Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführung im Kurtheater zu Bad Kreuznach

am

5., 7., 12.Mai, 17.Juni, 5.Juli 1903, 20.Juli 1904


Besetzungsliste:

 19031904

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.

Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Albert Hüner
Richard Weichert
Paula Stahl
Emil Vogelreuter
Helene Keller
Hieronymus Liebscher
Dr. Rudolf Blümner

Oscar Schulz
Carl Rüger
Toni Holm




Maria Eichenwald








Dir. Alfred Helm

Herr Jaccard
Herr Malburg
Frl. Eichelsheim a.G.
Herr Schneider
Frl. v.Bünau
Hieronymus Liebscher
Herr Fiedler

Carl Rüger


Frl. Oska
Frl. Stein
Herr Moser

Maria Eichenwald



Herr Katz


Herr v.d.Bergh

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„Öffentlicher Anzeiger für den Kreis Kreuznach” vom 4.5.1903
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„Kreuznacher Zeitung” vom 16.6.1903
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„Kreuznacher Zeitung” vom 19.7.1904

„Kreuznacher Zeitung” vom 30.Apr. 1903:

Als erste Novität ist für diese Saison das reizende Militär-Lustspiel „Im bunten Rock” in Aussicht genommen.


„Kreuznacher Zeitung” vom 4.Mai 1903:

Morgen Dienstag findet die erste Vorstellung der Lustspiel-Novität „Im bunten Rock” statt, welche überall größten und nachhaltigsten Beifall fand und zahlreiche Wiederholungen erlebte, so daß wir auf einen höchst unterhaltenden Abend rechnen können.


„Kreuznacher Zeitung” vom 6.Mai 1903:

Als erste Novität brachte das Kurtheater gestern abend die dreiaktige Lustspieldichtung „Im bunten Rock” von Franz v.Schönthan und Freiherr v.Schlicht. Den Autoren mag wohl das hübsche Lustspiel „Der Veilchenfresser” vorgeschwebt haben, denn die Handlung lehnt sich viel an dieses Bühnenwerk an. Die in dem Stück verarbeitete Idee erweist sich als sehr glücklich und dankbar, der szenische Aufbau und das Wortspiel der Novität ist meisterhaft und abwechslungsreich entworfen, so daß man dem ganzen Stück eine größere Zugkraft, als sie sonst derartigen Stücken beschieden ist, wohl verheißen darf. Die Handlung selbst entwickelt sich natürlich und ist mit vielen Ausschmückungsszenen ausgestattet. Im Mittelpunkt stehen Vertreter des „bunten Rockes” verschiedener Chargen, diesen gegenüber eine sehr schöne reiche amerikanische Missis Anny, um deren Hand sich u.a. auch Leutnant v.Hohenegg bewirbt, dem es auch gelingt, seinen Mitbewerber auszustechen. Die Ausstattung des Stückes ist eine sehr reiche. Die eingelegten militärischen Szenen passen sich der Handlung eng an und erhöhen den Gesamteindruck der Novität. Die Direktion hatte große Sorgfalt auf eine gefällige Darbietung des Stückes verwendet. Unser Künstlerpersonal stellte die Haupt- wie Nebenpersonen der Handlung durchweg sehr gut dar. Den Haupterfolg trugen Herr Emil Vogelreuter als v.Hohenegg und Fräulein Paula Stahl als Missis Anny davon. Herrn Vogelreuters Hohenegg war eine durchdachte Leistung, vornehm in Erscheinung, nie fehlend in der Conservation [sic! D.Hrsgb.] und äußerst gewandt im Spiel. Frl. Stahl als Anny war eine kunstgeübte Partnerin, deren Spiel eine Durchschnittsleistung erheblich überragte. Ihr feinberechnetes Spiel brachte den Charakter der Rolle voll zu Tage. Die Partie des Hans fand in Herrn Richard Weichert einen sehr guten Vermittler. Er gab den geplagten Einjährigen in ungefälschter Natürlichkeit. Gleichfalls sehr gut vertreten war Betty von Hohenegg durch Fräulein Helene Keller. Sie gab ein waschechtes Soldatenmädel ab und verriet ein schön ausgereiftes Talent. Herr Hüner gab den gemütlichen Fabrikanten Wiedebrecht in sehr guter Charakterisierung. Ebenso vorzüglich bewährte sich Herr Rüger als „unbestechlicher” Sergeant Krause. Auch die vielen Nebenpersonen wurden sehr befriedigend dargestellt. Morgen wird die Novität wiederholt.


„Öffentlicher Anzeiger für den Kreis Kreuznach” vom 6.Mai 1903:

(Kurtheater.) Die Erstaufführung des 3aktigen Lustspiels „Im bunten Rock”, das Fr. v.Schönthan und Frhr. von Schlicht zu Verfassern hat, ging gestern vor leider nur schwach besetztem Hause von statten. Einen neuen Gedanken oder eine neue typische Figur enthält das Stück nicht: Der schneidige Leutnant, der miles gloriosus der Römer, ist ja eine beliebte und lohnende Lustspielfigur, ebenso der reiche Parvenu, der Assessor a.D., der Backfisch usw., auch die reiche heirathslustige amerikanische Wittwe ist nicht neu, wir haben sie bekanntlich in dem hübschen Einakter „Militärfromm”. Trotz alledem enthält das Lustspiel eine Reihe niedlicher spaßiger Szenen, die durch einige hübsche Mätzchen unterstützt werden, und zahlreiche, in ihrem Milieu unfehlbar wirkende Witze und Schlager. Die Bühne wird der Schauplatz einer regulären Felddienstübung, Patrouillen ziehen auf, Feldwachen werden ausgestellt, ein Angriff mit Gewehrknattern, Signalblasen und Hurrahgeschrei wird vorgeführt, so daß man sich in ein Manövergelände versetzt glaubt. Mit klingendem Spiel ziehen die Soldaten zum Schluß in die Garnison zurück, und der Vorhang fällt. Gespielt wurde gestern Abend recht flott. Aus dem personenreichen Stück heben sich besonders zwei Rollen ab, die erhöhte Anforderungen an die Darsteller stellen. Das ist zunächst die Rolle des Leutnants Viktor v.Hohenegg, die Herr Vogelreuter zur vollen Zufriedenheit verkörperte. Er spielte den eleganten, formensicheren Husaren in lebendiger Natürlichkeit und auch das warmherzige Pathos des an seiner Ehre gepackten preußischen Offiziers kam überzeugend zum Ausdruck. Die Rolle der amerikanischen Millionärin wurde von Frl. Stahl glänzend wiedergegeben. Sie schuf eine liebenswürdige Figur und verstand es drollig, als Amerikanerin die deutsche Sprache zu radebrechen. Frl. Keller gab die kleine Offizierstochter frisch und drastisch, ebenso ist noch lobend zu erwähnen Herr Rüger, der seinen Sergeanten Krause als einen derben Unteroffizier zu zeichnen wußte. Die anderen Rollen fanden angemessene Vertretung. Das Stück erzielte auch hier einen guten Erfolg, so daß Wiederholungen zweifellos zahlreicheren Besuch finden werden. – Nach den Erfolgen, welche die Lustspiel-Novität „Im bunten Rock” anläßlich seiner Erst-Aufführung erlebte, hat Herr Direktor Helm sich entschlossen, dieselbe morgen Donnerstag wiederholt zur Aufführung zu bringen.


„Kreuznacher Zeitung” vom 7.Mai 1903:

Die heutige Wiederholung der Novität „Im bunten Rock” sei nochmals besonders zum Besuch empfohlen.



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© Karlheinz Everts