Eine Werbemaßnahme kann auch eine kritische Reaktion auslösen.
Werbung für das Buch „Weit vom Schuß” von Frhr. v. Schlicht
im „Börsenblatt” (Jhrgg. 1915, Nr. 293, 17.12.1915).
Die Zeitschrift „Der Zwiebelfisch” (VII.Jahrgang, Heft 5, Seite 179) bringt eine Reaktion auf die oben gezeigte Werbung, die kurz darauf auch von einigen anderen Zeitungen — Arbeiterzeitung (Wien) 19.7.1916, „Neue Hamburger Zeitung” 9.8.1916, „Prager Tagblatt” 20.7.1916, „Neues Wiener Journal” 12.8.1916 — übernommen wird:
In diesem Kriege hat eine Unsitte überhand genommen, die man schon früher peinlich empfunden hat. Jedes neue Buch wird unter irgendeinem Vorwande einem unserer populären Heerführer zugesandt. Nur sehr populäre, wie Hindenburg, Mackensen, Dankl sind geeignet. Der ist natürlich höflich und bedankt sich vielmals; schwupp, wird der Brief faksimiliert — meist ist es die Schreibmaschinenschrift des Sekretärs — und in der Anzeige aubgedruckt.
Da hat der „Freiherr von Schlicht” (Graf Baudissin) eins der leider so zahlreichen „lustigen Bücher aus ernster Zeit” verfaßt und, da darin eine „Frau Schnappauf” mit Hindenburg Briefe wechselt, mußte das Buch natürlich an Frau von Hindenburg gesandt werden. Die hat sich denn auch bedankt und höflich mitgeteilt, daß sie an der Schnappaufen „viel Freude” gehabt hat. — Es ist klar, eine Dame kann doch gar nichts anders machen, wenn ihr der Graf Baudissin nun mal das Papier „schenkt” . . . Aber peinlich anzusehen ist es, wie dieser harmlos-liebenswürdige Brief einer gütigen und vornehmen Frau in der Hand der lachenden Empfänger sofort zum Plakat wird. — Das nächste Buch wird ihr dann vielleicht persönlich überreicht werden, und wenn sie dann sagt: „Ach, zu liebenswürdig, lieber Graf, das ist ja ein gar zu amüsantes Buch,” dann wird dieser Ausspruch von Grammophonen aufgenommen und an allen Marktecken kreischt und quäkt es dann: „Gar zu amüsant, sagt Frau von Hindenburg, Frau von Hindenburg sagt gar zu amüsant, gar zu amüsant sagt Frau von Hindenburg, lieber Graf!” . . . Äxepexe!