Freiherr von Schlicht

Lesung
in der Neuen Akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur
in Brünn am 20.Jan. 1907

und Lesungen von Viktor Hirsch am 14.Jan. und am 17.Nov. 1912


„Brünner Tagesbote” vom 8.Jan. 1907:

Vorlesung des Freiherrn v. Schlicht. Seit einigen Jahren ist es in der Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur Brauch, im Monat Jänner durch Veranstaltung einer lediglich humoristischen Vorlesung dem Prinzen Karneval Tribut zu zollen. Wie in den letzten Jahren P. v. Schönthan, V. Chiavacci und im Vorjahre Roda Roda als Vertreter urwüchsigen Humors zum Brünner Publikum gesprochen haben, so wird heuer Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf Baudissin) am Vortragstische der Neuen akademischen Vereinigung erscheinen. Freiherr v. Schlicht wird zum größten Teil bisher in Druck noch nicht erschienene humoristische Skizzen lesen. Vor mehreren Jahren war es besonders sein Roman „Erstklassige Menschen”, der die Aufmerksamkeit auf die Person des Autors in erhöhtem Maße lenkte. Am besten bekannt ist Freiherr v. Schlicht durch das Erscheinen seiner zahlreichen Humoresken in den meistgelesenen Tagesblättern und Zeitschriften.


„Brünner Tagesbote” vom 9.Jan. 1907:

Vorlesung des Freiherrn v. Schlicht. Sonntag den 20. d. M. liest Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin) in der Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur. Das Programm, das der Autor, der zu den federgewandtesten Humoristen deutscher Zunge gehört, wählte, hat durchaus humoristisches Gepräge und besteht unter anderen aus folgenden zum Teil noch nicht in Druck erschienenen Stücken: „Die Staubwolke”, „Der Gedanke seiner Hoheit”, „Das Besichtigungsessen”, „Meiers Stiefel”, „Prinzenerziehung”, „Meiers Hose”. Das vom Autor mit großem Geschick gewählte Programm verspricht einen äußerst gelungenen Abend. Daß Freiherr v. Schlicht auch der beste Interpret seiner Humoresken ist, beweisen die von ihm mit dem größten erfolge erst in jüngster Zeit in Berlin veranstalteten Vorlesungen.


„Brünner Tagesbote” vom 11.Jan. 1907:

Vorlesung des Freiherrn v. Schlicht. Am 20. d. M. veranstaltet die Neue akademische Vereinigung für Kunst und Literatur im kleinen Festsaale des Deutschen Hauses eine Vorlesung des bekannten Humoristen Freiherrn v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin). Von seinen zahlreichen Werken, die sich zumeist durch trefflichen Humor auszeichnen, sind die bekanntesten: „Die Braut seines Bruders”, „Militaria”, lustige Soldatengeschichten, Point d'honneur, „Aus der Schule geplaudert”, „Meine kleine Frau und ich”, „Exzellenz kommt”, „Die Walküren des Regiments” „Ein Leben in Waffen”, „Was ist los?”, „Das Manöverpferd”, „Leutnant Krafft”, „Das goldene Buch der Sitte”, „Der nervöse Leutnant”, „Der geplagte Rittmeister”, „Tochter des Kommandeurs”, „Einquartierung”, „Der kleine Gerd”, „Fahnenkompagnie”, „Rekrutenbriefe”, „Erstklassige Menschen”, „Der Manövergast”, „Ein Adjutantenritt”, „Ehestandshumoresken”, „Graf Udo Bodo”. Der Autor hat zu seiner Vorlesung ein durchweg humoristisches Programm gewählt. Der allgemeine Kartenvorverkauf findet in der Buchhandlung L. & A. Brecher, Johannesgasse 4, statt und beginnt Freitag den 18. d. M. Am Tage vorher können die Mitglieder des Vereines „Deutsches Haus” ihr statutenmäßiges Vorkaufsrecht ausüben.


„Brünner Tagesbote” vom 14.Jan. 1907:

Vorlesung des Freiherrn v. Schlicht. Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin) hatte die Freundlichkeit, der „Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur” folgende launige Selbstbiographie einzusenden:

Sehr geehrte Herren! Was Ihre Anfrage betrifft, so erinnere ich Sie an das Wort: „Infandum, regina, jubes renovare dolorem” — wieviel „kurze Biographien” habe ich nicht schon geschrieben! Da müssen Sie heute mit wenigen Zeilen zufrieden sein. Ich werde in diesem Monat 40 Jahre alt, bin geborener Schleswig-Holsteiner, bin im Jahre 1887 in die Armee eingetreten und habe alles in allem 14 Jahre Soldat gespielt. Teils in Baden, teils in Schleswig-Holstein. Seit 1891 schwinge ich die Dichterfeder, zuerst ohne Erfolg, dann, seitdem ich mich „Freiherr v. Schlicht” nenne, mit Erfolg. Ich habe ungezählte Humoresken und Satiren geschrieben, verschiedene Romane, auch Theaterstücke, mit Schönthan zusammen den „Bunten Rock”, mit Kurt Kraatz „Liebes-Manöver”. Vorlesungen habe ich bisher gehalten in der „Literarischen Gesellschaft” von Otto Ernst in Hamburg, ferner in Frankfurt a.M., Halle, Hannover, Bremen, Dresden, Köln, Kiel und zweimal in Berlin, zuletzt mit dem denkbar größten Erfolge am 26. Dezember v. J. in der Singakademie in Berlin.

Als „vielseitiger Mann” habe ich auch übergebrettelt und zu wiederholten Malen bei Ernst v. Wolzogen auf dem Podium gestanden, teils in Dresden, Köln, Wiesbaden und anderen Städten. Im vorigen Jahre habe ich bei den „Kölner Blumenspielen” für die beste Humoreske einen Ehrenpreis gewonnen, und werde mir erlauben, die schöne Dichtung, die Prosahumoreske „Meiers Stiefel”, auch in Brünn zu lesen. Mehr weiß ich wirklich nicht zu sagen . . . Sapienti sat.

Mit dem Ausdrucke meiner größten Hochachtung ergebenst
Wolf Graf Baudissin (Freiherr v. Schlicht).

Wie bereits gemeldet wurde, findet die von der „Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur” veranstaltete Schlicht-Vorlesung Sonntag den 20. d. M. ½8 Uhr abends, im kleinen Festsaal des Deutschen Hauses statt.


„Brünner Tagesbote” vom 15.Jan. 1907:

Wolf Graf v. Baudissin (Freiherr v. Schlicht) wird Sonntag den 20. d. M. in der „Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur” eine Vorlesung eigener Humoresken halten. Das Programm, mit dem der Autor bereits in Hamburg, Frankfurt a. M., Hannover, Bremen, Halle, Dresden, Köln, Kiel und zweimal in Berlin stürmische Heiterkeitserfolge erzielte, enthält unter anderen folgende Stücke: „Meiers Stiefel”, „Meiers Hose”, „Die Staubwolke”, „Das Besichtigungsessen”, „Der Gedanke Sr. Hoheit”. Die Vorlesung findet im kleinen Festsaale das Deutschen Hauses statt. Der allgemeine Kartenvorverkauf beginnt Freitag den 18. d. M. Am Tage vorher können die Mitglieder des Vereines „Deutsches Haus” ihr statutengemäßes Vorkaufsrecht geltend machen.


„Brünner Tagesbote” vom 16.Jan. 1907:

Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin) liest bekanntlich Sonntag den 20. d. M. im kleinen Festsaale des Deutschen Hauses als Gast der „Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur” eigene Humoresken. Schlicht ist einer der bedeutendsten deutschen Humoristen, dem namentlich auf dem Gebiete der Militärhumoreske manches Stück gelungen ist. Der Autor hat sich aber auch auf ernstem Gebiete versucht und in seinem Romane „Erstklassige Menschen”, der bei seinem Erscheinen allgemeines Aufsehen erregte, den leitenden militärischen Kreisen ein warnendes Memento zugerufen. Hat dieser Roman durch seine Tendenz in konservativen Kreisen vielfach Anstoß erregt, so haben seine Humoresken bei Militär und Zivil gleich Aufnahme gefunden. Schlicht verwertet seine eingehende Kenntnis des Soldatenlebens, die er sich während seiner vierzehnjährigen Dienstzeit als Offizier in der deutschen Armee erworben hat, um die heiteren Seiten des militärischen Dienstes mit liebenswürdigem Humor zu schildern. Da Schlicht ein ausgezeichneter Vorleser ist und ein durchweg humoristisches Programm gewählt hat, steht den Besuchern dieser Vorlesung ein unterhaltender Abend in Aussicht. Der Kartenvorverkauf für die Mitglieder des Vereines „Deutsches Haus” findet morgen Donnerstag in der Buchhandlung L. & A. Brecher, Johannesgasse Nr. 4, statt. Am folgenden Tage (Freitag, 18. d.M.) beginnt der allgemeine Kartenvorverkauf. Preise der Plätze 4K, 3K, 2K, 1K 50h, Saaleintritt 1K 20h.


