„Das Liebesmanöver”

Lustspiel in drei Akten

von

Curt Kraatz und Freiherr von Schlicht

Aufführung im Stadt-Theater zu Innsbruck

am 3., 8.Okt. 1904


Besetzungsliste:

von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
Katharina, seine Frau
Elli, seine Tochter
von Velsen, Major a.D.
Leontine von Breitenbach
Cäcilie, ihre Tante
Ernst von Winterstein, Oberleutnant
Curt von Winterstein, Kadett
Exzellenz von Koßwitz
Dr. Erich von Osten
Schröder, Bursche bei Oberst von Velsen
Kapellmeister
Ordonnanz
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Dritter Soldat
Spielleitung:

Leo Le Brêt
Milla v.Hellbronn
Gisela Ott
Anton Freytag
Frieda Rauscher
Ernestine Burg
Otto Frieberg
Franzis Ilmar
Franz Moser
Emil Reißner
Franz Kaufmann
Emil Rospini
Franz Schneider
Paul Lenoir
Franz Lastofka

Anton Freytag


„Innsbrucker Nachrichten” Nr. 224 vom 1.Okt. 1904:

(Innsbrucker Stadttheater.) Aus der Theaterkanzlei wird uns mitgeteilt: Montag 3.Okt. geht das Lustspiel „Liebesmanöver” von Kurt Kraatz und Freiherrn von Schlicht als 3. Vorst. im Abonn., Serie grün, in Szene. Das Stück hat an deutschen Bühnen den größten Lacherfolg zu verzeichnen. In den Hauptrollen sind die Damen Burg, Hellbronn, Ilmar, Ott, Rauscher und die Herren Le Brêt, Freytag, Frieberg, Kaufmann, Moser und Reißner beschäftigt.

„Innsbrucker Nachrichten” Nr. 225 vom 3.Okt. 1904:

(Innsbrucker Stadttheater.) Aus der Theaterkanzlei wird uns mitgeteilt: Heute gelangt als dritte Vorstellung im grünen Abonnement das Kurt Kraatz und Frhr. v. Schlichtsche Lustspiel: „Liebesmanöver” zum ersten Male zur Darstellung. In den Hauptrollen sind die Damen Burg, Hellbronn, Ilmar, Ott, Rauscher und die Herren Le Brêt, Freytag, Frieberg, Kaufmann, Moser und Reißner beschäftigt.

„Innsbrucker Nachrichten” Nr. 226 vom 4.Okt. 1904:

(„Liebesmanöver”) So gewagt manche militärische Situation erscheint, welche uns in dem Lustspiele „Im bunten Rock” geboten wird, so papieren auch die Typen erscheinen, welche diese erste Bühnenarbeit des uns besonders aus dem „Simplizissimus” bekannten Militärhumoristen Frhr. v. Schlicht in wunderlichen Kapriolen über die Bretter jagt, man hatte dort, so ferne wir uns recht erinnern (man lobt wohl immer gern das Vergangene) doch wenigstens schon im ersten Akte einige Veranlassung, zu lachen. Das ist im zweiten Lustspiele des Frhrn. v. Schlicht, der jedesmal einen Kompagnon braucht, welch letzterer diesmal Kraatz heißt, leider nicht der Fall. Auch im zweiten Akte herrscht hier schreckliche Öde, „belebt” durch Einfälle und Situationen von solcher Plattheit, daß man mit Schaudern auf das Erzählen von Beispielen verzichtet. Wie ein gründlicher, einschläfernder Landregen, so plätschert zumeist der Dialog fort, reich gespickt mit Wiederholungen, die gar so anregend sind. Erlösend wirkt endlich eine Katastrophe erster Ordnung, mit der der zweite Akt schließt: Alles ist im Kostüm, um zur Feier des Geburtstages des Obersten lebende Bilder zu stellen, vor dem Hause bringt die Regimentskapelle ein Ständchen. Leontine von Breitenbach verlobt sich zum Schein, um Oberleutnant v. Winterstein zu strafen, mit dem guten Gelehrten und schlechten Reserveoffizier Dr. v. Osten, der seinerseits im Stillen mit des Obersten Tochter Elly verlobt ist. In diesen bereits genügend großen Wirrwarr hinein ertönt plötzlich das Alarmsignal: Der inspizierende General ist gekommen! Großes Durcheinanderrennen. Reserveleutnant von Osten fällt über das Sofa, und der kleine Kadett Kurt mit einem großen Blumenstrauß Leontine zu Füßen. So herbeigezerrt dies alles ist, es wirkt doch erfrischend, und man kann mit gutem Humor den lebhafteren letzten Akt über sich ergehen lassen.

Trotz aller Mühe, die sich die Darsteller gaben, war diese Aufführung ein verlorener Abend, womit bekanntlich nicht gesagt ist, daß sich eine Sonntagswiederholung nicht rentieren würde. Aber es muß nicht gerade eine solche erfolgen. Die elegante, viel umschwärmte Leontine, welcher, wie im Lustspiele von altersher beliebt, Greis und Knabe gleichermaßen zu Füßen liegen, gab Frl. Rauscher recht gut, auch Frl. Ott als Elli bot eine liebenswürdige Leistung. An die Aussprache des Frl. v. Hellbronn müssen wir uns erst gewöhnen, im übrigen stellte sich diese Darstellerin ziemlich ebenbürtig neben die gelungene „Tante Käkilie” des Frl. Burg. Den Kadetten, eine verunglückte Figur von allem Anfang an, übertrieben und erlogen bis in den Grund, versuchte Frl. Ilmar mit vieler freundlicher Lebendigkeit zu retten. Würdig und lebenswahr, soweit dies Frhr. v. Schlicht möglich macht, gab Herr Le Brêt den Oberst, humorvoll Herr Freytag den pensionierten Major, mit Wärme und guter Haltung Herr Frieberg den Oberleutnant v. Winterstein. Herr Reißner verlieh dem Dr. v. Osten, den er im übrigen mit vielem Witz verkörperte, etwas zu wenig Innerlichkeit, ohne die selbstverständlich kein Mensch begreift, wie sich Elly in diesen militärischen Hans Huckebein verlieben kann.
–b–.


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© Karlheinz Everts