Anzeigen des „Residenz-Theaters” im „Kölner Tageblatt”
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„Kölner Tageblatt” v. 22. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 23. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 24. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 25. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 26. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 28. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 29. Sept. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 30. Sept. 1903

„Das Liebesmanöver”

Lustspiel in 3 Akten

von

Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht

 

 

Uraufführung am 24.September 1903 im Residenz-Theater zu Köln,
„bei persönlicher Anwesenheit der Autoren”

weitere Aufführungen am 25., 26., 27. nachm. u. abends, 28., 29., 30 September, 1., 2., 4. nachm., 6., 7., 8., 9., 13., 17., 18.nachm., 19., 20., 21., 22., 23. und 24. Oktober, 3. November, 8., 16. Dezember 1903 im Residenz-Theater zu Köln


Weitere Anzeigen des „Residenz-Theaters” im „Kölner Tageblatt”
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„Kölner Tageblatt” v. 1. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 4. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 5. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 6. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 7. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 8. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 12. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 16. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 17. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 19. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 20. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 21. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 22. Okt. 1903
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„Kölner Tageblatt” v. 23. Okt. 1903
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„Kölnische Zeitung” vom 2.Nov. 1903
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„Kölnische Zeitung” vom 14.Dez. 1903

Personen.

Besetzung der Uraufführung am Residenz-Theater in Cöln am 24. September 1903.
Inszeniert vom Regisseur Norbert Innfelder.

von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regiments Herr Heinrich Grentzer
Katharina, seine Frau Frau Emma Fredi-Franken
Elli, seine Tochter Frl. Nancy Rothé
Major a.D. von Velsen Herr Julius Eyben
Leontine von Breitenbach Frl. Melanie Olden
Cäcilie, ihre Tante Fr. Fernande Dinghaus
Ernst von Winterstein, Oberleutnant Herr Max Bira
Curt von Winterstein, Kadett, sein Bruder,
16 Jahre alt (von einer Dame zu spielen)
Frl. Johanna Zöllner
Exzellenz von Koßwitz Herr Richard Bendey
Dr. Erich von Osten Herr Richard Jürgas
Schröder, Bursche bei Oberst von Velsen Herr Barthel
Kapellmeister Herr Emmerich Exner
Ordonnanz Herr Jakob Schorn
Erster, zweiter, dritter Soldat Herren Franz Schmitz, Ferdinand Vogl, Ulmer
Gäste.  Soldaten.
Spielt im Hause des Oberst von Velsen in einer kleinen Garnisonstadt.
 

Anmerkung für die Herren Spielleiter:

Der 2. und 3. Akt spielen in einer Dekoration.

Nur Oberst von Velsen tritt im Waffenrock und Feldbinde auf, alle übrigen Offiziere kommen im Interimsrock und langen Hosen, da angenommen wird, daß die Herren, bevor sie zum Oberst gehen, sich zuhause umgezogen haben. Schröder geht im 1.Akt in großer Livré, im 2. und 3.Akt in Burschen-Uniform.

   Norbert Innfelder
Regisseur der Uraufführung in Cöln, Residenz-Theater
24. September 1903
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„Rheinische Zeitung”, Köln, Nr.219, v. 23.9.1903
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„Rheinische Zeitung”, Köln, Nr.222, v. 26.9.1903

In der Ausgabe von Freitag, dem 25. September 1903, des „Kölner Tageblatts” kann man folgenden Artikel lesen:

Kölner Residenz-Theater. Gestern gab es im Theater an der Bismarckstraße eine wirkliche Novität, ein Stück, das hier seine Uraufführung erlebte. Es war eine Art Festvorstellung, das Haus ausverkauft, die beiden Autoren in einer Seitenloge und der Theaterdirektor zur Feier des Tages im ordengeschmückten Frack.

Das Stück selbst, das dreiaktige Lustspiel „Liebes-Manöver” von Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht, übertraf in seiner Wirkung wohl die höchstgespannten Erwartungen der Direktion, wie der Autoren, und schon nach dem ersten Akte erging sich das Publikum in Beifallskundgebungen und Hervorrufen, daß es dem Theaterkenner schier angst und bange werden konnte um die zwei anderen Aufzüge. Aber auch nach dem zweiten Akte mußten die Autoren auf der Bühne erscheinen und unendlichen Applaus sowie einen Lorbeerkranz in Empfang nehmen, und als der Vorhang zum letzten Male niederging, da erneuerten sich die Ovationen in gleichm Maße. Kurz, der Abend brachte der Novität einen ganz außerordentlichen Erfolg, der den „Liebes-Manövern” eine siegreiche Wanderung über alle deutschen Bühnen verbürgt.

