Tante Ursula's Miethsmann

Humoreske von Freiherr von Schlicht
in: „Providence Anzeiger” vom 8.9.1894 und
in: „Meine kleine Frau und ich.”


Frau Konsul Fahrmann — in der Familie kurzweg stets Tante Ursula genannt — saß in ihrem mit gemüthlicher Eleganz eingerichteten Wohnzimmer an dem Schreibtisch und verfolgte mit ihren Augen ihren Schwager, den Rentier Mühlberg, der mit großen Schritten, heftig gestikulirend, in dem Zimmer auf- und abging. Endlich hielt er in seiner Wanderung inne.

„Also es bleibt bei dem, was ich Dir gesagt habe. Sieh' diesen kleinen Zettel an, wollte Gott, er wäre länger, auf dem das geringe Vermögen aufgezählt ist, das Dir mein lieber Bruder bei seinem Tode hinterlassen hat. Ent- oder weder, entweder verkaufst Du Dein Haus —”

„Nie und nimmermehr,” unterbrach ihn Tante Ursula bestimmt, „dies Haus verkaufen, in dem ich so unendlich viele glückliche Stunden verlebt; diese Räume verlassen, in denen ich fast zwanzig Jahre gelebt habe — nie und nimmermehr, lieber sterbe ich.”

„Gut, so stirb und sei versichert, daß ich Dir eine Thräne nachweinen werde.”

„Schwager, Du bist ungezogen und grausam.”

„Aber lange nicht so grausam wie das Leben,” entgegnete er. „Es wäre Unrecht von mir, Dich über Deine wahre Lage im Unklaren zu lassen, Dir Hoffnungen zu erwecken, die sich nie erfüllen würden. Nur die Wahrheit kann Dir nützen: entweder Du mußt Dein Haus verkaufen oder vermiethen.”

Aber wie von der Viper gestochen, fuhr Tante Ursula auf: „Was soll ich? Vermiethen? Ich, die ich meinen seligen Mann jahrelang bestürmt habe, uns ein eigenes Haus zu kaufen, damit ich nicht mit anderen Miethern in Berührung käme, — ich sollte vermiethen und fremde Menschen in mein Haus, in mein eigenes, schönes Haus nehmen? Meine schönen Möbel und meine schönen Stuben für elendes Geld preisgeben, an alte Damen, die nichts bezahlen, aber dafür Alles möglichst bequem und gut haben wollen — nein, Schwager, das kann Dein Ernst nicht sein.”

„Die Gelegenheit zum Scherzen wäre schlecht gewählt,” entgegnete er, „aber ich finde, Du stellst Dir Manches anders vor, als es in Wirklichkeit ist. Warum soll die Dame, die Du zu Dir nimmst, denn absolut alt und arm sein, es giebt doch auch junge und reiche Damen. Ja, warum soll es denn überhaupt eine Dame sein — nimm einen Herrn.”

„Entsetzlicher Gedanke,” stöhnte Tante Ursula, „einen Herrn! Was soll Elsa dazu sagen, was wird die Welt denken? Sie wird behaupten, ich thäte es, um einen Mann für meine Tochter zu bekommen.”

„Laß die Welt reden, was sie will,” sagte er, „so lange man nichts Unrechtes thut, braucht man ihr Urtheil nicht zu fürchten. Vermiethe Deine Zimmer nur ruhig an einen Herrn, ich bin bereits für Dich thätig gewesen. Ein Zufall fügte es, daß ich gestern an meinem Stammtisch einen an das hiesige Amtsgericht versetzten Assessor kennen lernte. Im Laufe des Gesprächs empfahl ich ihm auf das Wärmste Deine Wohnung — noch heute wird er kommen, sich dieselbe anzusehen. Auch den Preis haben wir bereits so gut wie fest abgemacht und was Dich am meisten für den Plan einnehmen wird: Dein neuer Miether ist der Sohn deiner Jugendfreundin Siemens.”

