Der Türke.

Humoristische Plauderei.
Von Freiherr v. Schlicht.
in: „Das kleine Journal”, Nr. 143 vom 26. Mai 1896,
in: „Abendblatt”, (Chicago, Ill.), vom 09.06.1896 und
in: „Türke und Stachelschwein”


Seit dem Tage, da ich für immer von dem Soxhlet-Apparat Abschied nahm, ist es mein sehnlichster Wunsch gewesen, die Türkei, hauptsächlich Konstantinopel kennen zu lernen. Die Götter aber haben es anders beschlossen, ich muß mich fügen, es ist mein Kismet. Wenn irgend etwas mich zu veranlassen vermag, das Unabänderliche mit Würde zu ertragen, so ist es der Umstand, daß ich, ohne jemals einen Türken gesehen zu haben, dennoch in meinem Leben mehr Türken kennen lernte, als mir lieb war.

Natürlich spreche ich nicht von den zweibeinigen Türken, sondern von jenen, die weder Arme noch Beine noch sonstige Extremitäten haben, von jenen, die überhaupt keine Türken sind, sondern ihren Namen nur einem Umstand verdanken, den ich nicht einmal anzugeben im Stande bin.

Unter einem Türken versteht man beim Militär das sich stets gleichbleibende Gefecht, das sich an jedes Exerzieren, ganz einerlei in welchem Verbande, anschließt.

Zwischen einem Gefecht im Kriege und einem solchen im Frieden ist selbstverständlich ein himmelweiter Unterschied. Ganz abgesehen von der moralischen Wirkung des feindlichen Feuers kommt man mit jedem Schritt, den man vorwärts macht — die preußischen Soldaten sind bekanntlich keine Krebse — in ein neues, unbekanntes Gelände. Bei den Friedensübungen aber bleibt das Gelände stets dasselbe, und da sich die Gefechtsidee natürlich stets dem Gelände anschmiegen muß, so bleibt auch die Gefechtsidee stets dieselbe. Wäre ich Professor der Mathematik, so würde ich schreiben: Quod erat demonstrandum — in Parenthese möge mir hier die Bemerkung erlaubt sein, daß sehr häufig mit dieser großartig klingenden Redensart absolut gar nichts bewiesen ist.

Doch kehren wir von der höheren Mathematik zurück auf den Exerzierplatz, der sich in unermeßlicher Ferne und Ausdehnung vor unseren Augen ausbreitet. Vergebens späht der Blick nach einem Grashalm — an eine Grasnarbe wagt selbst die kühnste Phantasie nicht zu denken. Sand, Sand und nochmals Sand — wenn man diese endlose Wüstenei vor sich sieht, begreift man gar nicht, daß eine Georges Sand sich hat entwickeln können.

Alles vergeht, aber der Sand besteht, obgleich die zahllosen Soldaten, die auf dem Exerzierplatz herumlaufen, täglich mindestens zwei Kilo in ihren langschäftigen Stiefeln mit nach Hause nehmen.

An der rechten Seite des Uebungsplatzes erstreckt sich ein Wald, gerade vor liegt ein Dorf oder ein Gehöft, links führt eine Chaussee oder ein anderer Weg und hinter uns liegt die Stadt, in der unsere Herzen weilen, während die Füße im Sand stecken. Selbstverständlich kann in diesem ländlichen Gemälde eine Verschiebung eintreten, der Wald liegt in der einen Garnison rechts, in der anderen links und dergleichen, und infolge dessen hat auch jede Garnison ihren Spezialtürken, wie in Berlin jeder Mensch seinen Spezialschnaps hat, den er vor dem Schlafengehen bei Erven Lukas Bols zu sich nimmt.

So strenge die hohen Vorgesetzten darauf halten, daß keinem Untergebenen auch nur das Geringste zu Leibe gethan wird, so strenge halten sie darauf, daß der Türke ausgerottet wird mit Stumpf und Stiel. Aber er lebt noch und er wird auch noch leben, wenn die wirklichen Türken vielleicht schon lange untergegangen sind, wenn der Russe in Konstantinopel zu Hause ist und beim Anblick eines Fez, der irgendwo gefunden worden ist, verwundert den Kopf schüttelt und sich vergebens fragt, welches vorsintfluthliche Volk wohl jemals derartige Tabaksbeutel gebraucht habe.

