„Das Liebesmanöver”

Lustspiel in drei Akten

von

Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht

 

 

Aufführung am 14., 18., 25. April 1904 am Hoftheater zu Darmstadt


Besetzungsliste:

von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
Katharina, seine Frau
Elli, seine Tochter
von Velsen, Major a.D.
Leontine von Breitenbach
Cäcilie, ihre Tante
Ernst von Winterstein, Oberleutnant
Curt von Winterstein, Kadett
Exzellenz von Koßwitz
Dr. Erich von Osten
Schröder, Bursche bei Oberst von Velsen
Kapellmeister
Ordonnanz
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Dritter Soldat
Spielleitung:

Albert Friedrich
Frau Mathilde Scherbarth
Helene Koch
Ludwig Wagner
Frieda Eichelsheim
Elisabeth Denkhausen
Eugen Marlow
Paula Müller
Wilhelm Viebeg
Franz Kreidemann
Friedrich Schulze
Arthur Seidler
Friedrich Jachtmann
Adolf Jungmann
Ludwig Hinkel
Arthur Fleischmann
Georg Heinrich Hacker


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„Darmstädter Zeitung” vom 14.4.1904

„Darmstädter Zeitung” vom 15.April 1904:

Großherzogliches Hoftheater.
Ein neues wirkliches Lustspiel will in unserer auf diesem Gebiete so unproduktiven und dürren Zeit ungemein viel heißen, aber was uns da meist heutzutage vorgesetzt wird, verdient höchstens den Namen Schwank, wenn auch der Theaterzettel „Lustspiel” verkündet, und arbeitet nach bekannten möglichen und unmöglichen Regeln der Situationskomik. So auch die neue Kollektiv-Arbeit „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz, dem Mitverfasser des ob seiner Drastik bekannten „Hochtourist”, und dem in letzter Zeit viel genannten Frhrn. v. Schlicht (Wolf Graf v. Baudissin). Ueber die neue Erscheinung können wir uns kurz fassen. Wie nach der Mitarbeiterschaft des letzteren anzunehmen, spielt das Stück wieder in der Sphäre des Militärs, welcher Stand nun jetzt einmal von den Tages–Bühnen­schriftstellern besonders aufs Korn genommen ist. Es zeigt uns die Vorbereitungen zum Geburtstagsfest eines Obersten und die in deren Gefolge sich abspielenden „Liebesmanöver”, die zum Teil eine unerwartete Wendung zu nehmen drohen, als bei der Vorstellung vor dem Divisions­kommandeur der Bewerber um die Tochter des Obersten, der als Reserve–Offizier im Glied steht, einen Bock macht, der wie zu befürchten ist, dem Obersten den Abschied kostet. Der Spruch des Kommandeurs kann indes diesem eine Beförderung in Aussicht stellen, und am Schlusse präsentieren sich, nachdem der Reserveleutnant sich gegenüber seinem zukünftigen Schwiegervater verpflichtet hat, nie wieder die Uniform anzuziehen, zwei glückliche Liebespaare dem Publikum, das sich durch die infolge dieser ziemlich mageren Handlung sattsam langen drei Akte so gut als möglich durchgebracht hat.

Von den Mitwirkenden waren die Vertreter der beiden gelungensten Rollen des Stückes, des Reserve­leutnants Dr. Erich v. Osten und des Kadetten Curt v. Winterstein durch Herrn Kreidemann und Fräulein Paula Müller prächtig vertreten. Fräulein Müller kann diese Partie, in der ihre Erscheinung, Maske und Spiel so treffend zusammengehen, zu ihren besten zählen. Den Major a. D. v. Velsen, dem gewissermaßen die Rolle eines Deus ex machina im Stücke zufällt, zeichnete Herr Wagner mit treffenden Strichen zu lebens- und eindrucksvollstem Bilde. Das Oberstenpaar Velsen hatte in Herrn Friedrich und Frau Scherbarth markante Vertreter, die ihren Rollen nichts schuldig blieben. Deren Tochter Elli gab Fräulein Koch recht ansprechend. Durchaus sicher und wirkungsvoll verkörperte Fräulein Eichelsheim die Leontine v. Breitenbach, auch durch den Geschmack ihrer Toiletten überraschend, während die Tante Cäcilie von Fräulein Drenkhausen alles andere, nur keine Salonfigur war. Der etwas farblosen Figur des Oberleutnant v. Winterstein blieb in der Verkörperung Herr Malow mit geschicktestem Spiele nichts schuldig. Die kleineren Partien der Exz. v. Koßwitz und des Burschen Schröder waren bei den Herren Viebeg und Schulze in den besten Händen. Das in mäßiger Zahl erschienene Publikum ließ die Darsteller die Schwächen des Stückes nicht entgelten, applaudierte vielmehr lebhaft nach jedem Aktschlusse.

Dr. B.

„Frankfurter Zeitung”, Nr. 106, vom 16. April 1904, zweites Morgenblatt:

Aus Darmstadt, 14. April, wird uns berichtet:
Im Hoftheater gab man heute den Schwank von Frhr. v.Schlicht und Kraatz „Liebesmanöver” zum ersten Mal. Die flotte Darstellung vermochte dem mehr als harmlosen Stück nur einen mäßigen Erfolg zu verschaffen.


„Hamburger Fremdenblatt” vom 16.April 1904:

„Liebesmanöver” erzielte gestern im Hoftheater in Darmstadt einen lebhaften Heiterkeitserfolg; die Darstellung war vorzüglich, die Hervorrufe waren zahlreich. —


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© Karlheinz Everts