In „Hamburger Fremdenblatt” vom 22.Mai 1897
„I. H. K. Kallsen, Buch- und Musicalienhandlung. Größte Leih-Bibliothek am Ort, großes Bazar von Kupfer- und Stahlstichen. Buchdruckerei und Anfertigung von Visitenkarten. Vormals Fritz Hansen.”
So stand mit goldenen Buchstaben auf den drei großen Schaufenstern des an der Hauptstraße der kleinen Stadt gelegenen Buchgeschäftes zu lesen und Jeder, der vorüberging, blieb einen Augenblick stehen, um sich die neue Auslage anzuschauen und einen Blick in den Laden selbst zu werfen. Dort wirkte mit einem Gehülfen und einem Lehrling der unermüdlich thätige Besitzer, der es durch rastlosen Fleiß und durch Geschick verstanden hatte, das Geschäft auf seine jetzige Höhe zu bringen. Leicht war Das freilich nicht gewesen, denn sein Vorgänger, Fritz Hansen, der nun endlich seinem besten Freunde, dem Alkohol, erlegen war, hatte das Geschäft toll herunter gewirtschaftet, sich um gar Nichts gekümmert, kaum die ihm zugegangenen Bestellungen ausgeführt und es schließlich so weit gebracht, daß Niemand mehr den Laden betrat. Höchstens, daß hin und wieder einmal Einer, den die Langeweile zu sehr plagte, sich aus der Leihbibliothek einen alten Roman für wenige Tage holte.
So hatte I. H. K. Kallsen das Geschäft verhältnißmäßig billig bekommen, aber trotzdem hatte die ganze kleine Stadt unwillig darüber den Kopf geschüttelt und an den verschiedenen Stammtischen war man sich darüber einig geworden, daß Kallsen sein Geld, falls er überhaupt etwas besaß, besser hätte anwenden können, als dieses Geschäft zu übernehmen. Er aber hatte sich durch die Meinung Anderer nicht beirren lassen, er hatte gearbeitet, verdient und gespart und hatte sich im Laufe der Jahre unter seinen Mitbürgern eine höchst angesehene Stellung verschafft. Er war liebenswürdig in seinem Wesen, bescheiden und zuvorkommend gegen seine Kunden, gewährte langen Credit, hatte stets die neuesten Erscheinungen in seiner Bibliothek — kurz, die kleine Provincialstadt war mit ihrem Buchhändler zufrieden.
Aber während die Väter der Stadt an ihm Nichts auszusetzen hatten — er war ein ruhiger Bürger, der pünctlich seine Steuern bezahlte — meinten die Mütter der Stadt, I. H. K. Kallsen habe noch andere Pflichten zu erfüllen und die bestanden darin, daß er heiraten müsse.
Und nicht nur die Mütter, sondern auch die Töchter der Stadt waren dieser Ansicht und wenn die jungen Damen vor dem Schaufenster standen und sich anscheinend sehr dafür interessirten, ob ein neuer Heiberg*), ein neuer Sudermann oder sonst Etwas von Bedeutung ausliege, schweiften ihre Blicke heimlich nach dem Innern des Ladens und suchten ihn, für den sie eigentlich Alle schwärmten.
I. H. K. Kallsen war nicht nur eine gute Partie, er gehörte nicht nur zu den Honoratioren des Städtchens, er besaß nicht nur alle Eigenschaften, die nöthig sind, um eine Frau zu beglücken — er war vor allen Dingen auch ein schöner Mann in den besten Jahren. Auf den Vereinsbällen hatte er sich durch sein gewandtes, sicheres Auftreten, durch seine guten Maniren, durch sein flottes, elegantes Tanzen alle weiblichen Herzen im Fluge erobert, und manches junge Mädchen, das im Laden nach dem neuesten Hefte suchte, suchte in Wirklichkeit nur nach I. H. K. Kallsen.
