Besetzungsliste: | |
von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
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Ernst Lippert |
„Leitmeritzer Zeitung” vom 13.2.1904:
Spielplan. Am Montag, den 15. Februar, neues brillantes Lustspiel, zum erstenmal: „Liebesmanöver”, Lustspiel in 3 Akten von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht.
„Leitmeritzer Zeitung” vom 20.Feber 1904:
Theater vom 15. Februar. Am Montag wurde das dreiaktige Lustspiel „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht aufgeführt. Die Direktion bot uns mit dieser Novität ein recht amüsantes Lustspiel, das allerorts mit durchschlagendem Erfolg aufgeführt wird. In der Mitte des Lustspiels steht ein Oberleutnant, der in der Großstadt die schöne „Leontine von Breitenbach” kennen lernt. Er wird plötzlich in eine kleinere Garnisonstadt versetzt, so daß es ihm im Drange der Geschäfte unmöglich wird, der Leontine von Breitenbach einen Abschiedsbesuch zu machen. Ernst von Winterstein, so heißt dieser Offizier, wird in der neuen Garnison Adjutant des Obersten von Velsen, in dessen Familie auch der Bruder des Oberleutnants, ein Kadett, seine Ferienzeit verlebt. Ernst von Winterstein nimmt sich seines verwaisten Bruders väterlich an. Zur Zeit der großen Uebungen rückt auch ein Reserveoffizier, Dr. Erich von Osten, ein, der die Familie seines Regimentskommandanten auf Sylt kennen gelernt und mit der Tochter des Hauses zarte Bande geknüpft hat. Dr. von Osten macht der Familie des Obersten die Aufwartung in „schwarz”, — der Schneider schickt ihm die Uniform ach — was ihm natürlich das erste Mißfallen einträgt. Durch Zufall kommt Osten gleich mit der Tochter seines Regimentskommandanten zusammen, die ihm gute Ratschläge zu erteilen weiß, wie das zwischen ihnen bestehende Herzensbündnis Geheimnis bleiben soll. Dr. von Osten soll nämlich auf Liebesmanöver ausgehen und dem Fräulein Leontine von Breitenbach den Hof machen. Diese ist mittlerweile mit ihrer Tante Zäzilie dem Oberleutnant nachgereist und in der ihr befreundeten Familie des Obersten eingefallen. Es ist nun natürlich, daß Leontine von Breitenbach dem Oberleutnant die begangene Taktlosigkeit vorhält. Trotzdem kommt es aber zwischen beiden zur Versöhnung. Leider weiß aber die Tante Zäzile ihrer Nichte zu erzählen, daß der Oberleutnant von Winterstein Verpflichtungen gegen eine andere Dame hätte. Sie selbst hätte ihn beobachten können, wie er ein kleines Kind in den Armen wiegte. Eine Verlobung und Heirat seien unter diesen Verhältnissen unmöglich. Diese Mitteilung wirkt niederschmetternd auf Leontine. Sie hätte nie geglaubt, daß Winterstein ihr gegenüber den Heuchler spielen kann. Leontine verlobt sich nun schnell mit Dr. von Osten. Winterstein, der anfänglich von dieser Verlobung weiß, verlangt von Leontine Aufklärungen über ihr Verhalten, bringt aber nichts zu seiner Rechtfertigung vor, da man an seiner Ehrenhaftigkeit gezweifelt hat. Osten, der nur ungern auf das Liebesmanöver mit Leontine gegangen ist, löst schließlich doch sein Verhältnis zu Leontine, um sich nun offen der Erwählten seines Herzens zuzuwenden. Leontine wird auf diese Weise vor den Augen des Oberleutnants bloßgestellt. Kurt von Winterstein, der Kadett, freut sich ob der Lösung des Verhältnisses zwischen Leontine und und seinem Bruder Ernst, da Leontine seine junge Kadettenliebe nicht erwidert hat. Leontine sei auch