Seine Hoheit

Lustspiel in drei Akten

von

Freiherr von Schlicht und Walter Turszinsky

Aufführung am
28.Nov., 1., 3., 8., 11., 14., 22., 29.Dez. 1907, 5.Jan. 1908
im Stadt-Theater zu Altona.


Besetzungsliste:

Der regierende Fürst von Totzau-Kremmingen.
Seine Hoheit Erbprinz Hans Albrecht.
Oberst Graf von Wettborn, Kommandeur eines Infanterie-Regiments.
Mathilde, seine Frau.
Dagmar, beider Tochter.
Baron von Scheideck, Rittergutsbesitzer a.D., Bruder der Gräfin.
Konstanze, seine Tochter.
Hauptmann Fedor v. Stein, Adjutant des Erbprinzen.
Leutnant v. Dohlen, Adjutant des Grafen.
Martin Dietrich, Reporter.
Christian Tewsen, Bursche beim Erbprinzen.
Müller, Hausbursche.
Nanny, Zofe.
Bürgermeister.
Ein Stadtverordneter.
Zwei Ordonnanzen
Spielleitung:

Otto Eppens
Herr Sternberg
Herr Paul Bach
Frau Bayer
Frl. Kobold
Herr Wilhelmi
Frl. Ferron
Herr Gotthardt
Herr Spannuth
Herr Wehrlin
Herr Auspitz
Herr Chony
Frl. Vara
Herr Scholz
Herr v.Arnauld
Herr Sassen, Herr Burger
Otto Eppens


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„Hamburger Echo” vom 28.11.1907

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„Hamburger Fremdenblatt” vom 24.Nov. 1907:

Im Altonaer Stadt-Theater wird Sonntag das Schauspiel „Lady Windermeres Fächer”, Montag Björnsons „Ein Fallisement”, Mittwoch„Das vierte Gebot” wiederholt. Am Donnerstag d.W. findet die Erstaufführung des dreiaktigen Lustspiels „Seine Hoheit” von den bekannten Schriftstellern Freiherrn von Schlicht (Wolf von Baudissin) und Walter Turszinsky statt.


„Hamburger Fremdenblatt” vom 26.Nov. 1907:

Im Altonaer Stadt-Theater geht Donnerstag das dreiaktige Lustspiel „Seine Hoheit” von Freiherrn v. Schlicht (Graf Wolf v. Baudissin) und Walter Turszinsky in Anwesenheit der beiden Verfasser erstmalig in Szene. Die Novität wird an unserer Bühne durch die Herren Eppens (der das Stück auch inszeniert), Wehrlin, Sternberg, Paul Bach, Wilhelmi, Gotthardt, Spannuth, Auspitz, Scholz und die Damen Bayer, Ferron und Kobold dargestellt werden.

„Hamburger Fremdenblatt” vom 28.Nov. 1907:

Im Altonaer Stadt-Theater findet Donnerstag die Erstaufführung des dreiaktigen Lustspiels „Seine Hoheit” statt. Sonntag wird die Novität wiederholt.

„Neue Hamburger Zeitung” vom 29.11.1907 (Morgenblatt):

Altonaer Stadttheater. Das Lustspiel „Seine Hoeit” von Freiherrn von Schlicht und Walter Turszinsky erzielte gestern abend bei einer sehr frischen Aufführung unter Eppens Regie einen sehr herzlichen Erfolg. Näheres im Abendblatt.

„Neue Hamburger Zeitung” vom 29.11.1907 (Abendblatt):

Altonaer Stadttheater. Ein sehr starker Erfolg rief gestern abend die Verfasser des Lustspiels „Seine Hoheit”, den Freiherrn v. Schlicht und den Berliner Publizisten Walter Turszinsky nach jedem Aktschluß mehrfach vor die Gardine. Eine beträchtliche Anzahl von Wiederholungen scheint also dem Ensemble eine Ruhepause zu versprechen, die zur Vorarbeit an größeren Aufgaben günstig auszunutzen wäre. Die Sorgfalt, mit der man in Altona — trotz der schwierigen Bühnenverhältnisse und der durchaus nicht ermutigenden Stellung des Publikums — selbst beim nichtigsten Schwank am Werke ist, kam auch der gestrigen Novität zu gute, obwohl die Absicht, jede Pointe zu heben, in einzelnen Szenen zu kleinen Tempiverschleppungen verführte, ein Fehler, der sich bei Wiederholungen leicht abstellen läßt. Im übrigen verdient die verdienstvolle Regie des Herrn Eppens alle Anerkennung. —

