Im bunten Rock

Lustspiel in drei Akten

von

Franz von Schönthan und Freiherr von Schlicht


Aufführungen im Stadt-Theater zu Brünn

am

2., 6., 9.(abends), 17., 24.Nov.,8.Dez. 1902, 19.März, 23.April 1904, 31.Mai 1905


Besetzungsliste:

 1902/0319041905

Fabrikant Wiedebrecht.
Hans, sein Sohn.
Missis Anny Clarkson, seine Nichte.
Leutnant Victor von Hohenegg.
Betty von Hohenegg, dessen Schwester.
Paul von Gollwitz, Assessor a.D.
Exzellenz von Troßbach, Divisions-Kommandeur.
Justiz-Rath Rösler.
Sergeant Krause.
Susanne ) Zofen der Missis Clarkson
Jeanette )
Frau Bäckers, Wirtschafterin bei Wiedebrecht
Friedrich, Diener
Stubenmädchen
Minna, Köchin
Kutscher
Stalljunge
Gärtnerbursche
Jänicke, Soldat
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Husar Christian, Bursche bei Hohenegg
Gärtner
Spielleitung:

Georg Suppan
Gustav Müller
Emmy Förster
Emil Recke
Else Lippert
Gustav Charlé
Fritz Albin
Karl Ott
Otto Teller
Käthe Gallert
Rosa Vennyer
Frau Josefine Wiesner
Hermann Eisner

Josefine Wagner
Henriette Lesser


Rudolf Ruschka
Heinrich Berthold
Siegfried Lehner
Heinrich Bernthal

Dir. A.C. Lechner

Georg Suppan
Gustav Müller
Frl. K.v.Linden a.G.
Emil Recke
Else Lippert
Conrad Bolten
Hanns Schreiner

Otto Teller
Frau Käthe Teller
Rosa Vennyer
Frau Josefine Wiesner


Josefine Wagner


Henriette Lesser
Rudolf Ruschka
Heinrich Berthold
Siegfried Lehner
Heinrich Bernthal

Dir. A.C. Lechner

Willi Wilhelmi
Gustav Müller
Frau Emmy Förster
Emil Recke
Else Lippert
Conrad Bolten
Hanns Schreiner

Otto Teller
Frau Käthe Teller
Rosa Vennyer
Frau Josefine Wiesner


Josefine Wagner


Henriette Lesser
Rudolf Ruschka
Heinrich Berthold
Siegfried Lehner
Heinrich Bernthal

Otto Teller


„Der Humorist” vom 10.Nov. 1902:

Um uns aber auch unser tüchtiges Schauspiel–Endemble nicht vergessen zu lassen, fügte Herr Director Lechner die Première von Schönthan und Schlicht's Lustspiel „Im bunten Rock” dem Spielplane ein. Endlich einmal ein gutes Lustspiel mit gefälliger Handlung, frei von Gemeinplätzen. Die beiden ersten Acte sind geradezu vorzüglich gelungen, weniger der dritte, schon darum, weil er überflüssig ist. Man unterhält sich famos und lacht nach Herzenslust. Vor Allen ist Fr. Förster als Mrs. Clarkson mit ihrem excellenten Englisch–Deutsch von fesselnder Liebenswürdigkeit, ganz abgesehen von den duftigen Hüllen, die sie mit vornehmem Chic zu tragen weiß; ich habe mich wiederum überzeugt, daß wir in Fr. Förster eine ausgezeichnete Salondame besitzen, um die uns manche Großstadtbühne mit Recht beneiden darf. Als Leutnant v. Hohenegg machte Herr Recke alle Mädchenherzen höher schlagen; es ist ja doch etwas Eigenes um so 'nen schneid'gen Reiterofficier von der Eleganz und Ritterlichkeit, wie sie Herr Recke zur Geltung zu bringen versteht. Frl. Lippert (Betty) war allerliebst und launig. Herr Charlé (Gollwitz) hatte zwar seine Rolle schlecht memorirt, entschädigte aber dafür zum Theil durch eine gelungene Maske. Erwähnen möchte ich noch den „Hans” des Herrn Müller, allerdings nicht ohne zu bemerken, er möge mehr mit seinen Kameraden auf der Bühne, als mit jenen im Zuschauerraum im Contakte bleiben. Herr Suppan fand für den Fabrikanten Wiedeprecht den richtigen gutmüthig–väterlichen Ton. In kleineren Rollen seien die Herren Teller (Krause) und Albin (Troßbach) lobend genannt.