Militärstücke sind ja in Deutschland sehr populär, und wenn sie von liebenswürdigem, zündendem Humor erfüllt sind, wie die gestrige Novität, so dürfen sie des allgemeinsten Interesses sicher sein. Und dabei ist das Stück so gut gemacht, so bühnengerecht, daß die Aufmerksamkeit nie erlahmt und die Heiterkeit nirgendwo abreißt. Es sind alles bekannte Typen, die uns Kraatz und von Schlicht vorführen, keine komplizierten Originale, sondern nach dem Leben photographierte Figuren, die jeder kennt, die allen vertraut sind, entweder aus eigener Anschauung während der militärischen Dienstzeit oder von der Bühne und aus Militär-Humoresken, von denen Freiherr von Schlicht ja eine Anzahl der besten geschrieben hat.

Die ganze Rangliste ist in dem Lustspiel vertreten, vom kommandierenden General herab bis zum blutjungen Kadetten; der unbeholfene Reserveleutnant fehlt natürlich auch nicht, weiterhin vervollständigen Kapellmeister, Ordonnanzen, Offiziersburschen und Soldaten das stehende Heer.

Aus der reichen, aber sehr geschickt und wirksam verwandten Detailschilderung militärischer Vorgänge und Zustände sticht die Handlung nicht allzu sehr hervor. Das Stück spielt beim Oberst von Velsen in einer kleinen Garnisonstadt; während die ehrgeizige Kommandeuse den 50. Geburtstag ihres Gatten mit großen Festivitäten, lebenden Bildern usw. feiert, erstickt dieser fast im Gamaschendienst, und zum Überfluß wird plötzlich eine Besichtigung des Regiments durch den kommandierenden General angesagt. Der tüchtige Oberst führt sein Regiment in mustergültiger Verfassung vor, aber ein zerstreuter Reserveleutnant bringt den Aufmarsch in die tollste Verwirrung, und der Oberst, der mit seiner Energie die Sache noch glimpflich zu ordnen wußte, erwartet nach der Besichtigung nichts anderes, als seine Pensionierung; die ganze Familie ist schon in der wehmütigsten Abschiedsstimmung, als Exzellenz kommt und dem Oberst seine Beförderung ankündigt.

Auf diesem, mit breitester Pinselführung gemalten Untergrunde spielt sich die eigentliche Handlung ab. Eine junge, weltgewandte Großstädterin stellt ihrer Freundin, des Obersten verliebtem Töchterlein gegenüber die Theorie auf, daß die Frauen, wenn sie sehen, daß die Männer ihr Spiel mit ihnen treiben, ihnen mit einer ähnlichen Komödie entgegentreten müssen; auf militärischem Boden nennt man das natürlich ein „Liebesmanöver”. Und Leontine von Breitenbach ist just auf solchem Kriegspfade. Der Oberleutnant von Winterstein, der ihr in Berlin stark den Hof machte, der sie sogar in einer stimmungsvollen Minute küßte, aber mit dieser allzuschneidigen Attacke ihre hellen Zorn erregte, ist als Adjutant des Oberst von Velsen nach dem Provinzneste versetzt worden und abgereist, ohne sich von der hartherzigen Schönen zu verabschieden.

Doch Leontine liebt den eleganten, tüchtigen Offizier, und sie besucht die ihr befreundete Familie des Obersten, um sich ihren Leutnant wiederzugewinnen. Geheuchelte Gleichgültigkeit von ihrer Seite, verbunden mit einer Dosis Koketterie setzten den guten Winterstein alsbald in helle Flammen, und schon ist sie seiner Liebe gewiß, schon ist sie bereit, zu kapitulieren, da wird das Spiel ernst.

