„Das Liebesmanöver”

Lustspiel in drei Akten

von

Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht

Aufführung im Kaiserjubiläums-Stadttheater zu Wien

am 16., 18., 20., 23.Nov., 13. Dez. 1903


Besetzungsliste:

von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
Katharina, seine Frau
Elli, seine Tochter
von Velsen, Major a.D.
Leontine von Breitenbach
Cäcilie, ihre Tante
Ernst von Winterstein, Oberleutnant
Curt von Winterstein, Kadett
Exzellenz von Koßwitz
Dr. Erich von Osten
Schröder, Bursche bei Oberst von Velsen
Kapellmeister
Ordonnanz
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Dritter Soldat
Spielleitung:

Leopold Nowak
Ada Blank
Paula Hoheneck
Albert Brüngger
Frau Hermine Körner
Frau Aloisia Striebeck-Raupp
Hermann Benke
Adelina Nicoletti
Friedrich Sommer
Eduard Gebhardt
Adolf Rakowitsch
Louis Linori
Adolf Gerhardt
Herr Günther
Herr Tema
Herr Beer
Friedrich Sommer


„Wiener Zeitung” vom 15.Nov. 1903:

Im Kaiser-Jubiläums-Stadttheater gelangt Montag, den 16. d.M., zum ersten Male das neue Lustspiel „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht zur Darstellung.


„Montags-Zeitung”, Wien, vom 16.Nov. 1903:

Kaiser-Jubiläums-Stadttheater. Die Novität „Liebesmanöver” gelangt heute zur Aufführung.


„Das Vaterland” Wien, vom 16.Nov. 1903:

Im Jubiläumstheater findet heute, Montag, die Première des Lustspieles „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz und Frhrn. von Schlicht um 7 Uhr statt.


„Das Vaterland” Wien, vom 17.Nov. 1903:

(Jubiläumstheater.) Vor einem nur mäßig besetzten Hause fand heute die Erstaufführung des dreiaktigen Lustspieles „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz und Frhrn. v.Schlicht statt und fand eine im ganzen genommen freundliche Aufnahme. Einen durchgreifenden Erfolg vermochte die harmlose Kleinigkeit allerdings nicht zu erzielen, dazu fehlte es nahezu an allem. Die fadendünne Handlung ermangelt der Originalität, ebenso die auf die Bühne gebrachten Typen, in welchen wir lauter alte Bekannte wieder erblicken; kurz gesagt, das Stück ist ganz nach der altbewährten deutschen Lustspielschablone gearbeitet, jedoch wohl geeignet, uns ein paar Stündchen in angenehmer Weise schwinden zu machen, zumal auch ganz vortrefflich gespielt wurde. Wie es augenblicklich modern zu sein scheint, werden wir in militärisches Milieu versetzt, doch in minder aufdringlicher Weise, als dies in jüngster Zeit wiederholt der Fall war. Elli (Fräulein Hoheneck), die Tochter des Obersten v. Velsen (Herr Nowak) ist in einen jungen Gelehrten, Dr. Erich v. Osten (Herr Gebhard) verliebt und dieser selbstverständlich in Elli. Letzterer Eltern, beziehungsweise ihre Mutter, die alles kommandierende Oberstin (Fräulein Blanck), haben aber mit ihrer Tochter hochfahrendere Pläne. Um ihr Liebesglück nicht vorzeitig zu gefährden, rät Elli ihrem Bräutigam, zunächst dem Fräulein Leontine v. Breitenbach (Frau Körner) über Hals und Kopf den Hof zu machen. Darin besteht das Hauptliebesmanöver, denn es spielen eigentlich nebenbei noch andere. Leontine aber wird vom Lieutenant Ernst v. Winterstein (Herr Benke) geliebt und erwidert dessen Liebe auch. v. Osten manövriert so energisch, daß alles in die Brüche zu gehen droht, zumal auch der Lieutenant durch Leontinens Tante, eine alte Klatschbase (Frau Striebeck), bei ersterer verleumdet wird. Doch wird schließlich alles ins richtige Geleise gebracht, zum nicht geringen Teil durch die Mitwirkung eines strammen Kadetten, des Oberlieutenants Bruder Kurt (Fräulein Nicoletti). Die letztere Schauspielerin namentlich bot in der gelungenen, schneidigen Durchführung dieser Rolle eine Prachtleistung, aber auch alle die bereits genannten übrigen Darsteller waren sehr gut. Als besonders ansprechend ist noch Herr Brüngger in der Rolle des Majors a.D. v. Velsen, eines Bruders des Obersten, hervorzuheben. Herr Rakowitsch hatte als Offiziersbursche leider nur eine kleine Rolle, aus welcher gar nichts zu machen war.
Wgr.


