Leutnantslos.

Militärische Humoreske von Freiherr von Schlicht.
in: „Seine Hoheit”


Leutnant von Dewitz stand in untadelhaft strammer Haltung vor seinem Oberst, der mit großen Schritten erregt in dem Regiments­bureau auf und ab lief. Es ist ein alter Grundsatz der Untergebenen, um so strammer dazustehen, je schlechter das Gewissen ist, und Herr von Dewitz stand daher noch strammer als stramm, denn er hatte ein sehr, sehr schlechtes Gewissen, oder richtiger gesagt, er hatte, wie sein Kommandeur ihm jetzt auseinandersetzte, überhaupt kein Gewissen, denn sonst wäre es ja gar nicht möglich gewesen, innerhalb von zwei Jahren so viel Schulden zu machen — so viel Schulden. Und dabei deutete der Herr Oberst auf einen Berg von Rechnungen, die ihm im Laufe der letzen Tage von den Gläubigern seines Untergebenen zugeschickt worden waren.

Wieder lief der Oberst auf und ab, plötzlich aber blieb er vor seinem Leutnant stehen und donnerte ihn so unvermutet an, daß dieser unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Aber das gibt es nicht beim Militär, das mußte er gleich von neuem erfahren, denn der Oberst ergriff ihn am Arme und hielt ihn fest: „Nein, bitte, bleiben Sie nur, bleiben Sie, bitte, nur ganz ruhig stehen; zwar hat unsere Unterredung ja schon eine ganze Zeit gedauert, aber wir sind noch lange nicht miteinander fertig, noch lange nicht. Vor allen Dingen, bitte, sagen Sie mir eins: wie wollen Sie alle diese Rechnungen bezahlen?”

Herr von Dewitz stöhnte im stillen laut auf: Wenn ich das wüßte, dachte er, dann stünde ich dir heute ganz gewiß nicht gegenüber, dann hätte ich meine Schulden schon früher bezahlt und es bei Gott nicht darauf ankommen lassen, daß meine Gläubiger ihre Drohungen, dir meine Rechnungen zu übersenden, ausführten. Wenn ich nur eine Möglichkeit gesehen hätte, diesem zärtlichen tête-à-tête aus dem Wege zu gehen, dann hätte ich es getan, so wahr ich Schulden habe.

„Nun?” fragte der Herr Oberst noch einmal, „so ganz klar scheint es Ihnen nicht zu sein, wie Sie Ihre Schulden decken wollen?”

Im Gegenteil, Herr Oberst, völlig unklar, hätte der Leutnant am liebsten geantwortet, aber da man ja nicht alles sagen darf, was man denkt, behielt er seine Ansicht für sich und begnügte sich damit, nichts zu sagen.

Wieder ging der Oberst erregt auf und ab, bis er abermals vor seinem Untergebenen stehen blieb. „Ich will Ihnen einmal etwas sagen, Herr Leutnant,” begann er nach einer kleinen Pause. „Eigentlich verdienten Sie, daß ich Sie nicht nur der Brigade, sondern auch der Division und dem Generalkommando zur Bestrafung meldete. Das verdienten Sie, und wenn ich es nicht tue, tue ich es meinetwegen nicht, damit es hinterher nicht heißt, ich hätte einen so liederlichen Leutnant in meinem Regiment großgezogen. Für den Vorwurf danke ich, Herr Leutnant, verstehen Sie mich? Dafür danke ich.”

Und die Augen des Vorgesetzten sprühten Blitze, die Schnurrbartspitzen zitterten und die Stimme tobte und donnerte, daß die Schreiber, die im Nebenraum saßen, sich schon wie so oft in ihrem Leben darüber freuten, kein Leutnant zu sein.