Da sich das harmlos-heitere Stück der beiden Autoren ganz ohne literarische Ambitionen gibt, wundert man sich eigentlich darüber, warum es unter der Lustspielflagge segelt. Es ist ein regelrechter Schwank und hätten die Verfasser ihr Werk rein als solchen durchgeführt, so wären sie zu einheitlicherer Wirkung gekommen. Die beste komische Figur des Stückes — der jüdische Reporter Dietrich — durfte dann auf keinen Fall schon nach dem zweiten Akt erledigt sein. Er konnte ruhig noch in einer dritten Verwandlung die Verlobung des Erbprinzen mit der Komtesse Dagmar miterleben — vielleicht als Pseudobräutigam der Nanni. Der technisch nicht einwandsfreie zweite Akt wäre mit seiner Hilfe gleichfalls noch frischer zu gestalten gewesen. Dem Dialog wäre gedient, wenn man einige allzu triviale Witze ausmerzte und mit Zitaten sparsamer umginge. Zitate verlieren nämlich, meist seltsamerweise im Bühnengespräch alle Wirkung. Im Uebrigen besteht kein Grund, sich gegen das harmlos-heitere Stückchen, das neben dem „Husarenfieber” durchaus seine Berechtigung hat, mit kritischen Waffen zu Leibe zu gehen, zumal der herzliche Erfolg bewies, daß sich das volle Haus ausgezeichnet dabei unterhielt. Der bunte Rock siegt ja auf der Bühne noch immer — erst recht wenn er prinzlich besternt ist. Die Handlung dreht sich um die Verlobung eines strafversetzten Erbprinzen mit einer niedlichen Komtesse. Der väterliche Segen wird schließlich im Sturm erobert, und beim „Schlußtableau” stehen außer dem fürstlichen, verschiedene anderweitige Brautpaare auf der Szene. —

Der erste Akt, der die Ankunft des Erbprinzen in der kleinen Garnison schíldert, wo er möglichst in Einsamkeit für seine Sünden büßen soll, ist technisch am besten gelungen. Er zeigt nämlich, wie die begeisterte Einwohnerschaft die väterlichen Strafbestimmungen durchkreuzt und sich bestrebt, dem Prinzen alles das zu bieten, was ihn in der Großstadt allzusehr zerstreute. Der zweite Aufzug ist nicht von dieser Einheitlichkeit. Er muß schon sehr flott gespielt werden, wenn er nicht in manchen Partien langatmig werden soll. den Schwankwirkungen der Nanni erscheint ein zu breiter Platz eingeräumt. Am besten wirken die sehr lustigen Reporterszenen. Den dritten Akt, in dem ein wenig zu viel in erprobten, sentimentalen Wirkungen gemacht wird, trägt in der Hauptsache die Figur eines derben Agrarbarons. Leider hatte der gestrige Darsteller, Herr Wilhelmi, für diese Aufgabe durchaus nichts übrig. Er fand nicht den robusten, aber liebenswürdigen Ton und transponierte die Gestalt in eine kleinbürgerliche Philister­atmosphäre. Die Vorstellung war unter Eppens Leitung, wie gesagt, recht erfreulich. Sternberg gab den jungen Prinzen mit sympathischer Schlichtheit und frischem Temperament. Wehrlin schuf in dem Reporter Dietrich eine prachtvolle, komische Figur, die um so mehr bedauern ließ, daß diese Rolle nicht durchgeführt wird. Die Damen Bayer, Vara und Ferron und die Herren Gotthardt, Eppens, Auspitz und Paul Bach stützten die Vorstellung durch bedachte und wohlerwogene Leistungen. Fräulein Kobold versagte als Dagmar wieder einmal vollkommen. Sie kommt auch durchaus nicht vorwärts. Von ihrem Dialekt gar nicht zu reden! Dies gezierte, gekünstelte Spiel, die konventionellen, unpersönlichen Auffassungen lassen sie für die Position, die sie einnimmt, recht ungeeignet erscheinen.

„Börsen-Hallse (Hamburg)vom 29.11.1907:

Altonaer Stadt-Theater.