Und warum soll der Türke auf dem Exerzierplatz auch aussterben? Wie jedes Ding auf Erden, hat auch er seine Existenzberechtigung und vor allen Dingen ist er so wundervoll bequem.

Das Bataillon oder das Regiment hat das Schulexerzieren beendet und die Kompagnien in mehreren Treffen auseinandergezogen. Der Kommandeur hat seine Offiziere um sich versammelt und giebt die Gefechtsidee aus:

„Meine Herren, der Wald ist vom Feinde, Stärke desselben zur Zeit noch unbekannt, besetzt. Wir selbst sind die rechte Seitendeckung eines Detachements —” Aber es hört kein Mensch mehr zu, warum auch, der Feind ist im Wald — den Türken kennen sie schon zur Genüge.

Dann beginnt das Gefecht. Schützenlinien werden entwickelt, verstärkt, verlängert, durch Einschiebungen rückwärtiger Abtheilungen weiter vorgetragen und Alles vollzieht sich in schönster Ordnung. Im Schritt und im „Marsch-marsch” gehen die Schützen vor, die Zugführer und die Unteroffiziere voran. Der Befehl zum Halten ist vollständig überflüssig — jeder Mann weiß ganz genau: „Bei dem ersten Sprung geht es bis hierher, bei dem zweiten bis hier.” Natürlich muß auch ein Türke eingeübt und einexerziert werden: neue Offiziere können leicht große Verwirrung hervorrufen.

Ich erinnere mich selbst eines Beispiels aus der Zeit, da ich als Einjähriger diente. Wir hatten einen Offizier zur Kompagnie bekommen, der von einer anderen Garnison zu uns versetzt worden war. Bei der ersten Felddienstübung, die er leitete, stellte er die Posten nach seiner eigenen Ueberzeugung aus — da die von ihm gewählten Plätze nicht mit den gewöhnlichen übereinstimmten, fiel die ganze Uebung jämmerlich ins Wasser. Die Posten wußten sich in dem unbekannten Gelände nicht zu benehmen; die Patrouillen, die ausgeschickt wurden, um den „Feind” zu suchen, standen starr wie Frau Lot, als sie den Unteroffizierposten des Gegners nicht wie sonst unter dem einsamen Lindenbaum fanden und gingen dann in dem Glauben, die Uebung sei bereits beendet, nach Haus — kurz, es war eine „Mordsschweinerei”. Der Lieutenant bekam von dem Hauptmann, der sich auf einem Spazierritt in die Gegend verirrte, „furchtbar einen hineingewürgt” und gab fortan alle reformatorischen Bestrebungen auf.

Und wer kennt nicht das reizende Bild aus den fliegenden Blättern, wo ein des Weges kommender Bauer zu einem Lieutenant, der sich mit seinem Zuge zum Schutz einer Brücke hinter dieselbe gelegt hat, die inhaltsreichen Worte spricht: „Herr Lieutenant, machen Sie nur so schnell wie möglich, daß Sie fortkommen, damit der General Sie nicht findet — sonst giebt es einen Mordskrach — das ist hier immer falsch.”

Das ist der Türke in der siebenten Potenz, um nicht zu sagen im siebenten Himmel.

Wenn die Zeit der Besichtigungen herannaht, sind die Türken natürlich en vogue, ja es kommt dann sogar vor, daß die Türken, die doch gar keinen Harem haben, Kinder bekommen: es werden dann zu den schon bestehenden Gefechtsideen noch einige neue hinzugenommen — aber wenn Allah es will, hilft dies doch nicht vor der seidenen Schnur, mit der schon so mancher Edle „abgemorkst” worden ist.

