Eine Nachtübung.

Humoreske von Freiherr von Schlicht.
in: „Hamburger Fremdenblatt” vom 2.Apr. 1901 und
in: „Der nervöse Leutnant”.


Es war elf Uhr abends. Der letzte der Gäste war soeben gegangen, und der Gastgeber, Hauptmann von Bendheim, saß nur mit seiner Frau in seinem Zimmer, rauchte eine sehr gute Cigarre und trank noch ein Glas des schönen Pilsener Bieres. Natürlich drehte sich das Gespräch um die Gesellschaft: Beide waren sich darüber einig, daß es trotz aller Mühe, die sie sich gegeben hatten, eigentlich recht herzlich langweilig gewesen war. Zuerst hatte es den Anschein gehabt, als ob die Gäste sich amüsiren und mit dem Bewußtsein nach Hause gehen würden, eine wirkliche Gesellschaft und keinen berüchtigten Pecco mitgemacht zu haben, zuerst war wirklich so etwas von Stimmung dagewesen, aber auch nur zuerst. Mit einem Mal war ein Umschwung gekommen. Hervorgerufen durch ein Telegramm, das vom(1) Herrn Oberst überbracht wurde.

Der hatte es gelesen und dann schweigend seinem Adjutanten überreicht. Was das Telegramm enthielt, wurde nicht verrathen, aber das Gesicht, das der Adjutant beim Lesen der Depesche „aufsteckte”, bewies Allen, daß entweder ein Unglück passirt sei, oder daß eins bevorstände.

Die Stimmung war dahin, und sie kam nicht wieder, obgleich der Hausherr fleißig Sect einschänken ließ, fleißiger sogar, als er sich ursprünglich vorgenommen hatte.

Früher als sonst brach der Herr Oberst auf und die Anderen waren seinem Beispiel gefolgt.

„Weißt Du,” sagte der Hausherr zu seiner Gattin, „eigentlich bin ich ganz froh darüber, daß die Geister(2) fort sind. Das Schönste für mich auf der Welt ist, nach der Gesellschaft nicht gleich zu Bett zu gehen, sondern noch eine Siesta zu halten, daß man dies nur am Nachmittag kann und daß diese unbedingt darin bestehen muß, daß man schläft, ist ein weit verbreiteter Irrthum.”

Er streckte und dehnte sich in seinem bequemen Lehnsessel und sah dem Dampf seiner Cigarre nach: „Die Zeit nach dem Abendessen bis zum Schlafengehen ist doch die schönste,” sagte er, „aber wissen möchte ich doch, was in dem Telegramm gestanden hat. Hoffentlich enthält es für uns keine Ueberraschung, die sind selten freudiger Art.”

Und gleichsam zur Bestätigung dieser Worte erklang in diesem Augenblick unter den nach der Straße hinausgehenden Fenstern(3) ein Signal.

„Neun?(4)

Der Hauptmann hatte sich aus seiner halbliegenden Stellung emporgerichtet und sah mit starren Augen vor sich hin.

Das Signal dauerte fort.

Mit einem Male verfärbte sich der Hauptmann, für eine Secunde wurde er ganz blaß und saß, als hätte ihn der Schlag getroffen, dann aber sprang er in die Höh': „Das ist Alarm — da hilft mir kein Gott — Alarm zu dieser Stunde!” Er riß das Fenster auf und rief dem Hornisten zu: „Schon gut — ich komme.” Dann wandte er sich in das Zimmer zurück: „Alarm — und dabei habe ich eben behauptet, die Zeit nach dem Abendessen bis zum Schlafengehen sei die schönste — Erbauung(5) — wo sind meine hohen Stiefel und wo ist mein Pferd? Wo ist meine Bauchbinde? Wo ist der Bursche? Alarm, Alarm, ach, und ich hatte mich so auf mein Bett gefreut und um ausschlafen zu können, hatte ich mir für morgen früh den schönsten Dienst angesetzt, den es überhaupt gibt — nämlich gar keinen. Wo ist mein Pferd, mein Pferd, es muß gleich gesattelt werden.”

Der Schrecken war ihm in die Glieder, vor allen Dingen aber auch in den Têten–Kopf gefahren, obgleich der ihm noch auf den Schultern saß, hatte er ihn vollständig verloren. Er lief im Zimmer hin und her, bis der Bursche schließlich kam, um ihm bei dem Umkleiden zu helfen und dann den Gefechtsesel zu satteln.

