„Das Liebesmanöver”

Lustspiel in drei Akten

von

Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht

Aufführung im Stadt-Theater zu Güstrow.

am 7. Jan. 1904



Besetzungsliste:

von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
Katharina, seine Frau
Elli, seine Tochter
von Velsen, Major a.D.
Leontine von Breitenbach
Cäcilie, ihre Tante
Ernst von Winterstein, Oberleutnant
Curt von Winterstein, Kadett
Exzellenz von Koßwitz
Dr. Erich von Osten
Schröder, Bursche bei Oberst von Velsen
Kapellmeister
Ordonnanz
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Dritter Soldat
Spielleitung:

Georg Haase
Frau Emmy Stephani
Elly v.Domitrovich
Sascha Baumgarten
Frl. Marco / Frau Gertrud Berthold
Else Rabe
Georg Mack
Stella Felseck
Hugo Altmann
August Kirchhoff
Alfred Gebhardt





Sascha Baumgarten


„Güstrower Zeitung” vom 5.1.1904:

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„Güstrower Zeitung” vom 7.1.1904:

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Stadttheater.Morgen, Donnerstag, wartet die Theater-Direktion wiederum mit einer Novität auf und zwar mit dem dreiaktigen Lustspiel von Curt Kraatz und Frhrn. v. Schlicht: „Liebesmanöver”, welches Stück bisher überall, wo es gegeben, glänzende, ganz außerordentliche Erfolge erzielte und stets stürmische Heiterkeit entfesselte. Am Residenz-Theater in Köln erlebte „Liebesmanöver” am 24. September v. J. die Uraufführung. Ueber die Aufführung schreibt u. a. das „Kölner Tageblatt”:

„Gestern gab es im Theater an der Bismarckstraße eine wirkliche Novität, ein Stück, das hier seine Uraufführung erlebte. Es war eine Art Festvorstellung, das Haus ausverkauft, die beiden Autoren in einer Seitenloge und der Theaterdirektor zur Feier des Tages im ordengeschmückten Frack.

Das Stück selbst, das dreiaktige Lustspiel „Liebesmanöver” von Curt Kraatz und Frhrn v. Schlicht, übertraf in seiner Wirkung wohl die höchstgespannten Erwartungen der Direktion, wie der Autoren, und schon nach dem ersten Akte erging sich das Publikum in Beifallskundgebungen und Hervorrufen, daß es dem Theaterkenner schier angst und bange werden konnte um die zwei anderen Aufzüge. Aber auch nach dem zweiten Akte mußten die Autoren auf der Bühne erscheinen und unendlichen Applaus sowie einen Lorbeerkranz in Empfang nehmen, und als der Vorhang zum letzten Male niederging, da erneuerten sich die Ovationen in gleichm Maße. Kurz, der Abend brachte der Novität einen ganz außerordentlichen Erfolg, der den „Liebesmanövern” eine siegreiche Wanderung über alle deutschen Bühnen verbürgt.

Militärstücke sind ja in Deutschland sehr populär, und wenn sie von liebenswürdigem, zündendem Humor erfüllt sind, wie die gestrige Novität, so dürfen sie des allgemeinsten Interesses sicher sein.”

„Güstrower Zeitung” vom 9.1.1904:

Stadttheater. Die dritte Novität in noch nicht 14tägiger Spielzeit führte unsere rührige Theater-Direktion gestern abend bereits den zahlreichen Besuchern des Stadttheaters vor. „Liebes - Manöver” benennt sich das neuestem Lustspiel von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht, das in seiner Handlung, wie in seinem ganzen Aufbau geeignet ist, dem Zuschauer ein paar recht amüsante Stunden zu bereiten. Die handelnden Personen des Stückes sind dem Theaterpublikum aus ähnlichen Stücken (Krieg im Frieden, Veilchenfresser etc.) schon bekannt; auch hier gibt es einen diensteifrigen Obersten, eine ehrgeizige Kommandeuse, die ihr Töchterchen gern an einen reichen Grafen verheiraten will, schließlich aber doch mit einem Privatdozenten und Assyriologen als Schwiegersohn zufrieden ist. Auch ein zweites Brautpaar fehlt nicht, bei dem sogar das liebende Mädchen ihrem geliebten Oberleutnant von Winterstein in die kleine Garnison nachreist, und hier, nachdem es dem Geliebten nach einer Klatschbasen-Geschichte der Tante „Käkilie” eine richtige Liebes-Komödie vorspielt, endlich zum ersehnten Ziele kommt. Ebenso fehlt auch der gute Onkel, ein Major a. D., der Bowlen probiert und alles wieder einzurenken sucht, was das Schicksal aus dem Leim gebracht, nicht. Ein junger Kadett bringt ferner durch seine übermütige Handlung frisches Leben in die einzelnen Szenen. Im übrigen haben die Autoren sich bei diesem Stück recht viel Unmöglichkeiten geleistet. Einen Leutnant der Reserver, der, zur Uebung einberufen, in Frack und weißer Weste, dem Regiments-Kommandeur seine Antritts-Visite macht, gibt es, in Deutschland wenigstens, nicht. Auch einen Leutnant, der sich von der Angebeteten seines Herzens seine eigene ausgezeichnete Konduite vorlesen läßt, eine Konduite, in der u.a. zu lesen steht, daß er von eleganter, gewinnender Erscheinung ist usw., kann man sich nicht denken. Doch tat dies Alles dem Erfolg des Stückes gestern keinen Abbruch. Es wurde viel und herzlich über die alten Mittelchen und Schwänkchen gelacht. Die Zuschauer amüsierten sich somit aufs Beste und mehr mit diesem Stück zu erreichen ist auch wohl garnicht die Absicht der Autoren gewesen.

Die Darstellung befriedigte ebenfalls. Den alten polternden Major a. D. gab Herr Baumgarten in jeder Beziehung recht lebenswahr wieder; ebenso glaubhaft war der dienstgeplagte Oberst des Herrn Haase. Frl. von Domitrowich war eine recht liebenswürdige und schelmische Elly; ganz dem Rahmen der Handlung entsprechend gab ferner Herr Kirchhoff den Assyriologen und Reserveleutnant in recht amsanter Weise wieder. Die Leontine von Breitenbach hatte in Fräul. Marco eine sehr geschickte Vertreterin. In der Rolle als Oberleutnant von Winterstein erwarb sich Herr Mack wieder die Anerkennung und Sympathien des Publikums. Recht lobenswert waren ferner Frl. Stephani als Kommandeuse und Frl. Rabe als Tante „Käkilie”. Frl Stella Felseck stattete den kecken Kadetten mit der erforderlichen frischen Jungenhaftigkeit und mit einem seltenen Französisch aus, und wußte somit auch für diese Rolle den gebührenden Anteil am Erfolg des Abends zu sichern. Von Herrn Baumgarten endlich war das Stück recht fein inszeniert. Die Vorstellung durfte das Publikum wohl erfreuen und so war man gestern abend auch mit dem Gebotenen mehr als zufrieden.


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© Karlheinz Everts