Der vielbegehrte Besitzer hätte ja ein Herz von Stein haben müssen, wenn er ganz unempfindlich geblieben wäre gegen die schmachtenden Blicke, die ihm zuflogen, aber er war ein zu guter Geschäftsmann, um nicht zu wissen, daß er einen großen Theil seiner Kunden an dem Tage verlieren würde, an dem er einer der Schönen des Städtchens seine Liebe erklärte. Und praktisch, wie er war, nahm er lieber das Geld als das Herz, das sie ihm mit dem Gelde zusammen bei dem Bezahlen der Rechnungen boten. Gleich bezahlen that von den jungen Damen keine, selbst dann nicht, wenn sie den doppelten und dreifachen Betrag ihrer Schuld bei sich führte, denn sie hätte sich ja dadurch der Gelegenheit, wiederkommen zu müssen, beraubt.
Da geschah es, daß I. H. K. Kallsen eines schönen Tages eine längere Geschäftsreise unternahm. Wochenlang blieb er fort, und als er endlich, mit Sehnsucht und Ungeduld erwartet, zurückkehrte, prangte ein goldener Reif an seiner linken Hand — er hatte sich inzwischen verlobt, und schon am Abend seiner Rückkehr machte er seinen Mitbürgern und vor allen Dingen seinen Mitbürgerinnen hiervon durch eine große Annonce im Wochenblatt Mittheilung.
Ein Schrei der Entrüstung durchhallte die Stadt.
Daß I. H. K. Kallsen sich nun endlich einmal verlobt hatte, war ja nicht mehr als in der Ordnung, aber daß er sich eine Auswärtige genommen hatte, Das war eine öffentliche Beleidigung für die gesammte junge Damenwelt des Städtchens.
Und mehr noch als die Töchter fühlten sich die Mütter beleidigt; man hatte ihn so freundlich aufgenommen, hatte ihn zu den kleinen Abendgesellschaften gebeten, hatte ihm die Wege in jeder Hinsicht geebnet, man hatte das schöne Geld, das man doch wahrlich nicht auf der Straße fand, in sein Geschäft gelegt, um ihm zu helfen, ihn pecuniär auf eigene Füße zu stellen; was er hatte, was er war, verdankte er nur dem Wohlwollen seiner Mitbürger, der freundlichen Gesinnung, die man ihm in der Stadt engegengebracht hatte, dafür hätte er sich dankbar erweisen müssen, das wäre seine Pflicht und Schuldigkeit gewesen.
Daß er sich aber seine Braut von „auswärts” geholt hatte, bewies, daß er nicht eine Spur von Dankbarkeit besäße.
Aber man wollte ihm schon zeigen, wie man über ihn dächte und ihm beweisen, daß die Stadt wohl ohne ihn, er aber nicht ohne die Stadt leben könne.
Und heimlich ging von Mund zu Munde die Parole: Bei I. H. K. Kallsen wird fortan nur noch das Allernothwendigste gekauft.
Die wenigsten Menschen kaufen sich Bücher — was bleibt da einem Buchhändler zum Verdienen, wenn man sich schwört, nur das Allernothwendigste bei ihm zu kaufen? Hin und wieder trat Jemand in den Laden, holte sich ein Buch aus der Leihbibliothek oder bestellte hundert möglichst einfache und möglichst billige Visitenkarten. Während der Besitzer früher, sobald die Thürglocke gegangen war, selbst in den Laden stürzte, um seine Kunden zu bedienen und sich nach ihren Wünschen zu erkundigen, ihnen das Neueste vorzulegen und sich nach dem Wohlergehen der hochverehrten Frau Mutter zu erkundigen, schloß er jetzt jedes Mal, wenn die Glocke ertönte, die Thür seines Privatbureaus hinter sich ab, damit er nicht vielleicht in Gedanken in den Laden stürze und den einzigen Käufer durch seinen Anblick verjage.
Das Geschäft ging zurück, darüber täuschte sich Niemand weniger als Kallsen selbst, aller Fleiß, alle Annoncen, durch die er sein Geschäft in empfehlende Erinnerung brachte, waren vergebens — der Laden stand leer.
