„Bohemia” vom 3.Jan. 1909:
„Concordia”-Vorlesung Frh. v. Schlicht. Da Fritz v. Ostini, der als nächster Gast am Vorlesungstische der „Concordia” erscheinen sollte, plötzlich abgesagt hat, mußte das ursprünglich festgesetzte Programm des Zyklus eine Abänderung erfahren. Es wird nun am kommenden Sonntag, 10.d., Frh. v. Schlicht (Graf Baudissin) lesen, der in den letzten Jahren als Romanzier und Bühnendichter bedeutende Erfolge davongetragen hat, in erster Linie mit seinem Roman „Erstklassige Menschen” und dem auch an unseren Bühnen sehr beifällig aufgenommenen Lustspiele „Im bunten Rock”. Für seine Prager Vorlesung hat Freih. v. Schlicht eine Reihe seiner prächtigen Militärhumoresken in Aussicht genommen. Der Kartenvorverkauf für diese Vorlesung, die zweifelsohne ein außergewöhnlich zahlreiches Auditorium finden wird, beginnt morgen Montag in der Hofbuchhandlung Neugebauer(Graben); die Kartenausgabe erfolgt bis Samstag täglich von 9 Uhr vormittag bis 1 Uhr mittag und von 5 Uhr nachmittag bis halb 8 Uhr abends. Preise der Plätze: Res. Sitz 3 Kr., Saalkarte 2 Kr., rückw. Stehplatz oder Galerie 1 Kr.
„Bohemia” vom 8.Jan. 1909:
„Concordia”-Vorlesung Frh. v. Schlicht. Wie schon mitgeteilt, wird die „Concordia” anläßlich ihres nächsten, Sonntag, den 10.d.M. stattfindenden Vortrages Frh. v. Schlicht (Grafen Baudissin) als Gast begrüßen, der sich als Romanzier („Erstklassige Menschen”), Lustspieldichter („Im bunten Rock”) und als Humorist einen hervorragenden Namen geschaffen hat. Frh. v. Schlicht wird folgende zum größten Teile noch ungedruckte Humoresken bzw. Satiren lesen: „Verrückt” — „Gedanke Sr. Hoheit” — „Die Staubwolke” — „Meiers Nase” — „Meiers Hose” und „Raps”. Der Kartenvorverkauf, der sich diesmal besonders rege gestaltet, findet in der Hofbuchhandlung Neugebauer(Graben, von 9 Uhr vorm. bis 12 nachm. und von 5 Uhr nachm. bis halb 8 Uhr abends) statt.
„Bohemia” vom 9.Jan. 1909:
„Concordia”-Vorlesung Frh. v. Schlicht. Frh. v. Schlicht (Graf Baudissin), der Autor des Romans „Erstklassige Menschen” und des auch in Prag gegebenen erfolgreichen Lustspiels „Im bunten Rock” wird kommenden Sonntag, den 10. d., als Gast der „Concordia” eine Reihe seiner köstlichen Humoresken und Satiren lesen u. zw.: „Verrückt” — „Gedanke Sr. Hoheit” — „Die Staubwolke” — „Meiers Nase” — „Meiers Hose” und „Raps”. Der Kartenvorverkauf in der Hofbuchhandlung Neugebauer (Graben) wird heute um 6 Uhr abends geschlossen; da der Vortrag einen außergewöhnlich zahlreichen Besuch finden dürfte, ist es angezeigt, die Eintrittskarten noch im Laufe des heutigen Tages zu lösen.
„Bohemia” vom 10.Jan. 1909:
„Concordia”-Vorlesung Frh. v. Schlicht. Heute um 5 Uhr nachmittag findet im Spiegelsaale des Deutschen Kasinos der dritte „Concordia”-Vortrag statt, bei welchem der bekannte Romanzier und Lustspieldichter Frh. v. Schlicht (Graf Baudissin) zum erstenmale an einem Prager Vorlesetische erscheint. Das Auditorium wird hiebei Gelegenheit haben, Frh. v. Schlicht als Interpreten einiger seiner köstlichen Humoresken und Satiren kennen zu lernen; er wird u.a. lesen: „Die Staubwolke” — „Gedanke Sr. Hoheit” — „Meiers Nase” — „Meiers Hose” — „Raps”; als Zugabe bringt Frh. v. Schlicht — wie szt. Roda Roda einige heitere Anekdoten. — Die Kartenausgabe für den Vortrag, der ein außergewöhnlich zahlreiches Publikum finden dürfte, findet von 4 Uhr nachm. an im Vorsaal zum Spiegelsaal statt; Preise der Plätze: Res. Sitz 3 Kr., Saalkarte 2 Kr., rückw. Stehplatz oder Galerie 1.Kr.
