„Im Notquartier”

Ein Manöverbild in 3 Akten

von

Frhr. von Schlicht und H.Gordon


Aufführung im Residenz-Theater zu Wiesbaden

am

13., 14., 18., 21.(nachm.), 29.Okt. 1906


Besetzungsliste:

Baron von Grabow auf Grabowsee, Rittergutsbesitzer
Frieda, seine Tochter
Mathilde von Dahlenberg, Hausdame bei Baron von Grabow
Franz, Diener
Bertha, seine Frau
Frau Hella von Horstmann
Oberst von Langen, Kommandeur eines Infanterieregiments
Müller, Regimentsadjutant
Kurt von Ahrenberg, Fähnrich bei der Infanterie
Harald Graf Winter von Adlersflügel, Oberleutnant eines Husarenregiments
Hans von Wachwitz, Portepeefähnrich im Husarenregiment
Hugo Schmidt, Neger, Bursche bei Graf Harald
Goretzki, polnischer Soldat
Rettlitz, Hauptmann
von Borken, Leutnant
Wallberg, Leutnant
Heinze, Leutnant
Ordonnanz
Vier Burschen
Spielleitung:

Gustav Schultze
Steffi Sandori
Frau Helene Rosner
Theo Tachauer
Minna Agte
Else Noormann
Rudolf Miltner-Schönau
Hans Wilhelmy
Bertha Blanden
Heinz Hetebrügge
Elly Arndt
Arthur Rode
Max Ludwig
Reinhold Hager



Franz Queiß

Gustav Schultze


Wiesbaden-11.jpg
„Wiesbadener Bade-Blatt” vom 13.10.1906

„Wiesbadener Tagblatt” vom 15.10.1906:

Residenz-Theater.

Samstag, den 13.Oktober: „Im Notquartier”. Ein Manöverbild in 3 Akten von Freiherr v. Schlicht und Heinz Gordon. Spelleitung: Gustav Schultze.

Es ist merkwürdig, was für melancholische Gedanken einem bei einem Schwank, der doch von Rechts wegen die ausgelassenste Laune wecken müßte, kommen können. Statt dessen überfielen einem am Samstag düstere Betrachtungen voll eines resignierten Pessimismus. Über die Unvollkommenheit aller irdischen Einrichtungen im allgemeinen und die Ungerechtigkeit des Schicksals im besonderen. Ungefähr so: Da haben sich zwei brave Männer, die den Edelsinn hatten, für die Heiterkeit ihrer Mitmenschen zu sorgen, furchtbar abgemüht. (Das darf man ohne Übertreibung sagen, denn man spürt diese furchtbare Mühe jeden Augenblick aus dem Schwank.) Und das Schicksal bleibt ungerührt. Weder der Edelsinn noch die furchtbare Mühe haben es so weit rühren können, den beiden Männern einen lustigen Schwank glücken zu lassen. Man muß resigniert sagen, das ist tief ungerecht vom Schicksal. Es ließ sich lediglich dazu herbei, dem Schwank einige negative Vorzüge zu spenden. Dazu gehört, daß auf die übliche Verwechslungskomik großmütig verzichtet ist. Man braucht in diesem Schwank wenigstens nicht auf einmal die Schwiegermutter für ein kleines Baby und den vollbärtigen Ehemann für einen Backfisch halten. Das ist aber auch alles. Im übrigen bleibt, wie gesagt, das Empfindlichste die furchtbare Mühe, mit der das Räderwerk dieser allzu harmlosen Geschichte, wie zwei Leutnants im Notquartier bei einem militärverrückten Gutsbesitzer zu ihren Bräuten kommen, sich widerwillig knirschend und jeden Augenblick stockend bewegt. Ein Königreich für einen neuen lustigen Einfall! hätte Richard da begehrt, um ihn den beiden braven Männern schenken zu können. Und es wäre unter den Verhältnissen dieses Abends wahrlich ein königliches Geschenk gewesen. Für flotte Darstellung dieser Notgeschichte im Notquartier sorgten die Damen Blanden, Arndt, Noorman, Agte, Sandori, Rosner und die Herren Schultze, Wilhelmy, Hetebrügge, Tachauer und Miltner-Schönau. Die eigentliche Kunst leistete diesmal das Publikum, indem es sich auch hier unentwegt zu amüsieren verstand.
J. K.



zurück

© Karlheinz Everts