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„Die Zeit”, Wien, vom 18.11.1903

„Die Zeit” (Wien) vom 17.Nov. 1903:

Jubiläumstheater. Früher einmal las man in den Familienblättern Hackländers militärische Plaudereien oder die Kadetten­geschichten von Johannes v. Deval; heute sind es die Harmlosigkeiten des Freiherrn v. Schlicht, die das Vergnügen Backfischchens und der pensionierten Knasterbärte ausmachen. Man braucht nicht ein bißchen nachzudenken dabei, wie es Torresani ab und zu doch verlangt, und amüsiert sich königlich über die kecken Leutnants, die gestrengen Kommandeusen und die Scherze des Drills. Wenn nun dieser vielbeliebte Kasernhofblüten–Humorist mit einem auf den Spießbürgerschwank geaichten Mitarbeiter, wie es Kurt Kraatz ist, ein Stück schreibt, das auf dem planen Felde zwischen „Krieg und Frieden” und dem „Heiratsnest” spielt — muß das nicht einen hübschen Erfolg geben, gerade jetzt, in diesen Tagen der kleinen Garnison und sonstigen Pickelhauben–Aktualitäten? Die Mutmaßung war aber falsch, weil im „Liebesmanöver”, dem man gstern leider beiwohnen mußte, denn doch allzusehr mit blinden Patronen geschossen wird. Daß manchmal eine kleine List in Szene gesetzt wird, dmit sich zwei kriegen, dürfte man in Zivil gar nicht erst noch einmal zu zeigen wagen, und wenn die Leute langweilige Plattheiten im bunten Rock vorbringen, so wird die Sache durch das Kleid allein nicht lustiger. In den drei Akten kommt ein einziges schlagendes Wort vor: Und darum die ganze Komödie? Dieser Frage wegen hätte man aber nicht eine zweieinhalbstündige Vorstellung vorangehen lassen müssen. Der Regisseur glaubte offenbar, das Lärmen gehöre zum Kriegshandwerk, und so rasselten und knatterten und schnarrten alle ihre Rollen herunter, als gälte es, den Feind aus dem Parkett zu vertreiben. Fröhlichen Schwankton hatte nur Fräulein Nocoletti, die den bekannten Kadetten aus den „Fliegenden” in launiger Uebertreibung persiflierte.


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Arbeiter-Zeitung, Wien, 18.11.1903

Arbeiter-Zeitung, Wien, vom 18. Nov. 1903:

Stadttheater. Der Militärschwank „Liebesmanöver” von Kraatz und Schlicht vermochte gestern auch die Genügsamsten nicht aufzumuntern. Die alte Mosersche Schablone, aber den Nachfolgern ist die Farbe ausgegangen. Die Damen Körner, Hohenegg, Striebeck, Nicoletti und die Herren Benke, Gebhard und Brüngger hatten die größeren Rollen. Auch sie schienen gelangweilt. Überhaupt war auf die Aufführung geradezu demonstrativ wenig Sorgfalt verwendet. Es hatte sich nicht einmal eine Hand gefunden, preußisch-lokale Anspielungen zu streichen. Babelsberg, Juliusturm – wer versteht das an der Währingerlinie? Ich habe gestern übrigens nur zwei Akte lang ausgehalten, aber ich verpflichte mich, über alles Weitere genauesten Aufschluß zu geben.
O–l.