Wie geistesabwesend starrte sie ihn an: „Wer ist hier? Paula Siemens Sohn? Und das sagst Du mir erst jetzt? Das ist ja gar nicht möglich, gar nicht denkbar, gar nicht faßlich — das hätte seine Mutter mir doch mittheilen müssen! Allerdings sind es schon fast zwei Jahre her, daß sie mir zuletzt schrieb — ”

„Und seine Versetzung hierher ist ihm erst vor acht Tagen bekannt gegeben, unmöglich konnte sie also bereits in dem letzten Briefe davon schreiben. Doch darum handelt es sich jetzt nicht; nun gilt es die Frage zu beantworten, ob Du ihn als Miether bei Dir aufnehmen willst oder nicht?”

„Ob ich will? Schwager, wie kannst Du nur so thöricht fragen? Natürlich will ich, wie könnte ich es wohl über mein Herz bringen, den Sohn meiner besten Jugendfreundin von meiner Schwelle zu weisen?”

Mit einem Seufzer der Erleichterung vernahm ihr Schwager diese Worte und er war glücklich, daß die Sache verhältnißmäßig so schnell entschieden war.

Inzwischen befreundete sich Tante Ursula mehr und mehr mit dem Gedanken und ihre leicht erregte und lebhafte Phantasie beschäftigte sich, nachdem ihr Schwager sie verlassen, nur noch mit dem neuen Miethsmann. „Wie er wohl aussehen mag?” sprach sie zu sich selbst, „er war ein kleiner Knabe von kaum fünf Jahren, als ich ihn zum letzten Mal sah, ob er wohl noch die schönen, schwarzen Haare und die tiefen, dunklen Augen hat? Ob er wohl seiner Mutter ähnlich sieht?”

Sie erhob sich von ihrem Schreibstuhl und holte das große, dicke Album hervor, das die Bilder aller derer barg, die ihrem Herzen besonders nahe standen. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte und sie vertiefte sich in den Anblick der Freundin, mit der sie vor vielen, vielen Jahren in derselben Pension gewesen war. Beide hatten gemeinschaftlich für ihren deutschen Lehrer geschwärmt, beide natürlich vergebens, denn der Gegenstand ihrer Liebe war verheiratet und lebte in der denkbar glücklichsten Ehe. Aber das gemeinsame Leid führte die beiden Freundinnen noch inniger zusammen und ließ sie ein Bündnis schließen, das selbst die langen Jahre der Trennung nicht ganz zu lösen vermocht hatte.

Tante Ursulas grenzenlos gutes Herz schwoll über in der Erinnerung und sie küßte das Bild der Freundin.

„Sei ruhig, Liebste,” sprach sie, als wenn die Freundin sie hörte, „die Liebe, die Du mir stets zugewendet hast, soll ihre Früchte tragen. Dein Kind wird es gut bei mir haben!”

Sie ging in die im Parterre gelegenen Räume hinab, um nach dem Rechten zu sehen, damit sich Alles im besten Lichte zeige.

„Ist meine Tochter immer noch nicht zurück?” fragte sie das sie begleitende Mädchen, während ihre mit dem Staubwedel bewaffnete Hand noch einmal über die Bilder und Spiegel dahinfuhr.

„Nein, Frau Gnädige,” lautete die Antwort, „das Fräulein ist schon um zehn Uhr fortgegangen, jetzt ist es gleich Zwölf und sie ist immer noch nicht wieder retour.”

Das alte Mädchen, das nun wohl schon zehn Jahre im Hause war, nennte ihre Herrin nie anders wie ,Frau Gnädige', das ,gnädige Frau' ging über ihr Begriffsvermögen und lachend hatte die Frau Konsul sich schließlich in diese Anrede gefunden.

„Schon gut, Martha,” erwiderte die Frau Konsul. „Ich will nun nach oben gehen und mich anziehen. Wenn Besuch kommt — ich erwarte einen jungen Herren — so führen Sie ihn hinauf in das rothe Zimmer und sagen mir sofort Bescheid.”

„Wird Alles schönstens besorgt, Frau Konsuln, ziehen Frau Gnädige sich nur ruhig an, ich werde den Besuch schon annehmen, wenn Fräulein Elsa noch immer nicht zurück sein sollte.”