Eine Viertelstunde später ritt der Herr Hauptmann, so schnell die mangelhafte Beleuchtung auf den Straßen es erlaubte, zur Caserne. Dort herrschte bereits reges Leben und Treiben; mit Rücksicht auf die kalte Temperatur in die Mäntel gehüllt, kamen die Leute in langen Zügen und langen Reihen lautlos aus der Kaserne heraus, um auf dem großen Platz, der sich vor derselben befand, gleich rangirt zu werden. Der Casernenwärter hatte einige Fackeln, die er fand, an der Mauer befestigt und angezündet, so daß die ganze Sache beinahe einen unheimlichen, etwas gespensterhaften Eindruck machte.

Nach und nach stellten sich auch die Herren Officiere ein; sie befanden sich gerade nicht Alle in der denkbar besten Laune. Einige hatten schon im Bett gelegen und waren gerade warm geworden, als das Signal ertönte, sie hatten gestöhnt, aber es hatte ihnen nichts genützt, sie mußten heraus aus den weichen Kissen und meldeten sich nun ganz gehorsamst bei dem Commandeur zur Stelle.

Der hielt neben seinem Adjutanten hoch zu Roß und meldete(6) darauf, daß das Regiment vollzählig sei, seine Stimmung war auch nicht die allerrosigste. Seit dem letzten Feldzuge litt er an Rheumatismus und er sah es mit tödtlicher Sicherheit voraus, daß er sich schauderhaft erkälten und wenigstens drei Tage, wenn auch nicht gerade auf der Nase, so doch ganz gewiß auf dem Rücken im Bett liegen würde. Aber was half's? Excellenz hatte telegraphisch einen Alarm und im Anschluß daran eine Nachtübung befohlen, und die Befehle der Vorgesetzten sind dazu da, um ausgeführt zu werden.

Als letzte kam die Regimentsmusik, der paßte es am allerwenigsten, daß sie mobil gemacht worden war, und der Herr Capellmeister sah garnicht ein, warum er mitspielen solle, spielen konnte er zu dieser Tagesstunde ja doch nicht.

Im Stillen hoffte er, daß er mit seinen Leuten zurückbleiben könne, falls es zu einem Ausmarsch käme, er wagte es sogar, den Herrn Oberst direct darum zu bitten unter dem Vorwand, daß die Klangsicherheit der Instrumente durch den Nachtfrost leiden würde. Aber zu spät sah er mit Trauer und Betrübniß ein, daß er bei dem Commandeur noch weniger als gar keine Gegenliebe fand. Der hörte ihn ruhig an, dann sagte er mit lauter Stimme: „Die Regimentsmusik an die Tête — Reihenfolge der Bataillone II, I, III, Antreten auf dem großen Exercierplatz.”

Erbarmung, Das(7) war beinahe sechs Kilometer entfernt.

„Gute Nacht, Erna,” stöhnte gar Mancher(8), dann trat die Colonne an, und fast Alle warfen den Casernenmauern einen fast zärtlichen Blick zu und dachten: „Wer weiß, wann ich Dich wiederseh'.”

Soviel wußten Alle: vorläufig würde Das nicht der Fall sein.

Unmittelbar hinter der Musik ritt der Herr Oberst mit seinem Adjutanten, dann kam der Commandeur des zweiten Bataillons mit seinem Adjutanten und dann kam der Hauptmann von Bendheim als Chef der vordersten, der fünften Compagnie.

Dem guten Hauptmann war es garnicht recht, daß gerade er der Vorderste war, er besaß in dieser Hinsicht gar keinen Ehrgeiz, des beste Posten war nach seiner Ansicht möglichst weit vom Schuß. Und wenn es überhaupt zum Gefecht kam, mußte er heute mit seinen Leute zuerst schießen, und daran lag ihm gar nichts — im Gegentheil, eigentlich sogar noch weniger.

Durch die Straßen der Stadt ging es im strammen Schritt, daß die Erde zitterte und mancher der friedlichen Bürger, die aus ihrem Schlummer geweckt wurden, an ein Erdbeben dachte; sobald aber die Chaussee erreicht war, wurde „abgeschlagen” und ohne Tritt marschirt.

Der Herr Oberst zündete sich eine Cigarre an und da nicht nur die Officiere und Unterofficiere, sondern auch die Mannschaften diesem Beispiel folgten, hüllte bald eine dichte Tabakswolke das Regiment ein.