„Seine Hoheit”, der 24jährige Erbprinz Hans Albrecht von Totzau-Kremmingen, muß es in der Residenz ganz ungewöhnlich toll getrieben haben, daß ihm sein gestrenger Vater, der regierende Fürst, einen solchen unleidlichen Hauptmann, wie Herrn v. Stein, zum Adjutanten gibt und den lebenslustigen Jüngling in die ödeste kleine Garnison versetzt, um ihn durch strengen Dienst zur Raison zu bringen. Denn Hans Albrecht soll bald heiraten, die ebenso schöne wie tugendhafte Prinzessin Olga, und der kann man doch nicht einen Mann geben, der jede Nacht erst um 3 Uhr nach Hause kommt. Aber trotz der Hofmeisterei v. Steins, der aus dem Prinzen einen verschüchterten Kopfhänger macht, verliebt sich Hans Albrecht in die Tochter Dagmar seines Obersten. Hauptmann v. Stein ist geknickt, um so mehr, als er durch seine Ungeschicklichkeit einem Journalisten die Möglichkeit gegeben hat, des Prinzen bevorstehende Verlobung mit Prinzessin Olga als sicher zu melden. Zu allem Unglück kommt der regierende Fürst selbst noch nach dem öden Nest, und der Liebesbund müßte ein jähes Ende finden, wenn nicht ein prächtiger Onkel, der einst mit dem Fürsten zusammen studiert hat, diesen an seine eigene Jugendliebe mit Dagmars Mutter erinnerte und bei einer Flasche edelsten Weines die Zustimmung des gerührten Vaters vorbereitet. Er gibt sie, als er erkennen muß, daß die jungen Leute wirklich eine tiefe Neigung verbindet. Hauptmann v. Stein aber läuft auch glücklich in den Hafen der Ehe ein: die Tochter des Onkels, eine Medizinstudentin, die ihn schon als Arzt bei seinem chronischen Magenleiden behandelt hat, wird ihn auch als Gattin richtig zu behandeln wissen. Aus dieser lustigen und gemütvollen Handlung haben Frhr. v. Schlicht und Walter Turszinsky ein liebenswürdiges Lustspiel gemacht, das gestern einen sehr freundlichen Erfolg erzielte. Ueber der angenehmen Mischung von sonnigem Humor und rührender Herzlichkeit vergaß man gern, daß manche Szenen alte Bekannte waren; nur daß der joviale Onkel Baron den Fürsten in die Lage bringt, sich selbst als Esel zu bezeichnen, weil er nicht merkt, daß mit dem Schwierigkeiten machenden Schwiegervater er selbst gemeint ist, wollte man nicht so leicht vergeben; der Trick ist denn doch zu abgebraucht, um noch frisch zu wirken. Die von Otto Eppens ausgezeichnet geleitete Auführung war prachtvoll. Der schulmeisternde Hauptmann des Herrn Gotthardt, der eingeschüchterte, am Schluß aber seiner selbst sich bewußt werdende Erbprinz des Herrn Sternberg, der Baron des Herrn Wilhelmi, der im Leben unmögliche, durch die Darstellung des Herrn Wehrlin aber gerettete Reporter — all das waren eigene Schöpfungen, die des Interesses sicher blieben. Auch der Bursche Krischan Tewsen, den Herr Auspitz spielte, wirkte famos; nur daß er ein Hamburger Junge sein sollte, erkannte man lediglich daran, daß er selbst versicherte, die Aussprache hätte breiter sein dürfen. Prächtige Figuren waren der Oberst des Herrn Paul Bach und der Fürst des Herrn Eppens. Die mitwirkenden Damen, Frl. Kobold als Dagmar, Frl. Ferron als Tochter des Barons, Frau Bayer als Oberstenfrau und Frl. Vara als Zofe, halfen alle mit großer Liebe und viel Innigkeit und Geschick an dem Erfolge mit, und da die kleinen Rollen ebenfalls gut besetzt waren, gab es eine abgerundete, wohlgelungene Vorstellung. Die Darsteller und die beiden Autoren durften sich nach jedem Akte vielfach zeigen und dürfen alle mit dem Ergebnis des Abends zufrieden sein.

„Hamburger Fremdenblatt” vom 30.Nov. 1907:

Stadt-Theater in Altona. „Seine Hoheit”.