„Eingesperrt zu werden verdienten Sie,” fuhr der Oberst fort, „statt dessen aber schicke ich Sie auf Urlaub. Mit Rücksicht auf den Dienst müßten Sie das Weihnachtsfest ja hier verleben, und ich ließe Sie auch jetzt nicht fort, wenn ich nicht wollte, daß Sie mit Ihrem Herrn Vater sprächen. Wenn Sie heute reisen, kommen Sie so rechtzeitig zu Hause an, daß Sie noch übermorgen den Silvesterabend dort feiern und sich an der Silvesterbowle beteiligen können. Sie wissen ja, wenn eine Silvesterbowle gut schmecken soll, muß sie mit allen möglichen Ingredienzen gewürzt sein. Werfen Sie Ihrem Herrn Vater diesen Haufen unbezahlter Rechnungen in die Punschterrine, da wird ihm die Bowle gut schmecken, da wird er sich sehr freuen, und auch Sie werden sich freuen, Ihrem Herrn Vater eine solche Freude bereiten zu können. Inzwischen werde ich mir überlegen, was ich mit Ihnen mache, ob ich Sie fernerhin im Regiment behalte oder ob ich Sie Gott weiß wohin versetzen lasse. Am zweiten Januar melden Sie sich vom Urlaub zurück, und wenn Sie mir dann nicht auf Ehrenwort versichern, daß Sie von Ihrem Herrn Vater das Geld zur Bezahlung Ihrer Schulden haben, dann reiche ich Sie zum Abschied ein. Und nun rangieren Sie sich.”

Der Leutnant war entlassen und wenig später lag er in seiner Junggesellenwohnung der Länge nach auf der Chaiselongue und dachte über sein Geschick nach. Der Oberst hatte gut reden, der hatte ganz einfach gesagt: „Rangieren Sie sich,” das hatte genau so geklungen, als wenn er gesagt hätte: „Setzen Sie sich Ihren Helm gerade oder nehmen Sie die Nase gerade.” „Rangieren Sie sich” — — leicht gesagt, aber erst können vor Lachen.

Und dabei konnte er nicht einmal lachen, ihm war ganz elendiglich zumute. Die Schulden drückten ihn absolut nicht, seinetwegen hätte er sogar noch viel mehr Schulden haben können, wenn er sie nur nicht hätte bezahlen müssen. Und wer sollte sie bezahlen? Er selbst? Wo nichts ist, hat selbst der Gerichtsvollzieher sein Recht verloren. Und sein Vater? Der hatte Geld genug, aber er hatte schon so oft bezahlt, daß er diesmal nicht nur streiken würde, sondern sogar schon gestreikt hatte. Als aufmerksamer Sohn hatte er seinem Vater mitgeteilt, daß er versuchen würde, Weihnachts- oder Silvester-Urlaub zu erhalten, und schonend hatte er seinen alten Herrn darauf vorbereitet, daß die Freude des Wiedersehens keine reine, ungetrübte sein würde, und er hatte der Hoffnung Ausdruck gegeben, seinen Vater, wenn auch nicht über die Postille gebückt, so doch wohl und munter zur Seite des großen Geldschrankes anzutreffen.

Er hatte sich so diplomatisch wie nur möglich ausgedrückt und der Erfolg war ncht ausgeblieben. Kurz und bündig hatte sein alter Herr geschrieben „Ich würde mich sehr freuen, dich weder zu Weihnachten noch zu Silvester hier zu sehen, und wenn du gegen meinen Willen kommen solltest, so würde ich dich hier als nicht anwesend betrachten.”

Das war klar und deutlich. Er kannte seinen Vater, der sagte so etwas nicht zum Spaß.

Und nun hatte der Oberst ihm einige Tage Urlaub gegeben, er sollte nach Haus und durfte nicht nach Haus, er mußte nach Haus und konnte nicht nach Haus, das war eine schöne Geschichte. Und er mußte Geld haben, viel Geld, viertausend Mark — woher nehmen und nicht stehlen? Er nahm sein Portemonnaie heraus und zählte sein Vermögen. Ein blankes Zweipfennigstück fiel ihm in den Schoß, das war alles, das war der Rest eines einst stolzen Tausendmarkscheines. Ob die Gläubiger sich wohl mit dieser Masse einverstanden erklären würden? Allzuviel würde da auf den einzelnen allerdings ja nicht kommen.