Aber Kallsen war nicht der Mann, sich dadurch entmuthigen zu lassen: „Wenn ich erst verheiratet bin, wenn die Leute meine kleine Braut erst kennen gelernt haben, werden sie sie ebenso lieb gewinnen wie ich und dann werden auch für mich wieder bessere Zeiten kommen.”
So beschleunigte er denn die Hochzeit, die im Hause seines Schwiegervaters stattfinden sollte, und eines Tages hielt er denn mit seiner kleinen Frau den Einzug in seine Stadt und in sein eigenes Haus.
Am nächsten Tag schon machte Kallsen mit seiner jungen Frau Besuche — man nahm ihn entweder gar nicht an oder man wünschte der jungen Frau mit so sauersüßem Lächeln, daß sie sich in der neuen Stadt recht, recht glücklich — verstehen Sie wohl, meine Liebe, Liebe, recht, recht glücklich — fühlen möge, daß diese ob des ihr zu Theil gewordenen unfreundlichen Empfanges dem Weinen nahe war.
Die Arme ahnte Nichts von der Schuld ihres Mannes, der im Innern empört war, über die seiner Frau entgegengebrachte Lieblosigkeit.
Aber er wollte die Gemüther schon versöhnen und hierzu eignen sich bekanntlich am Besten gute Speisen und Getränke. So entschloß er sich denn, ein großes Diner zu geben und auf selbst gedruckten Einladungskarten entbot er sämmtliche Honoratioren der Stadt mit Weib und erwachsenen Töchtern und Söhnen zu sich als Gast.
Zuerst fand man Das in höchstem Grade unpassend und aufdringlich — er hätte doch erst abwarten müssen, ob man ihn und seine Frau einladen würde, dann hätte er sich ja immer noch revanchiren können, aber so — Und die Schultern wurden sehr hoch gezogen und die Nasen sehr gerümpft, aber absagen that Niemand. Nicht die Sehnsucht nach Speise und Trank gab hierbei den Ausschlag, sondern man mußte doch einmal sehen, wie die junge Frau sich denn eigentlich benehme, wie sie eingerichtet wäre, ob sie was vom Kochen verstände, ob sie den Tisch geschmackvoll decken könne und was dergleichen wichtige Dinge mehr waren.
In Sammt und Seide rauschten die Honoratiorenfrauen und die Honoratiorentöchter, gefolgt von ihren Gatten und Vätern zur befohlenen Stunde in den Empfangssalon der jungen Frau I. H. K. Kallsen, die mit freundlichem Lächeln ihre Gäste willkommen hieß. Aber dieses Lächeln wurde falsch gedeutet, man legte es ihr als „hochmüthig” aus — was hatte solche junge Person zu lächeln, wenn sie einer alten Dame die Hand reichte?
„Mein Mann läßt sich noch für einen Augenblick entschuldigen, er ist plötzlich aus dem Geschäft abberufen worden.”
Das war ja geradezu empörend — gewiß muß der Mann sich um sein Geschäft bekümmern — aber wenn er Gäste hat, noch dazu die Honoratioren der Stadt, da gehört es sich, daß er pünctlich zur Stelle ist und läßt sich Das mit seinen geschäftlichen Interessen nicht vereinbaren, nun, dann muß man sich eben keine Gäste einladen.
Man stand in dem Salon umher, man bewunderte die Bilder und die auf dem Tisch liegenden Prachtwerke.
Giftig meinte die Frau Kanzleiräthin zu ihrer Nachbarin: „Wissen Sie, Liebste, als Buchhändlersfrau würde ich keine Prachtwerke in meinem Salon auslegen. Das sieht so aus, als ob die Bücher für die Gesellschaft dem Laden entliehen wären, finden Sie nicht auch, Liebste?”
Und die „Liebste” war ganz derselben Ansicht.
Eine Viertelstunde verging nach der anderen, man wartete immer noch vergebens auf den Herrn des Hauses.
