Der Manöverdackl.

Von Freiherrn von Schlicht.

Aus: Kaisermanöver
Militärische Humoresken,

aus: Vom alten deutschen Heer
Skizzen in Wort und Bild,

und

aus: Das lustige Salzer-Buch
Heitere Lektüre- und Vortragsstücke
gesammelt und herausgegeben von
Marcell Salzer
Band 2


(Fassung „Schlicht”)

(Fassung „Böckmann/Gal”)

(Fassung „Salzer”)

Seine Exzellenz, der kommandierende Herr General, hatte für die bevorstehenden Manöver an alle ihm unterstellten Offizierkorps das strenge Verbot erlassen, daß kein Offizier, welcher Charge und welcher Truppe er auch immer angehöre, seinen Hund, welcher Art und welchen Alters er auch immer sei, mit in das Manöver nehmen dürfe, denn das Manöver sei ein Krieg im Frieden, und wie man im Ernstfalle auch keinen Köter mitnähme, so hätten die Viechers auch jetzt zu Hause zu bleiben.

Exzellenz sprach in seinem Erlaß in sehr wenig liebenswürdigen Worten von diesen „treuesten Freunden” der Menschen und das hatte seinen guten Grund: Er haßte alle Hunde wie die Sünde, seitdem vor einigen Jahren, bei einer Besichtigung, in der er besichtigt wurde, ein Leutnantshund seinen Gaul derartig scheu gemacht hatte, daß sein Reiter in einem großen Bogen in den Dreck flog.

Natürlich rief dieses Hundeverbot Seiner Exzellenz bei allen Offizieren, ganz besonders aber bei allen jungen Leutnants, die sich einen Hund hielten, (und welcher junge Leutnant tut das nicht?) einen Sturm der Entrüstung hervor, und man ließ an dem Kommandierenden kein gutes Haar: Man schalt ihn kalt und herzlos, nannte ihn verrückt; und ein ganz junger Leutnant, der mit einer geradezu abgöttischen Liebe an seinem Dackel hing, erklärte mit dem Brustton tiefinnerster Überzeugung: „Da sieht man es einmal wieder, Exzellenz ist überhaupt total unfähig, der hat von militärischen Dingen nicht die leiseste Ahnung. Daß der Mann noch an der Spitze unseres Armeekorps steht, anstatt zu frischer Cervelatwurst verarbeitet zu werden, das verstehe ich einfach nicht, das geht über meinen Horizont.”

Aber alles Schimpfen und Schelten hat beim Militär dem Untergebenen noch nie etwas genutzt.

Und so blieb das Verbot Sr. Exzellenz bestehen. Ja, die Regimentskommandeure verschärften es sogar noch dadurch, daß sie jedem Leutnant Stubenarrest in sichere Aussicht stellten, der es trotz allem wagen sollte, seinen Hund mitzunehmen.

Und ganz privatim richtete sein Oberst dieselbe Mahnung noch an den jungen Leutnant Böhme, der Exzellenz für völlig unfähig erklärt hatte und der mit einer solchen Liebe an seinem Dackel hing, daß er fest entschlossen war, an demselben Tag zu sterben, an dem sein Dackel eingehen würde — sein heißgeliebter Dackel, der eigentlich eine Dackeline war und Wally hieß.

Die Befehle sind dazu da, um umgangen zu werden, und so war es trotz aller Ermahnungen für den jungen Leutnant Böhme sofort beschlossene Sache, daß er Wally doch mit in das Manöver nehmen würde — er würde sie schon vor den Blicken der hohen Vorgesetzten zu verbergen wissen; und wenn sein Vergehen trotzdem herauskam und wenn man ihm dafür nach Beendigung der Manöver auch wirklich ein paar Tage Stubenarrest diktierte, so würde er die in Wallys Gesellschaft schon verleben.

Schwieriger war die Frage zu lösen, wie Wally in das Manövergelände befördert werden sollte. Mit der Bagage konnte sie natürlich nicht gehen, denn da wurde sie sofort bemerkt. So blieb nur eins: Der Dackel mußte per Eilfracht in einer Kiste in das erste Quartier befördert werden; und den Transport in die weiteren Quartiere mußte dann ein Bewohner des betreffenden Ortes übernehmen.