„Brünner Tagesbote” vom 31.Okt. 1902:

Aus der Theaterkanzlei. Sonntag wird nachmittags die beliebte Operette „Der Bettelstudent” gegeben; abends findet die Erstaufführung des Lustspiels „Im bunten Rock” von Franz von Schönthan und Frhrn. von Schlicht statt, dem nach der glänzenden Aufnahme am königlichen Schauspielhause in Berlin und am Deutschen Volkstheater in Wien auch hier ein großer Lacherfolg beschieden sein dürfte. Die Direktion hat auch für eine reiche militärische Ausstattung Sorge getragen. In den Hauptrollen sind die Damen Förster, Lippert, Vennyer, Wagner und Wiesner und die Herren Albin, Bernthal, Charlé, Eisner, Müller, Ott, Recke, Suppan und Teller beschäftigt. Die Regie besorgt Herr Direktor Lechner.


„Brünner Tagesbote” vom 3.Nov. 1902:

Brünner Stadttheater. Franz v. Schönthans und des Freiherrn v. Schlicht militärisches Lustspiel „Im bunten Rock” scheint ganz aus dem Geiste der deutsch-amerikanischen Beziehungen hervorgegangen. Die schöne Amerikanerin, von dem flotten Husarenleutnant umworben, ihre schließliche Vereinigung . . . man sieht, daß auch auf Milliardärinnen der „Zauber der Montur” nicht ohne Wirkung bleibt. Schließlich ist doch ein preußischer Leutnant, der die Kur schneidet, noch schöner als das Kolosseum bei Mondschein. Ob auch Präsident Roosevelt dieser Ansicht ist? Oder sollte man da eher Miß Alice Roosevelt befragen? Aber abgesehen von allen hypothetischen Zeitbeziehungen, hat uns der gestrige „Bunte Rock” in seinen ersten beiden Akten recht gut unterhalten. Was wollen wir mehr von Franz v. Schönthan und Freiherrn v. Schlicht. Nur schade, daß das eigentliche Lustspiel mit dem zweiten Akt schon zu Ende ist. Der Leutnant und die schöne Amerikanerin haben sich gefunden. Freilich hatten sie erst vorher eine Reihe von drohend aussehenden Lustspielklippen aus Papiermaché zu umsegeln. Und einmal zog gar ein wirklicher Sturm mit Windmaschine und Donnerblech am Himmel ihres Liebesglückes auf. Aber mit einem kühnen Reiterangriff nimmt der Leutnant noch im letzten Augenblick die fast verlorene Position. Der heiterste Sonnenschein lächelt wieder auf die Glücklichen. Nach guter alter Manier könnte hier das „Vorhang. Ende.” stehen. Aber nein — aus diesem „Bunten Rock” weht ein „moderner” Hauch. Franz v. Schönthan ist zu Ende und Freiherr v. Schlicht fügt noch einen überflüssigen dritten Akt an, dem man genaueste Kenntnis in militaribus anmerkt. Um das Landhaus des Fabrikanten Wiedebrecht tobt eine Manöverschlacht, während sich in diesem Landhause eine neue Verwicklung zwischen dem schon einmal verwickelt gewesenen Leutnant und dem Divisionär Troßbach anknüpft und wieder löst. In diesen Akt fällt auch die bekannte große Rede über die Schönheiten des Offizierberufes, die wir in den ersten beiden Akten schon vermißten. Dazu bringt uns dieser Akt eine Art militärischer Instruktionsstunde auf die Bühne — kurz, wir fühlen Kasernenduft. Aber der soll ja auch seine Liebhaber finden. Wenn dieser Akt auch zur dramatischen Entfaltung überflüssig war, so trug er doch zur Unterhaltung des Publikums bei und wir konnten die Stimmung des gestrigen Abends als „fortdauernde Heiterkeit” verzeichnen.