Der Commandeur rief den Hauptmann von Bendheim zu sich heran: „Das haben Sie auch wohl nicht gedacht, Herr Hauptmann, daß Ihre Gesellschaft diesen Abschluß finden würde — letzter Gang der reichhaltigen Speisekarte lautet: ein Gang ins Freie. Mal etwas Anderes, nicht? Warum soll man immer mit den Cigarren und dem Cognac aufhören, dies Gericht ist viel gesünder, wenn vielleicht auch nicht so schmackhaft. Ich hätte den Herren ja gerne gesagt, was das Telegramm enthielt, aber Das durfte ich ja nicht. Na, so weit wären wir ja, und wir werden wohl auch noch weiter wieder(9) nach Haus kommen. Wir wollen uns nicht länger draußen aufhalten, als es eine sachgemäße Durchführung des Gefechtes erfordert. Da Sie nun doch einmal mit Ihrer Compagnie voran sind, werden Sie den Feind markiren. Ich werde halten lassen, Ihnen einen Vorsprung von einer halben Stunde geben und Ihnen dann folgen. Sie selbst marschiren mit Ihrer Compagnie und sämmtlichen rothen Flaggen, die beim Regiment mitgeführt werden, nach dem Wall, der sich am Nordrand des Exercierplatzes befindet. Sie besetzen denselben und zwar so, daß Sie Ihren rechten Flügel anlehnen. Ihren linken Flügel schützen Sie durch eine starke Flankenstellung, jede Flagge bedeutet eine Compagnie. So, und nun los.”

„Das hat mir gerade noch gefehlt,” dachte der Hauptmann, „aber das Klagen ist überflüssig. Wie sagte der Oberst doch: So, und nun los. Denn(10) nur Muth, die Sache wird schon schief gehen.”

Die übrigen Compagnien des Regiments erhielten den Befehl zum Halten, und Hauptmann von Bendheim marschirte mit seinen Leuten in die Welt. Früher als er geglaubt hatte, schon nach einer kleinen halben Stunde erreichte er den Wall, er besetzte denselben, wie es ihm befohlen war, und wartete dann des Angriffs, der da kommen sollte.

Aber vorläufig kam keiner, und vorläufig konnte auch keiner kommen, denn jedes Ding auf Erden erfordert zu seiner Entwicklung eine gewisse Zeit, auch der Angriff eines Regiments.

Stockfinster war die Nacht,
Kein Mond, kein Sternlein wacht;
In solchem Dunkel man nicht deutlich sehen kann,

heißt es ja schon im Gasparone und heute war es noch dunkler. Die Macht der Finsterniß, allerdings nicht die von Leo Tolstoi, zeigte sich in ihrer ganzen Größe, man sah nicht die Hand vor Augen. Die Leute der Compagnie konnten Nichts sehen und das Compagniepferd noch weniger, ein paar mal war es schon gestrauchelt und gestolpert, so daß dem Hauptmann die Sache ungemüthlich zu werden begann. Er beschloß abzusteigen und rief sich einen Pferdehalter herbei. „Hier — nehmen Sie das Pferd, ich kann es jetzt nicht gebrauchen, bleiben Sie aber nicht mit dem Gaul in der Schützenlinie, sondern führen Sie es zurück.”

„Zu Befehl, Herr Hauptmann!”

„Hoffentlich werde ich zu Fuß auch etwas warm werden,” dachte der Hauptmann, dann ging er beständig die Vertheidigungsstellung ab, um sich noch einmal davon zu überzeugen, ob Alles so sei, wie es sein solle und wie es unbedingt sein müsse, wenn etwa plötzlich und unerwartet der Herr Oberst auftauchen sollte.

Aber der Herr Oberst kan nicht, es kam überhaupt kein Mensch — schon eine kleine Stunde wartete er nun schon vergebens auf den Angriff des Gegners, der doch endlich kommen mußte.

„Sicher macht der Oberst mit dem Regiment eine Umgehung oder eine Umfassung,” dachte der Hauptmann, „die Frontangriffe haben heutzutage ja auch gar keine Aussicht auf Erfolg.”

Wenn die Dinge, die man erwartet, nicht kommen, muß man das Warten entweder aufgeben oder man muß weiter warten. „Tertium non datur” sagt der Lateiner, und der kluge Sextaner übersetzt Dies: Daran ist nichts zu ändern.