„Seine Hoheit” ist ein junger Prinz, der das „Unglück” gehabt hat, sich in eine schöne Schauspielerin des Hoftheaters zu verlieben. Auch sonst hatte er verschiedene Male gezeigt, daß er kein Duckmäuser sei. Um das jugendliche Feuer etwas zu dämpfen und in gesondere Bahnen zu leiten, wird Seine Hoheit vom gestrengen Herrn Vater, dem Fürsten, in eine kleine Garnison strafversetzt. Natürlich erweist sich der neue Aufenthaltsort als ein urfideles Nest. Die Bürgerschaft hat kaum vernommen, daß ein Erbprinz in den Mauern der Stadt weilt, als sie alles herbeizuschaffen beginnt, was der strafversetzte Prinz eine Zeitlang nicht mehr genießen sollte — Theater, Zirkus, Sportvergnügen, Bälle usw. Es beginnt mit einem Fackelzug — dem ersten, der dem jungen, ganz entzückten Prinzen dargebracht wird. Viel gefährlicher noch als die für das Amüsement des Prinzen besorgte Bürgerschaft wird ihm eine kleine Komtesse, die Tochter des Obersten, mit der er schon am ersten Tage der Bekanntschaft ein kameradschaftliches Bündnis schließt, das sich bald in einen heimlichen Liebesbund wandelt. Das ist schlimm, denn der Prinz soll sich demnächst mit einem Fürstenkinde verloben und wird deshalb von seinem Adjutanten, einem in tausend Aengsten schwebenden Hauptmann, mit Argusaugen bewacht, damit sich ja nicht irgend eine andere Neigung in sein Herz schleiche. Der Ausgang ist, da es sich um ein Lustspiel handelt, nicht zweifelhaft. Im Leben endet die Liebe der Fürsten zumeist tragisch, hier aber darf der Prinz seine kleine Komtesse heimführen, nachdem der Widerstand des gestrengen Vaters durch den Liebreiz des Mädchens und gewisse sentimentale Jugenderinnerungen, die sich an die Mutter der Braut knüpfen, besiegt ist.

Wer zugleich auf die Herzen und auf das Lachbedürfnis zu wirken vermag, hat immer gewonnenes Spiel, so bekannt und bewährt die Rezepte auch gewesen sein mögen, mit deren Hülfe die Wirkung erzielt wurde. Man sieht schon aus der einfachen Inhaltserklärung, daß viele Reminiszenzen von alten und neuen Lustspielen in diesem neuesten lebendig geworden sind. Man täte den Verfassern Freiherrn v. Schlicht und Walter Turszinsky aber ganz gewiß unrecht, wenn man ihnen daraus einen Vorwurf machen wollte. Wer möchte etwas ganz Neues ersinnen; nicht nur in der dramatischen Literatur, sondern in aller Entwicklung muß notwendigerweise immer einer auf den Schultern des anderen stehen. Die Verfasser haben mehr getan, als Erinnerungen aufgefrischt. Sie haben ganz famose Typen auf die Bühne gestellt, lebensvolle Figuren, die fast durchweg in echten, herzhaften Humor getaucht sind. Es fließt überhaupt ein so starker Strom dramatischen Lebens durch das ganze Stück, daß der Zuschauer das Interesse keinen Augenblick verliert. Die Verfasser haben dafür gesorgt, daß neben den Hauptpersonen eine ganze Anzahl heiterer Figuren das Bild beleben. Manche sind über den Rahmen des Lustspiels hinaus gezeichnet, auch manche Szene gehörte eigentlich in einen Schwank, dafür steht aber das ganze Stück auf der Grenzscheide zwischen Lustspiel und Schwank, und irgend einen Namen muß das Kind schließlich ja haben. Mit Vergnügen kann man einen großen, lebhaften Erfolg konstatieren, der sowohl den Verfassern, die sich häufig zeigen konnten, als auch den Darstellern gehörte, und dem Altonaer Stadt-Theater wohl zu gönnen ist.

Die Herren Verfasser haben allen Grund, dem vorzüglichen Ensemble unseres Stadt-Theaters dankbar zu sein, vor allem auch der Regie des Herrn Eppens, die nicht nur für ein flottes Spiel gesorgt, sondern auch für die Szenerie alles mögliche getan hatte. Die Waldpartie im zweiten Akt war von fast künstlerischer Schönheit. Den Erbprinzen, der noch ein halber Knabe ist, gab Herr Sternberg in sehr liebenswürdiger und auch natürlicher Art. Seine Herzensbezwingerin, die junge Komtesse, gab Frl. Kobold Gelegenheit, ein allerliebstes Figürchen, ein Gemisch von Naivität und Klugheit, auf die Bühne zu stellen. Eine Charakterfigur von außerordentlicher Komik schuf Herr Gotthardt mit seinem magenkranken, neurasthenischen Hauptmann, der den Prinzen bewachen soll, und selbst hinters Licht geführt wird. Der Künstler hatte einen ganz besonderen Erfolg beim Publikum. Ganz famos als Lustspielfigur, die auf das Konto der Verfasser kommt, wie als darstellerische Leistung, gestaltete sich der derbe Landedelmann, den Herr Wilhelmi mit köstlichem Humor ausstattete. Herr Wehrlin bemühte sich mit Erfolg um einen ziemlich verzeichneten Reporter. Glücklicher war Herr Auspitz mit seiner Rolle daran, dem etwas dummerigen aber schlauen Offiziersburschen, den man aus vielen Militärstücken kennt, und dem hier mit Glück ein hamburgischer Einschlag gegeben war. Man kann sich denken, daß Herr Auspitz sich die komischen Möglichkeiten dieser Figur nicht entschlüpfen ließ. Unter den in Betracht kommenden Damen spielte Fräulein Ferron eine junge, Medizin studierende Baronesse mit Feinheit und Liebenswürdigkeit, Frau Bayer eine ältere, würdige Gräfin und Frl. Vara eine sehr kecke und komische Kammerzofe, die viel Heiterkeit erweckte. Den Fürsten spielte mit großer Feinheit Herr Eppens, einen forschen Obersten in wirksamer Maske Herr Paul Bach.