Da, als die Not am größten, erschien der Retter in Gestalt eines Telegraphenboten, und neugierig öffnete Leutnant von Dewitz die Depesche. Aber als er den Inhalt gelesen hatte, fuhr er mit einem Freudensprunge in die Höhe und fiel dem Beamten um den Hals: hätte der Mann nicht so nach Alkohol gerochen, so hätte er ihm sogar einen Kuß gegeben. „Mensch, Sie wissen ja gar nicht, welch frohe Botschaft Sie mir brachten, ich habe ja in der Lotterie gewonnen, hier haben Sie einen Taler, machen Sie sich einen vergnügten Tag.” Aber als er dem lustig schmunzelnden Beamten den Taler in die Hand drücken wollte, fiel ihm erst wieder ein, daß er ja selbst nur zwei Pfennige besaß. „Ach so,” sagte er etwas verlegen, „ich sehe eben kein Kleingeld, nur einen Tausendmarkschein, und den werden Sie nicht wechseln können. Kommen Sie, bitte, morgen wieder vor, das Geld ist Ihnen ja sicher.”

Und als er gleich darauf wieder allein war, las er die Depesche immer und immer wieder: „Gratuliere. Los 19 991 mit zehntausend Mark gezogen. Sende Geld sofort nach Empfang des Gewinnloses. Jakob, Kollekteur.”

Zehntausend Mark! Da konnte er ja nicht nur seine Schulden bezahlen, sondern er behielt noch sechstausend Mark übrig; da konnte er ja wie der Fürst von Monako leben. Der selige Schiller hatte recht, das Leben war doch schön. „Sende das Geld sofort nach Empfang des Gewinnloses ab,” las er noch einmal. Wenn er das Los in einem eingeschriebenen Briefe an den in einer anderen Stadt wohnenden Kollekteur einsandte, konnte er das Geld spätestens in vier Tagen in Händen haben.

So setzte er sich denn schnell an seinen Schreibtisch, um einige Begleitzeilen zu schreiben, aber mit einemmal überkam ihn die Angst, und der Angstschweiß trat ihm auf die Strin: Heiliges Exerzierreglement, wo hatte er nur das Los? Er hatte es besessen, das wußte er ganz genau, vor einigen Wochen war es ihm geschickt worden und er hatte es behalten, weil er zu faul gewesen war, es zurückzuschicken. Ihm war sogar, als hätte er die drei Mark, die das Los kostete, bezahlt. Natürlich, er hatte das Los bezahlt, denn sonst gehörte es ihm ja gar nicht, und wenn es ihm nicht gehörte, konnte der Kollekteur ihm ja auch keinen Gewinn melden. Jakobi — — ja ja, so hieß der Mann, nun fiel es ihm wieder ein, wer achtet zuerst auf so was, wer achtet denn auf ein Lotterielos, man gewinnt ja doch nichts. Und nun hatte er gewonnen und das Los war weg, einfach weg!

Er rief seinen Burschen, mit diesem zusammen durchsuchte er den ganzen Schreibtisch, er sah in alten Portemonnaies, in alten Zigarrentaschen und im Papierkorb zwischen alten Zeitungen nach — — das Los war nicht da. Ihn rührte beinahe der Schlag, er wußte, wenn er das Los nicht vorzeigen konnte, bekam er den Gewinn entweder gar nicht oder erst nach langen Jahren, nach endlosen Schreibereien ausbezahlt. Und er brauchte es, und die Furcht, den sicheren Gewinn vielleicht nie zu erhalten, raubte ihm fast die Sinne. Sollte er, ein armer Leutnant, dem das Messer an der Kehle saß, dem Staat zehntausend Mark schenken? Da müßte er ja mehr als wahnsinnig sein, da verdiente er ja mit Knütteln totgeschlagen zu werden. Er mußte das Los finden.

Es war fast Mitternacht, als er mehr tot als lebendig in einen Stuhl sank. „Es ist nicht da, Peter,” sagte er zu seinem Burschen.

„Es ist nicht da, Herr Leutnant,” stöhnte Peter. Der hatte gesucht, daß ihm das Wasser von der Stirn herunterlief. Sein Leutnant hatte ihm zuerst fünfzig, dann hundert, schließlich fünfhundert geboten, wenn er das Los fände, und wie sucht ein armer Soldat nicht für fünfhundert Mark!

