Vorwort zu „Die Ehestifterin”

Von Freiherr von Schlicht
in: „Die Ehestifterin”


Nicht nur jedes neugeborene Kind, sondern auch die Heldin einer jeden kleinen Geschichte muß einen Namen haben. Deshalb, aber einzig und allein deshalb nannte ich die Frau, die den Mittelpunkt der nachfolgenden humoristischen satirischen Plaudereien bildet — nur deshalb nannte ich die Frau „meine Frau”. Ich hätte die Frau auch ebensogut Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin, Ihre Exzellenz die Frau Geheimrat, die Frau Gräfin, die Frau Baronin, die Frau Regierungsrat, die junge Frau des Herrn Oberleutnant, oder sonst irgendwie nennen können, denn was auf eine Frau zutrifft, paßt auf alle. Die Frauen sind sich alle gleich, ob hoch, ob niedrig, ob arm, ob reich. Die Frauen sind sich alle gleich, verschieden sind sie nur in ihrem Äußeren, aber bis zu einem gewissen Grade gleichen sie sich auch da, denn jede Frau ist nach ihrer felsenfesten Überzeugung die hübscheste.

Und es ist gut für die Frauen, daß ein Gott ihnen diesen Glauben eingab.

Nochmals aber, bevor dieses Buch gelesen wird, sei es dem freundlichen Leser und der schönen Leserin gesagt, nicht meine Frau ist die Heldin der nachstehenden Plaudereien, sondern die Frau.

Weimar, im Kriegsjahr 1915.

Der Verfasser.


zurück zur

Schlicht-Seite
© Karlheinz Everts