„Im Notquartier”

Ein Manöverbild in 3 Akten

von

Frhr. von Schlicht und Heinz Gordon


Aufführung im Leipziger Schauspielhaus

am

26.Dez. 1905

Aufführung im Theater am Thomasring zu Leipzig

am

29., 30.Dez. 1905, 3., 19.Jan. 1906


Besetzungsliste:

 26.Dez.19053.Jan. 1906

Baron von Grabow auf Grabowsee, Rittergutsbesitzer
Frieda, seine Tochter
Mathilde von Dahlenberg, Hausdame bei Baron von Grabow
Franz, Diener
Bertha, seine Frau
Frau Hella von Horstmann
Oberst von Langen, Kommandeur eines Infanterieregiments
Müller, Regimentsadjutant
Kurt von Ahrenberg, Fähnrich bei der Infanterie
Harald Graf Winter von Adlersflügel, Oberleutnant eines Husarenregiments
Hans von Wachwitz, Portepeefähnrich im Husarenregiment
Hugo Schmidt, Neger, Bursche bei Graf Harald
Goretzki, polnischer Soldat
Rettlitz, Hauptmann
von Borken, Leutnant
Wallberg, Leutnant
Heinze, Leutnant
Ordonnanz
Vier Burschen



Spielleitung:

Carl Sick
Emmy Eberspächer
Josefine Wachinger
Ludwig Mäder
Minna Stickel
Maria Eisenhut
Hans Mühlhofer
Alfred Habel
Bernhard. Wildenhain
Erich Kaiser-Titz
Kurt Boettcher
Otto de Nolte
Hans Leibelt

Camillo Klemm
Herr Donat
Erwin Kaiser

Curt Thiele
Herr Gehlau



Carl Sick

Carl Sick
Emmy Eberspächer
Josefine Wachinger
Ludwig Mäder
Minna Stickel
Maria Eisenhut
Hans Mühlhofer
Alfred Habel
Bernhard. Wildenhain
Erich Kaiser-Titz
Kurt Boettcher
Otto de Nolte
Hans Leibelt
Max Rehburg
Karl Gruber
Albert Franz
Erwin Kaiser

Kurt Thiele
Willi Hoffmann
Karl Hager
Willi Müller

Carl Sick


„Leipziger Tageblatt” vom 27.12.1905:

„Der Humorist” vom 1.Jan. 1906:

Leipziger Theaternachrichten.

. . . . Hingegen stand auf unserem Weihnachtswunschzettel für das Schauspielhaus eine wertvolle literarische Gabe; doch auch da gab es billige Ware. Momentunterhaltungskost für gedankenlose Leichtlebigkeit. „Im Notquartier” von Schlicht und Gordon. Der Inhalt? — gibt es nicht. Aufbau? — gibt es nicht. Form? — gibt es nicht. Das Autorenpaar nennt es in einsichtsvoller Bescheidenheit „ein Manöverbild”. Aber auch das ist es nicht. Denn unter Manöverbild denkt sich doch jedermann irgend etwas aus dem Berufsleben, aus der Tätigkeit des Militärs; im Notquartier aber wird immer nur gegessen, geschlafen und gekalauert. Das ganze Stück spielt sich in einem Gutshauszimmer ab. Da wimmeln Offiziere und Soldaten die schwere Menge herum; ein Gutsbesitzer, behaftet mit einer Tochter, Nichte, der üblichen jungen Possenwitwe, von welcher man lange nicht weiß, von wannen sie kam und schließlich auch nicht, was sie sollte und wollte; ein gräflicher Husarenoberleutnant und deus ex machina, ein bürgerlicher Infanterieleutnant, der auf den seltenen Namen Müller hören mußte, auf daß zu den seltenen Müllerspäßen Anlaß geschaffen wurde und welcher die adelige Nichte sofort und fortgesetzt freit, aber sie erst, obwohl sich nicht das geringste Hindernis ergibt, zum Schluß unter melodramatischer Begleitung kriegt; zwei — die Schablone erfordert höchtens einen — also zwei Fähnriche, einen verliebten und einen gefräßigen. Das alles von Fanfaren, Manövermusik, polnischen Dialektanklängen begleitet; mit einer neuen Figur — hört, hört! — einem schwarzen Offiziersburschen, einem entthronten Fürstensohn, ausgestattet und noch mehr des gewalttätigen, aber wirkungslosen.

Die Darsteller taten, was sie konnten und dem Publikum taten sie — leid, um im Tone von Schlicht und Gordon zu sprechen. Und noch etwas tut das Publikum, es freut sich auf eine ernst zu nehmende nächste Novität, denn das Schauspielhaus hat wiederholt den Befähigungs­nachweis fördernder, nachhaltiger Tätigkeit erbracht, kürzlich erst durch vortreffliche Aufführungen der „Weber” und „Einsame Menschen”.



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© Karlheinz Everts