„Bohemia” vom 12.Jan. 1909:
Dritter Concordia-Vortrag.
(Freiherr von Schlicht: Eigene Humoresken)
Freiherr von Schlicht ist Sonntag zum erstenmal vor dem Prager Publikum erschienen, das ihn zu einem Teil wohl nur vom „Bunten Rock” her kannte und sich darum einen aufgelegten „Veilchenfresser” unter ihm vorstellte. Einen Militärhumoristen älterer Observanz, einen Leutnants- und Einjährigenhumoristen für Meggendorfer. Freiherr von Schlicht ist dieser Schätzung gestern entgegengetreten, indem er ein Programm gab, das sein Bestes zum Vorschein brachte. die kleine militärische Satire.
Es sind die Gedankengänge und Formen, mit denen der ehemalige Offizier Graf Baudissin vor etwa zehn Jahren sich die Aufmerksamkeit des lesenden Publikums erwarb. Stets sind es kurze Skizzen, lakonisch, barsch, ganz im Ton des Milieus gehalten. Und stets liegen die mechanische Weisheit der Vorgesetzten und das unterdrückte Widerspruchsgelüst der Untergebenen im Kampfe. Stets behalten die Vorgesetzten recht, und die Untergebenen sind die Opfer. In „Verrückt” der Leutnant von Platen, der sich aus Freude auf die Gefechtsübung betrunken hat und den Dienst verschläft, worauf der Kommandeur schwankt, ob der Offizier trotz Eifers Pech gehabt oder jene Freude simuliert habe, und der Gerechtigkeit halber sich für Simulation und Arreststrafe entscheidet.
In „Raps” wächst sich der Streit der Vorgesetzten, ob ein Feld Raps oder Lupinen trägt, ob es von einer manövrierenden Kompagnie betreten werden darf oder nicht, zu der verzwicktesten Disputation aus, deren Zeche natürlich der Kompagnieführer bestreitet. In „Meiers Nase” muß das Riechorgan eines Rekruten, das die Front stört, daran glauben; es wird mit Bosheit für schief erklärt, aber es ist gerade, nur die Knopfreihe, die unmittelbar darunter sein soll, ist schief aufgenäht. In „Meiers Hose” endlich siegt die Tücke des Objekts, eine vor höchsten Vorgesetzten herunterrutschende Soldatenhose, über alle militärische Satzung.
Freiherr von Schlicht las noch zwei Satiren auf die Fürstlichkeit: den „Gedanken Sr. Hoheit”, die witzige Persiflage eines nichtsahnenden prinzlichen Militärinspekteurs, und den etwas gröber erzählten „Reiseprinzen”, der sich das offizielle Reisen gefallen läßt, weil er mit weiblichen „Dienern” versorgt wird.
Freiherr von Schlicht trug bärbeißig, trocken, listig vor, mit Resten soldatischen Jargons, und gewann schnell und sicher seine Hörer.
W.
„Prager Abendblatt vom 11.Jan. 1909:
Concordia”-Vorlesung Freiherr von Schlicht. Als Gast der „Concordia” hat gestern in dem Vortragszyklus der Autor des erfolgreichen Lustspiels „Im bunten Rock” und zahlreicher bekannter Militärromane Freiherr von Schlicht (Graf Baudissin) zum ersten Male in Prag gelesen. Wie vorweg konstatiert sei, mit einem sehr starken Erfolge. Freiherr von Schlicht brachte eine Reihe seiner Humoresken und Satiren, durch die er sich bereits seit Jahren einen Namen von gutem Klang geschaffen hat und mit denen er auch bei seinem gestrigen ungemein zahlreichen Auditorium herzliche Heiterkeit auslöste. Umsomehr, als er über einen ungemein routinierten Vortrag verfügt und alle die reiche Pointen seiner prächtigen Arbeiten in einer liebenswürdig natürlichen, wirkungsvollen Art zu bringen weiß. Das Publikum hat sich denn auch bei „Meiers Hose”, „Raps”, „Gedanke Sr. Hoheit”, „Verrückt”, „Die Staubwolke”, „Meiers Nase” und den wirklich heiteren Anekdoten köstlich amüsiert und dem Gaste durch einen sehr reichen ehrlichen Beifall gedankt.