So fuhr Wally denn eines Tages als Eilgut in das Manövergelände; und bei Eintritt der Nacht holte sich der Leutnant seinen Dackel in das Quartier, und von dem ersten Quartier fuhr ihn ein Bauer in einem Einspännerwagen in das zweite Quartier, und alles ging gut, niemand merkte etwas.

Da geschah es eines Morgens, daß sich das Gefecht in der allernächsten Nähe, unmittelbar vor den nichtvorhandenen Toren des Dorfes abspielte, in dem Leutnant Böhme für mehrere Tage mit seinen Leuten untergebracht war. Von seinem Dackel hatte er am frühen Morgen Abschied genommen, um ihn vielleicht erst spät am Abend wiederzusehen, denn im Manöver dauert es oft sehr lange, bis das Gefecht beginnt, aber es dauert regelmäßig noch viel länger, bis es wieder abgebrochen wird.

Seine Exzellenz, der kommandierende Herr General, hatte für die bevorstehenden Manöver an alle ihm unterstellten Offiziere das strenge Verbot erlassen, daß keiner, welcher Charge und welcher Truppe er auch immer angehöre, seinen Hund mit in das Manöver nehmen dürfe, denn das Manöver sei ein Krieg im Frieden, und wie man im Ernstfalle auch keinen Köter mitnähme, so hätten die Viechers auch jetzt zu Hause zu bleiben.

Exzellenz sprach in seinem Erlaß in sehr wenig liebenswürdigen Worten von diesen „treuesten Freunden” der Menschen und das hatte seinen guten Grund: Er haßte alle Hunde wie die Sünde, seitdem vor einigen Jahren, bei einer Besichtigung, in der er besichtigt wurde, ein Leutnantshund seinen Gaul derartig scheu gemacht hatte, daß er in einem großen Bogen in den Dreck flog.

Natürlich rief dieses Hundeverbot Seiner Exzellenz bei allen Offizieren, ganz besonders aber bei allen jungen Leutnants, die sich einen Hund hielten, einen Sturm der Entrüstung hervor, und man ließ an dem Kommandierenden kein gutes Haar. Aber alles Schimpfen und Schelten hat beim Militär dem Untergebenen noch nie etwas genutzt.

So blieb das Verbot Sr. Exzellenz bestehen. Ja, die Regimentskommandeure verschärften es sogar noch. Und ganz privatim richtete ein Oberst dieselbe Mahnung noch an den jungen Leutnant Böhme, der mit einer solchen Liebe an seinem Dackel hing, daß er fest entschlossen war, an demselben Tag zu sterben, an dem sein Dackel eingehen würde — sein heißgeliebter Dackel, der eigentlich eine Dackeline war und Wally hieß.

Die Befehle sind dazu da, um umgangen zu werden, und so war es trotz aller Ermahnungen für den jungen Leutnant Böhme sofort beschlossene Sache, daß er Wally doch mit in das Manöver nehmen würde.

Schwieriger war die Frage zu lösen, wie Wally in das Manövergelände befördert werden sollte. Da blieb nur eins: Der Dackel mußte per Eilfracht in einer Kiste in das erste Quartier befördert werden; und den Transport in die weiteren Quartiere mußte dann ein Bewohner des betreffenden Ortes übernehmen, und alles ging gut, niemand merkte etwas.

Da geschah es eines Morgens, daß sich das Gefecht in der allernächsten Nähe des Dorfes abspielte, in dem Leutnant Böhme für mehrere Tage mit seinen Leuten untergebracht war. Von seinem Dackel hatte er am frühen Morgen Abschied genommen, um ihn vielleicht erst spät am Abend wiederzusehen.

 

Es war im Manöver.

Der Kampf war im vollen Gange: Die Kanonen donnerten, die Kavallerie attackierte, schnell dahinstürmende Meldereiter, die voller Ungeduld erwartet wurden, fielen von ihren Gäulen und liefen zu Fuß hinter ihnen her, es war alles so, wie es sein sollte.