Mühsam stieg Tante Ursula die Treppen zu ihrem im obersten Stockwerk gelegenen Schlafzimmer empor. Sie war etwas kurzathmig und fand unterwegs Zeit genug, über Marthas letzte Worte nachzudenken.

Wo Elsa nur stecken mochte? So lange konnte sie doch unmöglich gebrauchen, um die kleine Besorgung in der Stadt zu erledigen. Ueberhaupt, sie wußte garnicht, was in der letzten Zeit mit ihrer Tochter war. So still, so in Gedanken versunken, kannte sie ihr Kind garnicht. Wohl hatte sie ihren Vater über Alles geliebt und die Trauer über seinen Tod war tief und aufrichtig, aber Elsa war doch schließlich noch zu jung, um sich so vollständig von ihrem Schmerz niederdrücken zu lassen. Ein anderer geheimer Kummer mußte an ihrem Herzen zehren; vielleicht ahnte sie, daß die pekuniären Verhältnisse nicht glänzend waren und in ihrem kindlichen Herzen machte sie sich vielleich bittere Sorgen für die Zukunft. Aber das war ja nun alles unnütz, sie würde ja nun vermiethen, noch dazu an einen reichen jungen Herrn! Der neue Miether! Er sollte es gut bei ihr haben, so gut, daß er sich bei ihr wie zu Hause fühlte, daß er garnicht daran denken sollte, wieder auszuziehen, daß er ewig bei ihr wohnen bliebe, vielleicht, wenn der Himmel es so fügte, als ihr —

Aber als sie in dem kühnen Flug ihrer Gedanken so weit gekommen war, hielt sie erschrocken inne. „Das heißt,” fügte sie sich verbessernd und sich vor sich selbst entschuldigend hinzu, „natürlich nur, wenn Elsa ihn liebt, ihn jemals lieben sollte, denn nie würde ich mein einziges Kind zu einer Ehe zwingen.”

Geschäftig eilte Tante Ursula während dieses Selbstgespräches in ihrem Zimmer hin und her. Sie befand sich noch im tiefsten Négligé, als die alte Martha ihr meldete, sie habe den Besuch in das rothe Zimmer geführt, es sei ein junger Herr, „ordentlich mit 'nem Frack und 'nem château-claque.”

„Sofort — sagen Sie, ich käme sofort” — und so schnell ihre Erregtheit es zuließ, beendete sie ihre Toilette. „Wie pünktlich er ist,” sprach sie vor sich hin, einen Blick auf die Uhr werfend, „es ist gerade sieben Minuten nach Eins, er weiß, was ein junger Herr einer Dame schuldig ist. Wie leicht wird das heut' zu Tage vergessen.”

Endlich waren die letzten Haken in den widerspenstigen Oesen befestigt und Tante Ursula stieg die Treppen hinunter.

Als sie ihren Empfangssalon betrat, erhob sich von einem kleinen Sessel eine große, schlanke Gestalt und machte der Herrin des Hauses ihre Verbeugung. Mit Stolz und Freude betrachtete Tante Ursula ihren neuen Miether und ließ mit Wohlgefallen ihre Blicke auf ihm ruhen. Wie hübsch er war, welche stattliche Erscheinung, welch' jugendfrisches und dabei doch männliches Gesicht, welch' dunkle, leuchtende Augen, — ganz wie seine Mutter, ihre treueste Freundin.

Sie reichte ihrem Gaste beide Hände zur Begrüßung: „Seien Sie mir willkommen, herzlich willkommen!”

Er führte ihre Rechte an seine Lippen und nahm auf einem Sessel ihr gegenüber Platz.

„Wie soll ich Ihnen danken, meine gnädige Frau, für Ihre große Liebenswürdigkeit, mich so herzlich willkommen zu heißen! Wenn ich offen und ehrlich sein darf, so war ich auf diesen Empfang nicht vorbereitet, denn die Stunde, in der ich zu Ihnen komme, ist nicht günstig gewählt.”