Eine klatschsüchtige Tante erzählt ihr, daß von Winterstein durch ein illegales Verhältnis gefesselt sei, und in ihrer grenzenlosen Enttäuschung stößt sie den treuen Mann von sich, der zu stolz ist, sich gegen unwürdigen Verdacht zu verteidigen, und Vertrauen von der Geliebten fordert. Er geht von dannen, aber nun zeigt sich, wozu ein vorlauter Kadett gut ist: er deckt Leontinen das Geheimnis seines Bruders auf, ein Geheimnis, das zu romantisch für einen Leutnant ist, um glaubhaft zu sein, das ihn aber völlig entlastet. Natürlich gibt Leontine klein bei, und der gekränkte Leutnant ist auch kein Unmensch.

Die anderen Liebesleutchen, des Obersten Töchterlein Elli und der unmilitärische Reserveleutnant Dr. Erich von Osten, manövrieren nicht gegen einander, sondern gegen ihre Umgebung, um ihr Verhältnis nicht vorzeitig zu verraten, und das machen sie so ungeschickt, daß Erich sehr unfreiwillig zu einer Verlobung mit Leontinen kommt, als diese mit ihrem Leutnant zerfallen ist. Es wird indes alles wieder eingerenkt und schließlich stellen sich die Paare in richtiger Ordnung als Verlobte vor.

Die Liebesmanöver an sich führen nicht zu dramatischer Spannung; aber sie sind so gut dirigiert und so erheiternd, daß man ihnen mit Vergnügen folgt. Die Achillesferse des Stückes ist das Geheimnis des Leutnants. Derselbe besucht in Berlin häufig eine junge Frau; eine Klatschbase beobachtet das vom gegenüberliegenden Fenster aus und sieht, wie das Kind der Dame den Leutnant zärtlich umarmt; auch erfährt man, daß der unvermögende Leutnant namhafte Summen an die Dame schickt. Aber der brave Offizier unterstützt nur die Witwe eines Kameraden, das ist die Lösung des Rätsels. Die Hauptsache ist, daß Leontine davon befriedigt ist; das Publikum lächelt etwas skeptisch bei der Mär von dem Edelmut des Leutnants.

Die Aufführung förderte alles Gute, was in dem Stücke steckt, vollständig zu Tage; es war Stimmung und Laune in ihr, die Darsteller fühkten sich siegessicher und wurden von dem gleich anfangs einsetzenden Erfolge mit fortgerissen. Die charakteristischste Figur des Abends schuf Julius Eyben in dem cholerischen Major a.D., der ewig über den Soldatendienst schimpft und doch mit aller Sehnsucht seines verbitterten Herzens daran hängt. Melanie Olden, der wir zuerst auf der Residenztheaterbühne begegnen, spielte die Leontine; mit ihrer hübschen Erscheinung und dem distinguierten Spiel machte sie entschieden Glück beim Publikum, das der sympathischen Künstlerin und ihrer temperamentvollen Leistung lebhaften Beifall zollte. Max Bira gab den Ernst von Winterstein als angenehmen Cavalier, schneidigen Soldaten und feurigen Liebhaber. Richard Jürgas war ganz vorzüglich in der Rolle des Reserveleutnants, die er unbeholfen genug gab, ohne jedoch den Gelehrten, der in dem bunten Rock steckte, der Lächerlichkeit zu überliefern; Nancy Rothe erfreute als Elli durch jugendliche Anmut. Heinrich Grentzer als Oberst, Emma Fredi-Franken als Katharina, Fernanda Dinghaus als Tante Cäcilie und Richard Vendey als Exzellenz von Koßwitz spielten durchaus lobenswert; die belustigende, höchst dankbare Figur des Kadetten Curt von Winterstein fand in Johanna Zöllner eine verständnisvolle Darstellerin.


„Hamburger Fremdenblatt” vom 26. September 1903:

Die Uraufführung des Lustspiels „Liebesmanöver” im Residenztheater in Köln, hatte gestern, wie der „B.B.C.” meldet, stürmischen, durchschlagenden Erfolg. Die Autoren Curt Kraatz und Frhr. v. Schlicht wurden nach jedem Akt acht bis zehn Mal gerufen. —

„Hamburger Fremdenblatt” vom 27. September 1903:

Neues vom Theater. Im Residenztheater zu Köln wurde vorgestern, wie bereits kurz berichtet, das Lustspiel „Liebesmanöver” von Curt Kraatz und Frhrn. v. Schlicht unter stürmischem Beifall aufgeführt. Es ist, wie die „Köln. Ztg.” schreibt, ein sehr geschickt aufgebauter Schwank aus dem Offiziersleben, der das Publikum unausgesetzt anregt. Neben manchen billigen Scherzen fehlt es auch nicht an sehr guten, schlagenden Einfällen. Der Hintergrund des Offizierslebens ist sehr gut gezeichnet, und in den Scherz spielt auch der Ernst hinein, ohne daß jedoch dadurch der humoristische Hauptcharakter des Stückes zerrissen würde. Das Töchterchen eines Obersten ist in einen Gelehrten verliebt, der sich als Reserve-Offizier höchst ungeschickt benimmt und bei einer Besichtigung die größte Verwirrung anrichtet, die aber gerade dem Obersten dazu verhilft, sich vor dem inspizierenden General auszuzeichnen. Die Liebe eines Oberleutnants und eines zu Besuch im Hause des Obersten weilenden Mädchens nimmt auf kurze Weile infolge einer Klatscherei eine fast hochdramatische Wendung, die sich aber bald zu heiterer Lösung entwickelt. Die Nebenfiguren eines Majors a.D. und namentlich eines Kadetten tragen wesentlich dazu bei, die Heiterkeit nicht erlöschen zu lassen. Die beiden Verfasser wurden nach jedem Akt mehrfach gerufen. —


In der Frankfurter Zeitung kann man am 26. September 1903 lesen:

Kölner Theater.

Man schreibt uns aus Köln vom 25. Sept.:

Im hiesigen Residenztheater erlebten wir gestern die erste Aufführung des dreiaktigen Lustspiels „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz (Wiesbaden) und Frhn. v.Schlicht. Einem von Berlin versetzten Oberleutnant v.Winterstein ist Leontine v.Breitenbach unter dem Vorwand, zum Geburtstag des Oberst v.Velsen zu kommen, in die Provinz nachgereist. Die beiden durch ein Mißverständnis Entzweiten finden sich nach einigen Fährlichkeiten wieder. Die Tochter Elli des Regimentskommandeurs ist seit einer Sylder Badereise in einen Archäologen Dr. Erich v.Osten, einen „babylonischen Mumienbuddler”, verschossen. Elli soll aber einen alten reichen Grafen heiraten statt Osten, der, obgleich er Reserveleutnant ist, sich unglaublich ungeschickt benimmt und deshalb wenig Aussichten hat, zu seinem Ziel zu kommen. Leontine beredet nun Elli, sich von Winterstein den Hof machen zu lassen, während sie zum Schein, um den Geliebten zu ärgern, mit Osten kokettiert. Das sind Liebesmanöver. Bei der unerwarteten Besichtigung des Regiments durch den General bringt der Reserveleutnant Osten zwei Kompanien durcheinander, aber statt daß dies dem Oberst den blauen Brief bringt, erntet er Anerkennung von der Exzellenz für die Geschicklichkeit, mit der er die Sache wieder ins Geleise bringt. Natürlich kriegen sich die beiden Paare. Diese „Handlung”, in welcher noch ein polternder, gutmütiger Major a.D., der stets alles, was aus dem Leim gerät, wieder zusammenbringt, ein naseweiser Kadett, die ehrgeizige Kommandeuse und eine alte, intrigante Tante hineinspielen, ist mit einer Anzahl guter und schlechter Witze verbrämt. Der Erfolg des Stückes wird stets auf der Darstellung beruhen, die hier vortrefflich war. Besonders verdient machten sich die Damen Fredi-Franken, Rothé, M. Olden, F. Dinghaus und Zöllner, die den Kadett recht drollig ausstaffierte, sowie die Herren Eyben, Birn und Jürgas. Der Lacherfolg war sehr groß und die anwesenden Verfasser wurden nach jedem Akt gerufen.


In der Rheinischen Zeitung, Köln, Nr. 219, vom 23.September 1903 wird angekündigt:

Im Residenztheater steht für Donnerstag den Besuchern ein sehr interessanter Abend bevor. Es gelangt nämlich das dreiaktige Lustspiel „Liebes-Manöver” von C.Kraatz und Freiherrn von Schlicht zur ersten Aufführung in Deutschland. Die beiden Autoren, die bereits in Köln eingetroffen sind, um die letzten Proben persönlich zu leiten, werden auch der Aufführung ihres Stückes am Donnerstag beiwohnen.


