in: „Berliner Tageblatt” vom 15.4.1915
Ein Blumentag für die blinden Feldgrauen. Wir erhalten folgenden Zuschrift von Freiherrn v. Schlicht:
„Ich las in Ihrem sehr geschätzten Blatt das sehr hübsche Gedicht von Bruno Wille „Der blinde Feldgraue”(1), und es fiel mir bei der Gelegenheit wieder der Aufruf ein, der vor einigen Tagen von dem General v. Loewenfeld und einigen anderen Herren für unsere erblindeten Krieger erlassen und in dem um Beiträge gebeten wurde, die an das Berliner Bankhaus v. Bleichröder einzuzahlen wären. Schon damals kam mir der Gedanke, der mich heute von neuem überfiel und der so einfach und so naheliegend ist, daß es mich wundert, wie der nicht schon von anderer Seite gefaßt wurde. Und dieser mein Gedanke geht dahin, daß man für unsere armen erblindeten Krieger, ebenso wie im vorigen Jahre für die Invaliden des Krieges 70/71, einen Blumentag veranstalten solle. Selbst in diesem Jahre muß es doch endlich einmal Frühling werden, und wenn sich in allen Städten Deutschlands alle jungen Damen in den Dienst der guten Sache stellten und für unsere armen erblindeten Feldgrauen Blumen, Postkarten oder etwas Aehnliches verkauften, so würde wieder ein Betrag zusammenkommen, der sich im ganzen Deutschen Reiche auf viele hunderttausend Mark beläuft. Für die Blinden etwas geben würde wohl der Aermste, aber nicht jeder schickt etwas an ein Berliner Bankhaus, schon deshalb nicht, weil er nicht die Mittel hat, einen größeren Betrag zu überweisen, und weil er sich geniert, wenige Groschen oder wenige Mark dorthin einzusenden.” —
Vielleicht fällt diese Anregung, die wir gern zum Abdruck bringen, auf fruchtbaren Boden.
(1) Das Gedicht „Der blinde Feldgraue” erschien im „Berliner Tageblatt” vom 10.4.1915, Abend-Ausgabe, Seite 2 (Zurück)