„Wie taktvoll von ihm,” dachte Tante Ursula, „die Angelegenheit so zu drehen, als ginge der Wunsch von ihm selbst aus.”

Sie führte ihr Taschentuch an die Augen. „Ja, es ist eine traurige Zeit, in der ich Sie bei mir begrüßen darf, noch stehe ich ganz unter den Schrecknissen des Todes.”

„Und doch ist kein Unglück so groß, gnädige Frau,” versuchte er zu trösten, „daß es nicht doch den Keim zu einem neuen Glück in sich trüge. Wer weiß, ob ich schon heute, wenn Ihr Herr Gemahl noch unter uns weilte, hätte zu Ihnen kommen können.”

„Gott bewahre mich, ist der Mensch aber arrogant,” dachte Tante Ursula, „wo er das nur her haben mag, seine Mutter, meine treueste Freundin, war doch so bescheiden!”

„Sie haben mir noch garnicht von Ihrer Frau Mutter erzählt, sie ist doch wohl und munter?” nahm sie das Gespräch wieder auf.

„Gewiß, gnädige Frau, sie läßt sich Ihnen angelegentlich empfehlen. Sie hat mir ihre besten Wünsche mit auf den Weg gegeben und hofft, daß es mir gelingen möge, Gnade vor Ihren Augen zu finden.”

Wieder reichte Tante Ursula in ihrer Herzensgüte ihrem Gaste die Rechte. „Das haben Sie bereits, mein Lieber. Ich wußte ja, daß ich Sie heute erwarten durfte, meine Erwartungen waren hochgespannt, — nun, ich will Sie nicht eitel machen. Ich hoffe, wir werden uns stets gut vertragen.”

„Gnädige Frau, ich würde untröstlich sein, wenn ich Ihnen jemals Veranlassung zu einer Klage geben sollte,” sagte er, sich höflich verneigend.

„Nun, wir werden ja sehen,” scherzte Tante Ursula, „und wie schon gesagt, auch ich hoffe auf gute Freundschaft, obgleich mir, offen gestanden, alle fremden Menschen, die ich um mich haben muß, ein Gräuel sind.”

„Gnädige Frau” — bat er.

„Aber was soll man als Wittwe machen,” fuhr sie fort, ohne seinen Einwand zu beachten, „das Leben hier ist entsetzlich theuer, ich bin nicht reich, ich genire mich nicht, Ihnen dies offen einzugestehen, was bleibt mir da schließlich anderes übrig, als Ja zu sagen, wenn ich nicht mein Haus verkaufen will?”

Fast entsetzt starrte ihr Gegenüber sie an: also so standen die Sachen, das Geld allein gab den Ausschlag, das Herz sprach gar nicht mit, nur die Sucht nach dem schnöden Mammon hatte sie veranlaßt, ihn so herzlich willkommen zu heißen!

„Gnädige Frau,” erwiderte er zögernd und stockend, „ich muß es gleich von vornherein bemerken, daß ich kein sehr großes Vermögen besitze. ich habe soviel, wie zu einem anständigen Leben nöthig ist, mehr aber auch nicht. Immerhin bin ich aber natürlich jeder Zeit bereit, um Ihnen meine große Dankbarkeit zu beweisen, zu geben, soviel ich vermag.”

Ueber Tante Ursulas gutes Gesicht flog eine Röthe der Verlegenheit. „Thun Sie mir die einzige Liebe und sprechen Sie mir nicht mehr von dem elenden Geld, ich bin keine Halsabschneiderin und über den Preis werden wir uns schon einigen. Und nun erzählen Sie mir, bitte, von Ihrer Frau Mutter, von der ich so lange nichts gehört habe.”

„Die gute Dame scheint mir etwas kurz von Gedächtniß zu sein,” dachte er, „ich habe ihr doch soeben erst die Grüße übermittelt.”

„Meine Mutter ist wohl und munter, gnädige Frau. Sie hofft, wenn Sie mich heute nicht von Ihrer Schwelle weisen, in den nächsten Tage selbst herkommen zu können und sie wird sich sehr freuen, die neue Familie, in die ihr Sohn jetzt hineintritt, kennen zu lernen.”