Der Kampf war im vollen Gange: Die Kanonen donnerten, die Kavallerie attackierte, schnell dahinstürmende Meldereiter, die voller Ungeduld erwartet wurden, fielen von ihren Gäulen und liefen zu Fuß hinter ihnen her, es war alles so, wie es sein sollte.

Der Kampf war im vollen Gange: Die Kanonen donnerten, die Kavallerie attackierte, schnell dahinstürmende Meldereiter, die voller Ungeduld erwartet wurden, fielen von ihren Gäulen und liefen zu Fuß hinter ihnen her, es war alles so, wie es sein sollte.

Nur eins war nicht in Ordnung. Vor der Front eines ausgeschwärmten Schützenzuges saß plötzlich Wally. Dem Dackel mochte das Warten auf seinen Herrn zu langweilig geworden sein, und er hatte sich nach ihm auf die Suche gemacht. Aber ein Manöverfeld ist weit und dehnt sich über viele Kilometer aus, so war der Dackel, der eigentlich eine Dackeline war, bei dem Suchen müde geworden und ruhte sich nun aus.

Nur eins war nicht in Ordnung. Vor der Front eines ausgeschwärmten Schützenzuges saß plötzlich Wally. Dem Dackel mochte das Warten auf seinen Herrn zu langweilig geworden sein, und er hatte sich nach ihm auf die Suche gemacht. Aber ein Manöverfeld ist weit und dehnt sich über viele Kilometer aus, so war der Dackel, der eigentlich eine Dackeline war, bei dem Suchen müde geworden und ruhte sich nun aus.

Nur eins war nicht so, wie es sein sollte.

Der Leutnant, der den Schützenzug kommandierte, war ebenso wie fast alle anderen Leutnants ein großer Hundefreund. Ließ er jetzt ruhig weiter feuern, so konnte er, selbst mit den Platzpatronen, den Dackel sehr leicht totschießen lassen, aber das wollte er nicht und so ließ er denn das Feuer abstoppen.

Der Leutnant, der den Schützenzug kommandierte, war ebenso wie fast alle anderen Leutnants ein großer Hundefreund. Ließ er jetzt ruhig weiter feuern, so konnte er, selbst mit den Platzpatronen, den Dackel sehr leicht totschießen lassen, aber das wollte er nicht und so ließ er denn das Feuer abstoppen.

Aber das scharfe Auge eines hohen Vorgesetzten sieht alles, so hatte Exzellenz sofort bemerkt, daß ein Zug nicht feuerte, und gleich darauf jagte ein Adjutant Seiner Exzellenz durch die Welt, um sich zu erkundigen, warum der Zug nicht feuere.

Aber das scharfe Auge eines hohen Vorgesetzten sieht alles, so hatte Exzellenz sofort bemerkt, daß ein Zug nicht feuerte, und gleich darauf jagte ein Adjutant Seiner Exzellenz durch die Welt, um sich zu erkundigen, warum der Zug nicht feuere.

Aber das scharfe Auge eines hohen Vorgesetzten sieht bekantlich alles, so hatte Exzellenz sofort bemerkt, daß ein Zug nicht feuere und gleich darauf jagte ein Adjutant Seiner Exzellenz durch die Welt, um sich zu erkundigen, warum der Zug nicht feuere.

Und Exzellenz empfing wenig später den Bescheid, es läge ein Dackel vor der Front, der nicht zu bewegen wäre, seinen Platz zu verlassen, und der, so oft er auch schon verscheucht wäre, immer wieder genau auf denselben Platz zurückkäme.

Und Exzellenz empfing wenig später den Bescheid, es läge ein Dackel vor der Front, der nicht zu bewegen wäre, seinen Platz zu verlassen, und der, so oft er auch schon verscheucht wäre, immer wieder genau auf denselben Platz zurückkäme.

Und Exzellenz empfing wenig später den Bescheid, es läge ein Dackel vor der Front, der nicht zu bewegen wäre, seinen Platz zu verlassen und der, so oft er auch schon verscheucht wäre, immer wieder genau auf denselben Platz zurückkäme.