„Meine Herren, darf ich Sie bitten, zu Tisch zu engagiren,” ersuchte da die junge Frau ihre Gäste, „ es ist mir ziemlich unbegreiflich, wo mein Mann bleibt, er ist zur Controlversammlung in seiner Eigenschaft als Landwehrmann. Länger können wir mit dem Essen nicht mehr auf ihn warten — wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muß nehmen, was übrig bleibt — darf ich bitten, meine Herren?”
„Die tritt ja höllisch (sehr) sicher auf, so Etwas würde ich mir nun nie herausnehmen,” meinte die Frau Steuerräthin zu ihrer Nachbarin, „wenn man ja auch Gott sei Dank Herr im Hause ist und sich seinen Mann gut erzogen hat, so zeigt man Das doch nicht so offen. Nicht wahr, Beste?”
Und die „Beste” war ganz derselben Ansicht.
In diesem Augenblick boten die Herren ihren Damen den Arm und man lenkte seine Schritte zu dem Eßzimmer, wo die hübsch und geschmackvoll mit frischen Blumen geschmückte Tafel der Gäste harrte.
Die Suppe und die nachfolgenden Gerichte waren gut, auch der Wein mundete, aber dennoch kam keine fröhliche Stimmung, man wartete immer noch vergebens auf den Hausherrn.
Schon reichte man den Braten herum, als plötzlich ein in der Druckerei beschäftigter Lehrling athemlos ins Zimmer hereingestürzt kam: „Frau Kallsen, Frau Kallsen, wissen Sie es schon, Ihr Mann ist ins Gefängniß gebracht worden, eben ist er hier vorbei geführt.”
Entsetzt kreischten die Damen auf, die Hausfrau fiel von einer Ohnmacht in die andere und der Honoratioren bemächtigte sich ein Gefühl der Unruhe — ihr Gastgeber arretirt, ins Gefängniß gebracht — Das war denn doch zum Mindesten mehr als unangenehm.
Man hatte die Hausfrau in ein Nebenzimmer getragen und die übrigen Gäste drängten zum Aufbruch.
„Mein Gott, Das ist ja schrecklich — die arme Frau.”
„Wir können wirklich von Glück sagen, daß er sich keine von unseren Töchtern zur Frau genommen hat.”
„Ich hätte ihm meine Jule auch nie und nimmermehr gegeben.”
„Ich ihm meine Bertha auch nicht, obgleich sich das Kind, offen und ehrlich gestanden, eine zeitlang, glaube ich, für ihn interessirt hat. Wissen Sie, er hat kein gutes Auge.”
„Er hat einen solchen unstäten Blick, wissen Sie, ich habe, im Vertrauen gesagt, zu meinem Mann geäußert: paß auf, August, habe ich gesagt, paß auf, mit dem erleben wir noch was. Ich hab' nun mal die soupsonneuse.”
„Was er wohl verbroch haben mag?”
„Haben Sie nicht von dem Raubmord in voriger Woche gelesen? Ob er wohl dabei betheiligt ist? Wissen Sie, diese Unruhe, diese Sucht nach Zerstreuungen, diese Gesellschaft, bevor er selbst irgendwie eingeladen war — glauben Sie mir, er will sich betäuben, seine innere Unruhe gewaltsam niederkämpfen — es mag ja sein, daß ich mich irre, aber ich fürchte, ich fürchte, die Zukunft wird lehren, daß ich nur zu sehr Recht habe.”
„Aber das wäre ja entsetzlich — der Mann ein Raubmörder.”
Da erhob Das Oberhaupt des Städtchens seine gewichtige Stimme:
„Meine Damen und Herren. Es ist uns ein Gerücht zu Ohren gekommen, so ungeheuerlich, daß wir es nicht glauben können, und ich bin der Ansicht, daß wir es der jungen Frau, die durch ihre Herzensgüte unser Aller Herzen im Fluge erobert hat und nun unter den Folgen der schrecklichen Nachricht leidet, ich meine, wir sind es nicht nur ihr, sondern auch dem Herrn des Hauses, den wir bisher nur als Ehrenmann kennen gelernt, schuldig, daß wir diesem Gerücht nicht ohne Weiteres glauben. Beurlauben Sie mich einen Augenblick, ich werde hingehen, um mich zu erkundigen und in kurzer Zeit hoffe ich mit einer günstigen Nachricht wieder bei Ihnen sein zu können.”
