Oberst, nun man feste stampfen.”
Man hörte, wie im Parterre der Kalk von der Decke fiel, Peter zog sich beinahe die Seele aus dem Leib, endlich stöhnte auch er: „Es geht nicht.”
„Es muß gehen, ich erlasse Dir Deine Strafe, wenn es geht.”
Peter faßte einen großen Gedanken, er nahm aus seiner Tasche ein Stück starken Bindfadens, band dieses in die Ueberreste der rechten Strippe, steckte durch die kunstvoll hergestellte Schleife den rechten Stiefelhaken und zog, daß ihm fast die Adern sprangen.
„Drei Tage Urlaub, Peter, drei Tage, heute Mittag kannst Du reisen — zieh' Peter zieh' — fünf Tage will ich Dir geben — wenn ich ganz hineinkomme, sieben.”
Da fiel es ihm wieder ein, um sieben Uhr sollte sein Regiment stehen, jetzt war es dreiviertel und er hatte noch nicht einmal den linken Stiefel an.
„Stiefel aus, ein anderes Paar her, dann komme ich eben der Vorschrift entgegen, nicht in Lack, gieb die Wichsstiefel her.”
Auch hier dasselbe: der echte Fuß ging „wie geölt”, der linke strikte(5), strikte definitiv.
„Es geht nicht, Herr Oberst, es geht ganz wahrhaftig nicht, und wenn der Herr Oberst mir vier Wochen Urlaub geben, es geht nicht.”
Ohne weiteren Befehl zog Peter den linken Stiefel wieder aus und sagte dann: „Ja, Herr Oberst, ich hab's ja gleich gesagt, an dem Stiefel liegt es nicht, der linke Fuß ist ja ganz angeschwollen, damit können der Herr Oberst nicht weiter, da müssen der Herr Oberst sich krank melden.”
Krank melden? Heute, am Tage der Besichtigung? Unmöglich, was würden die Excellenzen sagen, sie würden meinen, glauben, daß ich Furcht hätte; daß ich mich drücken wollte, sie wüden mir nicht glauben, sie würden sagen: „Aha, gerade heute, wo es sich entscheiden soll, ob er etwas kann, ist er nicht zu sprechen.” Der Oberstlieutenant mußte(6) dann das Regiment vorstellen, das geht ja nicht, der blamirt ja sich und meine schöne Truppe. Was mache ich nur, was mache ich nur?
Da schlug die Uhr in der Wohnstube sieben.
Jetzt erschienen die Excellenzen auf dem Exerzierplatz, er sah im Geiste den Oberstlieutenant den hohen Herren entgegenreiten und den Rapport überbringen, er hörte im Geiste die verwunderte Frage: „Wo ist denn der Herr Oberst?” Er glaubte das geheimnißvolle Flüstern der Vorgesetzten zu vernehmen, er sah ihre erstaunten Gesichter, daß kein Mensch wußte, wo er, der Kommandeur, wäre.
Das ging nicht, irgend Etwas mußte geschehen. Wenn nur sein Adjutant ihn wie gewöhnlich abgeholt hätte, aber der war heute auf seinen ausdrücklichen Befehl früher fortgeritten, um noch mit der Musik den Parademarsch zu üben.
Aber das half nun Alles nichts, irgend Etwas mußte er thun, so schlich er denn an seinen Arbeitstisch und schrieb mit zitternder Hand auf ein Quartblatt:
„Ich melde ganz gehorsamst, daß ich zur heutigen Vorstellung nicht erscheinen kann, da es mir in Folge einer starken Anschwellung meines linken Fußes unmöglich ist, einen Stiefel anzubekommen.”
Dann schrieb er seinen Namen darunter und übergab das Papier, nachdem er es in ein Couvert gethan hatte, seinem Burschen.
„Du setzest Dich sofort auf die „Liese” und reitest im Galopp nach dem Exerzierplatz, übergiebst dieses Couvert an Seine Excellenz den kommandirenden Herrn General und reitest dann zu dem Herrn Oberstabsarzt, ich lasse ihn sofort um seinen Besuch bitten.”
„Zu Befehl, Herr Oberst.”
Peter verschwand, und der Herr Oberst ging in sein Wohnzimmer, setzte sich in einen großen bequemen Lehnstuhl, legte das linke Bein auf einen Rohrstuhl, dessen Sitz mit einem großen, weichen Kissen bedeckt war, und vertiefte sich in die Lektüre eines Buches.