Im Feuilleton der Kölnischen Volkszeitung, Nr. 807, vom 25. September 1903, steht folgende Besprechung:

Bei persönlicher Anwesenheit der Autoren gelangte am Donnerstag im Residenztheater Liebesmanöver, Lustspiel in drei Akten von Kurt Kraatz und Frhrn. v. Schlicht zur Uraufführung. Beide Herren sind hier wohlbekannt, Kraatz durch seinen Hochtourist und v. Schlicht (Graf Baudissin) durch sein Militärstück Im bunten Rock. Sie haben mit dieser Compagniearbeit, einem Offizierstück, einen glücklichen Griff gethan und einen großen Erfolg davongetragen. Es handelt sich darin um zwei Liebespaare: das erste, das wir, wie es beim Manöver jetzt üblich ist, „Rot” benennen wollen, besteht aus Elli, der Tochter des Obersten v. Velsen (Nancy Rothé) und Dr. phil. Erich v. Osten (Rich. Jürgas), zur Zeit Reserveleutnant; das zweite, „Blau”, bilden Leontine v. Breitenbach (Melanie Olden) und der Oberleutnant v. Winterstein (Max Bira). Als Ort der Handlung soll man sich eine kleine Garnisonstadt denken. Der Oberst v. Velsen (Heinrich Grentzer) befehligt dort ein Infanterieregiment; er steht knapp vor dem General. Während er voll von Sorgen ist, denn er erwartet den Brigadegeneral Excellenz v. Koßwitz zur Besichtigung (Richard Bendey), sind seine Gattin (Emma Fredi-Franken) und sein Bruder, der Major a. D. v. Velsen (Jul. Eyben), mit den Vorbereitungen zur Feier seines (des Obersten) 50. Geburtstages beschäftigt. Die Kommandeuse will ihren Mann mit lebenden Bildern überraschen, indessen der Major mit dem Brauen einer Bowle beschäftigt ist. Zu diesem Feste ist das Frl. Leontine v. Breitenbach mit ihrer Tante Cäcilie (Fernanda Dinghaus) aus Berlin eingetroffen. Diese Tante, die der Major, um sie zu ärgern, stets Käkilie nennt, ist der Feind von „Blau”, denn sie verdächtigt ihrer Nichte den Oberleutnant. Als Gegner von „Rot” tritt die Kommandeuse auf, welcher der junge, stets zerstreute Gelehrte, Dr. v. Osten, nicht paßt. Dem Obersten wird er zum Verhängnis, da er bei der Vorstellung seinen Zug derart konfus kommandiert, daß das ganze Regiment in Unordnung gerät. Da die Kopflosigkeiten der Untergebenen stets den oberen Befehlshabern zur Last gelegt werden, so erwartet der Oberst mit Sicherheit den blauen Brief. Anstatt Freude herrscht nun Leid am Geburtstage. Zum größten Erstaunen aber erscheint der General, um dem Obersten zu seiner demnächstigen Beförderung zu gratulieren. Tableau! Excellenz sagt, er sei überrascht gewesen von der Schlagfertigkeit und Kaltblütigkeit, mit welcher der Oberst die heillose Verwirrung, die der Reserveleutnant angerichtet, korrigiert und das Regiment wieder in Ordnung gebracht habe. Nach einigem Hin- und hermanövrieren gelangen dann Rot und Blau zu ihrem Ziele. Als Grazioso schlängelt sich Kadett Ernst v. Winterstein [recte: Curt v. W. - d.Hrsgb.] (Johanna Zöllner) durch die Handlung, der durch sein selbstbewußtes Auftreten und galantes Benehmen gegen die Damen zur Erheiterung nicht wenig beiträgt. Unter der Regie von Norbert Innfelder wurde das geschickt gezimmerte und sorgfältig gearbeitete Lustspiel glänzend gespielt und erregte so viel Gefallen, daß die beiden Verfasser schon nach dem ersten Akt auf der Bühne erscheinen und den Dank des angeregten Publikums entgegen nehmen konnten. Das wiederholte sich auch nach den folgenden Aktschlüssen.
Die Kritik kann sich über die Liebesmanöver nur günstig äußern. Das Lustspiel ist amüsant, sittlich einwandfrei und erhält einen nicht geringen Reiz dadurch, daß sich in den heiteren Scherz zuweilen auch der bittere Schmerz mischt, wie es die Karriere im bunten Rock so mit sich bringt.
Hermann Kipper.