Auf den Gedanken, daß dieser Dackel ein Leutnantsdackel sei, kam Exzellenz, Gott sei Dank, gar nicht, sonst hätte er ihn sofort zum Tode durch Erschießen verurteilt, so sagte er denn: „Reiten Sie noch einmal hin. Die kriegsgemäße Durchführung des Gefechtes kann durch einen Dackel nicht aufgehalten werden. Wenn der Hund denn nicht fortgeht und sich der Gefahr aussetzt, totgeschossen zu werden, kann ich das nicht ändern.”

Auf den Gedanken, daß dieser Dackel ein Leutnantsdackel sei, kam Exzellenz, Gott sei Dank, gar nicht, sonst hätte er ihn sofort zum Tode verurteilt, so sagte er nur: „Reiten Sie noch einmal hin. Die kriegsgemäße Durchführung des Gefechtes kann durch einen Dackel nicht aufgehalten werden. Wenn der Hund denn nicht fortgeht und sich der Gefahr aussetzt, totgeschossen zu werden, kann ich das nicht ändern.”

„Na, der Leutnant scheint ja ein ganz hervorragender Tierfreund zu sein. — Bedaure lebhaft. — Reiten Sie noch 'mal hin. Die kriegsgemäße Durchführung des Gefechtes kann durch einen Dackel nicht aufgehalten werden. Wenn der Hund denn nicht fortgeht und sich der Gefahr aussetzt, totgeschossen zu werden, kann ich das nicht ändern.”

S-s-t!

Der Adjutant jagte davon und kam bald darauf mit der Meldung zurück, es wären nun zwei Dackel vor der Front, die nicht zu vertreiben wären. Der Leutnant hätte Mitleid mit den Tieren und ließe, bevor er das Feuer wieder eröffne, Seine Exzellenz fragen, ob eventuell beide totgeschossen werden sollten oder nur einer; dann erbäte er aber von Exzellenz nähere Angaben, welcher totgeschossen und welcher am Leben bleiben sollte. — Und gleichzeitig erlaube der Herr Leutnant sich die Anfrage, wer später dem Besitzer der Hunde für den Schaden aufkäme, wenn die Tiere jetzt erschossen würden.

Der Adjutant jagte davon und kam bald darauf mit der Meldung zurück, es wären nun zwei Dackel vor der Front, die nicht zu vertreiben wären. Der Leutnant hätte Mitleid mit den Tieren und ließe, bevor er das Feuer wieder eröffne, Seine Exzellenz fragen, ob eventuell beide totgeschossen werden sollten oder nur einer; dann erbäte er aber von Exzellenz nähere Angaben, welcher totgeschossen und welcher am Leben bleiben sollte. — Und gleichzeitig erlaube der Herr Leutnant sich die Anfrage, wer später dem Besitzer der Hunde für den Schaden aufkäme, wenn die Tiere jetzt erschossen würden.

Der Adjutant jagte davon und kam bald darauf mit der Meldung zurück: „Verzeihung, Exzellenz! Es sind zwei Dackel vor der Front und der Leutnant hätte Mitleid mit den Tieren und erlaube sich die ganz gehorsamste Anfrage, ob alle beide totgeschossen werden sollen oder nur einer, und wenn nur einer, dann welcher von den beiden totgeschossen und welcher am Leben bleiben sollte, und wer später dem Besitzer der Hunde den Schaden ersetze.”

„Das wird später entschieden werden, ob überhaupt einer von uns beiden für die Köter haftbar ist,” brauste Exzellenz auf, „die Hauptsache ist, daß beide Köter, wenn sie sich nicht vor der Front wegscheren, sofort totgeschossen werden. Reiten Sie hin und überbringen Sie sofort meinen Befehl.”

„Das wird später entschieden werden, ob überhaupt einer von uns beiden für die Köter haftbar ist,” brauste Exzellenz auf, „die Hauptsache ist, daß beide Köter, wenn sie sich nicht vor der Front wegscheren, sofort totgeschossen werden. Reiten Sie hin und überbringen Sie sofort meinen Befehl.”