Gespannt harrten die Zurückbleibenden seiner Rückkehr und als er nach einer kleinen halben Stunde wieder ins Zimmer trat, wurde er umringt und mit Fragen bestürmt.
„Zuerst wollen wir die junge Frau beruhigen,” entgegnete er, „dann stehe ich Ihnen Rede und Antwort,” und er begab sich in das Nebenzimmer, sprach trostreich auf die Hausfrau ein und geleitete sie kurz darauf zu ihren Gästen zurück.
„Nun aber bitte ich um Forsetzung des Diners,” bat er, „denn ich habe einen gewaltigen Hunger bekommen, meine gnädige Frau.”
„Aber Sie wollen doch erzählen,” flüsterte man ihm zu,.
„Ach so, ja richtig — gnädige Frau — Sie gestatten? Dann bestelle ich Ihnen zunächst die besten Grüße unseres Freundes und bin der Uebermittler seiner Wünsche, daß Sie sich durch seine Abwesenheit nicht im Geringsten stören lassen möchten, er selbst ist leider verhindert, hier zu sein.”
„Und wo ist er?”
„Er sitzt.”
„Also doch!” „Entsetzlich!” „O, meine Ahnungen!” „Die arme, arme Frau!” so flüsterte man sich gegenseitig entsetzt zu.
„Jawohl, meine Herrschaften, unser liebenswürdiger Wirth sitzt im Gefängniß bei Wasser und Brot, Gott sei Dank nur auf vierundzwanzig Stunden, und daß er sitzt, ist unsere Schuld.”
„Un—se—re—Schuld?”
„Jawohl, meine Herrschaften, es ist, allerdings nur indirect, unsere Schuld. Von dem Wunsche beseelt, es uns, seinen Gästen, so behaglich und schön wie nur irgend möglich zu gestalten, hat er den ganzen Vormittag in seinem Hause sich für uns gemüht, und dabei vergessen, daß er sich heute Morgen auf der Controlversammlung stellen müsse; wer nicht kommt, wird nach den Militär-Gesetzen mit Arrest bestraft. Er kam nicht, sondern mußte erst heute Mittag geholt werden. — Sie kennen ja den etwas sehr bärbeißigen Bezirks-Commandeur, dem Pünctlichkeit und treueste Pflichterfüllung Alles ist. Der handelt nur nach den Buchstaben des Gesetzes und so sagte er denn heute Mittag, als unser Freund sich bei ihm meldete:
„Wo kommen Sie her? Vergessen? Das gibt es nicht für einen Soldaten — vierundzwanzig Stunden Mittelarrest — Feldwebel, führen Sie den Mann sofort ab.”
„Meine Herrschaften, wer noch nie in seinem Leben Etwas vergessen hat, erhebe zum Schwur die rechte Hand! Keine Hand da? Na also, da sehen Sie die Schwere seines Vergehens. Trinken wir auf das Wohl unserer liebenswürdigen Wirthin und auf das Wohl ihres Gatten, der durch uns und unseretwegen in seine mißliche Lage gerathen ist.”
Zwischen Lachen und Weinen stieß die junge Frau mit ihren Gästen an — bis spät am Abend war die Gesellschaft beisammen und als man sich endlich trennte, nahm ein Jeder sich vor, wieder gut zu machen, was er in Gedanken und in Worten gegen den Hausherrn gefehlt hatte.
Und am nächsten Tage war der „Boycott”, der auf der Buchhandlung von I. H. K. Kallsen geruht hatte, aufgehoben, und in späteren Jahren pflegte Kallsen zu sagen, er sei dadurch, daß er einmal vierundzwanzig Stunden gesessen habe, ein reicher Mann geworden.
*) Hermann Heiberg, Schriftsteller, (17.11.1840 - 16.2.1910) war ein Vetter von Wolf Graf von Baudissin (Frhr. v. Schlicht).