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Neue Freie Presse, Wien, 17.11.1903
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Neue Freie Presse, Wien, 18.11.1903

Neue Freie Presse, Wien, vom 17. Nov. 1903:

[Jubiläumstheater.] „Liebesmanöver”, Lustspiel von Kraatz und Schlicht, ein Soldatenstück, bringt die seit Moser und Schönthan oft gesehenen Situationen in kindlicher Abschwächung. Zwei Liebespaare vereinigen sich nach schwerfällig herbeigeführten Eifersuchtsszenen und Täuschungen. Dazu Soldatenspiel und militärische Witze, die allerdings nicht mehr verfangen. Eine herzlich alberne Komödie, die von den Damen Körner, Hoheneck, Nicoletti sowie den Herren Benke, Sommer und Nowak mit viel Eifer, aber leider ohne Erfolg gespielt wurde.


„Der Humorist” vom 20.Nov. 1903:

(Jubiläumstheater.) Das „deutsche” Lustspiel ist bis auf den Kadetten heruntergekommen, nachdem die Leutnants schon genügend ausgebeutet sind. Den Lacherfolg von Kraatz und Schlichts „Liebesmanöver” erzielte nämlich ein Kadettenknabe, alle übrigen Figuren waren so alt, geistlos und langweilig wie die angebliche Handlung. Auch der Kadett ist eigentlich keine besonders interessante Type. Allein Frl. Nicoletti hat da eine Glanzleistung vollbracht, die einer besseren Sache wert gewesen wäre. Frau Körner suchte durch ihre natürliche Schalkhaftigkeit, Herr Brüngger durch parodistischen Humor, Herr Gebhardt durch Simplizissimusstil und die übrigen durch alle nur denkbaren spielerischen Künste den Blödsinn, den sie bringen sollten, halbwegs genieß:bar zu machen. Sie verdienen dafür so viel Lob, als die Leitung für den Mangel an Lokalisierung und die schlampige mise-en-scène Tadel verdient.


Österreichs Illustrierte Zeitung, XIII. Jahrgg., Heft 8, vom 22.Nov. 1903:

Das Kaiserjubiläums-Stadttheater hatte mit seinen „Liebesmanövern” (nicht zu verwechseln mit „Liebessünden”) einen jener harmlosen Premierenabende, wo sich gutmütige Leute amüsieren, literarische Feinschmecker aber langweilen. Kurt Kraatz und Freiherr von Schlicht sind ja liebenswürdige Autoren, aber diesmal kamen sie etwas zu farblos. Gespielt wurde brav, besonders Fräulein Nicoletti und Herr Benke gaben zwei preußische Offizierschargen gut.


Die schöne Literatur, Jahrgg. 1903, Nr. 24, vom 19.Dez. 1903:

Das im Kaiserjubiläums-Stadttheater zur ersten Aufführung gelangte Stück „Liebesmanöver” ist zwar schon an mehreren anderen Bühnen aufgeführt worden. Da es aber in diesem Blatte noch nicht erwähnt wurde, so seien ihm aus obigem Anlasse einige Zeilen gewidmet. Die Verfasser haben ihr Werk in etwas anspruchsvoller Weise als Lustspiel bezeichnet, obwohl es eher den Charakter eines Schwankes an sich trägt. Es gehört in die zahlreiche Familie der dramatisierten Militärhumoresken und weist auch eine unverkennbare Familienähnlichkeit mit den Soldatenstücken von Moser, Schönthan, Trotha u.A. auf. Der schneidige Leutnant oder Oberleutnant, der im Fluge alle Mädchenherzen erobert; die herrschsüchtige Kommandeuse; der stets fluchende und polternde, aber im Grunde äußerst gutmütige und weichherzige Major oder Oberst a.D.; der immer zerstreute, zum Militärdienst gänzlich ungeeignete, gelehrte Reserveoffizier; ein halbreifer, verliebter Kadett, der sich schon auf den Tausendsasa herausspielt; eine klatschsüchtige, Zwietracht stiftende alte Tante, — das sind mehr oder weniger die zum eisernen Bestand dieser Stücke gehörigen Figuren, die auch in dem Kraatz-Schlichtschen Bühnenwerke nicht fehlen. Von einer eigentlichen Handlung ist da nicht viel zu entdecken; sie beschränkt sich auf die Manöver, die zwei Liebespaare mit einander aufführen, um durch allerlei Täuschungs- und Eifersuchtsszenen glücklich an ihr Ziel zu gelangen. Am besten und verhältnismäßig originellsten ist noch die Rolle des immer verliebten und immer hungrigen Kadetten entwickelt, die in Wien, von einer bewährten Künstlerin gespielt, viel Heiterkeit erregte. Im ganzen aber ist das Stück eine recht matte Limonade, die auch eine dem entsprechende Aufnahme fand.