„Das wird später entschieden werden, ob überhaupt jemand für die Köter haftbar ist. Die Hauptsache ist, daß beide Köter, wenn sie sich nicht sofort vor der Front wegscheren, sofort totgeschossen werden. Reiten Sie hin und überbringen Sie sofort meinen Befehl.”

S-s-t!

Der Adjutant jagte davon und kam bald darauf mit der Meldung zurück, es wären nun drei Dackel vor der Front und der Herr Leutnant, der anscheinend ein großer Tierfreund sei, erlaube sich an Seine Exzellenz die Anfrage, ob alle drei Dackel totgeschossen werden sollten oder nur zwei, und wenn nur zwei, dann erbäte er nähere Angaben darüber, welche zwei von den dreien erschossen und welcher am Leben bleiben solle.

Der Adjutant jagte davon und kam bald darauf mit der Meldung zurück, es wären nun drei Dackel vor der Front und der Herr Leutnant, der anscheinend ein großer Tierfreund sei, erlaube sich an Seine Exzellenz die Anfrage, ob alle drei Dackel totgeschossen werden sollten oder nur zwei, und wenn nur zwei, dann erbäte er nähere Angaben darüber, welche zwei von den dreien erschossen und welcher am Leben bleiben solle.

Der Adjutant jagte davon und kam bald darauf mit der Meldung zurück: „Verzeihung, Exzellenz, es sind vier Dackel vor der Front und der Herr Leutnant erlaube sich die ganz gehorsamste Anfrage, ob alle vier Dackel totgeschossen werden sollten oder nur zwei, und wenn nur zwei, dann welche zwei von den vieren erschossen und welche am Leben bleiben sollen.”

Exzellenz konnte sich nicht mehr beherrschen: „ich bringe diesen Leutnant nachher bei der Kritik um, wenn er nicht sofort die ganzen Köter vor der Front totschießt und wenn der Leutnant, anstatt zu handeln, noch eine einzige Frage an mich richten läßt, dann ermorde ich ihn —, jawohl, sagen Sie ihm das, ich ermorde ihn.”

Exzellenz konnte sich nicht mehr beherrschen: „ich bringe diesen Leutnant nachher bei der Kritik um, wenn er nicht sofort die drei Köter vor der Front totschießt und wenn der Leutnant, anstatt zu handeln, noch eine einzige Frage an mich richten läßt, dann ermorde ich ihn —, jawohl, sagen Sie ihm das, ich ermorde ihn.”

„Herrgott von Mannheim! Ich bringe diesen Leutnant nachher bei der Kritik um, wenn er nicht sofort alle vier Dackel totschießt und wenn der Leutnant, anstatt zu handeln, noch eine einzige Frage an mich richten läßt, dann ermorde —, jawohl, sagen Sie ihm das, ich ermorde ihn. Himmeldonnerwetter!

S-s-t!

Der Adjutant jagte davon; und diesesmal dauerte es noch länger, bis er zurückkam, denn er hatte dem Leutnant ja erst die Todesdrohung Seiner Exzellenz übermitteln müssen. Endlich hielt er auf schweißbedecktem Pferd wieder neben seinem Herrn.

Der Adjutant jagte davon; und diesesmal dauerte es noch länger, bis er zurückkam, denn er hatte dem Leutnant ja erst die Todesdrohung Seiner Exzellenz übermitteln müssen. Endlich hielt er auf schweißbedecktem Pferd wieder neben seinem Herrn.

Der Adjutant jagte davon. Kurz darauf hielt er auf schweißbedecktem Roß wieder vor seinem Herrn.

„Nun?” fragte seine Exzellenz.

„Nun?” fragte seine Exzellenz.

„Nun?!”

