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Seine HoheitLustspiel in drei AktenvonFreiherr von Schlicht und Walter Turszinsky
Aufführung am
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In der „Barmer Zeitung”, Nr. 85, vom 9.April 1908 liest man wie folgt:
HM. „Seine Hoheit” ein Lustspiel von Frhr.v.Schlicht und Turszinsky, gelangte am Dienstag zur ersten und vielleicht auch zur letzten Aufführung. Sollte es am Ende dem Respekt vor dem Titel zuzuschreiben gewesen sein, daß die Vorstellung bei aufgehobenem Abonnement und zu kleinen Opernpreisen stattfand? Zu großen Opernpreisen hätte es allerdings trotz des erbprinzlichen Helden nicht gelangt, denn selten haben wir ein schwächeres Bühnengeschöpf kennen gelernt als diese Hoheit, die in dem Theaterraum alle höfische Langeweile ausströmen ließ, die sie nur mitbringen konnte. Das Problem, wie ein charmanter Humorist (als welcher Frhr.v.Schlicht sich in seinen Skizzen aus dem Offiziersleben bekannt gemacht hat) und ein gescheiter Kritiker zusammen ein unlustiges, technisch ungeschicktes Bühnenwerk zusammen deichseln können, ist hier in seiner Art gelöst. Alle Voraussetzungen zu einer wirklich lustspielmäßigen Handlung und zu einem flotten und witzigen Dialog waren in den Persönlichkeiten der Verfasser und auch in den Motiven des Stückes gegeben, aber es ist eben bei den Ansätzen geblieben und trotz der aus dem "Husarenfieber" bezogenen Offiziersuniformen und der aus der "Panne" gewonnenen bühnentechnischen Anregungen dürfte "Seine Hoheit" wie bei uns so auf anderen deutschen Bühnen keinen begeisterten Empfang finden. Es lohnt sich nicht, auf dies verfehlte Spekulationsstück näher einzugehen. Auch die Darstellung ließ das mangelnde innere Vertrauen auf den Erfolg schon in dem mangelhaften Memorieren der Rollen erkennen. Begnügen wir uns mit der Bemerkung, daß die Herren Haller, Matthes, Feuerherd, Teschendorf ihre verschiedenartigen Würden und militärischen Uniformen mit Anstand trugen und die Damen Schneider, Werner und Hild so viel Munterkeit aufbrauchten, wie ihre Rollen irgendwie zuließen. Das Haus war schlecht besetzt, freute sich aber in guter Laune, wenn nur irgend ein Scherz des Herrn Ahnelt als Zeitungsreporter oder des Herrn Schröder als Offiziersburschen ihm Gelegenheit zum Mundverziehen gab.
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© Karlheinz Everts