„Bühne und Welt” 6. Jahrgg. 1903/04 Seite 347:

Auf einen klassischen Abend, der die „Jungfrau von Orleans” dem Spielplan einfügte, folgte ein dreiaktiges Lustspiel „Liebesmanöver” von K.Kraatz und Baron Schlicht, das offenbar aus Baudissins Erzählung „Exzellenz kommt” gezimmert ist und Mosers Offiziersschwänke vergleichsweise als monumentale Meisterwerke erscheinen läßt.


„Wiener Salonblatt” vom 21.Nov. 1903:

Im Kaiserjubiläums-Stadttheater gab man Montag „Liebesmanöver”, Lustspiel in 3 (sehr langen und faden) Akten von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht. Die Komödie entpuppt sich als eine süßlich alberne Geschichte aus dem preußischen Offiziersleben, aus einer kleinen Garnisonsstadt. Alle abgebrauchten Figuren aus ähnlichen Stücken wimmelten in derselben umher, der tüchtige Herr Oberst, der pensionierte Major, der stupide Offiziersbursche, der hölzerne Reserveleutnant und Gelehrte, der hyperedle als Don Juan verschriene Regimentsadjutant, die herrische Kommandeuse, der verliebte Backfisch, die tratschsüchtige und verläumderische alte Tante, die nicht mehr ganz junge, aber geistreiche Weltdame voll Herz und Geschmack und als deus ex machina der gerechte General, welcher kommt, um den von den Autoren geschürzten gordischen Knoten im Schlußakte durch seine Maßnahmen zu zerhauen. Und wieder gaben, wie so oft, mit gleichem Geschick all diese dagewesenen Rollen die Herren Nowak, Brüngger, Benke, Sommer, Gebhardt und Rakowitsch, die Frl. Blanck und Hoheneck, die Frauen Körner und Striebeck. Neu war nur und sehr flott und lustig Fräulein Nicoletti als kecker Junge aus einem preußischen Kadetten-, vulgo Erbsenhause, eine gar gut ersonnene und fesche Figur. Die Offiziere und Damen im „Liebesmanöver” werden wohl nicht oft auf der Bühne manövrieren; das Publikum, recht spärlich an der Zahl, klatschte ebenso spärlich Beifall und war froh, als die in ein kleines Provinztheater passende Komödie aus war.


„Reichspost” vom 18.Nov. 1903:

Das dreiaktige Lustspiel „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht, ist ein preußisches „Krieg-im-Frieden-Stück”, das, wenn es gehaltvoller wäre, auch von L'Arronge sein könnte. Altbekannte Figuren treten wieder auf, so der ewig wetternde Schwerenot-Major, ein Biedermann mit dem goldenen Herzen, der Konfusionen macht und sie wieder schlichtet, Heiraten möglich macht, immer im Kampfe mit Schwägerinnen und klatschsüchtigen Frauen steht; dann tritt ein Schreckensmensch in der Person eines schüchternen aber umso verliebteren Verehrers auf und zum Schluß noch ein verliebter Kadett, immer vorlaut, ein sogenannter weiblicher Backfisch, der noch Näschereien liebt und gar zu gerne eine kleine Liebschaft anknüpfen möchte. Das Stück hat gefallen, man unterhielt sich und kam den ganzen Abend aus der heiteren Stimmung nicht heraus. Herr Brüngger war ein vorzüglicher Major a. D., er ist der Mittelpunkt des Stückes, auch Herr Gebhard spielte den schüchternen Reserveleutnant sehr treffend, ohne zu übertreiben. Und Frl. Nicoletti in der Hosenrolle des Kurt von Winterstein hatte bald die Zuhörerschaft für sich gewonnen. Herrn Nowak war nur eine kleine Rolle als Oberst beschieden. Dagegen war Herr Benke nicht der Oberleutnant, wie sich ihn die Dichter des Lustspieles vorstellten, auch die schon selbständige Leotine von Breitenbach der Frau Körner ließ zu wünschen übrig. Die ehrgeizige und besorgte Frau Oberst spielte Frl. Blank mit vielem Anstand und in der Tante Cäcilie hatte Frau Striebeck eine dankbare Rolle gefunden. Die Exzellenz von Koßwitz des Herrn Sommer war brillant, der Darsteller kam geschickt bei der Simplizissimus-Figur vorbei. Hoffentlich erlebt das Lustspiel recht viele Aufführungen. In ernsten Zeiten sollte ein feinlustiges Stück immer eine willkommene Gabe sein.


