In einer Reihe von 10 Vortrags-Abenden Selbstschaffender Dichter und Schriftsteller las am 7. April 1909 Frhr. v. Schlicht eigene Dichtungen.
Im „Wiesbadener Bade-Blatt” vom 7.4.1909 lesen wir dazu:
Wolf Graf von Baudissin, der unter dem Schrftstellernamen Freiherr von Schlicht bekannte humoristische Schriftsteller, wird also heute Mittwoch Abend im kleinen Saale des Kurhauses auf der Rednertribüne erscheinen und aller Voraussicht nach, eine zahlreiche Zuhörerschaft um sich vereinigen; wird ihm doch ein vorzügliches oratorisches Talent nachgerühmt. In unzähligen Tausenden sind seine Schriften in das deutsche Publikum gedrungen. Der humoristische Roman „Die Regimentsbaby”, die Humoreske „Sie will nicht heiraten”, sein „Leutnant der Reserve”, sein „Graf Udo Bodo”, seine „Ehestandshumoresken”, „Erstklassische Menschen”, „Armeetypen”, seine „Pensionopolis” u.s.f. gingen in 10 bis 20 000 Exemplaren in das Publikum, seiner vielen anderen humoristischen Schriften nicht zu gedenken. Mit unserem einheimischen Lustspieldichter Kurt Kraatz verfasste er das bekannte Lustspiel „Liebes-Manöver”, mit Franz von Schönthan dasjenige „Im bunten Rock”. Der Vortrag findet im kleinen Saale statt und beginnt um 8 Uhr.
Das „Wiesbadener Tagblatt” schreibt dazu am 8.4.1909:
Freiherr v. Schlicht.  : Im kleinen Saale des Kurhauses (3. Abend des „Zyklus der Selbstschaffenden”) las gestern Freiherr v. Schlicht eine Reihe seiner bekannten Militärhumoresken. Über die „literarische Physiognomie” des Autors ist kaum etwas, jedenfalls nichts Neues zu sagen. Fast jeder kennt irgendeine dieser kleinen humoristischen Skizzen, und wer eine kennt, kennt sie alle. Es sind immer dieselben Figuren: der dämliche Musketier, der nur dazu da ist, Besichtigungen umzuschmeißen, der fidele Leutnant, der alle Indianerlisten gegen einen unangenehmen Dienst spielen läßt, und der höhere Offizier in den verschiedensten Ängsten vor dem Zylinder. Allein der Vortrag unterscheidet diese Skizzen von einander. Die in einer glücklicheren Stunde geschriebenen haben manchmal Witz und innere Heiterkeit, daß man sie wirklich als Humoresken ansprechen darf. Die anderen sind nur das leere Produkt einer gewandten, hie und da doch schon recht ausgeleiert anmutenden Technik. Freiherr v. Schlicht las seine Skizzen in einer überlegenen nonchalanten Art, die manchmal recht charakteristisch zu dem Gelesenen paßte. Freilich ging diese Nonchalance in der Sprechtechnik oft zu weit, denn oft waren ganze Sätze nur mit größter Mühe zu verstehen. Ernstere Arbeiten, die ein intensiveres Mitgehen des Hörers fordern, wären auf die Art wohl zuschanden gelesen worden. Für diese Kleinigkeiten reichte diese Technik schließlich gerade noch. Die etwas zahlreicher als sonst erschienenen Besucher nahmen den Autor und seine Kleinigkeiten recht freundlich auf.
Graf und Gräfin von Baudissin verbrachten im weiteren Verlauf des Jahres 1909 die Zeit vom 22.5.1909 bis zum 4.7.1909 in Wiesbaden in „Sendigs Eden-Hotel”, Sonnenberger Straße 8.
Innerhalb dieser Zeit hielt Max Hofpauer, Königlich Bayerischer Hofschauspieler aus München, am 23.6.1909 im kleinen Saal des Kurhauses einen Heiteren Vortrags-Abend; er brachte u.a. „Deutsche Meisterhumoresken” von Rideamus, Freiherr von Schlicht, Fr.Stoltze und R.Presber.