„Was nun, Peter?” fragte der Leutnant.

„Was nun, Herr Leutnant?” fragte Peter.

Beide sahen sich ratlos an, aber mit einemmal durchfuhr den Leutnant ein Gedanke. „Ich hab's, ich hab's!” rief er freudestrahlend.

„Das los, das schöne Los?” fragte Peter erregt.

„Schafskopf,” fuhr sein Herr ihn an, „wenn ich das Los hätte, säße ich ja nicht auf meinem Stuhl, dann stände ich Kopf. Aber ich hab's, ich hab's, oder ich glaube wenigstens zu wissen, wo ich es habe — zu Haus — bei meinen Eltern. Morgen früh reisen wir hin, du fährst mit, packe schnell den Koffer, ich suche inzwischen jemand, der mir das Reisegeld borgt.”

Aber als sie am nächsten Mittag, den Tag vor dem Silvesterabend, zu Haus ankamen, war das Los auch nicht dort.

„Aber Vater, Mutter,” sagte er, als er diesen den Zweck seines Kommens erklärt und dadurch erreicht hatte, daß sein Vater ihm nicht gleich wieder die Tür wies, „Vater, Mutter, erinnert Ihr euch denn nicht? Als ich vor einigen Wochen auf einen Tag zur Jagd bei euch war, habe ich euch doch von dem Los gesprochen, das weiß ich ganz genau, ich möchte sogar einen Eid darauf schwören, daß ich es euch gezeigt habe. Und nun ist es fort. Wenn ich nur wüßte, wo ich es euch gezeigt hätte, ob hier, ob im Jagdzimmer, ob im Spielzimmer, ob im Billardzimmer, ob im altdeutschen Zimmer, ob im Rauchzimmer, ob im Speisezimmer, ob im Musikzimmer, ob im Bibliothekzimmer — — aber es ist doch gräßlich, warum habt ihr euch auch solch Riesenschloß gebaut, da kann man sich ja totsuchen. Und ich muß suchen, ich muß es sogar finden,” und er sprang in die Höhe und wollte davoneilen.

„Willst du nicht wenigstens erst eine Kleinigkeit essen, dich etwas ausruhen?” fragte die Mutter. Der junge Baron war todmüde, sein Vater hatte ihm, da er als ungebetener Gast kam, nicht einmal einen Wagen zur Bahn geschickt; er hatte den weiten Weg von der Station bis zum Gut durch den hohen Schnee mit Peter zu Fuß zurückgelegt und gemeinsam mit diesem das Gepäck getragen. Er war überhungert und übermüdet — am liebsten hätte er geschlafen bis an den jüngsten Tag, aber zehntausend Mark! Er mußte suchen, und er suchte. Aber alles, alles war vergebens.

So brach der Silvestertag heran. Am Vormittag wurde ein Wagen angespannt, und Peter fuhr zur Stadt, um ein dringendes Telegramm aufzugeben, das da lautete: „Lotteriekollekteur Jakobi in X. Los bisher noch nicht gefunden. Kann Auszahlung des Gewinnes nicht erfolgen, wenn ich beschwöre, Los besessen und keinem Dritten verkauft oder geschenkt zu haben? Leutnant von Dewitz.”

Seit Stunden war das Telegramm unterwegs, und seit Stunden erwartete der junge Leutnant die Antwort, es wurde Mittag, es wurde Nachmittag und es wurde Abend, aber die ersehnte Antwort war noch immer nicht da.