„Wiener Montags-Journal” vom 23.Nov. 1903:

(Kaiserjubiläums-Stadttheater.) Das Lustspiel „Liebesmanöver” von Kraaß und Schlicht ist eines jener Soldatenstücke, denen Mosers „Krieg im Frieden” den Weg gebahnt hat. Man sieht sie immer gerne, weil sie jene friedsame Marlitt-Stimmung verbreiten, die einen späteren guten Schlaf verbürgt. „Nicht lustig, nicht traurig, man lacht,” wie es in der Anekdote heißt. So war es auch mit der Aufnahme dieses Stückes, dem eine flotte Aufführung zu statten kam.


„Sport & Salon” vom 21.Nov. 1903:

Die abgelaufene Theaterwoche stand im Zeichen der Liebe. „Liebessünden” im Raimund-Theater, „Liebesmanöver” im Kaiser-Jubiläums-Stadttheater, kurz, Liebe an allen Ecken und Enden. Während aber die sündige Liebe in der Wallgasse einen glänzenden Erfolg errang, konnten es die harmlosen Manöver der beiden Liebespaare, welche wir in dem militärischen Lustspiele von Kurt Kraatz und Freiherrn v. Schlicht im Musentempel der Währingerstraße zu sehen bekamen, nur zu einer mäßig freundlichen Aufnahme bringen. Anstatt eines einzigen, in Soldatenstücken unvermeidlichen polternden Stabsoffiziers sind in den „Liebesmanövern” sogar zwei vorhanden, die in den Herren Brüngger und Nowak ganz annehmbare Repräsentanten fanden. Und ebenso auch verdienen die Leistungen der Damen Körner als Leontine, Hoheneck als Tochter des Obersten, und Nicoletti, die in der Rolle eines jungen Kadetten ebenso flott aussah wie spielte, volle Anerkennung. Gut waren auch Herr Bencke als Oberleutnant v. Winterstein und Herr Gebhard als Dr. v. Osten. Einige heitere Situationen brachten das sehr zahlreich erschienene Publikum wiederholt zu herzlichem Lachen und — als logische Folge — zu kräftigem Applaudieren.


„Figaro” vom 21.Nov. 1903:

Jubiläums-Stadttheater. „Liebesmanöver” Lustspiel in 3 Akten von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht. Ein recht harmloses Stück. Anziehend höchstens für höhere Töchter und solche, die es werden wollen. Wir glauben, daß selbst der „enragierteste Preußenseuchler” nicht sonderlich davon befriedigt war.
Gut gezeichnet sind besten Falles zwei Figuren: ein Major a. D., der sich in der Pension überaus wohl fühlt, aber bei jeder Gelegenheit dem „Rocke des Königs” nachseufzt und nachweint, und ein Kadett, der den Ernst seines Berufes durch den unbesiegbaren Hang zu süßen Naschereien mildert, letzterer von Frl. Nicoletti, ersterer von Herrn Brüngger sehr gut gegeben.
Seinen Mann stellte auch Herr Benke. Fr. Körner machte sich durch die immer mehr ausartende, künstlich gesuchte Monotonie ihrer Sprache geradezu unliebsam bemerkbar.


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© Karlheinz Everts