Irgendwo in irgend einem Theil des lieben Vaterlandes gab es einmal irgend einen Major. Die Zeit des Bataillons­exerzierens neigte sich ihrem Ende zu, aber der Herr Major sah der bevorstehenden Besichtigung ruhig entgegen. Er war das, was man einen guten Exerziermeister nennt, noch einer von der alten Schule, bei der Strammheit und Straffheit die Hauptsache waren. Das Exerzieren klappte famos, die Kerls schmissen die Beine, daß es eine wahre Freude war, und es gab wohl nicht viele Bataillone, bei denen ein besserer Parademarsch gemacht wurde. Aber so tüchtig der Herr Major auch sonst war, er war kein großer Stratege: selbst bei einem ewigen Leben würde er nie ein Moltke geworden sein, das wußte er selbst am allerbesten und machte daraus gar kein Hehl; nicht Jeder kann in allen Sätteln gerecht sein. Auch der Herr Oberst, bei dem der Major brillant angeschrieben war, kannte die Schwäche seines Untergebenen, und wenn er zur Besichtigung kam — das Bataillon war detachirt — gab er dem Herrn Major stets einen so leichten Gefechtsauftrag, daß dieser sicherlich in die Zahl der eingeübten Türken fallen mußte. Und darin war das Repertoire des Herrn Majors sehr groß: vier Türken für den Wald, vier für eine Anhöhe, vier für eine Brücke und vier Rückzugsgefechte — so viel Türken giebt es ja selbst in der Türkei nicht.

So war der Herr Major auch in diser Hinsicht trotz der nahenden Besichtigung sehr ruhig: sein Oberst würde ihm schon nicht das Genick brechen.

Da kam eines schönen Tages auf dem Bataillonsbureau die dienstliche Nachricht an, daß Se. Exzellenz, der kommandirende General des Armeekorps, der Besichtigung perdönlich beizuwohnen gedenken.

Angst, Grausen und Entsetzen machte sich überall bemerkbar, aber am grausigsten war dem Herrn Major zu Muthe. Zum ersten Mal seit vielen Jahren schlief er ein, ohne wie sonst noch im Bett ein Szene im „Hamlet” gelesen zu haben, er fürchtete, daß er zufällig den Auftritt mit den Todtengräbern aufschlagen würde.

Eine schwere Prüfung stand ihm bevor; wenn sie auch nicht aufgeschoben werden konnte, so mußte man wenigstens versuchen, den Examinator zur Milde zu stimmen. Es war bekannt, daß Se. Exzellenz sehr gerne gut aßen und tranken. Darauf baute der Herr Major in der Angst seines Herzens seinen ebenso praktischen wie einfachen Plan. Daß Exzellenz am Nachmittag seines Eintreffens mit dem Offizierkorps zusammen speisen würde, war ja klar, es galt nur noch, die Lieblingsspeisen des hohen Vorgesetzten zu erfahren. Wozu aber giebt es Adjutanten? An die Adresse des Adjutanten ging unter „streng vertraulich” ein Eiltelegramm seitens des Bataillons­adjutanten ab und nach einer Stunde war die erwünschte Antwort da: Hummer und Pelzbowle. Letztere war leicht zu besorgen: Porter und Sekt, die zusammengegossen jene liebliche, aber barbarisch „köpfende&rdquo, Bowle machen, war im Kasino in genügender Menge vorhanden, anders aber verhielt es sich mit dem Hummer. In einer Großstadt ist es selbstverständlich, daß dieser wenigstens in meinen Augen edelste der Krebse, in jedem Geschäft vorräthig ist, aber in einer kleinen Stadt ist der Hummer als Luxusgegenstand höchstens alle Jubeljahre einmal zu haben. Leider war gerade kein Jubeljahr — Hummer aber mußte beschafft werden und so ging denn unter „Eilt sehr” ein Telegramm in die nächste Residenz.

Der Himmel hatte ein Einsehen, die Hummer kamen und Se. Exzellenz kamen auch. Gerne entsprach er der Einladung, im Kasino speisen zu wollen, sein Gesicht aber nahm einen ganz eigenthümlichen Ausdruck an, als der Herr Major ihn mit der liebenswürdigsten Miene von der Welt fragte, ob er auch Pelzbowle trinke. Das „Ja” klang sehr lang und es wurde noch länger, als der Major bei dem Hummer dieselbe Frage an ihn richtete. Der arme Major wußte gar nicht, wie er sich dies erklären sollte, bis ihn nach Tisch der Adjutant darüber aufklärte: aus jeder Garnison war die Anfrage gekommen, was Exzellenz am liebsten esse, und so hatte der hohe Herr seit vierzehn Tagen jeden Mittag Hummer und Pelzbowle über sich ergehen lassen müssen. Dazu kam, daß die Exzellenz Karlsbader Kurgast waren und daß die täglichen schweren Speisen eine Magenindisposition hervorgerufen hätten, die natürlich auch auf die Laune des hohen Herrn nicht ohne Einfluß blieb.