Es war ein Blick der Verzweiflung, den ihr vis–à–vis ihr zuwarf; was sollte, was konnte er ihr denn nur noch erzählen? Warum sprach sie denn immer nur von seiner Mutter, warum nicht von ihm und seinem Anliegen, das sie, zu seiner Verwunderung, so genau zu kennen schien?

Wie ein rettender Engel erschien in diesem Augenblick Elsa, Tante Ursulas neunzehnjähriges, blondgelocktes Töchterlein auf der Schwelle des Zimmers. Verwundert blickte sie auf die Beiden, die einander so steif und förmlich gegenübersaßen. Dann aber stürzte sie ihrer Mutter zu Füßen und umklammerte ihre Kniee.

„Mutter, bist Du denn mit Dir immer noch nicht einig? Fast eine Stunde sitze ich nun in meinem Zimmer und harre des erlösenden Wortes. Ich weiß, es ist Unrecht, daß ich Dir meine Liebe verschwieg, aber Alfred wollte, daß ich Dir nicht eher etwas mittheilte, bevor er nicht selbst zu Dir käme, um Dich um meine Hand zu bitten.”

Bewußtlos sank Tante Ursula in ihrem Stuhl hintenüber, gleich darauf aber richtete sie sich wieder empor und fragte mit strenger Miene: „Seit wann kennst Du Herrn Siemens?”

„Wen?” fragte Elsa, auf das Höchste verwundert, „wer ist Herr Siemens?”

Das war für Tante Ursula zu viel. Jetzt sprang sie empor und faßte ihren Miethsmann am Arm. „Wollen Sie mir nun, bitte, sagen, Herr Siemens, seit wie lange Sie meine Tochter kennen?”

„Gnädige Frau, hier liegt ein Irrthum vor, mein Name ist Alfred von Olten, Regierungsassessor. Ich gab dem Mädchen meine Karte und glaubte, daß diese Ihnen abgegeben sei.”

„Das verstehe, wer will,” jammerte Tante Ursula, „aber ich begreife noch immer nicht; wo haben Sie meine Tochter kennen gelernt, wo und wann haben Sie sich mit ihr verlobt? Sie sind mir so fremd —”

„Und doch sitzest Du schon eine Stunde mit ihm zusammen, Mutter,” sagte Elsa im vorwurfsvollen Ton, „ich kannte Alfred schon nach den ersten fünf Minuten in- und auswendig. Wovon habt Ihr Euch denn nur unterhalten?”

„Von meiner Mutter und vom Geld,” sagte er lachend, „das erzähle ich Dir nachher. Nun aber, gnädige Frau, bitte ich Sie in aller Form um die Hand Ihrer Tochter!”

Tante Ursulas treue liebevolle Augen ruhten mit dem Ausdruck des seligsten Glückes auf ihrem Kinde, das sich an die Brist ihres Verlobten schmiegte und flehend zu ihr hinübersah. „Ja, ich gebe Ihnen meine Tochter, denn ich sehe, daß sie durch Sie glücklich werden wird. Seien Sie mir in meinem Hause als mein Sohn willkommen.”

In demselben Augenblick öffnete sich die Stubenthür und die alte Martha überreichte ihrer Herrin eine Visitenkarte, die den Namen Siemens trug, während sie ihr zuflüsterte: „Er hat auch ordentlich einen Frack an, soll ich ihn auch hier in das rothe Zimmer führen?”

„Nicht jetzt,” erwiderte Tante Ursula, „sagen Sie dem Herrn, ich ließe ihn bitten, wieder vorzukommen.” Und zu ihren Kindern gewandt, die sich glückselig umschlungen hielten, fügte sie hinzu: „Ich wollte vermiethen und hoffte, daß dereinst aus meinem Miether mein Schwiegersohn werden würde. Der Himmel hat es anders gefügt und so will ich denn statt des Miethers mit dem Schwiegersohn zufrieden sein!”


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© Karlheinz Everts