„Seine Hoheit”

Lustspiel in drei Akten

von

Freiherr von Schlicht und Walter Turszinsky


Aufführungen im Thalia-Theater zu Breslau am 19., 28.April, 5.Mai 1908


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Schles.Volkszeitung v.17.4.1908
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Schles.Volkszeitung v.19.4.1908

„Schlesische Volkszeitung”, Freitag, 17.April 1908:

Thaliatheater. Im Thaliatheater findet am Ostersonntag die erste Aufführung des Lustspiels „Seine Hoheit” von Freiherrn von Schlicht und Walter Turszinsky statt.


„Schlesische Volkszeitung”, Freitag, 17.April 1908:

Thaliatheater
Première des Lustspiels „Seine Hoheit”
von Freiherrn von Schlicht und Walter Turszinsky.

Die beiden Autoren des Militär-Lustspiels, dessen Aufführung im Thaliatheater am Abend des ersten Feiertages vor einem mäßig besuchten, aber beifallslustigen Hause stattfand, sind hierorts nicht mehr unbekannt. Schlicht wegen seiner Militärgeschichten und Turszinsky durch seine zahlreichen Berliner Feuilletons und Theaterkritiken. Die dramatische Frucht gemeinsamer Arbeit der beiden Schriftsteller, das dreiaktige Lustspiel „Seine Hoheit”, ging bereits erfolgreich über Hamburger, Hannoversche und Wiesbadener Bühnen und nun lernten wir es im „Thalia” kennen. Offen gestanden, es hat uns ein wenig enttäuscht; wir hätten aus der Feder eines so gewandten und geistreichen Journalisten, wie Turszinsky es ist, mehr erwartet. Das Stück bewegt sich in keineswegs neuen Bahnen, ist auch nicht übermäßig mit humoristischen Schlagern oder guten Einfällen beladen, hat dafür aber den Vorzug, harmlos und sittlich einwandfrei zu sein. — Seine Hoheit der Erbprinz von Totzau-Kremmingen, so gut wie verlobt mit Prinzessin Olga, wird aus der Residenz in eine kleine Garnisonstadt versetzt und lernt dort die Tochter des Obersten Graf Wettborn, die frische, natürliche und schneidige kleine Dagmar kennen und lieben. Natürlich überwindet er schließlich den Widerstand seines erlauchten Vaters und tauscht für seine langweilige Prinzessin Olga das allerliebste Generalstöchterchen ein. Das ist der Kern des ganz annehmbaren, aber ziemlich alltäglichen Lustspiels, das seine freundliche Wirkung in allererster Linie dem entzückenden Spiel des Fräuleins Jauck als Dagmar zu verdanken hat. Doch trugen auch die Leistungen der Herren Will (Baron Scheideck), Halpern (Erbprinz Hans), Berger (Oberst Wettborn), Wallauer (Militärbursche), Sioli (Adjutant von Stein) und Johow (Fürst von Totzau) und der Damen Hammer (eine sehr gute Konstanze von Scheideck) und Will (eine recht muntere Zofe Nanny) zu dem bescheidenen Erfolge des Abends wesentlich bei.


„Volkswacht”, Mittwoch, 22.April 1908:

Thalia-Theater

„Seine Hoheit”, Lustspiel von Schlicht und Turszinsky.

Weiß der Teufel, wie die Direktion darauf kam, das Publikum und die Kritik am ersten Osterfeiertage mit einem Schmarren zu malträtieren, der einem die ganze Feiertagsfreude verderben mußte. Wenn ein Mann wie der Freiherr v.Schlicht (oder mit seinem richtigen Namen: Wolf Graf v.Baudissin) Militärhumoresken und Romane („Erstklassige Menschen” etc.) schreibt, so ist das für die deutsche Literatur schon schlimm genug. Wenn er aber mit einem Theaterkritiker gemeinsam dann anfängt, dramatisch zu werden, so sollte ihn ein so einsichtiger Theaterdirektor wie Herr Dr. Löwe in dieser Ungezogenheit nicht noch unterstützen. Wir haben doch Schundliteratur gerade genug, und wenn das Publikum absolut kunstfremde leichte Ware als Feiertagsunterhaltung will, so langt der Vorrat aus der Werkstatt der Blumenthal, Kadelburg, Schönthan, Koppel-Ellfeld e tutti quanti dazu doch noch aus, und der Kritiker kann sich dann nützlicheren Dingen zuwenden.

Seine Hoheit ist natürlich unter aller Kritik. Je weniger man davon schreibt, um so besser für die „Dichter” und die Leser. Leider ist den beiden Autoren ihre Spekulation, daß nämlich das „bunte Tuch” auf der Bühne immer noch sein Publikum findet, nicht daneben gegangen. Geklatscht wurde nämlich ziemlich viel – vielleicht mehr als aus Freude aus Mitleid mit den Darstellern, die sich mit dem wertlosen Machwerk 21/2 Stunden abquälen mußten. Schade um ihre Mühe – wir hätten den Damen Jauck, Hammer, Will und den Herren Johow, Wallauer und Berger eine schönere Osterfreude gewünscht.

Eines nur könnte uns zum Zorn reizen: Walter Turszinsky, der eine der beiden Autoren, ist Mitarbeiter der „Breslauer Zeitung” und schreibt diesem Blatte von Berlin aus kritische Briefe über literarische und dramatische Werke. Was soll man von dem Urteil dieses Mannes künftig halten, wenn er selbst der ödesten und flachsten Literatur-Verhunzung huldigt?


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Schles.Volkszeitung v.26.4.1908

„Schlesische Volkszeitung”, Sonntag, 26.April 1908:

Volksvorstellungen im Thalia­theater. Als dritte Vorstellung für Gruppe L wird Dienstag das Lustspiel „Seine Hoheit” von Freiherrn v.Schlicht und Walter Turszinsky gegeben.

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Schles.Volkszeitung v.3.5.1908

„Der Humorist” vom 1.Mai 1908:

Breslauer Theaterbrief.

Auch das Thalia-Theater beteiligte sich an dem Novitäteneifer des Saisonausganges. Es brachte ein Lustspiel von Freiherrn v. Schlicht und Walter Turszinsky heraus, das den Titel „Seine Hoheit” führt. Es ist eine Harmlosigkeit in drei Akten, die den Geist des seligen Moser heraufbeschwört, ihn aber — zur Ehre Mosers sei's gesagt — nicht erreicht. So dürfte des Verweilens „Seiner Hohlheit” — pardon „Hoheit” in Breslau nicht lange sein.


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© Karlheinz Everts