Unterdes rüstete man sich im großen Schloß zur Silvesterfeier. Nach altem Brauch versammelte der Gutsherr alle seine Angestellten in der großen Diele, in der er auch mit ihnen das Weihnachtsfest zu feiern pflegte. Die hohen, mächtigen Tannenbäume, die noch vom Weihnachts-Heiligabend herstammten, wurden noch einmal angezündet, die Leute wurden bewirtet und die Dorfjugend, die unter Führung ihres Lehrers erschienen war, sang einige Lieder. Es gab keinen, auf den die einfache und doch würdige Feier ohne Eindruck vorüberging — doch einen! Das war der Sohn des Hauses. Zwar wohnte auch er auf Befehl seines Vaters der Feier bei, aber seine Gedanken waren weit, weit weg. Was dann, wenn der Telegraph ihm die Nchricht brachte: „Ohne Los kein Geld.” Er würde das Los nimmermehr finden, das sah er ein, es war ja ein Wahnsinn, noch weiter zu suchen, und er mußte das Geld haben. Morgen mußte er zum Regiment zurückreisen. Er kannte seinen Oberst, der hielt, was er gesagt, der reichte ihn zum Abschied ein, wenn er ihm nicht melden konnte, daß er das Geld besaß. Nur noch wenige Stunden, da war die Frist abgelaufen, hatte er die Summe dann nicht in Händen, dann war alles, alles vorbei.

Mit traurigen Augen sah die Mutter auf ihren Sohn — der hatte ihr alles gestanden. Vergebens hatte sie versucht, ihren Mann milder zu stimmern, sie wußte, die Zukunft ihres Sohnes hing an einem Haar. Was dann, wenn er seinen Abschied bekam, was dann? Er war ja doch ihr einziges Kind.

Und nun schmiegte sie sich noch einmal an ihren Gatten, ergriff seine Hand und deutete mit ihren Augen auf ihren Sohn, der wie geistesabwesend am Fenster stand und in den dunklen Abend hinausspähte, dem Boten entgegen. Aber der Vater schüttelte nur den Kopf, er zürnte seinem Sohn, der allen Ermahnungen zum Trotz doch wieder Schulden gemacht hatte.

Eine Stunde verrann nach der anderen, die Leute hatten die große Diele verlassen, und nun schickte sich die Gutsherrschaft an, die Silvesterbowle im Familienkreise zu leeren. Aber gerade, als sie im Begriff waren, das Speisezimmer aufzusuchen, erschien der mit Ungeduld erwartete Telegraphenbote.

Voller Hast eilte der Sohn des Hauses ihm entgegen und entriß ihm die Depesche. Aber als er sie gelesen, stand er unbeweglich da, Und plötzlich ließ er sich in einen Stuhl niederfallen und stöhnte laut auf.

„Aber Hans, was ist dir nur?” fragte die Mutter besorgt. Sie nahm ihm das Telegramm aus der Hand und gab es zuerst dem Vater. „Lies du zuerst, und dann teile mir mit, was vorgefallen ist.”

Und ihr Mann tat, wie sie wollte. Er las die Depesche und lachte dann mit einemmal so laut auf, daß seine Frau ihn ganz verwundert ansah. „Kinder,” sagte er, „der Witz ist gut, der ist sogar in barem Geld, — mit Rücksicht darauf, daß heute Silvesterabend ist, an dem man ja doch unbegreiflicherweise stets milde und nachsichtig ist, — unter Vater und Sohn in barem Gelde seine zehntausend Mark wert. Hans, mach nicht solch dummes Gesicht, ich will dir das Geld geben, aber nicht, weil ich dir deinen Leichtsinn verzeihe, sondern weil der Witz wirklich gut ist. Sucht der Bengel drei Tage lang mit seinem Burschen wie ein Wahnsinniger nach seinem Los, das er überhaupt nie besessen hat. Hier steht's: „Bedauerlicher Irrtum meinerseits. Sehe eben, daß Sie Los 19991 vor Wochen an mich zurücksandten. Spielte Los selbst. Gewinn nach den Bestimmungen mein. Jakobi.”

Und nach einer kleinen Pause, während der Sohn seinem Vater gedankt hatte, fuhr der alte Herr fort: „Hans, da siehst du einmal wieder, was die Einbildung macht. Aber eins sage ich dir, wenn du dir einbildest, daß ich auch im nächsten Jahr oder überhaupt nur noch ein einziges Mal deine Schulden bezahle, dann bildest du dir etwas ein, was sich nie und nimmer erfüllen wird. Dann wird sich dein Leutnantslos erfüllen, dann wirst du deinen Abschied nehmen müssen, aber auf dein Leutnantslos werden in Zukunft durch mich keine Gewinne mehr ausgezahlt werden.”


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