Der Herr Major verbrachte in Angst und Furcht eine schlummerlose Nacht, noch schlechter aber schlief der kommandirende General, und als Se. Exzellenz sich endlich erhoben, war die Stimmung die denkbar schlechteste.

Als der General sich zu Pferde setzte, um nach dem nahen Exerzierplatz zu reiten, stand das Bataillon daselbst bereits in der Paradeaufstellung. Endlich wurden die Reiter sichtbar, die Truppen präsentirten, die Musik spielte den Präsentirmarsch und der Major sprengte auf den Vorgesetzten zu, um diesem den Rapport zu überreichen. Vom rechten Flügel an ritt der General die Front hinunter — Exzellenz war bekannt als schneidiger Reiter, aber heute ritt er sehr, sehr langsam und seine feurigen Augen schienen bis in das Innere eines jeden Soldaten dringen zu wollen. Der arme Major sagte sich: „er will was finden”, und er hatte wohl so unrecht nicht — aber es wurde nichts gefunden. Dann kamen die Bewegungen und der Parademarsch, bei denen Se. Exzellenz ebenfalls einige Worte des Lobes sprachen.

Und nun das Gefecht. Der Major fühlt sich wie neugeboren, als der General den Herrn Obersten bittet, die Gefechtsidee ausgeben zu wollen. Gewichtig werden die Karten hervorgezogen — als wenn man in einem Umkreise von zehn Quadratkilometern nicht jeden Maulwurfshügel kennte, und „die Idee” wird bekannt gemacht.

„Herr Major, nehmen Sie Folgendes an: Ihr Bataillon ist die rechte Seitendeckung eines Regiments, das auf der Straße von Adorf nach Bdorf marschirt. Es kommt dem Regiments­kommandeur hauptsächlich darauf an, in seiner Flanke gegen etwaige Angriffe aus dem Walde dort” — seine(1) Hand zeigte dorthin — „gesichert zu sein. Im Falle, daß Sie auf den Feind stoßen, haben Sie auf eine Unterstützung seitens des Regiments nicht zu rechnen. Sie haben vielmehr ganz selbständig zu handeln.”

Es hätte nicht viel gefehlt, so hätte der Major vor Freude „Hurrah!” gerufen. Den Türken kannte er, der war ja beinahe so alt wie Methusalem's Esel, der, einem allerdings unverbürgten Gerüchte zufolge, falls er nicht gestorben ist, noch leben soll.

Aber seine Freude mühsam bezwingend, antwortete er nur ein „Zu Befehl, Herr Oberst”, dann sprengt er davon und ruft seine vier Häuptlinge herbei. Im Karrière kommen sie angesaust, die Karten werden hervorgeholt und man giebt sich den Anschein, als wenn man auf das Eifrigste mit der Lösung der schwierigen Aufgabe beschäftigt ist.

Dann beginnt das Gefecht. Die Exzellenz hält mit ihrem Stabe in der Mitte des Exerzierplatzes und verfolgt scharfen Blickes die Bewegungen der Schützen. Was er sieht, findet seinen Beifall, und lobend spricht er sich den Herren seiner Begleitung gegenüber aus über das, was sowohl der Major als auch die Mannschaften leisten. Da gewahrt er eine Patrouille, nit deren selbständig gewähltem Beobachtungsposten er sich im Stillen nicht einverstanden erklärt. Er setzt sein Pferd in Galopp und hält eine Minute später neben dem Führer der Patrouille.

„Mein Sohn, glauben Sie, daß Sie hier Ihrer Kompagnie besonders viel nützen? Warum sind Sie gerade hier liegen geblieben?”

„Der Herr Major hat es befohlen, Ew. Exzellenz.”

„Wann — heute?”

„Nein, ein- für allemal, Ew. Exzellenz.”

„Das heißt: doch nur dann, wenn Ihr den Wald angreift?”

„Zu Befehl, Ew. Exzellenz.”

