Vorwort

zu dem Roman „Der Schrecken des Regiments”
Verfaßt: Weimar, im Monat November 1909


Herrn



Adolf Sliwinski





Berlin.

Mein sehr verehrter
      und lieber Herr Adolf!

Länger als ein Jahr ist es schon wieder her, daß wir, Sie und meine Frau, Leo Fall und ich in Hamburg in Schümanns Keller zusammen saßen und Austern und Kaviar, nein, Austern mit Kaviar aßen. Wir sprachen von unerer bevorstehenden Reise nach Monte Carlo, und da rieten Sie uns, nicht in Monte selbst Wohnung zu nehmen, sondern in dessen nächster Nähe, in Cap d'Ail im Eden-Hotel. In glühenden Farben schilderten Sie uns, wie schön es dort wäre, und da ich seit vielen Jahren weiß, daß Sie, lieber Adolf, ,in jeder Hinsicht einen sehr guten Geschmack haben, befolgten wir Ihren Rat. Wir haben es nicht bereut, und dort unten in Cap d'Ail ist mir, während ich das Leben und Treiben in Monte Carlo beobachtete, der Gedanke zu dem vorliegenden Roman gekommen. Aber man kann kein Buch über Monte Carlo schreiben, wenn man nicht selbst spielt, und ich kann im Gegensatz zu Ihnen nicht einmal pokern. Sie verstehen sogar Rouge et Noir und das Roulettespiel. Sie gaben mir ausführlich Auskunft auf alle meine Fragen, und so sind Sie eigentlich mein Mitarbeiter an diesem Buch geworden.

Da muß ich es Ihnen doch widmen, aber ich tue es auch noch aus einem anderen Grunde. Im Trompeter von Säkkingen sagt Scheffel an einer Stelle: „Nicht mit Worten dankt ein Freiherr.” Und ich habe Ihnen viel zu danken, lieber Adolf — — eine seit sieben Jahren durch nichts getrübte Freundschaft!

Und damit: Grüß Gott, lieber Freund!

Stets Ihr aufrichtig ergebener

Freiherr von Schlicht
  (Wolf Graf von Baudissin).

Weimar, im Monat November 1909.


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© Karlheinz Everts