„Ich habe dem Herrn Leutnant die Botschaft Euer Exzellenz überbracht, aber selbst auf die Gefahr hin, daß Euer Exzellenz die ausgesprochene Drohung wahrmachen, läßt der Leutnant Euer Exzellenz ganz gehorsamst melden, daß jetzt sogar fünf Dackel vor der Front wären, und er läßt ganz gehorsamst anfragen, ob er nun alle fünf Dackel totschießen lassen soll oder, wie Exzellenz vorhin befahlen, nur drei, und wenn nur drei, dann erbittet er nähere Auskunft darüber, welche drei von den fünf sterben und welche am Leben bleiben sollen.”

„Ich habe dem Herrn Leutnant die Botschaft Euer Exzellenz überbracht, aber selbst auf die Gefahr hin, daß Euer Exzellenz die ausgesprochene Drohung wahrmachen, läßt der Leutnant Euer Exzellenz ganz gehorsamst melden, daß jetzt sogar fünf Dackel vor der Front wären, und er läßt ganz gehorsamst anfragen, ob er nun alle fünf Dackel totschießen lassen soll oder, wie Exzellenz vorhin befahlen, nur drei, und wenn nur drei, dann erbittet er nähere Auskunft darüber, welche drei von den fünf sterben und welche am Leben bleiben sollen.”

Verzeihung, Exzellenz! Es sind fünf Dackel vor der Front und der Leutnant erlaubt sich die ganz gehorsamste Frage . . .”

„Ob alle fünf Dackel totgeschossen werden sollen oder nur vier und wenn nur vier, dann welche vier . . . Nun kann ich den Zimt schon auswendig!! — Schluß! Los!

Exzellenz bekam beinahe einen Tobsuchtsanfall: „Der Mensch bringt mich ja unter die Erde, aber ehe ich mich umbringen lasse, bringe ich ihn um,” und seinem Gaul die Sporen in die Seite pressend, stürmte er davon, als wenn sämtliche bösen Geister dieser Welt hinter ihm her wären. Und der Adjutant stürmte mit, um es womöglich zu verhindern, daß Seine Exzellenz wirklich einen Mord begehe.

Exzellenz bekam beinahe einen Tobsuchtsanfall: „Der Mensch bringt mich ja unter die Erde, aber ehe ich mich umbringen lasse, bringe ich ihn um,” und seinem Gaul die Sporen in die Seite pressend, stürmte er davon, als wenn sämtliche bösen Geister dieser Welt hinter ihm her wären. Und der Adjutant stürmte mit, um es womöglich zu verhindern, daß Seine Exzellenz wirklich einen Mord begehe.

Und seinem Gaul die Sporen in die Seite pressend stürmte Exzellenz davon

S-s-t!

Und der Adjutant stürmte mit.

S-s-t!

Fünf Minuten später hielt Exzellenz vor dem Leutnant. Der scharfe Ritt hatte ihn nicht beruhigt, sondern sein Blut erst recht in Wallung gebracht, und so sagte er denn jetzt mit rollenden Augen und mit einer vor Erregung zitternden und bebenden Stimme: „Herr Leutnant, ich frage Sie zum letzten Mal, wollen Sie den Ihnen erteilten Befehl ausführen und sofort die fünf Dackel totschießen lassen? Ich erbitte Antwort: Ja oder nein?”

Fünf Minuten später hielt Exzellenz vor dem Leutnant. Der scharfe Ritt hatte ihn nicht beruhigt, sondern sein Blut erst recht in Wallung gebracht, und so sagte er denn jetzt mit rollenden Augen und mit einer vor Erregung zitternden und bebenden Stimme: „Herr Leutnant, ich frage Sie zum letzten Mal, wollen Sie den Ihnen erteilten Befehl ausführen und sofort die fünf Dackel totschießen lassen? Ich erbitte Antwort: Ja oder nein?”

Fünf Minuten später hielt Exzellenz vor dem Leutnant.

„Herr Leutnant, ich frage Sie zum letztenmal, wollen Sie den Ihnen erteilten Befehl ausführen und sofort die fünf Dackel totschießen lassen? Ja oder nein?”