Für eine Sekunde gleitet ein leises Lächeln über das strenge Gesicht, das aber gleich wieder den ernstesten Ausdruck zeigt.

„Es ist gut, mein Sohn, Sie haben richtig gehandelt.”

Er galoppirt mit seiner Suite zurück und befiehlt einem Hornisten: „Blasen Sie „Halt” und „die berittenen Herren Offiziere”.”

„Gott sei Dank, nun ist's vorbei,” denkt ein Jeder freudigen Herzens und der Herr Major reitet so schnell, wie er kann, um das wohlverdiente Lob entgegenzunehmen.

Als die Herren vollzählig um Se. Exzellenz versammelt sind, bewahrt sie noch eine kurze Zeit feierliches Schweigen, um die Spannung zu erhöhen, dann spricht sie:

„Meine Herren, was ich soeben gesehen habe, hat einen durchaus guten Eindruck auf mich gemacht. Die Bewegungen der Leute sind frisch und lebendig, das Bataillon macht einen sehr vortheilhaften Eindruck.”

Die Gestalt des Herrn Major wuchs um mehrere Zoll und kerzengerade saß er auf seinem Pferd.

Nach einer kleinen Pause fährt der Herr General fort: „Meine Herren, ich habe soeben die Entdeckung gemacht, daß dieses Gefecht, das Sie mir da vorführten, ein Türke der allerschlimmsten Sorte ist — ich möchte ihn beinahe „Kümmeltürke” nennen.”

Wieder eine Pause; nicht nur die Kniee des Herrn Major, sondern auch die seines Pferes schlottern vor Angst.

„Meine Herren,” fährt der General fort, „ich möchte nun einmal sehen, wie Sie sich in einem Ihnen weniger bekannten Gelände und in einer anderen Lage benehmen. Wir wollen Folgendes annehmen: Sie, Herr Major, haben mit Ihrem Bataillon unglücklich im Walde gekämpft und sind entschlossen, den Rückzug anzutreten. Verändern wir das Gelände ein wenig. Die Straße hier zu Ihrer Linken ist eine Sumpfwiese, hier rechts, dreihundert Meter vor Ihnen, befindet sich ein Defilee, gebildet durch eine Waldparzelle und einen etwa dreihundert Meter langen und fünfzig Meter breiten See, der für alle Truppen unpassirbar ist. Auf jener Höhe dort halbrechts ist feindliche Artillerie aufgefahren, die Sie scharf beschießt. In Ihrem Rücken, hundert Meter vor dem Ausgang des Exerzierplatzes, liegt eine Höhe, hinter der Sie mit Ihrem Bataillon Deckung finden werden. Sie haben mich doch verstanden, Herr Major?”

„Zu Befehl, Ew. Exzellenz.”

„Nun, dann geben Sie, bitte, Ihre Befehle aus.”

Einem Menschen, der geköpft worden ist, ist viel wohler zu Muth, als es dem Herrn Major war: in seinem armen Gehirn sah es aus wie in einer Arche Noah, Alles lag bunt durcheinander.

„Nun, darf ich bitten, Herr Major?”

„Zu Befehl, Ew. Exzellenz. Die Herren Hauptleute! Aus dem Munde Sr. Exzellenz haben Sie selbst gehört, um was es sich handelt. Meine Herren, führen Sie Ihre Kompagnien möglichst geschickt nach jener uns von Sr. Exzellenz beschriebenen Höhe zurück; ich werde inzwischen dort eine Vertheidigungsstellung aussuchen.”

Und seinem Gaul die Sporen in die Seiten stoßend, jagte er davon, ehe sich der General von seinem Erstaunen erholt hatte.

Weinge Minuten später war die Besichtigung beendet und wieder wenige Minuten später fand der Herr Major, daß seine Gesundheit durch die lange Dienstzeit derartig angegriffen wäre, daß es die höchste Zeit sei, sich in das Privatleben zurückzuziehen.

Wenn ich richtig unterrichtet bin, wohnt der Herr Major jetzt in der Türkei — bei seiner Vorliebe für den Türken kann diese Wahl seines Wohnortes ja nicht Wunder nehmen.


Fußnote:

(1) In der Buchfassung: „und seine Hand zeigte dorthin”. (zurück)


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