Aber immer kehrten seine Gedanken zum Exerzierplatz zurück, was wurde dort jetzt wohl gemacht? Im Grunde genommen, konnte es ihm ja ganz gleichgültig sein, denn er war ja tödter als todt — krank melden am Besichtigungstage, so was giebt es nicht für einen Soldaten, geschweige denn für einen Vorgesetzten.
* * *
Nach einer Stunde kam Peter zurück, der Herr Oberstabsarzt wäre schon im Lazareth, er käme sofort, wenn er dort fertig wäre und Seine Excellenz, der kommandirende Herr General, ließe dem Herrn Oberst sagen, er würde nachher, so gegen elf Uhr herkommen.
„Natürlich,” stöhnte der Herr Oberst, „ich habe es ja gesagt, sie glauben mir nicht, sie wollen mich kontrolliren. Peter,” rief er laut, „mach' nicht solch dummes Gesicht, gieb mir ein Wischtuch und nimm Dir selbst den Staubwedel, fege aber nicht wieder eine Vase herunter, wir müssen Ordnung machen — Excellenz kommt.”
Und Excellenz kam, wenige Minuten, nachdem der Herr Oberstabsarzt den Kranken, der seinen Fuß gar nicht geschont, sondern den ganzen Vormittag seine Wohnung aufgeräumt hatte, verlassen hatte.
Lange hatte der Herr Oberst überlegt, ob er sich zu Bett legen solle, aber so krank war er ja schließlich nicht, er empfand ja auch keine Schmerzen — so blieb er denn auf, er hielt es für passender, Se. Excellenz im Lehnstuhl als im Bett zu empfangen.
Excellenz kam und war sehr gnädig: „Mein lieber Herr Oberst, ich gratulire Ihnen, ich gratulire Ihnen herzlichst. Ihr Regiment ist tadellos ausgebildet und hat seine Sache vortrefflich gemacht. Ihre Truppe ist die beste im ganzen Armeekorps, ich werde noch heute darüber an Se. Majestät berichten.”
Der Herr Oberst dienerte und dienerte und vergaß in seiner Erregung und Zerstreutheit vollständig, Sr. Excellenz einen Stuhl anzubieten.
„Es hat mir sehr leid gethan, Herr Oberst, daß Sie sich heute Morgen krank melden mußten; ist die Anschwellung denn ganz plötzlich gekommen?”
„Zu Befehl, Euer Excellenz, ich erwachte heute morgen und der Fuß war dick.”
Da lächelte Se. Excellenz sehr gnädig und sagte: „Mein lieber Herr Oberst, wie konnten Sie aber auch beide dicken, wollenen Strümpfe auf den linken Fuß ziehen und zum Ueberfluß noch vergessen, den baumwollenen Strumpf, den Sie trugen, auszuziehen?”
Der Herr Oberst mußte sich an der Stuhllehne festhalten, eine Ohnmacht drohte, der Oberstabsarzt hatte geplaudert, nun war sein Schicksal besiegelt, nun war er ganz todt.
Aber der Oberst irrte sich, er blieb am Leben und wurde sogar Brigade-Kommandeur.
* * *
„Nun, Herr General, wie viel Strümpfe haben Sie heute Morgen angezogen?” fragte ihn im nächsten Jahr scherzend Se. Excellenz bei der Brigade-Besichtigung, ritt aber dann, ohne die Antwort abzuwarten, von dannen.
Und das war gut. denn bei der Frage Sr. Excellenz war es dem Herrn General plötzlich klar geworden, warum ihm heute beständig der linke Fuß fror.
Um ganz sicher zu sein, daß er nicht wieder drei Strümpfe über einander anzöge, hatte er in seiner Zerstreutheit auf den linken Fuß heute überhaupt keinen Strumpf angezogen.
(1) In der Buchfassung heißt es hier: „und ritt dort” (zurück)
(2) In der Buchfassung heißt es hier: „ritt er ruhig” (zurück)
(3) In der Buchfassung heißt es hier: „erfuhr er den wahren Sachverhalt noch an demselben Mittag, als das Regiment mit klingendem Spiel bei seiner Junggesellenwohnung vorbeimarschierte” (zurück)
(4) In der Buchfassung heißt es hier: „Dann noch einmal” (zurück)
(5) In der Buchfassung ist die Schreibweise hier: „streikte” (zurück)
(6) In der Buchfassung heißt es hier: „muß” (zurück)