„Brünner Tagesbote” vom 17.Jan. 1907:

Vorlesung des Freiherrn v. Schlicht. Wie bekannt, liest Freiherr v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin) Sonntag den 20. d. M. als Gast der „Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur” im kleinen Festsaale des Deutschen Hauses eigene Humoresken. Das Programm, das der Autor gewählt hat, besteht unter anderen aus folgenden Stücken: Meyers Hose, Meyers Stiefel, Die Staubwolke, Das Besichtigungsessen, Der Gedanke Sr. Hoheit. Der allgemeine Kartenvorverkauf findet für die Mitglieder des Vereines „Deutsches Haus” in der Buchhandlung L. & A. Brecher, Johannesgasse Nr. 4, statt. Freitag den 18. d. M. beginnt der allgemeine Kartenvorverkauf. Preise der Plätze 6K, 3K, 2K, 1K 50h, Saaleintritt 1K 20h.


„Brünner Tagesbote” vom 18.Jan. 1907:

Schlicht-Vorlesung der Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur. Freiherr v. Schlich (Wolf Graf v. Baudissin), von dessem großen Erfolge die Berliner Blätter anläßlich seiner dortigen Vorlesungen berichten, liest, wie bekannt, übermorgen Sonntag im kleinen Festsaale des Deutschen Hauses. Unter den scharf pointierten Humoresken, die der Autor zum Vortrage bringen wird, befindet sich auch jene, die bei den vorjährigen Kölner Blumenspielen als beste deutsche Humoreske preisgekrönt wurde. Der Kartenvorverkauf findet in der Buchhandlung L. & A. Brecher, Johannesgasse Nr. 4, statt. Preise der Plätze 4K, 3K, 2K, 1K 50h, Saalentree 1K 20h.


„Brünner Tagesbote” vom 19.Jan. 1907:

Freiherr v. Schlich-Vorlesung. Wie bekannt, findet morgen Sonntag im kleinen Festsaale des „Deutschen Hauses” die von der Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur veranstaltete Schlicht-Vorlesung statt. Die Vorlesung beginnt präzis ½8 Uhr abends. Das Programm, mit dem der Autor schon in vielen Städten Deutschlands große Erfolge erzielt hat, ist durchaus humoristisch. Da der Kartenvorverkauf sehr rege ist, sah sich die „Neue akademische Vereinigung” genötigt, Podiumsitze einzuschalten. Die noch restlichen Karten sind Sonntag vormittags zwischen 11 und 12 Uhr im Vereinslokale, Giskrastraße 11, und an der Abendkassa von 7 Uhr an zu haben. Preise der Plätze 4K, 3K, 2K, 1K 50h, Saalentree 1K 20h.


„Brünner Tagesbote” vom 20.Jan. 1907:

Vorlesung des Freiherr v. Schlicht. Bekanntlich findet heute im kleinen Festsaale des Deutschen Hauses die von der „Neuen akademischen Vereinigung für Kunst und Literatur” veranstalteten Vorlesung des beliebten Schriftstellers statt. Das Programm wird ausschließlich aus Humoresken bestehen und hauptsächlich heitere Episoden aus dem Militärleben enthalten. Die Abendkasse wird um 7 Uhr eröffnet, der Beginn der Vorlesung ist auf präzise ½8 Uhr festgesetzt. Eintrittskarten können auch heute vormittag von 11 bis 12 Uhr im Vereinslokale, Giskrastraße 11, behoben werden. Preise der Plätze 4K, 3K, 2K, 1K 50h, Saaleintritt 1K 20h.


„Brünner Tagesbote” vom 21.Jan. 1907:

Freiherr v. Schlicht las gestern im Deutschen Haus den immer zahlreicher werdenden Freunden und schönen Freundinnen der „Neuen Akademischen” ein halbes Dutzend seiner amüsanten Geschichten. Las mit seinem respektablen Baß Humoresken und Satiren und erzählte als Draufgabe drei Anekdötlein. Nach dem bösen Roman von den „Erstklassigen Menschen” hätte man sich den Autor leicht als einen dürren, recht gallig-verbissenen Kumpan vorstellen dürfen. Allein in Schlicht überwiegt doch der Humorist. Auch er zeigt das nunmehr literatur­geschichtlich festgestellte Embonpoit aller deutschen Humoristen von Radener und Lichtenberg bis Viktor v. Scheffel und O.E.Hartleben. So saß denn am Vortragstische ein angenehm beleibter Herr von beneidenswert gesunder Gesichtsfarbe . . . tadellos gezogener Scheitel, rabenschwarzer, wunderbar soignierter Vollbart . . . und machte mit dem lustig-listigen Blinzeln seiner großen Augen alles Preußisch-Forsche vergessen, das doch aus „Wolf Graf Baudissin” so furchtbar stramm herausklirrt. „Behäbiger Humor” — vielleicht helfen diese abgenutzten zwei Worte die Impression einfangen. Behäbig: die Freude am gemächlich breit ausmalenden Erzählen, das kluge Erfinden von Hindernissen, die dann, eins hübsch nach dem anderen, wieder fortgeschafft werden wollen. Und Humor: die alte Schulbank­definition vom alles verstehenden, alles pardonierenden über-den-Dingen-Stehen. (Das beileibe nicht mit Witzigsein und Komischwirken zu verwechseln sei!) In der Tat, man muß sich über hunderterlei Umständlichkeiten, Ungerechtigkeiten, Ungehörigkeiten, Kleinlichkeiten, Zeit-, Kraft- und Material­verschwendung des militärischen Betriebes hundertmal ganz gewaltig gegiftet haben, um darüber wieder lachen zu können, wie Freiherr v. Schlicht. Ein Feind des Militärs soll er sein? Unmöglich. Das haben Schlechtunterrichtete nur böswillig ausgeschrien. Freilich: blind ist dieser Freiherr v. Schlicht gerade nicht. Er sieht scharf. Unheimlich scharf sogar. Aber, wenn er „mein Freund Meyer” sagt, so meint ja Schlicht nicht den „Einzelmenschen Meyer”, nicht bloß den einen armen Kerl, der, von allem anderen zu schweigen, das Pech hat, auch noch Meyer zu heißen; sondern die Meyers, die da Züge, Kompagnien, Bataillone, Regimenter bilden, meint weiter nicht nur Meyer mit dem Tornister auf dem Rücken, sondern gleichermaßen die Meyers mit Offizierskappe und Generalsepauletten. Sie alle, alle sind seine guten Freunde, die er liebt. Die er lieben muß, weil er sie versteht bis ins letzte. Denn — es bleibt unter uns: ich glaube, insgeheim wird ein jeder von ihnen schon irgendwie seine Stiefel haben, die ihn schmerzen, und seine Hose, die ihm nicht Vergnügen macht . . . .


„Brünner Tagesbote” vom 16.Jan. 1912:

Sonntagsvorlesung im Deutschmährischen Volksbildungsverein. Sonntag den 14. d. M. hielt im Festsaale der Kronprinz Rudolf-Bürgerschule Herr Ingenieur Viktor Hirsch eine Rezitation moderner Dichtungen. Herr Hirsch am Vortragstische, das bedeutet einen überfüllten Saal. Die abwechslungsreiche Vortragsordnung wies Dichtungen von Karl Ettlinger, Wilhelm Busch, Theodor Fontane, Peter Rosegger, Emil Hardt, Freiherr v. Schlicht, Thoma u.a. auf. Der Vortragende brachte alles mit zündendem Humor wirksam zum Vortrage, so daß gewiß all die zahlreichen Zuhörer sich mit Vergnügen seiner Rezitation erinnern werden.

„Brünner Tagesbote” vom 14.Nov. 1912:

Der Vortrag „Aus moderner heiterer Literatur”, den Herr Ing. Viktor Hirsch, wie bereits angekündigt, Sonntag den 17. d. M. um 5 Uhr nachmittags halten wird, verspricht, sehr interessant zu werden, schon mit Rücksicht auf die überaus reichhaltig und sorgfältig zusammengestellte Vortragsordnung. Diese enthält folgende Rezitationen: „Humor” von Theodor Fischer, „Diplomaten” von Karl Ettlinger, „Der Wiener Fiaker” von Rudolf Stürzer, „Der Eisberg” von Henry F. Urban, „Der Schweizer Kas” von Peter Rosegger, „Was der Lehrer erzählte” von Max Möller, „Ballade vom lieben Augustin” von Franz Ginzkey, „Aus der Kritik des Herzens” von Wilhelm Busch, „Der amerikanische Dentist” von Rideamus, „Raps” von Freiherrn v. Schlicht , „Die wahre G'schicht vom Bären” von Peter Rosegger, „Kleine Geschichten” von Pacificus Kaslatter, „Das Schnauzerl” von Karl Schönherr, „Unsere lieben Sachsen” von Ernst v. Wolzogen und „Das Weihnachtsfest” von Rudolf Stürzer. Der Vortrag findet im Rahmen des Deutsch-mährischen Volksbildungsvereins im großen Hörsaale der deutschen Technischen Hochschule (Neugebäude, Jodokstraße Nr. 10) statt.


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