„Prager Tagblatt vom 12.Jan. 1909:
Vorträge.
„Concordia”-Vortrag III. Den Freiherrn von Schlicht (Wolf Graf Baudissin) kennt das deutsche Lesepublikum seit Jahren als den Vertreter des gemütlich-bissigen Militärhumors, der sich so angenehm in Skizzen und kleinen Erzählungen abziehen läßt. Vor ein paar Jahren, damals etwa, als Beyerleins „Jena oder Sedan” und „Zapfenstreich” herauskamen, schien es, als ob die bittere Tragik, mit der diese Werke das Soldatenleben umhüllten, für eine Zeitlang die Freude an der humoristischen Behandlung desselben Stoffkreises vernichten würde. Die Geschichtchen, in denen mit ungetrübter Behaglichkeit von den komischen Seiten des Soldatendaseins erzählt wird, hat man denn auch längst schon gründlich satt bekommen. Aber auch das Interesse, welches man eine Zeitlang den mit deutlicher antimilitaristischer Tendenz arbeitenden Werken entgegenbrachte, scheint, aus welchen Gründen auch immer, nur vorübergehend gewesen zu sein. So ist man denn mit seiner Vorliebe jetzt in den Regionen des Militärhumors gelandet, der weder devot noch beißend ist, viel Satirisches enthält, aber doch nicht nur Satire ist. Ein Hauptvertreter dieser Art ist Frhr. v. Schlicht, den man gestern in der „Concordia” auch persönlich kennen lernte. Die gewaltige Anzahl von Werken, die er publiziert hat, sind, abgesehen von einigen, die sich großen gesellschaftlichen Problemen zuwenden, solche bald hellere, bald dunklere Ausschnitte aus dem Kasernenleben. Er versteht es meisterlich, mit scharfem Blick die Schwächen und Borniertheiten der Vorgesetzten zu erspähen, sie in lächerlichen Situationen zu ertappen, ihre Gedanken und viel lieber noch ihre Gedankenlosigkeiten dem wohlwollenden Spotte preiszugeben. Eine sonderlich raffinierte Kunst des Erzählens eignet ihm nicht; er wirkt in der Hauptsache durch das Stoffliche und dadurch, daß er sich seiner Personen und Charaktere mit einer Art von grimmiger Jovialität und herzhafter Ironie bemächtigt. So in der Erzählung, in welcher einem erlauchten Kommandeur auf den Grund seiner nicht eben allzu tiefen Seele geleuchtet wird; oder in der Humoreske, in welcher die Qualen eines mit mangelhaft befestigter Hose paradierenden Soldaten geschildert werden. Weitausgreifend und längere Strecken der Erzählung überstrahlend ist Schlichts Humor nicht; er hält sich ans Tatsächliche, leuchtet nur in Episoden hinein und beschäftigt sich mit den Details. Darum brechen auch manche Skizzen, in denen der Verfasser mit seinen gewohnten und geliebten Requisiten nicht arbeiten kann, unvermittelt dort ab, wo man eben erst den Anfang des Hauptstücks vermutet. Im ganzen war Schlichts Vortrag eine sehr unterhaltende Conférence; der Dichter, dessen Organ etwas undeutlich und nicht ganz leicht verständlich ist, holte mit behäbigem Humor die Pointen aus den Erzählungen heraus und präsentierte sie mit Behagen dem Publikum, wofür sich dann dieses auch durch lauten Applaus dankbar zeigte.
„Montags-Revue aus Böhmen” vom 11.Jan. 1909
Concordia-Zyklus.
Der Freiherr von Schlicht, den man aus dem %bdquo;Simplizissimus” und den vielen lustigen Büchern liebgewonnen hat, die er seit seinem, bald zwei Jahrzehnte zurückliegenden Debut veröffentlichte, las gestern im Spiegelsaale einige seiner flotten Militärhistorien. Er tat es mit viel Temperament und Laune, in einem sehr liebenswürdigen, wenn ach nicht ganz leicht verständlichen, ostelbisch gefärbten Kommandoton, und so war man gar nicht weiter bös darüber, daß die Geschichtchen, die er brachte, kaum mehr als novellistisch verkleidete Anekdoten waren. Jede einzelne Piece wurde vielmehr dankbar belacht und beklatscht und das Publikum schien sehr erfreut darüber, einen so massiv und garantiert echten Grafen um sein Amüsement sich bemüht zu sehen.