Das Gelingen der von Direktor Lechner mit Geschick und Geschmack inszenierten Aufführung ist in ersterer Linie der prächtigen Anny Clarkson der Frau Förster zu verdanken. Welch ungeheures Studium muß dieser sicheren Beherrschung des deutsch-amerikanischen Radebrechens vorhergegangen sein. Eine unaufhörliche Wachsamkeit, eine rege Selbstbeobachtung, die Frau Förster äußerst selten im Stiche ließ. Dazu eine Schmiegsamkeit und Grazie, naives Raffinement und raffinierte Naivetät, die sie als erfahrenes Weib und als blind vertrauendes Kind zugleich erscheinen ließen. Sie durchschaut die Vermittlungs­künste des Herrn v. Gollwitz — von Herrn Charlé in gelungener Maske gespielt — und ergibt sich doch fast ahnungslos dem Ansturm des Leutnants v. Hohenegg. Freilich fand sie in diesem einen Partner von unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit. Herr Recke hat alle seine bestechenden Eigenschaften aufgeboten, um neben der reizenden Amerikanerin zu bestehen. Und es gelang ihm, nicht nur Eindruck auf ihr Herz, sondern auch auf unser Urteil zu machen. Das vortreffliche Zusammen­spiel dieses Paares wird durch die energische und kluge Offizierstochter Betty v. Hohenegg — Frl. Lippert — deren Verständlichkeit nur ein Übermaß von Schneidigkeit vielleicht ein wenig Abbruch tat, ergänzt. An dem Erfolg des Abends nahmen Herr Suppan als Wiedebrecht, Herr Müller als sein Sohn Hans (wäre hier nicht vielleicht Herr Pacher eher am Platze gewesen?) und Herr Teller als Sergeant Krause teil. Frau Wiesner zeigte sich auch als tüchtige Wirtschafterin, Frl. Wagner als furchtbare Köchin und Frl. Vennyer als allerliebste französische Kammerzofe an ihrem Platze. Herrn Albin sehen wir lieber als polternden französischen Oberst wie als sentimentalen deutschen Divisionär. Das Zusammenspiel war musterhaft, der Schluß des zweiten Aktes einer der größten Bühnen nicht unwürdig.


„Brünner Tagesbote” vom 16.März 1904:

Aus der Theaterkanzlei. Um der Salondame und Konversations­liebhaberin Frl. Konstanze von Linden vom Stadttheater in Mainz die Möglichkeit zum Debüt am Samstag in dem Lustspiele „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht zu geben, geht „Wilhelm Tell” zur Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte erste Aufführung bereits Freitag in Szene.


„Brünner Tagesbote” vom 17.März 1904:

Aus der Theaterkanzlei. In den nächsten Tagen finden einige wichtige Debüts statt. Samstag tritt die Salondame und Konversations­liebhaberin Frl. Konstanze von Linden vom Stadttheater in Mainz in dem Lustspiele „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht auf, welches vorige Spielzeit großen Erfolg hatte und sechsmal gegeben wurde. Nebst der Debütantin sind die Damen Lippert, Vennyer, Wagner und Wiesner und die Herren Bolten, Eisner, Müller, Recke, Schreiner, Suppan und Teller beschäftigt; die Leitung hat der Herr Direktor Lechner.


„Brünner Tagesbote” vom 22.Apr. 1904:

Aus der Theaterkanzlei. Morgen findet eine Wiederholung des unterhaltenden Lustspiels „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht statt, dessen Wiederaufnahme in den Spielplan dieser Saison vielen Anklang fand.


„Brünner Tagesbote” vom 30.Mai 1905:

Aus der Theaterkanzlei. In der morgigen Aufführung des unterhaltenden Lustspiels „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht verabschiedet sich Frau Förster nach sechsjähriger Wirksamkeit an unserer Bühne vom hiesigen Publikum als Miß Clarkson, in einer ihrer besten Rollen. —


„Brünner Tagesbote” vom 29.Mai 1916

Brünner Stadttheater. Mittwoch wird die eigentliche Spielzeit mit dem Lustspiel „Im bunten Rock” von Schönthan und Schlicht geschlossen. In dieser Vorstellung treten die Damen Horand und Wolf sowie die Herren Giblhauser und Hartberg zum letzten Male auf, ferner Herr Bernthal, der sich von der Bühne zurückzieht. Außer den Genannten sind die Damen Ende, Ille, Wiesner und Windhag und die Herren Recke, Strauß, Walther und Teller beschäftigt. Spielleiter ist Herr Teller.



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© Karlheinz Everts