Am liebsten hätte der Hauptmann das Warten aufgegeben; Das aber durfte er nicht und so wartete er weiter.

Eine Viertelstunde verstrich nach der anderen — die Leute, die mit dem Gewehr im Arm in halb stehender, halb liegender Stellung den Wald besetzt hielten, thaten das Klügste, was sie thun konnten: sie schliefen ein — die Vorgesetzten würden schon dafür sorgen, daß sie zur rechten Zeit wieder erwachten.

„Herr Hauptmann, es wird geblasen,” meldete plötzlich ein Unterofficier dem Vorgesetzten.

Herr von Bendheim, der sich dabei ertappte, daß auch er einen kleinen Nicker gemacht hatte, fuhr erschrocken in die Höhe.

„Es wird geblasen? Wo? Was?”

Alle spitzten die Ohren — in weiter, weiter Ferne ertönte ein Signal, aber nur einzelne Töne drangen hierher — selbst die Spielleute der Compagnie konnten aus den einzelnen Tönen kein ganzes Signal zusammen construiren. Aber schließlich glückte es doch: ein günstiger Windstoß kam ihnen zur Hülfe und überbrachte das Signal! „Halt — die berittenen Herren Officiere.”

„Nanu?” dachte der Herr Hauptmann im ersten Augenblick, dann rief er: „Mein Pferd, mein Pferd,” denn wenn der Herr Oberst die berittenen Officiere sprechen wollte, mußte auch er zugegen sein.

„Mein Pferd, mein Pferd!” donnerte der Herr Hauptmann, „wo ist der Pferdehalter? Wo steckt der Lümmel?”

„Die berittenen Herren Officiere,” lockte das Horn von Neuem — aber der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe mußte der Herr Hauptmann der Lockung widerstehen.

„Wo steckt denn der Pferdehalter nur?” tobte der Herr Hauptmann. „Der Mann kann doch nicht mit sammt meinem Pferde spurlos von der Erdoberfläche verschwunden sein? Das gibt es doch garnicht.”

Leute wurden ausgesandt, um ihn zu suchen — in der Dunkelheit ein schwerer Auftrag, zumal sie keine Ahnung hatten, wo sie das Pferd finden sollten.

„Die Herren Officiere zu dem Herrn Oberst!” ertönte es von Neuem.

Als Soldat darf man nicht bitten, sondern sich nur bitten lassen; aber auch nicht zu oft, sonst macht die Sache einen schlechten Eindruck bei den Vorgesetzten.

Das wußte der Herr Hauptmann auch ganz genau, deshalb rief er jetzt die Mutter der Compagnie zu sich hin: „Feldwebel, ich habe keine Zeit mehr, ich kann nicht länger warten — ich muß fort — zum Donnerwetter, ich komme ja schon,” rief er, als von Neuem geblasen wurde, „ich gehe jetzt — schicken Sie mir das Pferd nach, wenn der Schlingel sich endlich mit dem Gaul einstellt.”

Er nahm den Säbel, der ihm zwischen die Beine kam, in die Hand und eilte davon, dem Schall des Hornes nach.

Aber plötzlich hörte das Blasen auf.

„Nanu?” dachte der Herr Hauptmann, „was soll denn Das bedeuten? Wenn Ihr so lange geblasen habt, könnt Ihr auch ruhig noch weiter blasen — wohin soll ich jetzt, nach rechts, nach links oder gerade aus? Aus welcher Himmelsrichtung kam das Signal?”

Er blieb stehen und horchte: kein Laut war zu vernehmen.

„Eine schöne Geschichte,” schat er, „die kann so bleiben, die braucht keine Fortsetzung.geschweige denn einen Schlu8ß. Wenn ich nur mein Pferd hier hätte, oder wenn ich mir nur wenigstens diesen niederträchtig schweren Pellerinen–Mantel nicht angezogen hätte, man kommt ja nicht von der Stelle. Und wenn der Hornist nur wenigstens noch ein einziges Mal blasen wollte, damit ich wüßte, wo in Europa ich die anderen Berittenen finden sollte, und wenn doch nur wenisgtens der Pferdehalter mit dem Gaul hier wäre — zu Fuß geht es sich zu hunds —”

Aber weiter kam er vorläufig mit seinem Selbstgespräch nicht — er war in einen kleinen Graben getreten und lag der Länge nach auf der Erde.