Viel und herzlich wurde gelacht und viele Tränen der Rührung sind geflossen — sichere Zeichen, daß der Abend sich noch häufiger wiederholen wird.

Ph. B.          


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General-Anzeiger für Hamburg-Altona vom 28.11.1907

General-Anzeiger für Hamburg-Altona vom 30.11.1907:

Altonaer Stadt-Theater

Seine Hoheit. Lustspiel in 3 Akten von Freiherrn von Schlicht und Walter Turszinsky.

Der herzliche, von Akt zu Akt steigende Erfolg, den das neue Lustspiel „Seine Hoheit” fand, sichert eine beträchtliche Zahl von Wiederholungen. So wird das Altonaer Ensemble, das mit dem „Liebesnest” trotz der sorgfältigen Aufführung nichts erzielen konnte, für die nächste Zeit von Repertoiresorgen nicht so schwer wie bisher bedrückt werden. Diese Ruhepause ist ihm wahrlich zu gönnen. Mag es sie zur Vorbereitung größerer Aufgabe nützen! —

Mit der letzten Novität, für die Freiherr von Schlicht verantwortlich zeichnete, hatte er bekanntermaßen weniger Glück. Was damals mißlang, fügte sich diesmal vereinten Kräften, denn Freiherr von Schlicht hat sein neues Werk zusammen mit dem Berliner Publizisten Walter Turszinsky geschrieben. Von literarischen Gesichtspunkten aus darf man dies Lustspiel „Seine Hoheit” freilich nicht betrachten. Da würde denn doch mancherlei dagegen zu sagen sein. Sieht man's aber als einen leichten, flotten Schwank an, dann mag's recht gut das kritische Auge passieren. Es unterhält und erheitert — wie der gestrige Abend klar bewies — und das ist für ein Stück, das nicht künstlerisch gewertet werden will, sehr viel, wenn nicht alles. Auf der Bühne wimmelt es von Uniformen. Als Verlobte präsentieren sich ein besternter Erbprinz, der mit einer Gräfin eine vermutlich sehr glückliche Mesalliance eingeht, ein Hauptmann und ein weiblicher Student der Medizin und als Dreingabe Kammerzöfchen und Musketier. Bei dieser Strecke konnte der Erfolg nicht ausbleiben. Schade bleibt, daß die komischste Figur des Stückes — ein Schmock redivivus — nicht bis zum Schluß durchgeführt ist. Dadurch haben sich die Autoren um ausgezeichnete Wirkungen gebracht. Immerhin bleibt genug Grund zum Lachen — von dem die Altonaer gestern auch reichlich Gebrauch machten.

Die Aufführung war unter Eppens Regie sehr sorgfältig vorbereitet. Man mühte sich so stark, jede Pointe zu bringen, daß vielleicht zuweilen das Tempo etwas verschleppt wurde. Sternberg lieh der Titelrolle sein frisches Temperament und seine treffliche Routine. Die sehr sympathische Leistung führte das Stück zum Erfolg. Wehrlin gab als Reporter Dietrich eine hervorragend charakterisierte Figur von überwältigender Komik. Fräulein Vara, Frau Bayer, Fräulein Feron und die Herren Eppens, Auspitz, Chony, Gotthardt und Paul Bach, stützten die Vorstellung durch sorgfältig erwogene und bedacht durchgeführte Leistungen. Herr Wilhelmi hatte leider für einen derben Agrarbaron nicht viel übrig. Er demokratisierte ihn zu sehr und schädigte dadurch die Wirkung einzelner Szenen. Fräulein Kobold machte aus der Dagmar einen gezierten, konventionellen Backfisch. Von dem starken äußeren Erfolg ist bereits gesprochen worden. Die Autoren erschienen nach jedem Akt vor der Gardine.

A. Z.          


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© Karlheinz Everts