Seine Hoheit

Lustspiel in drei Akten

von

Freiherr von Schlicht und Walter Turszinsky

Aufführung am
21., 22., 24., 27. März, 3., 9., 12. April und 26. Mai 1908
im Residenz-Theater zu Wiesbaden.


Besetzungsliste:

 21. - 24. März 1908     27. März -
April - Mai 1908

Der regierende Fürst von Totzau-Kremmingen.
Seine Hoheit Erbprinz Hans Albrecht.
Oberst Graf von Wettborn, Kommandeur eines Infanterie-Regiments.
Mathilde, seine Frau.
Dagmar, beider Tochter.
Baron von Scheideck, Rittergutsbesitzer a.D., Bruder der Gräfin.
Konstanze, seine Tochter.
Hauptmann Fedor v. Stein, Adjutant des Erbprinzen.
Leutnant v. Dohlen, Adjutant des Grafen.
Martin Dietrich, Reporter.
Ellen Gulewska, Schauspielerin
Christian Tewsen, Bursche beim Erbprinzen.
Müller, Hausbursche.
Nanny, Zofe.
Bürgermeister.
Ein Stadtverordneter.
Zwei Ordonnanzen
Spielleitung:

Georg Rücker
Rudolf Bartak
Reinhold Hager
Sofie Schenk
Luise Delosea
Ernst Bertram
Else Noorman
Rudolf Miltner-Schönau
Albert Köhler
Theo Tachauer
Bertha Blanden
Gerhard Sascha
Arthur Rhode
Margot Bischoff
Friedr. Degener
Karl Feistmantel
Willy Schäfer, Ludwig Kepper
Theo Tachauer

Georg Rücker
Rudolf Bartak
Reinhold Hager
Theodora Porst
Luise Delosea
Ernst Bertram
Else Noorman
Rudolf Miltner-Schönau
Albert Köhler
Theo Tachauer

Gerhard Sascha
Arthur Rhode
Margot Bischoff
Max Ludwig
Karl Feistmantel
Willy Schäfer, Ludwig Kepper
Theo Tachauer


Wiesbaden-12.jpg
„Wiesbadener Bade-Blatt” vom 21.3.1908

„Wiesbadener Tagblatt” vom 23.3.1908:

Residenz-Theater.

Samstag, den 21. März, zum ersten Male: „Seine Hoheit”. Lustspiel in 3 Akten von Frhrn. v. Schlicht und Walter Turszinsky. — Spielleitung: Ernst Bertram.

Drei Stücke gibt es, inhaltsleicht — ihr Name weckt bei kritischen Gemütern Grausen — „Veilchenfresser”, „Alt-Heidelberg” und „Hofgunst”; und wer sie nicht gesehen, der schaue sich jetzt, um die „Lücke seiner Bildung” (!) auszufüllen, nur „Seine Hoheit” an, die Novität vom Samstag, die recht praktisch all die dummen und verlogenen Plattheiten jener drei gleich auf einmal bringt. Aber gerade deshalb auch dreifach schlimm zu verdauen ist! Was auf der Bühne vorgeht, ist schnell erzählt: Erbprinz Hans Albrecht soll nach dem skandalösen Toben in der Residenz auf ein Jahr in der ganz, ganz kleinen, schauspielerinnenlosen Garnison ein sittlich reinigendes Luftbad nehmen und sich würdig auf seine Verlobung mit einer Prinzessin vorbereiten. So hat sich's der Herr Fürst hübsch ausgedacht. Doch die Herren Prinzen-Söhne machen es in puncto Liebe bis auf den heutigen Tag nicht immer, wie's die Alten ihnen vorsingen, und Hans Albrecht gerät in der ganz, ganz kleinen Garnison in die Netze der Kommandeursgöhre, verlobt sich gar im geheimen bei Blitz, Donner und Regen im Parke mit dem kecken Dingchen und erklärt dem Herrn Papa rund heraus, er verzichtet lieber auf . . . Doch, noch ehe er das unbedachte Wort gesprochen, gibt ihm der Fürst auch wirklich seine Zustimmung. Daneben dann noch zwei Verlobungen, und die Geschichte ist aus.

Die Darsteller, die schwierigere Aufgaben mit Anstand zu lösen verstehen, spielten herzerfrischend flott und sorgten dafür, daß das Fallen des Vorhangs mit lautem Händeklatschen jedesmal erfolgen konnte. Georg Rücker als regierender Fürst bot in Ton und Haltung eine recht gelungene Figur. Rudolf Bartak wird als Erbprinz Hans Albrecht gewiß nie die Beliebtheit seines Vorgängers Karl-Heinz („Alt-Heidelberg”) erreichen, dafür haben die Verfasser schon gesorgt. Luise Delosea entwickelte als Kommandeursgöhre viel kecke Frischheit und backfischmäßigen Übermut, aber ein wenig mehr Vornehmheit als Komtesse sollte sie doch zeigen. Den Erfolg sicherte vor allem Ernst Bertram mit seinem Agrarier a.D. Dem magenkranken Adjutanten des Herrn Miltner-Schönau und dem Journalisten Theo Tachauers noch eine extra Belobigung.
W. M.-W.


„Der Humorist” vom 10.April 1908:

Wiesbadener Theaterbrief

Das Lustspiel „Seine Hoheit”, von Freiherrn v. Schlicht und Walter Turszinsky, bewies, daß das Erinnerungsvermögen der beiden Autoren ihr stärkstes Können ist, denn was ihnen im Gedächtnis haften blieb von „Alt-Heidelberg”, „Hofgunst” und „Veilchenfresser”, das setzen sie hier aufgewärmt vor. Weniger kritische Gemüter amüsieren sich in fortgesetzten Aufführungen bestens. Ich persönlich liebe aufgewärmtes Frikassee nicht. Schon einmal Durchgekautes mögen die Säuglinge pappen. Georg Rücker, Rudolf Bartak und Luise Delosea, dann auch der famose Ernst Bertram rissen das Publikum hin.


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© Karlheinz Everts