„Hoffentlich habe ich mir den Fuß verstaucht,” dachte er, „dann kann ich hier ruhig liegen bleiben, bis es Tag wird, bis der Oberst mit den anderen Herren fortgeritten ist und bis mitleidige Seelen mich hier finden.”

Aber er hatte sich nichts gethan, er constatirte es fast mit Betrübniß; so ging er denn weiter, bis er plötzlich in seiner nächsten Nähe die Worte hörte: „Wissen aber möcht' ich doch, wo der Bendheim sich denn eigentlich aufhält.”

Der Commandeur war es, der also sprach.

In der ersten Secunde dachte der Herr Hauptmann: „Gott sei Dank — ich hab' ihn!” Aber in der zweiten Secunde dachte er: „Wir(11) wäre lieber, ich hätte ihn noch nicht, denn nun hat er mich!”

Und der Herr Oberst hatte ihn und ließ ihn vorläufig nicht wieder los.

Es gab eine sehr lange Auseinandersetzung, und dabei stellte es sich heraus, daß der Hauptmann von Bendheim zwar einen Wall besetzt hatte, aber nicht den richtigen — er war in der Dunkelheit auf einen falchen Weg gekommen und lag nun mit seinen Leuten garnicht auf dem Exercierplatz, sondern auf irgend einem anderen freien Felde.

„Wie eine Stecknadel haben wir Sie gesucht, wie eine Stecknadel,” schalt der Herr Oberst, „und wissen möcht' ich auch, warum haben Sie bei dem Officiersruf so lange auf sich warten lassen und warum kommen Sie zu Fuß bei mir an?”

Auch darüber gab der Herr Hauptmann Auskunft, doch auch diese war nicht nach dem Beifall des hohen Herrn.

„So hängt das also zusammen?” sagte er schließlich, „na, wir marschiren jetzt nach Hause, ich habe inzwischen ein internes(12) Gefechtsexerciren durchgenommen — ich überlasse es Ihnen, ob Sie zu Fuß mit nach Haus marschiren oder Ihren Pferdehalter abwarten wollen.”

Für einen Agenblick zögerte der Herr Hauptmann — der Fall wollte reiflich überlegt sein, dann sagte er schließlich:

„Wenn der Herr Oberst gestatten, lasse ich meine Compagnie abrücken und warte dann auf den Pferdehalter.”

„Wie Sie wollen,” erwiderte der Commandeur, dann wurde das Signal „Sammeln” geblasen, die Truppen rückten ab, auch die Compagnie von Bendheim trat den Rückmarsch an.

Hauptmann von Bendheim aber setzte sich, in seinen langen Mantel gehüllt, auf einen Chausseestein und wartete und wartete, und wenn es ihm nicht schließlich nach einigen Stunden zu langweilig geworden wäre, und wenn er nicht einen Wagen gefunden hätte, der zur Stadt fuhr und ihn mitnahm, dann säße er vielleicht heute noch auf dem Chausseestein und wartete, denn als er schließlich zu Haus ankam, stand der Gaul bereits seit vielen, vielen Stunden im Stall und fraß mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer ein Pfund Hafer nach dem anderen.

Neben dem Pferd aber, auf einer Lagerstatt von Stroh, lag der Pferdehalter, der in seiner grenzenlosen Dummheit den Befehl seines Hauptmanns: „Führ' das Pferd zurück” dahin verstanden hatte, daß er das Pferd in den Stall zurückführen solle.


Fußnoten:

(1) In der Buchfassung heißt es hier: „dem Herrn Oberst”. (zurück)

(2) In der Buchfassung heißt es hier: „die Gäste”. (zurück)

(3) In der Buchfassung heißt es hier: „unter dem . . . Fenster”. (zurück)

(4) In der Buchfassung heißt es hier: „Nanu?”. (zurück)

(5) In der Buchfassung heißt es hier: „Erbarmung”. (zurück)

(6) In der Buchfassung heißt es hier: „wartete”. (zurück)

(7) In der Buchfassung heißt es hier: „der”. (zurück)

(8) In der Buchfassung heißt es hier: „Gar mancher stöhnte laut auf, dann . . . . ”. (zurück)

(9) In der Buchfassung heißt es hier: „wohl auch noch wieder”. (zurück)

(10) In der Buchfassung heißt es hier: „Dann nur Muth”. (zurück)

(11) In der Buchfassung heißt es hier: „Mir”. (zurück)

(12) In der Buchfassung heißt es hier: „anderes”. (zurück)


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