„Das Liebesmanöver”

Lustspiel in drei Akten

von

Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht

Aufführung im Kgl. städt. Theater zu Olmütz

am 12.Dez. 1905, am 11. und 12.März 1911
und am 14.Jan. 1906 in Proßnitz


Besetzungsliste:

 Dez. 1905März/April 1911

von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
Katharina, seine Frau
Elli, seine Tochter
von Velsen, Major a.D.
Leontine von Breitenbach
Cäcilie, ihre Tante
Ernst von Winterstein, Oberleutnant
Curt von Winterstein, Kadett
Exzellenz von Koßwitz
Dr. Erich von Osten
Schröder, Bursche bei Oberst von Velsen
Kapellmeister
Ordonnanz
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Dritter Soldat
Spielleitung:

Karl Mauth
Ernestine Kühnau
Tina Just
Richard Lübau
Anna Gigl
Frau Minna Straßmeyer
Viktor Flemming
Olga Wolny
Heinrich Orell
Henry Berg
Leopold Lee

Herr Wilhelm



Karl Mauth


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„Mährisches Tagblatt” vom 11.12.1905

„Mährisches Tagblatt” vom 13.12.1905:

(Vom Theater.) Das gestern auf unserer Bühne zum ersten Male aufgeführte dreiactige Lustspiel „Liebesmanöver” ist um einen vollen Act zu lang. Nach dem zweiten Acte ist keine Verwicklung mehr vorhanden, die Handlung zur Lösung reif. Das Hinauszerren der Lösung um einen weiteren Act, in welchem wohl die Autoren, Kurt Kraatz und Freih. v. Schlicht, viel reden, ohne daß sie uns noch etwas zu sagen hätten, schwächt die heitere Stimmung, welche in den beiden ersten Acten auf alten Lustspielggeleisen geweckt wird. Das Lustspiel zählt zur Sorte der Soldatenstücke à la „Krieg im Frieden” oder „Veilchenfresser”, deren Bahnen es getreulich folgt. Das Heitere an demselben ist nicht die durchsichtig dünne Handlung, in deren Mitte die üblichen zwei Liebespaare stehen — die reife Schönheit mit dem vornehmen Oberleutnant einerseits und der Backfisch mit dem schüchternen Liebhaber andererseits — sondern die vernünftige mit Humor durchwürzte Anschauung eines pensionierten Majors über Soldatenwesen. Den Major spielte Herr Lübau leicht und mit gewinnender Laune, ohne Uebertreibung und ohne Gepolter. Er bot die beste Leistung des Abends. Den meisten Beifall jedoch fand Frl. Wolny in der Partie eines jugendlichen Cadetten, der gerne schon ein Held, vor allem ein Liebesheld sein möchte. Sie wurde mehrfach durch rauschenden Beifall und Hervorruf geehrt. Die beiden Liebespaare, die erst durch allerlei nicht immer glückliche Manöver zur Vereinigung gelangen, wurden von den Damen Gigl und Just und den Herren Flemming und Berg wirksam repräsentiert. Die Partie der alten Jungfer, die im seichten deutschen Lustspiele nicht fehlen darf, fand in Frau Straßmeyer eine gute Vertreterin, und Frl. Kühnau, die sehr natürlich und vornehm zu spielen verstand, ergänzte mit Herrn Mauth als Oberst, der den blauen Bogen fürchtet, das Ensemble. Sämmtliche Mitwirkende wurden nach den Actschlüssen wiederholt von dem heiter gestimmten Publicum gerufen. Herr Mauth verdient als Regisseur des Stückes besondere Anerkennung.


„Deutsches Nordmährerblatt” vom 17.12.1905:

Das Dienstag hier zum erstenmale aufgeführte Lustspiel „Liebesmanöver” von Kraatz und Schlicht ragt über den Durchschnitt der Erzeugnisse auf diesem Gebiete nicht hinaus, bringt einen kecken, strebsamen, aber sehr gefräßigen und liebesaben­teuersüchtigen Kadetten, einen Leutnant, wie er sein soll, einen für den militärischen Dienst unbrauchbaren Reserveleutnant, wie er vielfach ist, eine böse Tante, eine verliebte Nichte dieser bösen Tante, eine ebenfalls sehr verliebte Oberstenstochter, eine sehr repräsentationssüchtige Frau Oberst, einen schneidigen Herr Oberst und einen — natürlich! — vorzeitig pensionierten Major, der den guten Engel spielt, auf die Bühne. Die Geschichte ist nett gemacht und endet zufriedenstellen. Die Nichte der bösen Tante kriegt den schneidigen Leutnant, die Oberstenstochter den berühmten Gelehrten und schlechten Reserveoffizier, der Oberst wird General, die Frau Oberst wird sich mehr um das Haus kümmern. Der Kadett wird durch eine Ansprache eines inspizierenden Generals beglückt und der alte Major heult gerührt. Mehr kann man nicht verlangen! Gespielt wurde die Neuheit recht flott, wenn auch stellenweise ein noch lebendigeres Tempo nicht geschadet hätte. Von den Darstellern wäre zuerst Frl. Wolny zu nennen, die uns durch einen ganz prächtigen Kadetten v. Winterstein überraschte und für ihr munteres und keckes Spiel wiederholt seitens des Publikums durch rauschende Anerkennung bei offener Szene ausgezeichnet wurde. Es dürfte sich vielleicht empfehlen, diese junge Kraft öfter hinauszustellen. Frl. Just war als Oberstenstöchterlein gut, wie jetzt immer und der potscherte Reserveoffizier (v. Osten) war in den Händen des Herrn Berg ebenso gut aufgehoben, als der schneidige Leutnant in denen des Herrn Flemming. Herr Lübau verkörperte den Major a. D. ganz trefflich und sonst wären noch zu nennen Herr Mauth (Oberst) und die Damen Gigl (Nichte), Straßmeier (Tante) und Kühnau (Oberstin).


„Brünner Tagesbote” vom 12.Jan. 1906:

Proßnitz, 10. Jänner. Als nächste Theatervorstellung geht am 14. d. M. im hiesigen Deutschen Hause das Lustspiel „Liebesmanöver” von Kraatz und Schlicht, dargestellt durch das Ensemble des Olmützer Stadttheaters, in Szene.


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© Karlheinz Everts