Aufführung im Residenz-Theater zu Wiesbaden |
13., 14., 18., 21.(nachm.), 29.Okt. 1906 |
Besetzungsliste: | ||
Baron von Grabow auf Grabowsee, Rittergutsbesitzer
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Gustav Schultze |
„Wiesbadener Tagblatt” vom 15.10.1906:
Residenz-Theater.
Samstag, den 13.Oktober: „Im Notquartier”. Ein Manöverbild in 3 Akten von Freiherr v. Schlicht und Heinz Gordon. Spelleitung: Gustav Schultze.
Es ist merkwürdig, was für melancholische Gedanken einem bei einem Schwank, der doch von Rechts wegen die ausgelassenste Laune wecken müßte, kommen können. Statt dessen überfielen einem am Samstag düstere Betrachtungen voll eines resignierten Pessimismus. Über die Unvollkommenheit aller irdischen Einrichtungen im allgemeinen und die Ungerechtigkeit des Schicksals im besonderen. Ungefähr so: Da haben sich zwei brave Männer, die den Edelsinn hatten, für die Heiterkeit ihrer Mitmenschen zu sorgen, furchtbar abgemüht. (Das darf man ohne Übertreibung sagen, denn man spürt diese furchtbare Mühe jeden Augenblick aus dem Schwank.) Und das Schicksal bleibt ungerührt. Weder der Edelsinn noch die furchtbare Mühe haben es so weit rühren können, den beiden Männern einen lustigen Schwank glücken zu lassen. Man muß resigniert sagen, das ist tief ungerecht vom Schicksal. Es ließ sich lediglich dazu herbei, dem Schwank einige negative Vorzüge zu spenden. Dazu gehört, daß auf die übliche Verwechslungskomik großmütig verzichtet ist. Man braucht in diesem Schwank wenigstens nicht auf einmal die Schwiegermutter für ein kleines Baby und den vollbärtigen Ehemann für einen Backfisch halten. Das ist aber auch alles. Im übrigen bleibt, wie gesagt, das Empfindlichste die furchtbare Mühe, mit der das Räderwerk dieser allzu harmlosen Geschichte, wie zwei Leutnants im Notquartier bei einem militärverrückten Gutsbesitzer zu ihren Bräuten kommen, sich widerwillig knirschend und jeden Augenblick stockend bewegt. Ein Königreich für einen neuen lustigen Einfall! hätte Richard da begehrt, um ihn den beiden braven Männern schenken zu können. Und es wäre unter den Verhältnissen dieses Abends wahrlich ein königliches Geschenk gewesen. Für flotte Darstellung dieser Notgeschichte im Notquartier sorgten die Damen Blanden, Arndt, Noorman, Agte, Sandori, Rosner und die Herren Schultze, Wilhelmy, Hetebrügge, Tachauer und Miltner-Schönau. Die eigentliche Kunst leistete diesmal das Publikum, indem es sich auch hier unentwegt zu amüsieren verstand.
J. K.
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© Karlheinz Everts