In der Rheinischen Zeitung, Köln, Nr. 222, vom 26.September 1903, steht zu lesen:

Im Residenztheater ging am Donnerstag zum ersten Male in Deutschland ein Lustspiel von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht, betitelt: „Liebesmanöver” in Szene. Kurt Kraatz ist mit Max Neal der Verfasser eines im vorigen Jahre ebenfalls im Residenztheater mit viel Erfolg gegebenen und jetzt seit langem auf dem Spielplan des Berliner Thaliatheaters stehenden Schwankes: „Der Hochtourist”. Die Spezialität des Freiherrn von Schlicht, der in Wirklichkeit Graf Baudissin heißt, sind Humoresken aus dem Soldatenleben, deren Humor allerdings recht harmloser Natur ist. Als Dramatiker versucht Freiherr von Schlicht das Werk Gustav von Mosers und seiner Mitarbeiter fortzusetzen und den schneidigen Leutnant, den biederen Oberst, den kecken Kadetten und die sonstigen von allen mögliche Tugenden triefenden Inhaber von Uniformen auf die Bühne zu bringen. Sein erstes Werk dieser Art: „Im bunten Rock”, ist voriges Jahr zum Entzücken aller für das zweierlei Tuch, für Hurra und Gewehrsalven schwärmenden Seelen viele Male im hiesigen Residenztheater gegeben worden; literarische Spuren hat das geräuschvolle Stück nicht hinterlassen. Beides wird auch von dem jetzigen Stück zutreffen. Weder in der Idee noch der Mache des Stückes vermögen wir eine Spur von Geist und Neuheit zu entdecken, die Personen sind Schablone, die Witze alten Kalibers. Es gehört eine Bescheidenheit höchsten Grades dazu, an dem aus den „Fliegenden Blättern” geschnittenen Kadetten, an dem sich gleicher Herkunft rühmenden Gelehrten und Reserveoffizier, an dem Obersttöchterchen mit dem Backfischgetue Gefallen zu finden. Aber die Bescheidenheit war vorhanden und deshalb fand das Stück Gefallen. Man lachte auch bei den albernsten Sachen; man lachte, wenn der Onkel Major die alte Tante Käkilie nannte; man lachte, wenn der verlegene Gelehrte eine Sofaquaste abdrehte; man lachte, wenn der zum Ohrfeigen vorlaute Kadett französische Brocken kauderwälschte, man lachte, als einer hinc illae lacrimae übersetzte mit: Da haste den Tee. Bei solcher Anspruchslosigkeit seines Publikums darf Direktor Hasemann darauf rechnen, das neue Stück lange auf dem Spielplan zu behalten. Gespielt wurde, wie immer im Residenztheater, sehr gut; namentlich bewährte sich Herr Eyben in der einiges Leben verratenden Rolle des guten Onkels. Die Autoren zeigten sich nach jedem Akte auf der Bühne; die Schleife eines ihnen gereichten Kranzes erglänzte in den patriotischen Farben schwarz-weiß-rot.


In der Rheinischen Zeitung, Köln, Nr. 232, vom 8.Oktober 1903 findet man die Notiz:

Der ganz außerordentliche Beifall, dessen sich im Residenztheater die Novität „Liebes-Manöver” fortgesetzt zu erfreuen hat, bestimmt die Direktion zu einer kleinen Repertoireänderung, indem dieses Lustspiel auch für Donnerstag, den 8., und Freitag, den 9.Oktober angesetzt wurde. Samstag, den 10.Oktober, geht sodann das in der vorigen Saison so beifällig aufgenommene Lustspiel „Der Hochtourist” vollkommen neu einstudiert zum ersten Male in Szene . . .


Im „Kleinen Journal&rdquo, Berlin, liest man am 25.Sept.1903:

„Liebesmanöver”, ein Lustspiel in drei Akten von Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht, hatte bei seiner Uraufführung im Residenz-Theater zu Köln einen durchschlagenden Erfolg. Autoren und Darsteller wurden nach jedem Akt sechs bis acht Mal gerufe.