nach Kurts Meinung gar nicht würdig, einen so braven Offizier zu bekommen, denn ernst von Winterstein nehme sich nicht nur seines verwaisten Bruders an, er unterstütze soga noch die arme Witwe eines Kameraden. Nun ist Leontine orientiert. Sie erkennt, daß man ihren lieben Oberleutnant verleumdet hat. Alles will sie nun wieder gut machen. Dabei muß ihr aber der Major a. D. von Velsen, der Bruder des Kommandeurs, behilflich sein. Dieser führt eine aussöhnung herbei; Leotine hat wieder ihre Oberleutnant. Nun gilt's nur noch, Dr. Osten und Elli, die Tochter des Obersten, unter die Haube zu bringen. Dr. von Osten, obgleich ein hervorragender Gelehrter, hat als vorschriftswidriger Sommerleutnant seinem Schwiegervater in spe nicht geringe Verlegenheiten bereitet, als er bei der Parade vor dem inspizierenden General seinen Zug in die größte Unordnung brachte, so daß der gute Eindruck, den sonst die Parade hervorgerufen hätte, stark bezweifelt werden konnte. Oberst von Velsen trägt sich mit Pensionierungsgedanken und auch die ehrsüchtige Kommandeuse will gern das Los ihres Gatten teilen. Die Exzellenz macht aber wider Erwarten des Obersten bei diesem einen Abschiedsbesuch, lobt den famosen Verlauf der Parade und die Sicherheit, mit der der Oberst die Ordnung bei der Parade herzustellen wußte, nachdem sie durch die schlechte Führung des Rerserveoffiziers Dr. Osten gestört worden war. Statt des vermeintlichen „blauen Bogens” erhält Oberst von Velsen ein Brigade-Kommando. Frohe Stimmung kehrt im Hause des Obersten ein. Nun erscheint auch Dr. von Osten vor seinem Regimentskommandanten, um um die Hand seiner Tochter anzuhalten. Oberst von Velsen gibt gern seine Einwilligung, hat ihm doch der ungeschickte Sommerleutnant unbewußt zur Brigade verholfen. Alles löst sich in Wohlgefallen auf. Das Lustspiel ist reich an Einzelheiten, die das Publikum köstlich zu unterhalten verstehen. Die einzelnen Rollen waren vortrefflich besetzt, das Zusammenspiel tadellos. Herr Czimeg gab mit bekannter Eleganz den Oberleutnant, Frl. Grete Wernicke war als Leontine von Breitenbach seine ebenbürtige Partnerin. Frl. Mizi Leonardi wußte die Rolle der Elli mit jener Leidenschaft zu geben, wie sie sich bei Backfischen äußert. Herr Mayerhofer war wohl zu sehr bemüht, die Rolle eines Sommerleutnants recht gut zu spielen. Den Oberst wußte Herr Lippert vortrefflich zu charakterisieren und Frau Watzke verstand es ausgezeichnet, die ehrsüchtige Kommandeuse zu zeichnen. Auch Frl. Mizi Watzke gefiel in der Rolle des Kadetten. Die komische alte Tante „Käkilie” (Fräulein Franke) konnte wohl keine bessere Interpretin finden. Den Major a. D. gab mit viel Geschick Herr Bastars. Die Exzellenz fand in Herrn Hilde einen würdigen Darsteller. Auch des Burschen bei Oberst Velsen, Herrrn Holtzer, muß erwähnt werden, da er seine Sache recht gut gemacht hat.
„Leitmeritzer Zeitung” vom 24.2.1904:
Spielplan. Am Donnerstag, den 25. Februar Gastspiel des Elite-Ballettensembles „Exzelsior” (8 Damen, Solotänzerin: Marianne Kunschmann, Leitung: Impreario Kleye). Programm: 1. „Die vier Jahreszeiten” große Ballettkomposition von der Solotänzerin Marianne Kunschmann. 2. „Liebesmanöver”, Lustspiel in 3 Akten von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht. 3.Czardas, ungarischer Nationaltanz. 4. Grand Quadrille amusante.
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© Karlheinz Everts