Aber anstatt ja oder nein zu antworten, sagte der Leutnant, der wirklich ein selten großer Hundefreund war: „Verzeihung, Exzellenz, es sind jetzt nicht fünf, sondern sechs Dackel, und bevor ich den erteilten Befehl ausführe, möchte ich mir die gehorsame Anfrage erlauben, ob ich alle sechs Dackel totschießen soll oder wie Exzellenz vorhin bestimmten, nur fünf. Und wenn nur fünf, dann erbitte ich gehorsamst weitere Auskunft darüber, welche fünf von diesen sechs sterben und welcher am Leben bleiben soll.”

Aber anstatt ja oder nein zu antworten, sagte der Leutnant, der wirklich ein selten großer Hundefreund war: „Verzeihung, Exzellenz, es sind jetzt nicht fünf, sondern sechs Dackel, und bevor ich den erteilten Befehl ausführe, möchte ich mir die gehorsame Anfrage erlauben, ob ich alle sechs Dackel totschießen soll oder wie Exzellenz vorhin bestimmten, nur fünf. Und wenn nur fünf, dann erbitte ich gehorsamst weitere Auskunft darüber, welche fünf von diesen sechs sterben und welcher am Leben bleiben soll.”

„Verzeihung, Exzellenz, es sind jetzt sechs Dackel vor der Front! Erlaube mir die ganz gehorsamste Anfrage, ob alle sechs Dackel totgeschossen werden sollen, oder nur fünf, und wenn nur fünf, dann welche fünf von den sechs totgeschossen und welche leben bleiben sollen.”

Exzellenz war sprachlos, er konnte nicht einmal mehr fluchen. So etwas war ihm in seinem ganzen Leben denn doch noch nicht vorgekommen, aber wenn er die Sprache nachher wieder fand, dann konnte der Leutnant etwas erleben.

Vorläufig aber hatte er die Sprache noch nicht wieder und als er sie endlich nach langem Suchen wiedergefunden hatte, da verlor er sie in demselben Augenblick auf's Neue, denn der Leutnant, der wirklich ein übertrieben großer Hundefreund sein mußte, meldete in derselben Sekunde: „Eure Exzellenz, jetzt sind es sieben Dackel.”

Exzellenz war sprachlos, er konnte nicht einmal mehr fluchen. So etwas war ihm in seinem ganzen Leben denn doch noch nicht vorgekommen, aber wenn er die Sprache nachher wieder fand, dann konnte der Leutnant etwas erleben.

Vorläufig aber hatte er die Sprache noch nicht wieder und als er sie endlich nach langem Suchen wiedergefunden hatte, da verlor er sie in demselben Augenblick auf's Neue, denn der Leutnant, der wirklich ein übertrieben großer Hundefreund sein mußte, meldete in derselben Sekunde: „Eure Exzellenz, jetzt sind es sieben Dackel.”

In diesem Augenblick verlor Exzellenz zum ersten Male in seinem Leben die Sprache. Und als er nach mehrmaligem Luftschnappen glaubte der Rede Gewalt wiedergefunden zu haben, verlor er sie a tempo aufs neue, denn just in dieser Sekunde meldete der Leutnant:

„Verzeihung, Exzellenz! Nu sind's sieben Dackel.”

Und wirklich war der Dackel, der eigentlich eine Dackeline war und Wally hieß, in diesem Augenblick zum siebenten, aber wie sich bald herausstellte, auch zum letzten Mal Mutter geworden.

Und wirklich war der Dackel, der eigentlich eine Dackeline war und Wally hieß, in diesem Augenblick zum siebenten, aber wie sich bald darauf herausstellte, auch zum letzten Mal Mutter geworden.

Und wirklich war der Dackel, der eigentlich eine Dackeline war, in diesem Augenblick zum siebenten, aber wie sich's Gott sei Dank herausstellte auch zum letzten Male — Mutter geworden.

Angesichts dieser Tatsache explodierte selbst die Wut Seiner Exzellenz in drei donnerähnlichen Lachsalven.

Dackeline aber und ihre gesamte neue Kompagnie wurden von Seiner Exzellenz auf dem Schlachtfelde zu Königlich Preußischen Regiments-Dackeln ernannt. — — —


zurück zu

Schlichts Seite