„Bühne und Welt” 6. Jahrgg. 1903/04 S. 87:

Köln. Am 26. September erlebte das dreiaktige Lustspiel „Liebes-Manöver” von Kurt Kraatz und Frhr. von Schlicht im hiesigen Residenztheater seine Ur-Aufführung. Es handelt sich in der Hauptsache in dem neuen, mit großem Beifall aufgenommenen Schwank — natürlich ein Militärstück! — um zwei Liebespaare, von denen das eine — selbstredend recht ungeschickt — gegen seine Umgebung, das andere gegen einander „manöveriert”. Des Oberst von Velsen Töchterlein liebt einen Gelehrten, der sich „im bunten Rock” als Reserveleutnant bei der Inspektion des Regiments sehr unbeholfen benimmt, eine heillose Verwirrung anrichtet, die aber geradezu dazu dient, dem Oberst zur Beförderung zu verhelfen. Auf diesem mit Geschick scherzhaft behandelten militärischen Hintergrund — es marschiert die ganze Reihe der bekannten Typen auf, der polternde Major und vorlaute Kadett sind nicht vergessen — spielt als eigentliche Haupthandlung die Liebe einer zu Besuch beim Oberst weilenden Dame zu einem braven Oberleutnant. Die beiden, d.h. vornehmlich Leontine, manövriert gegen den geliebten Mann, bis plötzlich die Sache durch eine böse Klatschgeschichte höchst ernst zu werden droht. Natürlich löst sich alles am Schlusse mit Hilfe eines aufgedeckten Geheimnisses in Wohlgefallen auf. Das etwas romanhafte Geheimnis des wackeren Offiziers besteht darin, daß er — ein moderner Tellheim — als unvermögender (!) Offizier die Witwe eines Kameraden unterstützt und natürlich verdächtigt wird usw. —


„Könische Zeitung” vom 25.Sept. 1903:

Theater und Musik. Köln. Im Residenztheater wurde gestern das Lustspiel Liebesmanöver von Curt Kraatz und Frhrn. v. Schlicht unter stürmischem Beifall aufgeführt. Es ist ein sehr geschickt aufgebauter Schwank aus dem Offiziersleben, der das Publikum unausgesetzt anregt. Neben manchen billigen Scherzen fehlt es auch nicht an sehr guten, schlagenden Einfällen. Der Hintergrund des Offizierslebens ist sehr gut gezeichnet, und in den Scherz spielt auch der Ernst hinein, ohne daß jedoch dadurch der humoristische Hauptcharakter des Stückes zerrissen würde. Das Töchterchen eines Obersten ist in einen Gelehrten verliebt, der sich als Reserve-Offizier höchst ungeschickt benimmt und bei einer Besichtigung die größte Verwirrung anrichtet, die aber gerade dem Obersten dazu verhilft, sich vor dem inspizierenden General auszuzeichnen. Die Liebe eines Oberleutnants und eines zu Besuch im Hause des Obersten weilenden Mädchens nimmt auf kurze Weile infolge einer Klatscherei eine fast hochdramatische Wendung, die sich aber bald zu heiterer Lösung entwickelt. Die Nebenfiguren eines Majors a.D. und namentlich eines Kadetten tragen wesentlich dazu bei, die Heiterkeit nicht erlöschen zu lassen. Das Stück war von Herr Innfelder eingerichtet und wurde mit dem im Residenztheater üblichen frischen, manchmal etwas kräftig gezeichneten Humor gespielt. Von neuen Mitwirkenden zeichnete sich namentlich Frl. Döllner als höchst ergötzlicher, schneidiger und vorwitziger Kadett aus. Frl. Olden erwies sich als eine gute Salondame, die die dramatischen Momente ihrer Rolle mit starker Empfindung und doch eleganter Haltung herausbrachte. Auffällig an ihr ist eine auf die östlichen Provinzen hinweisende scharfe Aussprache. Frl. Rothe gab das Oberstentöchterchen recht nett. Als Dr. v. Osten hatte Herr Jürgas reichliche Gelegenheit, die Heiterkeit des Publikums in Bewegung zu halten, Herr Eyben gab als Major wieder eine kräftig lebensvolle Charakterfigur. Die Damen Dinghaus und Fredi-Franken sowie die Herren Bira, Bendey und Grenzer taten ebenfalls ihr Besters. Die beiden Verfasser wurden nach jedem Akte mehrfach gerufen.


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© Karlheinz Everts